Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk
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Die Menschenreiche des ersten Bundes ahnten nichts von der wachsenden Bedrohung im Osten und entwickelten sich sehr unterschiedlich.
Das Pferdevolk lebte weit im Westen und war gerade erst dabei, seine Clans zu einem Königreich zu einen. Alnoa erlernte die Fertigkeit, Rüstungen und Waffen zu schmieden. Julinaash und Rushaan hingegen verfügten über metallene Krieger und Festungen, deren Waffen mit Licht töteten. Sie besaßen gepanzerte Wagen und Metallvögel, deren Druckbomben die Verheerung in sich trugen. Das kleine Königreich von Rumak grenzte als Einziges, jenseits des großen Gebirges von Uma´Roll, direkt an das Reich des Schwarzen Lords und war am meisten gefährdet. Dort ahnte man die Gefahr, und aus den Schmieden Rumaks floss ein steter Strom von Waffen. Aber das kleine Menschenreich verfügte nur über wenige Kämpfer, welche einem Feind entgegentreten konnten. Das südliche Reich von Jalanne verfügte ebenfalls über Waffen des Lichttodes, seine eigentliche Macht lag jedoch in der Magie seiner Zauberer und deren Stadt Lemaria.
Der Schwarze Lord wusste um die Wirkung der Menschenwaffen und auch um die Kraft, die der Wille zur Freiheit den Völkern verleiht. So bereitete er sich gründlich vor und machte sich dabei die Habgier und den Neid der Menschen zunutze. Geschickt schürte er Misstrauen und Zwietracht unter den Völkern, und in jenem Augenblick, da seine Legionen der Orks marschierten, begann das Bündnis der Völker zu zerfallen.
Die Magier von Jalanne warfen ihre magischen Sonnenfeuer auf das ferne Rushaan. Menschen und Land vergingen dort, doch die metallenen Krieger, die Paladine Rushaans, überlebten. Ihre Metallvögel warfen Druckbomben auf die Stadt der Magier, die in den Fluten des umgebenden Binnensees versank. Das kleine Rumak wurde von den Legionen der Orks überrannt und ging, in der letzten Schlacht um die Festung von Merdoret, unter.
So war das Bündnis der freien Länder auf verhängnisvolle Weise geschwächt, als die Orks über die Pässe der Gebirge drangen.
Das Volk der Zwerge lebte in den fruchtbaren mittleren Ebenen von Ackerbau und Handel. Die „kleinen Herren“ waren als Schreiner berühmt und ihre zierlichen und doch robusten Möbel wurden in allen Reichen begehrt. Sie waren gewiss kein Volk von Kämpfern, und ihre einfachen Jagdbogen und Lederwämser erwiesen sich als schlechtes Rüstzeug gegen den heranstürmenden Feind. Die Zwerge lernten zu kämpfen und wehrten sich erbittert, während die verbliebenen Menschenreiche versuchten ihre Kräfte zu sammeln. So war das kleine Volk größtenteils auf sich allein gestellt und stand vor seinem Untergang. Den tapferen Zwergen blieb keine andere Wahl, als die alte Heimat aufzugeben. Ein großer Teil ging in die Berge und schuf dort die unterirdischen Höhlen und Kristallstädte. Hier entstanden die Legenden der Zwerge als Steinmetze und Krieger. Ein anderer Teil suchte seine Heimat in den schwimmenden Clanstädten auf den Meeren. Die Erinnerung an diese Ereignisse brannte sich unauslöschlich in das Bewusstsein der Zwerge und machte sie für die Zukunft zu unerbittlichen Kämpfern.
Der Krieg zwischen den freien Ländern einerseits, und dem Schwarzen Lord und seinen Orks andererseits, tobte über viele Jahre an einer Front, die Tausende von Längen maß. Es gab kleine Scharmützel und gewaltige Schlachten, die Leben auslöschten und das Land zerstörten. Erst als sich Elfen und Menschen zum entscheidenden Kampf stellten, gelang es, die Legionen zu vernichten und den Schwarzen Lord hinter das Gebirge zurückzutreiben.
Die Folgen des großen Krieges waren furchtbar.
Rumak schien untergegangen, die Reiche von Jalanne und Rushaan waren ausgelöscht, und vom nördlichen Julinaash kamen keine Nachrichten mehr. Nur das Königreich von Alnoa und das Pferdevolk hatten von den menschlichen Völkern überlebt. Geschunden und nahezu vernichtet, und doch mit der menschlichen Eigenschaft versehen, nicht aufzugeben und neu zu erstarken.
Jahrtausende vergingen, in denen Frieden herrschte. Aber die Folgen des Krieges veränderten das alte Land des Pferdevolkes. Sand eroberte die fruchtbaren Ebenen und ließ die Wälder versinken. Mit dem Sand kamen die Barbaren, und der Kampf gegen die Sandkrieger einte das Pferdevolk. Doch der Feind war zu stark und die Pferdelords mussten weichen. Sie fanden ihre neue Heimat in jenen Ebenen, aus denen der Krieg die Zwerge vertrieben hatte. Die Clans des Pferdevolkes gründeten ihre Marken. Sie waren ein traditionsbewusstes Volk, dem das bescheidene Leben genügte und welches seine Wehrhaftigkeit in seinen Kämpfern, den Pferdelords, und auf dem Rücken der Pferde fand.
Das Königreich von Alnoa erholte sich ebenfalls und begann sich erneut zu entwickeln. Brennsteinmaschinen stampften in den Städten und trieben die Schiffe an, Dampfkanonen schützten Stadtwälle und Festungen.
All die Jahrtausende vergingen, und aus der Erinnerung an den großen Krieg gegen den Schwarzen Lord und seine Orks, wuchsen Legenden. Legenden, die an die stete Bedrohung durch die Finsternis mahnten und doch allmählich zu ihrem Vergessen beitrugen.
Dann, vor dreißig Jahren, erhob sich die Finsternis mit neuer Macht.
Unzählige Legionen von Orks schienen unter dem Befehl des Schwarzen Lords zu stehen.
Erneut traten ihnen Menschen und Elfen entgegen. In erbitterten Kämpfen wurden die Angriffe abgewiesen, doch die entscheidende Schlacht war noch nicht geschlagen. So belauerten sich die Feinde an den wenigen Pässen, die ein Vordringen ermöglichten. Die freien Reiche waren zu schwach, um in das Land des Schwarzen Lords vorzustoßen, zumal das Volk der Elfen die alte Heimat verlassen hatte und zu neuen Ufern aufgebrochen war. Doch ausgerechnet jetzt zeichnete sich ab, dass der Herr der Finsternis auf eine Weise erstarkte, die man nie zuvor erlebt hatte. Und dieses Mal verfügte er über einen schrecklichen Verbündeten – die Rumaki.
Viele der fremden Menschenkrieger waren heimlich über die Grenze nach Alnoa eingedrungen, und obwohl man einige hatte fangen oder töten können, hielten sich andere verborgen, und ihre Augen und Ohren waren Teil einer Bedrohung, der man nie zuvor begegnet war.
Kapitel 3
Von draußen drang das Zwitschern der Vögel herein.
Hemrenus blinzelte kurz, schloss erneut die Augen und gönnte sich einen Moment der Ruhe, in dem er dem fröhlichen Gesang lauschte. So lange hatte er diese Klänge vermisst. Endlos erscheinende Monate, in denen Schnee und Eis die Ostprovinz von Alnoa in ihrem Griff gehalten hatten. Hemrenus mochte den Winter nicht. Weder den trostlosen Anblick kahler Bäume, noch das endlos erscheinende weiße Tuch, welches die Landschaft bedeckte, oder die Kälte und den eisigen Wind, der vom Gebirgszug des Uma´Roll herabwehte. Oft hatte er sich während jener Zeit am frühen Morgen wohlig auf seiner Bettstatt geräkelt und die Decke enger um sich gezogen, weil er davor zurückscheute, die Wärme zu verlassen und sich den Unfreundlichkeiten des Winters auszusetzen.
Nein, er mochte den Winter nicht, in dem sein Hornvieh kaum genug Futter fand, und er und seine Gehilfen hinaus auf die verschneiten Weiden mussten, um die kostbaren Tiere zu versorgen. Der vergangene Winter war besonders lang und hart gewesen, zumindest empfand Hemrenus dies so, und der Schnee hatte höher gelegen, als in all den Jahren zuvor. Der unbarmherzige Wind verharschte die weiße Oberfläche, und viele der Rinder verletzten sich die Beine und Mäuler, wenn sie nach Futter suchten. Einige der Kälber hatten es nicht überstanden, und selbst sein prächtiger Zuchtbulle hatte nur knapp überlebt.
Doch das war nun vorbei.
Endlich.
Der Frühling hatte das Reich von