Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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zog die Kleine aus Llaranyas Arme und nahm sie huckepack. Er wusste, wie sehr sie es liebte, auf seinen Schultern zu reiten und dabei seine Haare in Unordnung zu bringen. Vorsichtig ging er unter dem Türsturz in die Knie, damit sich Neliana nicht den Kopf stieß, betrat seinen Arbeitsraum und setzte sich in seinen Stuhl. Erst dann ließ er das Mädchen langsam von seinen Schultern auf seinen Schoß gleiten.

      Llaranya war ihnen gefolgt und sah ihre Tochter skeptisch an. „Ich glaube, du solltest sie mir geben.“

      „Warum?“ Er grinste breit. „Eifersüchtig?“

      „Nun, sie hat diesen speziellen konzentrierten Gesichtsausdruck …“

      „Oh.“ Nedeam hob die Zweijährige an, doch es war schon zu spät. „Sie hat mich genässt.“

      „Nun, dies geschieht gelegentlich, wenn Väter ihre Töchter auf dem Schoss haben. Eigentlich bemerkt sie immer rechtzeitig, wenn es so weit ist. Sie ist ein kluges Kind.“

      „Ja, ich weiß, sie ist eine halbe Elfin. Dennoch hat unser Augenstern mich nass gemacht.“

      „Nur weil das liebevolle Antlitz ihres Vaters sie ablenkte“, versicherte Llaranya.

      „Hm.“ Nedeams Unmut wandelte sich in Verlegenheit. „Nun ja, es ist nur ein wenig Nässe“, räumte er ein. „Eigentlich kaum zu bemerken.“

      „Du solltest dennoch deine Beinkleider wechseln, mein geliebter Gemahl“, riet die Elfin lächelnd. „Fangschlag und Arkarim werden gleich hier sein, und es schickt sich nicht für den Pferdefürsten der Hochmark, mit genässten Beinkleidern vor ihnen zu stehen.“

      Llaranya nahm Neliana lächelnd entgegen und verließ den Amtsraum durch die Tür, die in die privaten Gemächer führte. Noch bevor Nedeam folgen konnte, um sich umzuziehen, pochte es an der vorderen Tür, und der Ehrenposten blickte herein.

      „Der hohe Herr Arkarim, Erster Schwertmann der Mark, und Fangschlag, äh, Berater des Pferdefürsten“, meldete er.

      Es war ein ungewöhnliches Gespann, welches den Raum betrat.

      Fangschlag war wohl gut anderthalb Köpfe größer als Arkarim und musste sich unter dem Türsturz bücken. Obwohl seine Figur der eines Menschen entsprach, gab es eine Reihe von Unterschieden. Alles wirkte ein wenig kantig und grob, und die Haut war rot und grün gescheckt. Die Fingerkrallen waren schwarz, die Lippen von dunklem Grün. Die Augäpfel waren tiefrot und besaßen gelbe, schlitzförmige Pupillen, die sich, je nach Stimmungslage, kreisrund weiten konnten. Aus dem kräftigen Gebiss ragten lange Fangzähne und das Lächeln ihres Besitzers konnte ebenso beeindruckend wie furchterregend sein. Fangschlag war ein Ork, eines der mächtigen und stolzen Rundohren, die den Menschen in der Schlacht mit schweren Rüstungen und gefährlichen Schlagschwertern entgegentraten. Er war sogar der Befehlshaber mehrerer Legionen gewesen und hatte den Pferdelords in mancher Schlacht gegenübergestanden. Schon damals war sein ungewöhnliches Ehrempfinden auffällig geworden, denn als einer der Pferdelords seine Waffe verlor, wartete das Rundohr ab, bis sein Gegner wieder bewaffnet war. Fangschlag hatte den Vorstoß der Orks in die Öde von Rushaan befehligt und dabei viele seiner Krieger durch den Verrat des Spitzohrs Einohr verloren. Dies hatte ihn dazu bewogen, sich in auswegloser Situation den Pferdelords zu ergeben und an ihre Seite zu treten, mit dem Ziel, den Verräter Einohr zu stellen und persönlich abzuschlachten. Er erwies sich als zuverlässiger Waffengefährte, und doch wusste niemand zu sagen, wie er sich verhalten mochte, wenn er seine Rache endlich vollendet hatte. Es war möglich, dass er dann abermals die Seiten wechselte, und diese Vorstellung behagte keinem der Pferdelords.

      Arkarim hingegen war ein typischer Pferdelord, der in den Diensten der Hochmark stand. Er hatte sich vom einfachen Scharführer bis zum Ersten Schwertmann, dem Bannerträger seines Pferdefürsten Nedeam, hochgedient und manches Abenteuer mit ihm bestanden. Der Aufstieg zum Ersten Schwertmann hatte es ihm endlich ermöglicht, seine Etana zu heiraten, denn eigentlich war es den Schwertmännern verboten, sich an eine Frau zu binden. Arkarim war schlank und ein überaus fähiger Kämpfer. Für Nedeam war er mehr als ein treuer Gefährte, auf den er sich bedingungslos verlassen konnte. Arkarim war, obwohl den Traditionen eng verbunden, Neuem gegenüber aufgeschlossen. In diesen Zeiten der Veränderungen war dies eine wichtige Voraussetzung, um gegen den erstarkenden Feind zu bestehen.

      Diese beiden außergewöhnlichen Waffengefährten hatten Nedeam ihren Besuch angekündigt und ihm eine Neuigkeit versprochen. Vor allem Arkarim machte ein großes Geheimnis daraus, und der Pferdefürst war gespannt, was der Freund ihm offenbaren wollte.

      „Lasst sie herein“, sagte Nedeam lächelnd zu der Ehrenwache und trat den Freunden entgegen, um sie zu begrüßen. Er bemerkte den Blick, den Arkarim auf die nasse Stelle an seinen Beinkleidern warf, und lachte auf. „Neliana hat uns gerade ein wenig in Atem gehalten. Ich fand noch keine Zeit, die Kleidung zu wechseln.“

      „Eine süße Kleine“, meinte Fangschlag und bleckte die Fänge. „Sicherlich ist sie ausgesprochen schmackhaft.“ Als er Nedeams Blick bemerkte, stieß er einen bellenden Laut aus. „Ein Scherz, Pferdemensch, ein Scherz. Ich würde niemals die Fänge in das zarte Fleisch deines Jungwurfs schlagen.“

      „Sehr beruhigend“, knurrte Nedeam, den der misslungene Scherz des Kampfgefährten daran erinnerte, dass Orks Menschen durchaus als Bestandteil des Speiseplans betrachteten.

      „Ich bin jetzt zivilisiert“, versicherte das riesige Rundohr. „Ich fresse keine Menschen mehr und würge auch nicht mehr so stark, wenn ich euch an dem verbrannten Fleisch nagen sehe, welches ihr so liebt.“

      „Ich weiß, wie schwer dir das gelegentlich fällt“, meinte Arkarim mit breitem Grinsen, „und wie sehr du deine Portion frisch und blutig schätzt.“

      „Ein Krieger muss sich richtig ernähren, sonst verliert er an Kraft.“

      Nedeams Amtsraum war größer als der seines Vorgängers. Der Boden war mit grauen Steinplatten ausgelegt. Dort, wo eine Sitzgruppe stand, wurde er von einem dunkelgrünen Teppich bedeckt, in den das Wappen des Pferdevolkes eingewebt war. An der Stirnseite, gegenüber der Eingangstür, stand der große Schreibtisch mit seinem bequemen hochlehnigen Polsterstuhl. An der Wand hing eine elfische Karte der erforschten Gebiete, in einer Halterung war die Lanze mit dem Banner Nedeams befestigt. Das Banner bestand aus dem grünen Tuch des Pferdevolkes und war in der blauen Kennfarbe der Hochmark eingefasst. Llaranya hatte es angefertigt, und es zeigte das Symbol des Pferdevolkes, in dessen Mitte sich eine stilisierte Pelzbeißertatze befand. Das war das persönliche Zeichen Nedeams und erinnerte an seine Begegnung mit einem solchen Raubtier in seinen jungen Jahren. Eine der Längswände wurde von einem hohen Regal eingenommen, in dem eine überraschend große Anzahl von Schriftrollen und Büchern lagerte. Allerdings musste Nedeam eingestehen, dass er die wenigsten davon tatsächlich gelesen hatte. Das Regal beinhaltete auch einige Erinnerungsstücke an seine bisherigen Abenteuer und ein Fach, in dem einige Becher und zwei Krüge mit Wasser und Wein standen. Die andere Längsseite wurde von den großen Fenstern dominiert.

      Nedeam schenkte Arkarim und sich einen Becher verdünnten Wein ein. Fangschlag bevorzugte, wie er es gerne formulierte, unverdünntes Wasser. „Nun, ihr habt ein recht großes Geheimnis aus dem Grund eures Besuches gemacht, und ich bin doch recht gespannt, worin die Überraschung besteht, die Arkarim mir ankündigte.“

      „Ich bin daran nicht beteiligt“, sagte Fangschlag prompt. „Mir klebt kein Blut an den Fängen.“

      Arkarim bemerkte den irritierten Blick seines Herrn und Freundes und zuckte mit den Schultern. „Unser großer gescheckter Waffenbruder ist von meiner Idee nicht sonderlich begeistert.“

      „Ja,

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