Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk страница 18
Nedeam berührte ihn kurz am Arm. „Das weiß ich. Und auch wenn es dich mit Unbehagen erfüllt, so war die Arbeit dennoch ehrenhaft. Es ist eine Dankesgabe, und du weißt, was sie ihm bedeuten wird.“
Aus einigen Werkstätten war das Stampfen von Dampfmaschinen zu hören. Lederriemen übertrugen ihre Kraft auf Sägen und Hämmer oder an die Rührwerke von Färbereien. Einige Schmiede nutzten Schlagwerke, um sich die Arbeit zu erleichtern, und fertigten mit ihrer Hilfe Gegenstände des täglichen Gebrauchs und einfache Werkzeuge. Lediglich an den Stellmachereien, an denen Eisenreifen auf Wagenräder gezogen wurden, und an den meisten der Waffenschmieden, wurden Esse und Hammer noch mit reiner Muskelkraft genutzt.
„Hier ist es.“ Lotaras und ging auf den Eingang einer der Schmieden zu.
Nedeam nickte beifällig. Er kannte diese Schmiede gut, in der einst der legendäre Guntram gewirkt hatte. Nun stand ein jüngerer Mann am Amboss und ließ seinen Hammer auf glühendes Eisen prallen. In der ansonsten dunklen Werkstatt warf der Feuerschein der Esse bizarre Schatten. Eine Unzahl von Gegenständen und Werkzeugen bedeckte eine lange Werkbank, und im Hintergrund standen mit Sand gefüllte Fässer. So gut menschlicher Stahl auch sein mochte, so war er doch anfällig für Rost, wenn er lange nicht genutzt und mangelhaft gepflegt wurde. Nur das elfische Volk verstand sich auf die Anfertigung von Metallen, die der Witterung nicht zum Opfer fielen. Sandgefüllte Fässer waren ein einfaches Hilfsmittel, den Rost zu lösen und Stahl wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Man gab Schwert oder Rüstungsteile in ein solches Fass und rollte es hin und her. Der feine Sand rieb dann den Rost herunter. Nedeam wusste, wie viel Pflege ein gutes Schwert benötigte. Welche Arbeit es machte, seine Kanten mit einem nassen Stein zu glätten und das Metall sorgsam zu ölen. So sehr er die menschliche Handwerkskunst an den Schwertern seiner Pferdelords auch schätzte, so war er zugleich auch froh, dass ihm die elfische Klinge diese Mühen ersparte.
„Ah, der Hohe Herr Lotaras“, grüßte der Schmied und verbeugte sich kurz, als er Nedeam erkannte, „und der Hohe Lord Nedeam. Seid mir gegrüßt, ihr Herren. Sicher seid ihr wegen des Schwertes gekommen, nicht wahr?“ Schweiß tropfte von seinem Leib, während er mit dem Kopf in einen Winkel des Raumes deutete. „Es liegt dort in ein Tuch eingeschlagen. Nehmt mir nicht übel, wenn ich es euch nicht selber gebe, doch der Stahl unter meinem Hammer ist gerade richtig und will bearbeitet werden.“
Lotaras ging nach hinten, ergriff dort ein armlanges Bündel und kam zu Nedeam zurück. Während der das Tuch auseinander schlug und den darin befindlichen Gegenstand betrachtete, stieß der Schmied das glühende Werkstück in ein Fass mit Öl. Es zischte, und Dampf wallte auf, ein paar Flammen loderten, um sofort in sich zusammenzufallen.
„Der Herr Elf versteht sich auf das Schmiedehandwerk“, meinte der Mann anerkennend. „Ich will gerne zugeben, dass er die meiste Arbeit selbst getan hat, bis die Grundform fertig war. Wahrhaftig, Hoher Lord, ich habe noch keine Klinge bearbeitet, die so oft gefaltet und geschlagen wurde.“
Nedeam ließ den Blick über die angefertigte Waffe gleiten, begutachtete die Schneide und den Griff. „Eine wirklich wundervolle Arbeit.“
„Das Glätten habe ich selbst vorgenommen“, sagte der Schmied stolz. „Und ich habe mir wahrhaftig Mühe mit den feinen Ätzarbeiten gegeben.“
„Wie ich erwähnte, es ist eine wundervolle Arbeit“, bestätigte Nedeam. „Sagt, guter Herr, welchen Lohn Ihr dafür bekommt.“
„Bei einer solch einzigartigen Klinge wären wohl zwanzig goldene Schüsselchen angemessen“, schätzte der Schmied und grinste dann breit. „Doch in diesem Fall will ich mich gerne mit dem Lob begnügen. Ich habe dem Herrn Elf bei der Arbeit über die Schulter geblickt, und was ich lernte, ist weit mehr wert.“
Lotaras nickte würdevoll, denn hier sprach ein Fachmann, der die Fertigkeit der Elfen, und in diesem Falle die von Lotaras, neidlos anerkannte. „Ich bin überzeugt, dass mein elfisches Wissen bei Euch in besten Händen ist, guter Herr Schmied.“
Die beiden Freunde verabschiedeten sich und traten ins helle Sonnenlicht des Frühlingstages hinaus. Nedeam verbarg das Bündel unter seinem Umhang. Nach der drückenden Hitze in der Schmiede erschien die Luft fast kühl.
„Bringen wir es ihm sofort?“, fragte Lotaras. „Ich gestehe, ich bin durchaus begierig, sein Gesicht zu sehen, wenn er es bekommt.“
„Ja, warum nicht?“ Nedeam lachte. „Er wird sicher runde Pupillen bekommen, denn er wird wohl kaum mit diesem Geschenk rechnen. Zu dieser Zeit wird er mit den Schwertmännern üben. Lass uns hingehen.“
Sie ließen sich Zeit und genossen den Frühlingstag. Hier am Flussufer herrschte weit weniger Betrieb, als in den Straßen von Eternas, dennoch gab es überall Bewegung. Rohmaterial wurde zu den Werkstätten gebracht oder fertige Waren von dort abgeholt. Viele Handwerker verkauften ihre Waren inzwischen an die Läden in der Stadt oder an das große Handelshaus Helderim, welches sie in den fernen Marken und Ländern anbot. Ein Teil des Flussufers war den Wäscherinnen vorbehalten. Mithilfe von Seife, Waschbrettern und runden Felsen reinigten sie dort Bekleidung und andere Stoffe. Einige verdienten dadurch ein Zubrot für ihre Familien. Selbstverständlich lag dieser Bereich oberhalb der anderen Betriebe und des Zuflusses der Kanalisation.
„Weite Hosen.“ Lotaras berührte Nedeams Arm.
Tatsächlich sahen sie einige der gefangenen Rumaki, die in ihren typischen weiten Pluderhosen sehr auffällig waren.
Nedeam nickte. „Viele von ihnen haben sich in der Stadt und bei den Handwerkern verdingt. Es ist nicht leicht, als Gefangener in einem fremden Land zu leben und dabei zur Untätigkeit verdammt zu sein.“
Lotaras seufzte. „Wem sagst du das, mein Freund, wem sagst du das? Sie sind wie ich Krieger, die es gewohnt sind, das Schwert zu schwingen, und ich glaube nicht, dass sie ihre Erfüllung in der Betrachtung feinsinniger Gedanken finden.“
Der Elf spielte darauf an, dass er nicht an jedem Abenteuer Nedeams beteiligt war und seiner Meinung nach viel zu viel Zeit damit verbrachte, philosophischen Gedanken nachzuhängen.
„Es ist gut, dass sich die Rumaki verdingen“, sagte Nedeam. „Es hält sie beschäftigt und erleichtert ihre Versorgung, denn sie erhalten gerechten Lohn. Wahrhaftig, Lotaras, es ist nicht leicht für eine Mark, fünfhundert zusätzliche Mäuler durchzufüttern.“
„Werden die Burschen nicht bewacht?“
„Wozu?“ Der Pferdefürst lächelte. „Sie können hier nicht weg. Der Nordpass und der Südpass sind gut geschützt, und jeder Reisende wir kontrolliert, seit wir Kenntnis von der Bruderschaft haben. Zudem sucht man noch immer nach dem Gesetzlosen Garwin.“
Garwin war der Sohn des toten Pferdefürsten Garodem. Es wäre an ihm gewesen, dessen Nachfolge anzutreten und die Hochmark zu leiten. Doch er hatte sich als ehrlos und sogar als Verräter erwiesen und war aus dem Pferdevolk verstoßen worden. Es hieß, dass er noch immer Anhänger fand und eine geheime Mark führte, doch bislang hatte man ihn nicht fassen können.
An der Festung von Eternas vorbei gingen sie zu dem Areal hinüber, auf dem sich die Anlage der Schwertmänner befand. Ursprünglich hatte die Mark nur fünfzig Kämpfer unter Waffen gehalten, und diese hatten in der Burg gelebt. Doch seitdem war die Bevölkerung gewachsen und hatte auch Zuwanderung aus den anderen Marken erhalten. Inzwischen brachte die Hochmark fast achthundert Kämpfer in den Sattel, und so war für sie und die Pferde eine eigene Anlage westlich der Festung errichtet