Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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sich gute fünfundzwanzig Tausendlängen von Osten nach Westen und fast vierzig Tausendlängen von Süden nach Norden. Auch die anderen Täler wiesen eine beachtliche Größe auf, doch das von Eternas war unbestreitbar das größte und fruchtbarste. Am rechten Ufer des Eten erstreckte sich der einzige Wald der Hochmark, links des Flusses lagen die Stadt, die Festung und die Getreidefelder. Auf Letzteren erhoben sich die ersten Getreidehalme, und bald würden sie ein Meer von wogendem Gold bilden. Hier gab es nur wenig Hornvieh, denn der kostbare fruchtbare Boden war dem Korn vorbehalten.

      Stadt und Festung waren am nördlichen Ende des großen Tals erbaut worden und schützten den dortigen Pass. Aus dem einstigen Weiler war eine Siedlung entstanden, die inzwischen fast achttausend Bewohnern ein Heim bot. Damit war sie am Ende ihrer Aufnahmekapazität angelangt, denn die Hochmark durfte nur so viele Menschen aufnehmen, wie sie eigenständig ernähren konnte. Ihre Lage im Gebirge des Noren-Brak bot ihr einen einzigartigen Schutz und war zugleich eine fortwährende Bedrohung. Schon ein Felsrutsch konnte die Handelsrouten der Gebirgspässe unterbrechen und die Mark isolieren.

      Entgegen der üblichen Bauweise des Pferdevolkes waren die Gebäude der Hochmark, aufgrund eines Mangels an Holz, aus Stein errichtet und wiesen bis zu drei Stockwerke auf. Der Handel mit den anderen Marken hatte dazu geführt, dass viele Bewohner die Fassaden nachträglich mit Holz verkleidet hatten. Einige taten dies, weil sie sich der Tradition verbunden fühlten, andere wollten den neuen Wohlstand augenfällig machen. Handelswege und Straßen waren mit Steinplatten gepflastert, unter denen die Rohre des Abwassersystems verliefen. Mehrere Dampfpumpen versorgten die Wasserstellen in der Stadt mit einem steten Strom aus dem Eten.

      Dampf beherrschte das Ostufer von Eternas, denn dort befanden sich die zahlreichen Handwerksbetriebe. Hier wurde Leder gegerbt und Stoff gewebt, hier wurde genäht, geflickt und geschmiedet. Die Produkte der Hochmark genossen einen guten Ruf in den unteren Marken, doch inzwischen wurde viel Handarbeit durch das Hämmern und Sägen von Maschinen abgelöst, und es gab Leute, die sagten, die Qualität leide darunter. Es mochte stimmen oder auch nicht, aber die Pferdelords ließen sich ihre Waffen und Rüstungen nur von Schmiedemeistern fertigen, die sich auf die Kraft der Arme und Geschicklichkeit der Hände verließen.

      Die Stadt und das Tal boten ein bunt wogendes Bild.

      Das Frühlingswetter ließ den Handel aufblühen, da die Wege wieder frei von Eis und Schnee waren. Handelszüge trafen aus den anderen Marken ein oder brachen dorthin auf. Menschen strömten aus den Weilern und von den Gehöften in die Stadt, um ihre Waren anzubieten und jene Dinge zu erstehen, die sie nicht selbst herstellen konnten. Die Stadt wimmelte von bunten Gewändern und hallte wieder von den geschäftigen Stimmen der Bewohner und Besucher.

      Die Festung von Eternas und die Garnison der Schwertmänner wirkten hingegen wie ruhige Inseln. Die alte Burg war längst erweitert worden und verfügte über manche Neuerung, teilweise Folge des Erdbebens, welche die Anlage vor einigen Jahren beschädigt hatte. Auf der Nordmauer, die einst den Pass bewacht hatte, stand eine Batterie schwerer Dampfkanonen. Das ausgebaute Hauptgebäude wurde von einem neuen Signalturm gekrönt, auf dem ein hochmodernes Langauge und die Konstruktion des Signalgerätes installiert waren. Man hatte ein Sprachsystem aus kurzen und langen Lichtblitzen ersonnen, welches Nachrichten über die Kette der Signalstationen bis in den fernsten Winkel des befreundeten Reiches Alnoa tragen konnte und auch Verbindung zur Festung am Nordpass des Eten erlaubte. So war es in kürzester Zeit möglich, auf Gefahren zu reagieren.

      „Endlich Frühjahr“, sagte Llaranya leise. „Auch wenn ich den Winter zu schätzen weiß, im Wald des Urbaums gab es den Wechsel der Jahreszeiten nicht, und so bleiben mir Schnee und Eis doch ungewohnt.“

      „Dieser Winter war besonders lang und kalt“, stimmte Nedeam zu. „Es hat Schäden in der Stadt gegeben, und die Streifen der Schwertmänner berichten, dass auch die Wege und Straßen außerhalb gelitten haben. Vor allem jene, die mit Steinplatten belegt sind, damit die schweren Handelswagen es leichter haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich mag keine steinernen Wege. Ein Pferd muss freien Boden unter den Hufen spüren.“

      „Du sprichst und denkst immer wie ein Pferdelord.“

      „Ich bin ein Pferdelord.“ Er grinste und küsste sie auf die Wange. „Und das werde ich immer sein, so wie du immer eine Elfin des Urbaums sein wirst.“

      „Die beiden Ältesten, die vorhin deinen Amtsraum verließen, wirkten nicht sonderlich beglückt. Bedrücken sie die Schäden, die der Winter in der Stadt verursachte?“

      „Eher der Schaden, den das in ihrem Goldbeutel verursacht.“ Nedeams Gesicht zeigte einen Moment den Unmut, den er empfand. „Der Frost hat viele Wasserleitungen und Rohre der Kanalisation bersten lassen. Nun müssen die Straßen aufgerissen und neue verlegt werden. Ich bin deinem Rat gefolgt und habe angewiesen, sie diesmal tiefer zu verlegen und mit Strohmatten zu umwickeln. Das kostet einiges an goldenen Schüsselchen, und die Ältesten sind nicht erfreut, dass ich dabei auch in ihren Beutel lange.“

      „Es ist nur gerecht, dass sie sich an den Kosten beteiligen“, meinte die schöne Elfin. „Zumal es ihre Stadt ist und sie es nicht schätzen, wenn es überall nach Dung stinkt.“

      „Du weißt ja, wie die Ältesten sind. Wenn es um allgemeine Dinge geht, welche die Stadt Eternas betreffen, so sehen die Ältesten sie fast als ihr persönliches Eigentum an. Wenn es hingegen um die Kosten geht, so weisen sie darauf hin, dass Eternas die Hauptstadt der Hochmark ist und es somit meine Angelegenheit sei, alles zu richten.“ Er schlug mit der freien Hand auf die Einfassung der Turmplattform. „Es gab Zeiten, da war das anders, meine Liebste. Da war es unsere Stadt und wir haben alles gemeinsam getragen. Freud wie Leid gleichermaßen. Doch seit der Handel blüht und der Wohlstand sich mehrt, scheinen die Menschen immer mehr auf die Zahl ihrer goldenen Schüsselchen zu achten und nur noch wenig Fürsorge für andere zu empfinden.“ Der Pferdefürst wandte sich nach Osten und blickte über den Fluss Eten zu dessen anderem Ufer. Dort war eine flache Erhöhung zu sehen, über der zwei Grabmale aufragten. „Dort ruhen Garodem und Larwyn, und dort ruhen jene Menschen, die vor über dreißig Jahreswenden im Kampf um Eternas fielen. Damals standen alle füreinander ein. Heute macht der Besitz die Menschen selbstsüchtig.“ Er strich über Llaranyas Hand. „Eine Streife der Schwertmänner berichtete mir sogar von einem Haus, in dem ein Hungernder abgewiesen wurde.“

      „Abgewiesen?“

      „Im Haus eines Mannes, der erst seit Kurzem in der Hochmark lebt“, bestätigte Nedeam. „Es mag sein, dass er die Traditionen des Pferdevolkes nicht ausreichend kannte, doch der Scharführer der Streife hat sie ihm beigebracht.“

      Der grimmige Unterton in seiner Stimme war unverkennbar.

      „Wie es den Traditionen des Pferdevolkes entspricht?“

      „Wie es den Traditionen entspricht. Fünf Hiebe mit der flachen Klinge, direkt vor dem Haus und vor den Augen der anderen. Das mag ihm eine Lehre sein, niemanden in Not von seiner Tür zu weisen. Sollte er es erneut wagen, so werde ich ihn der Hochmark verweisen.“

      „Das ist hart, und doch ist es auch gerecht.“

      Nedeam seufzte schwer. „Einigkeit und das Einstehen füreinander, das ist es, was unser Pferdevolk stark macht. Es hat uns das Überleben ermöglicht. Aber mancher Mensch scheint vergessen zu haben, dass wir noch immer um unser Überleben kämpfen müssen.“ Er deutete nach Osten. „Dort steht der Feind und lauert darauf, uns zu überrennen. Sicher, die Hochmark ist fern der gefährlichen Grenze und ihrer Pässe, und so glauben viele sich in Sicherheit, die nicht existiert. Wir müssen bereit und einig sein, sonst wird es ein böses Erwachen geben.“

      „Dennoch sollten deine Gedanken nicht so viel vom Krieg getrübt werden.“ Llaranya zog ihn an sich und küsste ihn,

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