Christmas Eve. Angelika Nickel
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Als Erstes fiel ihr Blick auf den Wecker. Es war kurz nach sieben. Sie streckte sich. Ihre Füße lugten unter der Bettdecke hervor. „Puh, ist das kalt! Vivaldi, hast du nicht aufgepasst? Kann es sein, dass die Heizung heute Nacht ausgefallen ist?“ Sie beugte sich zu Vivaldi hinunter, der vor ihrem Bett lag und mit seinen unschuldigen Hundeaugen zu ihr hochschaute; dabei strich sie ihm übers Fell.
Nachdem sie aufgestanden war, ging zum Fenster und schob es hoch. Bittere Kälte, klare, eiskalte Luft drang herein.
„Frische Luft muss sein, Vivaldi. Komm, wir gehen in den Keller und sehen nach der Heizung.“ Sie öffnete die Tür und ging nach unten. Auf der Mitte der Treppe blieb sie verwundert stehen. Sie besah die schmutzigen Flecken, die auf einigen der unteren Stiegen zu sehen waren. Eigenartig, wunderte sich Laura, das ist mir gestern Abend gar nicht aufgefallen. „Werden wir später wohl doch noch putzen müssen.“ Sich nichts weiter dabei denkend, setzte sie ihren Weg zum Keller fort.
Sie zog die Kellertür auf und tastete mit den Fingern nach dem Lichtschalter. Vorsichtig stieg sie hinunter und sah nach dem Heizkessel. „Komisch. Das muss der Sturm gewesen sein, der den Heizkessel ausgeweht hat.“ Mit geschickten Fingern schaltete sie den alten Kessel wieder an. Sofort gluckerte und dröhnte es. „Gut so. Jetzt werden wir hoffentlich bald wieder warm haben.“ Zufrieden, das Problem derart schnell gelöst zu haben, ging wieder nach oben.
Die Aussicht, sich wieder mit kaltem Wasser waschen zu müssen, erschien ihr zwar nicht allzu verlockend, dennoch blieb ihr letztendlich nichts anderes übrig, als sich in ihr Los zu fügen. Zu warten, bis der Kessel den großen Wassertank erhitzt haben würde, dazu verspürte sie nicht die geringste Lust.
Als sie wieder an den Spuren der Nacht vorbeikam, blieb sie erneut stehen und strich mit den Fingern darüber. Sie sah auf den Schmutz, zerrieb ihn zwischen den Fingern. Kopfschüttelnd, lief sie weiter. „Ruß, auf der Treppe, wie der dahinkommt?“, fragte sie sich.
Als sie mit der Morgentoilette fertig war, ging sie vor die Tür, und war über die Schneemassen, die sich in der Nacht angesammelt hatten, mehr als sprachlos. „Tja, da wird uns nachher nichts anderes übrig bleiben, als ins Dorf zu laufen.“
Nach dem Frühstück verbrachte sie mit Vivaldi eine Viertelstunde draußen, in der eisigen Kälte.
Vivaldi genoss den Schnee. Mit der Schnauze wühlte er darin herum.
Auch Laura tat die frische, klare Morgenluft gut, auch wenn es bitterkalt war, und ihre Ohren von der Kälte schon wehtaten.
Dass sich die Gardine ihres Zimmers bewegte, merkte sie auch hier nicht. Und hätte sie es gesehen, hätte sie es sicherlich auf einen Luftzug zurückgeführt.
6 Das kleine Dorf
„Das gefällt dir, Vivaldi.“ Lächelnd sah Laura ihrem vorausspringenden Husky zu, wie sich seine langen Beine einen Weg durch die hohen Schneemassen wühlten. Wie gut, dass du ein Husky bist, dachte Laura, somit ist der viele Schnee keine allzu große Mühsal für dich. Laura zog ihren Schal hoch zu ihrem Gesicht. Die Luft war klar, doch bitterkalt.
Als Laura und Vivaldi das kleine Dorf endlich erreichten, taten ihr die Waden weh, als wäre sie über Stunden, steile Berghänge hochgeklettert. Sie blieb stehen und sah die Straße entlang, während Vivaldi unaufhörlich weiterlief.
Die Straße schaute aus, wie aus einem Weihnachtsmärchen entliehen. Überall lagen Schneeberge, die bis zu den Knien reichten. Von den Dorfbewohnern jedoch fehlte jede Spur. Auf Laura machte es den Eindruck, als hätten sich die Bewohner des Dorfes am gestrigen Abend alle in ihre Häuser geflüchtet, um sich vor dem Schneegestöber in Sicherheit zu bringen.
Nur an ganz wenigen Stellen wiesen Spuren darauf hin, dass bereits vor ihr jemandes Füße, die Schneemassen bezwungen hatten.
Der Schneesturm der vergangenen Nacht hatte nachgelassen und es schneite nur noch wenig.
Nochmals sah Laura sich um. Versuchte, von einigen der Schilder, die ruhig über den Einkaufsläden hingen, die Namen abzulesen. Langsam ging sie weiter in das kleine Dörfchen hinein, von dem sie bisher noch nicht einmal den Namen kannte.
Über einem der Läden stieg dichter Rauch aus dem Kamin. Laura hielt ihre Nase in die Luft und schnupperte dabei wie ein Hund. „Ein Bäcker. Dort muss eine Bäckerei sein“, sagte sie, und nahm sich vor, vor Verlassen des Dorfes, der Bäckerei einen Besuch abzustatten und Brot und Gebäck für die nächsten Tage einzukaufen. Als sie am Geschäft des Bäckers vorbeikam, lud der gefüllte Brötchenkorb, der im Schaufenster ausgestellt war, zum Betreten des Ladens ein. Auch die cremefarbene Marzipantorte sah sehr verlockend aus. Mehr jedoch konnte Laura von dem Laden nicht ausmachen, da der größte Teil der Fensterscheibe, beschlagen war. Laura lief weiter, denn sie war auf der Suche nach einem Geschäft, in welchem sie einige Weihnachtsartikel kaufen konnte, um das Haus, das sie zurzeit bewohnte, ein klein wenig mit weihnachtlicher Atmosphäre zu erfüllen. Weihnachten, wie sehr liebte sie es. Und wie schmerzlich würde es doch dieses Jahr für sie sein. Das erste Weihnachtsfest, seit Jahren, das sie ohne Frank verbringen musste. Wieder sah sie Franks Gesicht vor sich. Erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen. Frank. Niemals wieder würde es ein Weihnachten, mit ihm zusammen, geben.
Laura blieb stehen, und suchte in ihrer Manteltasche nach einem Taschentuch. Sie wischte sich die Tränen von den Augen und schnäuzte sich. „Das Leben, Laura Mac Allister, muss weitergehen. Du musst einen Weg für dich finden, damit klarzukommen!“, forderte sie sich selbst auf, und sah auch in diesem Moment wieder Franks Gesicht vor sich, und wie er ihr aufmunternd zunickte.
Entschlossen ging Laura weiter, während sie versuchte, auf andere Gedanken zu kommen, und die erneut aufsteigenden Tränen, zu unterdrücken.
7 Omas Wollstube
Die Türglocke läutete so leise, als wäre sie des Läutens im Laufe der Jahre müde geworden.
Zusammen mit Vivaldi, betrat die junge Frau den kleinen Laden. Wohlige Wärme hüllte sie auch gleich ein. Die Wärme tat ihr gut, nach all der Kälte im Freien. Sie öffnete ihren Mantel und nahm den Schal ab.
Auch wenn der Laden nicht das war, was sie suchte, so hatte sie sich dennoch dazu entschlossen, ihn zu betreten. Möglicherweise konnte der Inhaber des Ladens ihr sagen, wohin sie gehen musste, um einige Artikel Weihnachtsdekoration, zu bekommen. Langsam ging sie weiter in den Laden hinein. „Hallo? Ist da jemand?“, rief sie, nachdem niemand auf das Läuten des Glöckchens reagierte.
„Bin gleich da. Einen kleinen Moment noch“, kam es zurück. „Sehen Sie sich schon einmal um“, forderte eine ältere Frauenstimme, Laura auf.
Laura sah sich um. Rings um sie herum waren Regalfächer mit Wolle befüllt. In einer kleinen Nische standen alte Milchkannen, aus denen Stricknadeln herausragten. Weiter hinten war eine Tür offen. Laura ging darauf zu, und wagte es sich, hineinzusehen. Im Zimmer dahinter saß ein Junge, vielleicht elf Jahre alt, und las.
Eine gebückt gehende alte Frau kam den Flur entlang. Als sie Laura sah, rief sie: „Kommen Sie rein, wir beißen nicht. In unserem Dorf sehen wir das nicht so engstirnig. Bei uns darf man auch hinter die Geschäftsräume sehen.“
„Guten Tag. Entschuldigung, dass ich hier einfach so eindringe.“
„Kein