Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk страница 17
„Er wird nicht zögern“, sagte Daik ta Enderos überzeugt. „Er ist ein guter Freund und ein tapferer Mann.“
„Daran besteht kein Zweifel.“ Der Magier lächelte freudlos. „Doch er ist kein Narr, und er wird sehr wohl daran denken, wie rasch der Weg in den Tod führen kann. Ein Weg, denn man daher nicht ohne guten Grund beschreitet.“
Kapitel 6
Die Menschen des Pferdevolkes lebten mehrheitlich auf ihren Gehöften und in den größeren Weilern. Nur an den Sitzen der Pferdefürsten hatten sich große Städte gebildet, die mehreren Tausend Menschen Lebensraum und Arbeit boten. In der Folge waren viele Weiler in der Nähe der Städte entstanden, um diese ausreichend versorgen zu können. Niemand, nicht einmal der Pferdekönig in Enderonas, hätte sagen können, wie zahlreich das Pferdevolk tatsächlich war. Es lebte über die großen Marken verteilt, und man schätzte seine Zahl auf einige Hunderttausend. Doch die wenigsten von ihnen betraten jemals eine der großen Städte, es sei denn, der Handel trieb sie dorthin oder ein wichtiges Ereignis verlangte ihre Gegenwart. Ein Angehöriger des Pferdevolkes mochte die Hauptstadt seiner eigenen Mark kennen, von anderen Städten oder Völkern hatte er allenfalls gehört, es sei denn, er lebte an einer der Handelsstraßen.
Nedeam hatte in seinem Leben schon so manche Stadt gesehen. Städte des Pferdevolkes, des Reiches von Alnoa und sogar die grüne Kristallstadt Nal´t´rund des Zwergenvolkes. Seine Abenteuer hatten ihn in die Überreste von Siedlungen in den vergangenen Reichen von Rushaan und Jalanne geführt, und bis in die Stadt der Frauen im fernen Julinaash. Städte waren ihm nicht fremd, und jede von ihnen hatte ihren eigenen Charakter, dennoch ähnelten sie sich auf für Nedeam unangenehme Weise. Er konnte sich nie mit dem hektischen Treiben in den meist engen Straßen anfreunden, dem Durcheinander von Stimmen und Gerüchen, und dem Geschrei, mit dem sich die Menschen zu übertönen versuchten. Im gefiel das Gedränge nicht, in dem man eine Gefahr nur spät erkennen konnte, und die Gier, welche die Bewohner zunehmend beherrschte.
Eternas war die Stadt der Hochmark, die Stadt des Pferdefürsten Nedeam, und doch empfand er immer seltener den Drang, sie aufzusuchen. Als einfacher Pferdelord hatte er sich, ohne groß Beachtung zu finden, durch die Straßen bewegen können, aber nun war er ein Mann, dessen Taten gerühmt wurden, und er war der Pferdefürst, der die Geschicke der Hochmark lenkte. Nun fanden seine Besuche der Stadt immer große Beachtung.
Manche Menschen sprachen ihn an, um ihm ihr Leid zu klagen, andere wollten von seinen Abenteuern hören oder einfach erleben, dass der Held so vieler Geschichten ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Nedeam blieb keine andere Wahl, als auf all dies einzugehen, denn die Menschen hatten ein Recht, an seinem Leben teilzuhaben. Von seinen Entscheidungen hingen Wohl oder Wehe der Mark ab, und es war wichtig, dass der Pferdefürst die Stimme seines Volkes vernahm.
Seit der Geburt Nelianas fiel es Nedeam wieder weitaus leichter, durch die Stadt zu gehen. Vielleicht lag es am Stolz des Vaters über die gut gemeinten Zuwendungen, die das Mädchen empfing, vielleicht auch am Vergnügen, welches das Kind selbst empfand, wenn es, vorzugsweise auf dem Arm des Vaters, an dem bunten Treiben und dem Stimmengewirr teilnahm. Das hübsche Mädchen mit den spitzen Ohren des elfischen Volkes schien seinem Alter voraus, und es fiel ihm leicht, die Herzen der Menschen zu erobern. Manchmal geschah es, dass ein anderes Kind Nelianas Ohren erstaunt betastete, und meist war dies Anlass für ein fröhliches Spiel. Nedeam liebte Kinder, denn sie waren die Zukunft eines Volkes, aber gelegentlich fragte er sich, warum die Schöpfung beschlossen hatte, so kleine Wesen mit solch kräftigen Stimmen zu segnen.
Auch Llaranya besaß großes Geschick darin, auf die Menschen zuzugehen, und Nedeam war immer wieder überrascht, wie eine so fähige Kriegerin gleichermaßen begeistert über die Arbeit der Waffenschmiede wie auch die Kunstfertigkeit von Lederarbeit oder Töpferhandwerk sprechen konnte.
Nedeam musste sich eingestehen, dass er das Getümmel einer Schlacht manchmal dem Besuch der Stadt vorgezogen hätte.
An diesem Tag genoss er den Gang durch die Straßen, denn es gab einen guten Grund, der ihn und seinen elfischen Freund Lotaras hierher führte.
Nachdem das elfische Volk zu seinen neuen Ufern aufgebrochen war, waren außer Llaranya nur die Geschwister Lotaras und Leoryn zurückgeblieben. Allein unter Menschen zu leben war sicherlich ein großes Opfer, welches sie aufgrund ihrer Freundschaft zu Nedeam und zu Llaranya brachten. Die Geschwister lebten in einem typischen Baumhaus der Elfen, welches sie im Wald des Pferdefürsten errichtet hatten. Alle drei Elfen waren mit ihren rund fünfhundert Jahren sehr jung. Dieser Zeitraum war für ihre Art sehr bedeutsam. Kein Lebewesen war in der Lage, die Eindrücke eines unsterblichen Lebens unbegrenzt in sich aufzunehmen, ohne dass sein Verstand von den Erinnerungen überflutet und in den Wahnsinn getrieben wurde. Alle fünfhundert Jahre unterzog sich ein Elf daher der Schröpfung, bei der sein Verstand von unwesentlichen Erinnerungen befreit wurde. Damit kein Wissen verloren ging, wurde es zuvor niedergeschrieben, und die Bücher des Wissens füllten die Häuser der Elfen. Llaranya hatte ihre erste Schröpfung mithilfe der Heilerin Leoryn gut überstanden, und bald würde es an der Pferdefürstin liegen, ihrer elfischen Freundin auf gleiche Weise beizustehen.
Während Leoryn als Heilerin tätig war und in der Hochmark ein arbeitsreiches Leben führte, wurde ihr Bruder Lotaras oft genug von Langeweile geplagt. Wie alle Elfen war er mit Schwert und Bogen ein überragender Krieger, und die Untätigkeit in der Hochmark setzte ihm zu. Er zehrte noch immer von den Erinnerungen an die Kämpfe, die er vor zwei Jahren an Nedeams Seite in Nerianet erlebt hatte. Dieses Abenteuer war auch der Grund, warum die beiden Freunde nun die Stadt aufsuchten und sich dabei langsam dem Handwerkerbezirk näherten, der am Flussufer des Eten lag.
Wenn man die beiden Freunde nebeneinander betrachtete, so ähnelten sie sich durchaus, sah man einmal davon ab, dass ihre Ohren unterschiedlich geformt und Lotaras langes Haar noch heller war als das Sonnengelb des Pferdevolkes. Sie beide trugen ein schlichtes Wams, lange Beinkleider und die kniehohen Stiefel aus dem rotbraunen Leder der Hochmark. Nedeam hatte den knöchellangen grünen Umhang mit dem blauen Saum der Schwertmänner der Hochmark umgelegt, am Hals mit der goldenen Spange in Form des Symbols des Pferdevolkes geschlossen. Lotaras trug den hellblauen Umhang des elfischen Volkes, an dessen Stoff kein Schmutz haften blieb und der jede Nässe abwies. Obwohl keinerlei Gefahr drohte, hatten sie ihre Schwerter gegürtet, und bei beiden handelte es sich um die langen, leicht gekrümmten Klingen der Elfen. Nedeams Waffe war ein Geschenk von Llaranyas Vater Jalan-olud-Deshay gewesen, da der Pferdelord entscheidend dazu beigetragen hatte, das elfische Haus des Urbaums aus dem Bann Grauer Wesen zu befreien.
Die Freunde hatten die Hektik des Stadtzentrums inzwischen hinter sich gelassen und näherten sich den Betrieben der Handwerker, die entlang des Flussufers errichtet worden waren. Hier wurde getöpfert, gegerbt und geschmiedet, während sich die Nähereien bei den Läden in der Stadt befanden.
„Bist du sicher, dass es fertig ist?“
Lotaras warf seinem Freund einen beleidigten Blick zu. „Selbstverständlich ist es fertig. Es hat sechs Monde gedauert, aber es ist fertig.“ Er seufzte. „Ich muss es ja wohl wissen, da ich dabei geholfen habe.“
Nedeam lächelte. „Ihr Elfen seid begnadete Schmiede und überaus hilfsbereit.“
„So entspricht es unserer Art“, kam die Erwiderung. „Allerdings wäre die Arbeit sehr viel schneller fertig geworden, wenn ich sie allein übernommen hätte. Doch ich wollte dem menschlichen Schmied gegenüber nicht unhöflich sein.“
„Ja, Bescheidenheit zeichnet euer elfisches Wesen aus.“
„Dafür sind wir wohlbekannt.“
Die