Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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„Und diese Liebe ist mit ein Grund, warum meine Gedanken so schwer sind. Zwei Jahreswenden sind seit dem Kampf um die alnoische Festung Nerianet vergangen, bei dem wir der Bruderschaft des Kreuzes begegneten. Eben dies geht mir nicht aus dem Kopf. Zum ersten Mal standen wir Pferdelords in der Schlacht einem anderen Menschenvolk gegenüber. Menschen, die gegen Menschen Krieg führen, statt Seite an Seite gegen die Mächte der Finsternis anzutreten.“

      „Ich weiß, Nedeam.“ Sie strich sanft über seinen Arm. „Ich werde jeden Tag daran erinnert, denn jene Rumaki, die sich dir auf Ehrenwort ergaben, leben mitten unter uns. Sie sind unzweifelhaft Menschen und vom Stolz eurer Art erfüllt, denn selbst in der Gefangenschaft tragen sie die Kleidung und die Zeichen von Rumak.“

      „Mit Bedacht, meine Geliebte“, entgegnete der Pferdefürst. „Würden sie es nicht von sich aus tun, so hätte ich es angeordnet. Es würde ihnen leichtfallen, sich zu verbergen und unerkannt unter uns zu bewegen, denn die Tätowierungen an ihren Unterarmen lassen sich unter der Kleidung verbergen. Nur das schwarze Haar wäre dann verräterisch, doch bei den Menschen Alnoas ist es häufig zu finden.“

      „Du traust ihnen nicht?“

      Nedeam blickte über das Tal, ohne es wirklich zu sehen. Seine Gedanken schweiften zurück zu jenen Tagen, an denen er mit seinen Pferdelords an der Seite der alnoischen Garde um die Festung Nerianet gekämpft hatte. Damals hatte er zum ersten Mal erkennen müssen, dass der Schwarze Lord auch menschliche Verbündete ins Feld führte. Verbündete, die den Orks in ihrer Verschlagenheit und Grausamkeit kaum nachstanden. Ein Teil der Rumaki war heimlich in die Ostprovinz Alnoas eingedrungen, hatte die Bewohner mehrerer Dörfer ermordet und war in deren Rollen geschlüpft. Auf diese Weise hatten sie das befreundete Königreich infiltriert und die Invasion ihrer Truppen vorbereitet. In der Maske von Dorfbewohnern waren die Rumaki in die Festung Nerianet eingedrungen. Während der blutige Kampf innerhalb der Mauern tobte, waren Legionen der Orks und weiterer Rumaki durch den neuen Spaltpass vorgedrungen. Pferdelords und Alnoer hatten den Sieg errungen, doch es war ein knapper Sieg gewesen, an dem die List des Rundohrs Fangschlag großen Anteil hatte. Die in der Festung überwältigten Rumaki ergaben sich Nedeam auf Ehrenwort. Jene, die sich des Mordes an den Dorfbewohnern schuldig gemacht hatten, wurden der harten alnoischen Gerichtsbarkeit überantwortet, die anderen, die ehrenhaft gekämpft hatten, wurden zu Gefangenen der Hochmark.

      „Ich vertraue dem Wort der Rumak-Legionäre“, sagte Nedeam schließlich leise. „Sie sind unsere Feinde, doch sie haben ein Ehrempfinden, welches dem unseren entspricht. Nein, Llaranya, ich sorge mich nicht um jene, die bei uns im Wort stehen, sondern um die anderen, die jenseits der Grenzen lauern und begierig darauf sind, uns die Hälse durchzuschneiden.“

      „Die Grenzen sind gut geschützt. Im Norden wachen die Zwerge und unsere Schwertmänner gemeinsam in der Grenzfeste des Eten. Der Pass von Merdoret wird vom Pferdefürsten Bulldemut geschützt und von den feuerspeienden Lederschwingen bestreift. Im Reich Alnoa wacht die Garde, und du weißt selbst, dass sie aus fähigen Kriegern besteht.“

      „Ich stimme dem zu“, seufzte Nedeam. „Dennoch bin ich von Unruhe erfüllt.“

      „Du bist immer von Unruhe erfüllt, wenn du die Feder anstelle des Schwertes zücken musst.“ Die Elfin zog ihn lachend in ihre Arme. „Du fühlst dich auf dem Rücken deines Pferdes wohl oder dann, wenn du in ein Abenteuer reiten kannst, doch dir graust es vor dem Schreibtisch in deinem Amtsraum und vor den Dingen des täglichen Lebens.“

      Er grinste verlegen. „Du tust gerade so, als sei ich ebenso auf Blut aus wie unser Freund Fangschlag.“

      „Nun, ich manchen Dingen seid ihr Pferdelords und die Rundohren der Orks euch durchaus ähnlich.“

      „Ach, wahrhaftig?“

      „Ihr liebt Pferde und einen guten Kampf, bei dem ihr dem Feind mit blanker Klinge begegnet.“

      „Mag sein. Aber wir Pferdelords reiten auf unseren Pferden in die Schlacht, während die Orks sie fressen. Die Orks sind ein Feind, den wir immer zu nehmen wussten. Wir kennen die Feigheit und Hinterlist der kleinen Spitzohren, die lieber aus der Ferne mit Bogen und Querbogen kämpfen, und wir kennen die Tapferkeit und rücksichtslose Beharrlichkeit der mächtigen Rundohren, deren Ehre darin liegt, uns offen im Kampf zu begegnen.“

      „Früher hätte ein Pferdelord keinem Ork Ehrgefühl zugestanden.“

      „Fangschlag hat uns eines Besseren belehrt.“ Nedeam nickte nachdenklich. „So vieles hat sich in den vergangenen Jahreswenden verändert. Wir haben neue Freunde gefunden, wie das Volk der Lederschwingen und die krebsartigen Irghil. Aber auch neue Feinde, wie die Krieger des Menschenreiches Rumak. Sie machen mir Angst, diese Krieger.“

      Llaranya sah den Ernst in seinem Gesicht und legte ihre Hand über die seine. „Sie machen dir Angst?“

      „Nun, Angst trifft es nicht richtig. Es ist wohl eher ein großes Unbehagen. Die Rumaki sind Menschen, und als solche sind sie eine unbekannte Größe. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll … Der Kampf gegen die Orks ist immer gleich. Die Rundohren vorne und die Spitzohren dahinter. Fest gefügte Legionen, bei denen sie auf ihre Masse setzen. Von den Rumaki wissen wir hingegen nur wenig, außer dass sie nicht sehr viele sind. Sie können in der Schlacht nicht auf die große Zahl ihrer Krieger setzen, und so werden sie klüger und mit größerer List vorgehen als die Orks. Das bereitet mir mehr Sorge, als die reine Masse orkscher Legionen.“

      „Ich verstehe sehr wohl, was du meinst. Sie sind Menschen, und als solche werden sie mit ebensolcher Tapferkeit und ebensolchem Einfallsreichtum kämpfen wie ihr Pferdelords.“ Llaranya leckte sich über die vollen Lippen. „Das ist der Grund, warum wir Elfen euch Menschen immer ein wenig gefürchtet haben. Ihr seid so kurzlebig und zugleich so wissbegierig, passt euch den Dingen so viel schneller an, als es dem elfischen Volk jemals möglich war. Vielleicht ist es die relative Unsterblichkeit, die uns im Lernen träge macht“, fügte sie mit einem Seufzer hinzu. „Oh, wir verfügen über ungeheures Wissen, Nedeam, das weißt du wohl, doch wir bemerken auch, wie rasch ihr Menschen eigene Kenntnisse erlangt. Es mag die Tageswende kommen, zu der ihr euch unserem Wissen annähert. Andererseits sind da euer unstetes Wesen, eure Habgier und eure Missgunst. Wahrscheinlich würdet ihr euch gegenseitig vernichten, bevor ihr zu Erkenntnis gelangt. Ja, Nedeam, mein geliebter Mann, ich kann dein Unbehagen bezüglich der Rumaki verstehen. Sie sind wie alle Menschen, und das macht sie gefährlich.“

      Unter ihnen, in der offenen Bodenluke der Plattform, war ein leichtes Hüsteln zu vernehmen. Der Helm eines Schwertmannes wurde sichtbar, und sein Gesicht und seine Stimme verrieten gleichermaßen Sorge. „Verzeiht, Hoher Lord und Hohe Dame, ich will euch nicht beunruhigen, doch unser aller Augenstern hüpft auf der Ostmauer über die Zinnen.“

      Nedeam und Llaranya fuhren herum, und für einen Moment stand Erschrecken in ihren Gesichtern. „Neliana?“

      „Ah, wahrhaftig“, stieß der Schwertmann hastig hervor, und man sah ihm die Verlegenheit an. „Wir haben die Kleine gut im Auge behalten, doch sie ist flink wie ein Elf. Bevor wir uns versahen, sprang sie auf die Zinnen und keiner von uns rechnete damit.“

      „Sie ist ein Elf“, erwiderte Llaranya eher unbewusst und machte sich an den Abstieg.

      „Wenigstens ein halber“, korrigierte Nedeam und folgte ihr rasch.

      Wachen und Bedienstete wichen dem besorgten Fürstenpaar aus, welches durch den Flur des Obergeschosses lief und dann auf den hölzernen Übergang hinauseilte, der das Haupthaus der Festung mit deren Ostmauer verband.

      Neliana.

      Die relative Unsterblichkeit

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