Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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war am Himmel zu sehen, und der Geruch der Kräuter und Blumen mischte sich mit dem des Hornviehs. Ein guter Tag, ein wahrhaftig guter Tag, denn der Frühling war endlich da und verdrängte die Erinnerungen an den langen und unfreundlichen Winter.

      Ein leises Grollen wurde hörbar.

      Das Geräusch war so leise, dass Hemrenus es zunächst nur unterschwellig wahrnahm. Eher unbewusst hob er erneut den Kopf und betrachtete den Himmel. Klar und wolkenlos, wie er an einem schönen Frühlingstag sein sollte. Dabei hätte Hemrenus schwören können, für einen Augenblick ein fernes Donnergrollen gehört zu haben.

      Da war es wieder, und diesmal war es laut genug, die Aufmerksamkeit des Mannes endgültig auf sich zu ziehen. Ein leises Grummeln wie von einem fernen Gewittersturm. Doch nirgends gab es Anzeichen von Wolken, nicht einmal am Horizont.

      Das Grollen verstummte nicht. Es war merkwürdig gleichmäßig und schwoll an. Es erinnerte auf seltsame Weise an den Klang von eisenbereiften Rädern schwerer Frachtwagen auf dem Steinpflaster einer Straße.

      Erneut beschattete der Alnoer seine Augen und blickte nach oben. Jetzt, da das Geräusch anhielt, konnte er ihm eine Richtung zuordnen. Er sah nach Osten, blinzelte gegen die Sonne. Täuschte er sich oder war dort, im Gleißen der Sonne, ein weiteres grelles Licht zu sehen?

      Hemrenus konzentrierte sich, denn er war überzeugt, dass er dort etwas gesehen hatte, auch wenn er nicht wusste, was das sein mochte. Ein ungewöhnlicher Fleck, der pulsierte und grelles Licht ausstrahlte. Seine Augen begannen zu tränen, er schloss sie geblendet und tupfte mit dem Ärmel darüber. Als er sie wieder öffnete, war das Grollen noch lauter geworden und verwandelte sich langsam in ein Pfeifen.

      Der Viehzüchter sah etwas, das einem sehr hellen Stern ähnelte, von denen man so viele in der Nacht sehen konnte. Doch jetzt war es heller Tag. Das Licht dieses Sterns flackerte und pulsierte und schien zwischen Gelb und Orange zu wechseln.

      „Was, bei den Finsteren Abgründen …?“

      Das unbekannte Objekt schien sich zu nähern, und das Pfeifen wurde heller, bis es in den Ohren schmerzte.

      Hemrenus sah sich unsicher um. Er spürte, dass er sich in Gefahr befand, doch wie sollte er sich vor einem Ding in Sicherheit bringen, welches direkt aus dem Himmel fiel?

      Die Herde schien die Bedrohung ebenfalls zu spüren oder hörte das sich nähernde Donnern und Heulen. Der Leitbulle machte merkwürdig hüpfende Sätze, da er von der Lauffessel behindert wurde, während die anderen Tiere auseinanderstoben. Sie schienen ebenso wenig zu wissen, wie sie sich schützen konnten, wie ihr Besitzer. Einige rannten panisch gegen den Weidezaun, immer wieder, bis der obere Querholm brach. Die ersten Tiere setzten auf die andere Seite über, andere folgten, und dann schien es kein Halten zu geben.

      Hemrenus hingegen war wie gelähmt. Er starrte in den Himmel hinauf und erkannte nun einen Feuerball, der sich ihm näherte. So langsam, als bliebe die Zeit stehen, und doch mit tödlicher Unaufhaltsamkeit. Der entsetzte Mann öffnete den Mund zu einem Schrei.

      Auf der anderen Seite des Hügels, jenseits des Hofes, hatten die beiden Gehilfen das Brausen und Heulen in der Luft gehört. Als sie den herabstürzenden Feuerball erkannten, warfen sie sich instinktiv auf den Boden und versuchten, sich so klein als möglich zu machen.

      Der Boden bebte und schien sich aufzuwölben. Die Leiber der Männer wurden angehoben und wieder zu Boden geschmettert. Heißer Wind brauste über sie hinweg. Als der Ältere auf den Rücken geworfen wurde, sah er ein Hornvieh und den Teil einer Hauswand, die über ihm durch die Luft wirbelten. Er rollte sich auf den Bauch, krallte die Hände in den Boden und bat die Götter um Gnade.

      Ob sich ihm das Wohlwollen der Götter zuneigte oder es die schlichte Tatsache war, dass sich die Einschlagstelle jenseits des Hügels befand, ließ sich nicht ergründen. In jedem Fall überlebten beide Gehilfen, und während der jüngere Bruder noch immer die Grasbüschel umklammerte, richtete sich der Ältere auf und sah sich mit schreckgeweiteten Augen um.

      In der Senke der Nordweide glommen ein paar Grasbüschel, und er sah größere und kleinere Trümmer, die offensichtlich von den Gebäuden des Hofes stammten. In einiger Entfernung lag der reglose Kadaver des Hornviehs, welches zuvor über die Kuppe geflogen war.

      „Komm.“ Er packte den Bruder an der Schulter und rüttelte ihn. „Wir müssen nachsehen, was geschehen ist.“

      „Der Zorn der Götter“, stammelte der Jüngere. „Bei allen Abgründen der Finsternis, ein bösartiger Fluch hat uns getroffen. Wir sind des Todes. Des Todes, sage ich dir.“

      „Unsinn, wir leben noch“, stellte der Ältere fest und zerrte den Bruder auf die Füße. „Was es auch war, es hat uns verschont.“

      Sie taumelten den Hang des Hügels hinauf, auf dem der bescheidene Hof stand oder vielmehr gestanden hatte. Als sie sich der Kuppe näherten, wurde offensichtlich, dass sie wohl nur durch ein Wunder überlebt hatten.

      „Oh ihr Finsteren Abgründe“, ächzte der Jüngere und sank auf die Knie.

      Die drei Gebäude waren von großer Wucht getroffen worden. Keines von ihnen stand noch, von einigen wenigen Pfosten und Balken abgesehen. Überall lagen Trümmer und Teile der Einrichtungen sowie die Überreste der Habseligkeiten ihrer Bewohner. Rauch und Flammen erhoben sich gen Himmel, und der Ältere rannte instinktiv zu dem Ziehbrunnen hinüber, dessen gemauerte Einfassung das Debakel nahezu unbeschädigt überstanden hatte. Das hölzerne Schutzdach und die Winde waren verschwunden, aber neben dem Brunnen lag ein unversehrter Eimer.

      „Komm schon, verdammt, hilf mir endlich“, knurrte der Ältere. „Es brennt, und wir müssen löschen.“

      Der Jüngere sah ihn benommen an und ging dann an ihm vorbei zur anderen Seite des Hügels, die nach Süden wies. Der Ältere seufzte und ließ den Eimer stehen. Die meisten der Flammen fielen ohnehin schon wieder in sich zusammen.

      „Hemrenus“, murmelte der Jüngere. „Wo ist er?“

      Die Senke der südlichen Weide hatte sich auf dramatische Weise verändert.

      In ihrer Mitte war ein Krater zu sehen, kaum zwei Längen tief, aber wohl zwanzig im Durchmesser. Ein flacher Kegel, der sich in den Boden bohrte. Sein vorheriger Inhalt war herausgeschleudert worden und lag über die Weide verteilt. Vom Krater liefen Feuerspuren zu allen Seiten, doch auch hier erloschen die meisten Flammen bereits. Fettiger Qualm stieg auf und trieb mit dem Wind davon. Ein paar Stücke Hornvieh hatten überlebt und schrien in Schreck und Schmerz, denn ihre Leiber wiesen tiefe Wunden und Verbrennungen auf. Die meisten Tiere lagen tot auf dem Gras, und manche von ihnen schienen äußerlich vollkommen unversehrt.

      „Wo ist Hemrenus?“, fragte der Jüngere erneut. Er stand oben auf dem Hügel und scheute sichtlich davor zurück, sich dem Ort des Schreckens zu nähern. „Ihr Götter, was ist hier geschehen?“

      „Ich weiß es nicht.“ Der Ältere leckte sich über die Lippen. „Und ich weiß nicht, ob die Götter es wissen. Aber das dort vorne scheint Hemrenus zu sein. Und das dort, das gehört wohl auch zu ihm.“

      Der Jüngere folgte dem Älteren den Hügel hinab. Wahrscheinlich hatte er einfach Angst, alleine zurückzubleiben, und so gingen sie langsam über die Weide, die auf so furchtbare Weise verändert war. Das verzweifelte Schreien der verletzten Tiere drang an ihre Ohren.

      „Wir können froh sein, dass wir noch nicht Hochsommer haben“, brummte der Ältere. „Jetzt ist das Frühlingsgras noch saftig und brennt

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