Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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goldener Schüsselchen kosten, denn diesmal würden sich die Dorfbewohner für die Arbeit entlohnen lassen. Wenigstens entstanden keine Kosten für das Holz, welches es ja in der Gegend reichlich gab.

      „Nun, äh, ich werde bei Gelegenheit mit dem Ältesten des Dorfes sprechen“, seufzte Hemrenus.

      „Ihr solltet das nicht auf das lange Holz schieben“, meinte der ältere Bruder. „Wenn Ihr damit bis zum Sommer oder zum Herbst wartet, treibt das den Lohn für die Arbeit nach oben.“ Er sah Hemrenus’ unsicheren Blick und seufzte nun seinerseits. „Im Sommer ist die erste Ernte und im Herbst muss Wintervorrat angelegt werden. Da haben die Leute selber genug Arbeit. Wenn Ihr dann ihre Hilfe wollt, werdet Ihr schon ein paar Schüsselchen hinlegen müssen.“

      „Ja, mag sein“, knurrte der Hornviehzüchter verdrießlich. „Ich werde besser bald mit dem Ältesten reden.“ Der Morgen hatte so gut begonnen, mit strahlendem Sonnenschein und dem fröhlichen Gesang der Buntflügler, und er wollte sich den Tag nicht durch von Käfern zerfressenes Holz verderben lassen. Hemrenus atmete tief durch, klatschte munter in die Hände und sah die Männer auffordernd an. „Doch heute haben wir anderes Tagwerk zu verrichten. Der Zaun auf der Nordweide muss geflickt werden.“

      „Ich dachte, wir sammeln heute das Winterfell?“, warf der ältere Gehilfe ein. „Wenn wir zu lange warten, dann verdirbt es. Sobald es abfällt und verunreinigt wird, zahlen die Händler weit weniger, und Ihr wisst ja, aus dem Fell lässt sich gute Winterkleidung herstellen.“

      Das Hornvieh, welches Hemrenus auf seinem Hof züchtete, mochte sich inzwischen an das Leben zwischen Zäunen gewöhnt haben, doch es handelte sich noch immer um die typischen Wildvieh, welche die Ebenen des Reiches Alnoa bevölkerten. Ein großer Bulle war ein wenig kleiner als ein durchschnittliches Pferd und hatte ein glattes Fell, welches in unterschiedlichen Brauntönen gemustert war. Der Kehlsack hob sich, wenigstens bei den männlichen Tieren, durch seine weiße Färbung deutlich ab. Normalerweise hing er schlaff herab, doch wenn ein Bulle in die Brunst kam oder sich aus anderem Grund erregte, dann blähte sich die Hautfalte zu einem wulstigen Ballon auf. Kühe und Bullen trugen rechts und links am Schädel zwei geschwungene Hörner, deren Spitzen, einem Schneckenhaus ähnlich, gedreht waren. Das in der warmen Jahreszeit glatte Fell wuchs im Herbst allmählich zu einer flauschigen Wolle, die das Rind im Winter warm hielt. Im Frühjahr löste sich die Winterwolle und fiel ab oder wurde an geeigneten Baumstämmen abgescheuert. Sie war als Futter für Winterbekleidung sehr beliebt, aber sie musste rechtzeitig eingesammelt werden, denn sobald sie sich mit ihren Haarwurzeln vom Rind löste, begann sie zu zerfallen. Nur wenn man die Haarwurzeln rechtzeitig abtrennte, blieb die Wolle verwendbar. Einige Züchter hatten spezielle Drahtbürsten entwickelt, mit denen man das Winterfell auskämmen konnte, bevor es abgestoßen wurde. Hemrenus’ Hornvieh begann gerade damit, die Wolle zu verlieren, und der Gehilfe hatte sicher recht, wenn er seinen Herrn daran erinnerte.

      Hemrenus kratzte sich unsicher im Nacken. „Der Zaun von der Nordweide ist beschädigt. Den müssen wir heute reparieren, sonst läuft uns das Hornvieh fort. Sicher, sie laufen nie weit weg, aber es braucht seine Zeit, bis man sie wieder eingesammelt hat. Na schön, dann kümmert ihr beide euch zuerst um den Zaun und bessert ihn so schnell wie möglich aus. Danach kommt ihr zu mir auf die Südweide. Ich fange dort schon an, die Winterwolle zu sammeln.“

      „Nun, Ihr seid der Herr“, brummte der Gehilfe. „Ich wollte es nur erwähnt wissen.“

      „Schön, dann packt ausreichend Lederriemen ein und wässert sie gut vor dem Binden“, wies Hemrenus an. „Ich nehme eure Wollkrallen schon mit zur Südweide, dort treffen wir uns dann.“

      Hemrenus hatte kein sonderliches Talent dafür, mit Holz zu arbeiten, obwohl es nicht schwierig war, einen Weidezaun zu setzen oder auszubessern. In den Ebenen der alnoischen Provinzen gab es eine Unzahl kleiner und großer Waldgebiete und somit reichlich Holz. Man konnte einfach eine ausreichende Zahl dünner Stämme fällen, sie entasten, und dann zu Pfosten und Stangen verarbeiten. Ein Hornviehzaun musste eine gute Länge hoch sein, und damit er stabil beschaffen war, grub man die tragenden Pfosten genauso tief in den Boden ein. Um die Querstangen zu befestigen, benutzte man Leinen, Lederriemen oder geschmiedete Nägel. Leinen wurden aus Pflanzenfasern geflochten, Nägel in den Dorfschmieden gefertigt, und für beides hätte Hemrenus ein paar goldene Schüsselchen aus seinem Beutel holen müssen. Lederriemen ließen sich hingegen aus Hornviehhaut schneiden, und auf jedem Hornviehhof gab es gelegentlich totes Vieh. So ließ er seine Weidezäune mithilfe der kostenlosen Lederriemen errichten. Man musste nur darauf achten, dass die Riemen in feuchtem Zustand gebunden wurden. Sobald sie trockneten, zogen sie sich zusammen und sorgten so für eine unverrückbar feste Verbindung. Nachteilig war allerdings, dass das Leder im Laufe der Jahre brüchig wurde.

      Die beiden Gehilfen gingen mit Hemrenus zum Lagerschuppen hinüber. Während die Männer einen Sack mit langen Lederriemen, eine Säge und ein Schlageisen aus den Regalen nahmen, warf ihr Herr sich mehrere leere Säcke über die Schulter und hängte sich drei Wollkrallen an den Gürtel. Es waren kammartige Eisen mit einem langen Handstiel, mit denen man durch das Fell des Hornviehs schaben und so die Winterwolle herauskratzen konnte.

      Dann trennten sich die Männer, und Hemrenus ging mit beschwingtem Schritt den Pfad entlang, der zur Südweide führte. Als er vor Jahren einen Standort für seine Hornviehzucht gesucht hatte, hatte er sich dafür entschieden, sie auf einem Hügel zu errichten. Er schätzte es, über das Land zu blicken und dabei ein Auge auf seine Herde zu haben. Es war eine bescheidene Herde von wenigen Hundert Tieren, doch sie sicherte ein gutes Einkommen, und die relativ geringe Anzahl erlaubte es Hemrenus, den Aufwand für die Weidezäune in überschaubaren Grenzen zu halten. Alle vier Weiden besaßen Tore auf der dem Hof zugewandten Seite, und zwischen der Nord- und der Westweide befand sich der Pfad, der die Anlage mit dem Dorf verband. Zwei der grasbedeckten Flächen verfügten über natürliche Viehtränken, nämlich einen kleinen Teich und einen Bachlauf. Die Wasserstellen der beiden anderen Weiden mussten über den Ziehbrunnen und das Rohrsystem gefüllt werden. Diese Flächen wurden allerdings nur genutzt, wenn die anderen zu weit abgegrast waren.

      Die Herden des Hornviehs waren es gewohnt, ungehindert durch die Provinzen zu wandern, und die Züchter hatten einige Ideen entwickelt, um sie in ihrer Nähe zu halten. Dazu gehörte auch, die Vorderläufe der Leitbullen mit kurzen Leinen zu fesseln, sodass sie nur kleine Schritte machen konnten. Eine Tätigkeit, die Hemrenus gerne seinen Gehilfen überließ, denn die gehörnten Tiere zeigten sich in der Regel wenig begeistert, und allein der Anblick einer „Laufleine“ konnte den Kehlsack eines Bullen zum Blähen bringen.

      Unter Hemrenus, in der südlichen Senke, graste die Herde friedlich und füllte sich die Bäuche mit dem saftigen Frühlingsgras. Was vorne als frisches Grün in das Hornvieh hineinwanderte, kam hinten als Fladen wieder heraus. Wurden sie getrocknet, so gaben sie im Winter brauchbares Brennmaterial ab. Es mochte ein wenig riechen, doch es ersparte das Schlagen von Holz und machte somit weniger Arbeit. Hemrenus wusste es zu schätzen, wenn etwas wenig Arbeit machte oder sich so kostengünstig selbst vermehrte, wie es das Hornvieh tat.

      Der Pfad, den der Hornviehzüchter nutzte, hob sich kaum vom übrigen Untergrund ab. Das Hornvieh stand die ganze Zeit auf den Weiden, und es kam kaum ein fahrender Händler zum Hof, dessen Fuhrwerke den Weg zerfurcht hätten. Überall wucherten Gras und Kräuter, zeigten sich die bunten Tupfen der Blumen. An einigen Stellen der Südweide hatten das Vieh bereits sichtlich alles gerupft, was sie als essbar erachteten. Das dicke Gras der Ebenen wuchs rasch und saftig, auch dies ein Umstand, den der Alnoer sehr begrüßte.

      Seine Blicke schweiften umher, und er sog die Eindrücke des Frühlings in sich auf. Dies war sein Land, seine Hornviehzucht, und er war stolz auf das, was er in den wenigen Jahren erreicht hatte. Nun, genau genommen war dies noch immer das Land des Königs, doch der regierte in Alneris und würde wohl kaum persönlich seine Fahne über dem Hof aufpflanzen. Im Gegenteil, des Königs Erlass garantierte ihm die Nutzung des Landes, auch wenn es im Besitz

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