Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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Haar der Mutter, den strahlend blauen Augen des Vaters und den typischen spitzen Ohren des elfischen Volkes. Die Kleine war der ganze Stolz ihrer Eltern, und das elfische Wort für „Augenstern“ bezeichnete sehr treffend den Liebreiz, den Neliana ausstrahlte. Es gab kaum jemanden, der das kleine Mädchen nicht sofort ins Herz geschlossen hätte. Als Säugling hatte sie gelegentlich die Nacht zum Tage gemacht, wenn ihre kräftige Stimme nach Nahrung oder Zuwendung verlangte. Doch auch die hartgesottensten Schwertmänner hatten keinerlei Groll gehegt, wenn ihre Nachtruhe gestört wurde, und das, obwohl das Geschrei Nelianas wohl bis in den letzten Winkel der Burg gedrungen war.

      Das Kind verfügte über einen natürlichen Charme und ein derart strahlendes Lächeln, dass es die Herzen der Burgbewohner im Sturm erobert hatte. Vor allem die der Kämpfer der Hochmark, die in ihrer Freizeit ganz neue Beschäftigungen und Talente entdeckten. Eine Unmenge an Tieren war, mit mehr oder minder großem Geschick, geschnitzt worden, und man sah der Kleinen gerne jene Dinge nach, welche ihre Entdeckungsreisen durch die Festung begleiteten. Manches ging zu Bruch, manches wurde beschmutzt, aber oft genug konnten die Erwachsenen ihr Lachen nur mühsam unterdrücken, wenn Neliana ihre Welt mit konzentriertem Gesichtsausdruck erkundete. Einzig die beiden Köche der Festung zogen manchmal finstere Mienen, denn Llaranya achtete ihrer Meinung nach viel zu genau darauf, dass man ihrer Kleinen nicht zu viele Leckereien zusteckte.

      Nedeam und Llaranya fanden nicht immer die Zeit, das Mädchen im Auge zu behalten, doch sie sorgten sich nicht, wenn es die Winkel von Eternas erforschte. Wenigstens einer der Schwertmänner war stets in der Nähe und achtete darauf, dass Neliana kein Leid geschah. Sie war ein aufgewecktes und fröhliches Kind, und gelegentlich entwischte sie ihren Beschützern, weil sie das Versteckspiel liebte.

      Diesmal hatte Neliana beschlossen, die Ostmauer zu erkunden. Natürlich kannte sie längst jeden Stein, der darin verbaut war, doch gerade diese Mauer übte eine merkwürdige Faszination auf das Mädchen aus. Möglicherweise weil man von hier den Wald der Hochmark mit seinen Wildtieren und dem elfischen Haus der Geschwister Lotaras und Leoryn sah. Zumindest, wenn man groß genug war, um zwischen den Zinnen hindurchzublicken. So sehr sich das kleine Mädchen auch auf die Zehenspitzen stellen mochte, den Ausblick konnte es bislang nur genießen, wenn einer der Erwachsenen es auf den Arm nahm. An diesem Tag hatte Neliana offensichtlich beschlossen, dass es an der Zeit war, die Zinnen auf eigenen Füßen zu überschauen. Der Schwertmann der Wache, der sie beaufsichtigte, hatte eher darauf geachtet, dass sie nicht vom Wehrgang in den Hof hinabstürzte, und war völlig überrascht worden, als es ihr gelang, sich zwischen den Mauersteinen emporzuziehen. Nun stand sie auf der Außenkante einer Zinne, und ihre Zehen ragten über den Stein hinaus.

      Dies war die Situation, in der Nedeam und Llaranya ihr geliebtes Kind vorfanden. Ein Stück abseits stand der verantwortliche Schwertmann, dem die Angst um das Mädchen im Gesicht stand. Andere waren herbeigeeilt, doch keiner von ihnen wagte es, sich zu nähern, um die Kleine nicht zu erschrecken.

      Nedeam biss sich auf die Lippe. „Ein plötzlicher Windstoß oder ein Schreck, und sie wird über die Mauer in die Tiefe stürzen“, ächzte er. „Wir müssen behutsam vorgehen.“

      „Sie wird nicht fallen“, versuchte Llaranya ihn zu beruhigen. „Sei unbesorgt, mein Liebster, sie ist eine Elfin des Waldes und hat die Reflexe der Elfen.“

      Der Pferdefürst sah sie zweifelnd an. „Ah, und warum sehe ich dann solche Sorge in deinen Augen?“

      „Weil unser Augenstern nur eine halbe Elfin des Waldes ist und möglicherweise ein paar menschliche Eigenschaften des Pferdevolkes geerbt hat“, räumte Llaranya ein. „Jedenfalls hat sie die Abenteuerlust von dir. Ich hoffe nur, sie hat nicht auch deine langsamen Reflexe.“

      „Ich bin nicht langsam“, flüsterte er. „Ich bin nur nicht so schnell wie ein elfisches Wesen. Lass mich vorgehen, sie vertraut meiner Stimme.“

      „Meiner ebenso“, zischte die besorgte Llaranya und hielt Nedeam am Ärmel zurück. „Zudem bin ich schneller als du, wie du ja selbst zugegeben hast. Das könnte hilfreich sein.“

      Der nervöse Schwertmann kam behutsam zu ihnen. „Es war nur ein flüchtiger Moment, Hoher Lord und Hohe Dame. Wahrhaftig, ich würde alles dafür geben, wenn ich es ungeschehen machen könnte.“

      „Noch ist nichts geschehen“, sagte die Elfin leise. „Und es wird auch nichts geschehen. Dazu ist Neliana zu klug und zu geschickt.“

      Nedeam zweifelte weder an der Klugheit, noch an der Geschicklichkeit seiner Tochter, dennoch fühlte er sich keineswegs beruhigt, als Llaranya langsam an die Mauer trat und dabei mit sanfter Stimme sprach. Der Inhalt ihrer Landschaftsbeschreibung war eher unsinnig, doch es kam nur auf den Klang der Stimme an, die das Interesse der Tochter wecken sollte. Eher zögernd wandte sich Neliana vom Anblick des Waldes ab und sah ihre Mutter an. Ein strahlendes Lächeln glitt über ihr Gesicht, und sie streckte Llaranya die Arme entgegen. Dabei drehte sie sich auf den Fersen und schien nach hinten abzurutschen. Ein paar Männer und auch Nedeam stießen instinktiv entsetzte Rufe aus, doch das Kind schien für einen kurzen Augenblick auf den Ballen zu wippen und sprang unvermittelt nach vorne, direkt in die ausgestreckten Arme, die sie sanft und auffingen.

      Nedeam war versucht, einen erleichterten Fluch auszustoßen oder mit Neliana zu schimpfen, doch er wusste, dass er ihr Unrecht getan hätte. Während die Schwertmänner nun aufgeregt durcheinandersprachen und die Wache sich ein paar unfreundliche Worte anhören musste, schloss der Pferdefürst seine beiden Lieben in die Arme.

      „Schöner Wald“, erklärte Neliana mit sichtlichem Stolz. „Und ich habe ganz allein geguckt.“

      „Ja, das hast du, mein Schatz“, bestätigte Nedeam. „Aber das nächste Mal kletterst du nicht allein auf die Mauer.“

      „Es macht Spaß.“

      „Hm, ja, aber es ist auch nicht ganz ungefährlich. Es geht sehr tief hinunter, wenn du von der Mauer fällst.“

      „Mich falle nicht.“

      „Dennoch wirst du mir versprechen, es nur dann zu tun, wenn einer der Männer dich dabei festhält, ja?“

      „Ich bin aber schon groß“, erwiderte Neliana ernsthaft. „Ich kann schon alleine hinauf.“

      Nedeam seufzte leise. Es war nur natürlich, dass ein Kind Stolz empfand, wenn es zum ersten Mal alleine ein Hindernis überwand. „Siehst du den guten Herrn Brasmut, der auf dich achtgeben sollte?“

      „Brasmut ist lieb.“ Neliana strahlte die Schwertmänner an. „Die Männer mit den blauen Haaren sind alle lieb.“

      Sie spielte auf die blauen Rosshaarschweife an, die an den Helmen der Männer befestigt waren und die als das Kennzeichen der Schwertmänner der Hochmark dienten. Die Männer Nedeams grinsten erfreut.

      „Ja, sie haben dich auch alle lieb“, sagte Nedeam leise. „Aber sieh dir den guten Herrn Brasmut genauer an. Er hat sich sehr erschreckt, als du auf die Mauer geklettert bist, und sehr viel Angst um dich gehabt.“

      „Oh, wirklich?“

      „Ja, wirklich.“

      Neliana überlegte kurz und ging dann zu dem verwirrten Schwertmann hinüber. „Du brauchst keine Angst haben. Ich gehe nur mit dir auf die Mauer.“

      Der Kämpfer strich dem Kind verlegen über das lange Haar und sah Nedeam und Llaranya dabei an. „Es wird nicht wieder geschehen, ganz gewiss nicht.“

      „Macht Euch keine Vorwürfe, guter Herr Brasmut. Es hätte ebenso

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