Christmas Eve. Angelika Nickel

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Christmas Eve - Angelika Nickel

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Wie immer. Ohne Ausnahmen.“

      „Ach, Omi …“

      „Nein. Wie immer!“ Sie stellte die Kanne zurück. Setzte sich und sah Laura nachdenklich an. „Ich wüsste nicht, was es bringen sollte, wenn ich Ihnen von den Gerüchten erzähle. Es würde Sie nur unnötig in Angst versetzen. Und wozu? Immerhin, Sie haben diese Nacht, allem Anschein nach, unbeschadet in dem Haus verbracht. Von daher …“ Sie winkte ab. „Nein, ich glaube nicht, dass Sie dort ernstlich in Gefahr sein werden.“

      Als Laura etwas erwidern wollte, ging das Türglöckchen, und ein alter Mann rief: „Emma? Rufus? Seid ihr da? Habt ihr schon die Neuigkeit gehört, dass seit gestern, jemand in dem Spukhaus wohnt?“ Sam McLoyd betrat die Küche und hielt verschreckt inne, als er Laura sah.

      Emma stand auf, zeigte auf den letzten freien Platz am Tisch. „Setz‘ dich, Sam. Du willst doch sicher auch einen Kaffee.“

      Sam nickte nur. Sprachlos schaute er Laura an. Er konnte den Blick einfach nicht, von ihr abwenden, obwohl Emma deswegen, sich immer wieder laut räusperte und ihren Blick zwischen ihm und der jungen Frau, hin und her wandern ließ.

      „Ich bin Laura Mac Allister. Ich bin es, die seit gestern in dem Haus, am Ende des Dorfes, wohnt.“

      „Das habe ich schon befürchtet. Gleich, als ich Sie hier, bei Emma, sitzen sah.“ Der Mann schluckte. Im Nachhinein hätte er sich auf den Mund schlagen können, dafür, dass er, ohne zu wissen, ob Oma Besuch hatte, mit der Neuigkeit herausgeplatzt war.

      Laura lächelte schwach. „Sehe ich derart furchterregend für Sie aus, Mister …“

      „Sam. Sam McLoyd. Aber sagen Sie einfach nur Sam zu mir. Das tun alle.“

      „Danke, Sam.“ Laura sah ihn und anschließend Emma an. „Bitte, erzählen Sie mir mehr über Haus.“

       8 Der Beginn einer langen

       Geschichte

      Sam streifte die graue Wollmütze ab, die ihm Emma vor einigen Jahren gestrickt und zu Weihnachten geschenkt hatte. Zusammen mit seiner groben Tweed Jacke legte er sie auf einem Hocker im Flur, ab.

      Während er sich zu ihnen setzte, zog er eine Kaffeetasse zu sich heran und trank auch sofort. Über den Tassenrand hinweg,sagte er: „’s bitterkalt draußen.“

      „Jetzt erzähl schon von dem Spukhaus, Opa Sam“, bettelte Rufus, der für die Geisterhausgeschichte, sogar sein Buch zugeschlagen hatte; natürlich nicht, ohne zuvor das Lesezeichen zwischen die richtigen Seiten gelegt zu haben.

      „Rufus, wie oft muss ich noch …“

      „Lass ihn doch, Emma. Waren wir als Kinder nicht genauso? Erinnerst du dich so gar nicht mehr an die Zeit, als wir unseren Eltern an den Lippen hingen, wenn sie uns von irgendwelchen Spukgeschichten erzählten?“

      „Sam, ich bitte dich! Du untergräbst meine Erziehung“, entgegnete Emma, teils ernst, teils leicht amüsiert; denn natürlich hatte auch sie nicht, die Tage ihrer Kindheit, vergessen.

      Laura sah die Drei der Reihe nach an. „Bitte, Sam. Auch mich würde die Geschichte um das Haus interessieren“, bat sie.

      Sam seufzte. Ein Seitenblick auf Emma zeigte ihm, dass es ihr alles andere, als recht war, wenn er die Geschichte des Hauses erzählte. Aber in Anbetracht dessen, dass die junge Frau neben ihm, dort wohnte, in genau diesem Haus … War es da nicht sogar seine Pflicht, ihr von der Vergangenheit des Hauses zu erzählen? Er bat Emma nochmals um eine Tasse Kaffee, um sich anschließend Laura und Rufus gegenüber, geschlagen zu geben. „Wenn es nicht anders geht.“ Sein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Emma schenkte er ein entschuldigendes Schulterzucken. Nach einem weiteren Schluck aus der Tasse, holte er tief Luft und fing, zu erzählen an: „Wie von euch beiden gewünscht; werde ich euch, die Geschichte des Hauses, erzählen.“

      Emma stand auf. Sie legte einige Plätzchen auf einen Teller und hielt ihn Rufus hin. „Rufus, du gehst jetzt bitte auf dein Zimmer. Dort oben kannst du ohnehin besser lesen, als hier unten. Hier wirst du nur durch unser Gerede gestört.“

      Rufus sah seine Oma entsetzt an. „Jetzt soll ich in mein Zimmer? Gerade jetzt, wo es doch erst richtig spannend wird! Nein, Omi, ich möchte hier bleiben. Ich will auch wissen, was über das Haus erzählt wird.“

      „Nein, Rufus, dafür bist du noch viel zu jung. Deshalb, bitte, nimm den Teller und dein Buch und geh’ nach oben.“

      „Oma, bitte …“

      „Sofort!“ Emma nahm das Buch und drückte es Rufus in die Hand. Mit hängenden Schultern und Schmollmund verließ er das Zimmer.

      „Rufus, wenn deine Oma es erlaubt, kannst du mich heute Mittag doch besuchen kommen. Wie wär’s? Hättest du Lust dazu?“, fragte Laura den Jungen, und sah dabei bittend zu Emma Green.

      Sofort blieb Rufus stehen. Ein begeistertes Strahlen setzte sich in seinem Gesicht fest. . „Darf ich, Omi?“

      Emma, die ihrem Urenkel so gut wie keine Bitte abschlagen konnte, und dennoch konsequent in ihrem Erziehungsstil war, warf einen hastigen Blick zu Sam. Dieser nickte. „Lass ihn gehen, Emma. Bei Tage ist das Haus keine Gefahr“, stimmte er der Bitte des Jungen, zu.

      Notgedrungen gab Emma sich geschlagen.. „Also gut, wenn Mrs. Mac Allister es dir erlaubt; und auch Sam nichts dagegen einzuwenden hat, wie kann ich da noch Nein sagen.“ Ihre Finger fuhren nervös über das Tischtuch. „Wenn es dunkel wird, Rufus, bis dahin, musst du allerdings wieder zurück sein. Ich will nicht, dass du dich dort noch aufhältst, wenn es zu dunkeln anfängt.. Haben wir uns verstanden?“

      Rufus nickte strahlend. Bis zur Dunkelheit war es einige Stunden hin. Zeit genug, das Haus kennen zu lernen.

      „Sie machen dem Jungen eine Freude, damit. Auch wenn es mir trotz allem, nicht ganz recht ist, Mrs. Mac Allister.“ Resigniert fuhr sie sich über die Stirn. „Doch ich bin eine alte Frau, und wer weiß, vielleicht mache ich mir ja tatsächlich, unnötige Sorgen.“

      „Laura. Bitte, sagen Sie doch Laura zu mir. Ich verspreche Ihnen, gut auf Rufus aufzupassen.“

      „So sei es denn, Rufus. Du darfst heute Mittag zu Laura gehen, aber nur, wenn du auf der Stelle, auf dein Zimmer gehst. Und vergiss nicht, die Tür von innen zuzumachen. Ich will nämlich nicht, dass du irgendwelche Wortfetzen auffängst, und dir womöglich irgendetwas, zusammenphantasierst. Haben wir uns verstanden?“

      „Jawohl, Oma.“ Rufus ging, ohne weitere Widerworte zu geben, nach oben.

      Erst als Sam die Tür ins Schloss fallen hörte, wandte er sich wieder Laura zu. „Warum möchten Sie die Geschichte des Hauses erfahren, wenn es Ihnen doch gelungen ist, eine Nacht dort zu verbringen, ohne Schaden genommen zu haben?“

      „Weil ich noch einige Nächte mehr, vorhabe, dort zu verbringen. Mir gefällt das Haus.“ Auch sie trank einen Schluck Kaffe. „Ich habe geplant, auf jeden Fall bis Weihnachten, zu bleiben. Vielleicht auch einige Tage länger. Aber das weiß ich noch nicht so genau.“

      „Warum wollen Sie in einem Haus bleiben, das keinen guten Ruf hat? Sicher,

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