Spinnen-Feind. Michael H. Schenk

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Spinnen-Feind - Michael H. Schenk

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nicht mit den Schulterblättern verwachsen waren. Janice übersah geflissentlich, dass die Truppe sich, mit Ausnahme der Triebwerkzündungen, unter Schwerelosigkeit befand.

      Zugegeben, auf der ISS hatte man ein paar Container für die Truppe hergerichtet, so gut es in der Kürze der Zeit möglich war. Die tollen Campingtoiletten eingebaut und eine Luftversorgungsanlage, denn fünfzig Männer und Frauen, pro Container, mussten ja über ein paar Wochen auch ein paar Mal Luft holen. Dazu kamen die Wassertanks, und damit war ihr 5-Sterne-Hotel auch schon fertig. Keine Pritschen oder so ein unsinniger Luxus. Passte ja auch nichts mehr rein, außer den Leuten und ihrem Gepäck.

      Gerade schob Marine Müller ihr unabsichtlich den Lauf seines M41-Karabiners unter der Nase durch. Nun, hier ging es halt beengt zu.

      Auch die Tatsache, dass sie sich seit vier Wochen von Kampfrationen ernähren durfte, besserte ihre Stimmung nicht gerade. Corporal Janice Rhyes war ziemlich sauer. Auf sich, die Sergeants, die Offiziere und die Mission. Aber, wie alle UN-Marines, schluckte sie es runter. Es war ihr verdammter Job, in diesem verdammten Container zu sein und ihren verdammten Auftrag zu erledigen. Aber danach konnten alle sie einmal am verlängerten Rückgrat besuchen. Sie würde die Badewanne für ein halbes Jahr nicht mehr verlassen, und der verdammte Lieutenant konnte ihr dabei den Rücken schrubben.

      Sie hörte die kurze Warndurchsage und hielt sich fest. Die Bremsmanöver des kleinen Geschwaders begannen früher, als üblich. Die Marines in den umgebauten Containern verfügten nicht über Andruckliegen. Sie mussten den Andruck der Bremsmanöver mit ihren Körpern abfangen. Die Männer und Frauen hielten sich fest, wo immer es ging. Dann war es vorbei. Corporal Rhyes sah, wie der Lieutenant eine Nachricht über seinen Helmfunk erhielt.

      “Noch eine Stunde, Leute. Dann geht es los. Alle checken noch einmal ihre Ausrüstung durch. Notrationen und Feldflaschen auffüllen. Die Sergeants überprüfen die Funktion der Marsanzüge. Vollzug an mich, in 30 Minuten.”

      Automatisch prüfte Rhyes ihre Ausrüstung durch. Es war ein Ritual, welches bis ins kleinste Detail erfüllt wurde. Jeder gute Marine achtete darauf, dass seine Ausrüstung stets in einem Top-Zustand war. Sein Leben und das der anderen konnte davon abhängen. In diesem speziellen Fall, zusätzlich von den Marsanzügen. Im Grunde waren es einteilige Kombinationen, in welche Heizelemente eingebaut waren. Die dazugehörigen Energumzellen befanden sich im Kampfgurt und wurden mit einem einfachen Kabel eingestöpselt. Die Anzüge waren, wegen der steinigen Marsoberfläche und des Sandes, sehr robust, auch wenn sie einem Vergleich mit den Kampfanzügen, die jedoch unterhalb der Marsausrüstung getragen werden mussten, nicht ganz standhielten. Die Kampfuniformen besaßen eine zusätzliche Beschichtung aus Spinnenfasern in Tarnmuster. Ein hochflexibles Gewebe von extremer Reißfestigkeit. Leider nicht absolut Kugelfest, wie Corporal Rhyes bei einem Einsatz festgestellt hatte. Die Narbe trug sie noch immer an ihrer linken Brust. Nun, knapp vorbei, war auch daneben, wie ihr Ausbilder immer gesagt hatte.

      Rhyes prüfte ihre Helmfunktionen mit dem Lichtschutzvisier, welches sich den verschiedenen Helligkeiten anpasste, und die dazugehörigen Filtersysteme. In dem probeweise herabgelassenen Visier leuchtete das innere Display auf, und zeigte die Funktionsbereitschaft der Systeme an. Im Gefecht wurde das Radarbild des Kampfgebietes eingeblendet, und jeder Marine konnte in seinem Display die befreundeten Einheiten lokalisieren. Was nicht Blau war, das war der Feind. Oder ein Neutraler. Ein Nicht-Kombattant konnte zu einem Problem für die Kampftruppen werden. Im Gegensatz zu Spezialeinheiten oder Polizeitrupps, waren die Marines, wenigstens im Allgemeinen, nicht für “chirurgische” Eingriffe gedacht. Ihre Devise war einfach. Was sich bewegt, ist feindlich – was feindlich ist, töte. Darauf waren sie trainiert und darin waren sie gut. Verdammt gut.

      Deswegen hatte der Colonel des Regiments auch jedem einen kräftigen Arschtritt versprochen, der versehentlich einen freundlichen Kolonisten erledigte. Rhyes und ihren Kameradinnen und Kameraden schmeckte das nicht besonders. Die Unterscheidung, zwischen einem Neutralen und einem Feind, konnte Zeit und Leben kosten. Aber es war ihr verdammter Job, okay?

      Rhyes war mit ihrer Ausrüstung fertig. Als Corporal unterstand ihr eine Gruppe von sieben Marines, welche sie jetzt ebenfalls kontrollierte. Sie wusste, nach ihr würde einer der Sergeants noch einmal alles überprüfen. Dann der First-Sergeant. Nur der Lieutenant, der würde sich mit einer höflichen Stichprobe zufrieden geben. Sein Job war es, die geschärfte Klinge des Bataillons von seinen Sergeants in Empfang zu nehmen, und erfolgreich durch den Einsatz zu führen.

      Corporal Rhyes hätte gerne ausgespuckt. Der Junge mit den Lieutenant-Balken war brandneu. Sie war froh, dass im benachbarten Container der Captain und Lieutenant Forbish auf den Einsatz warteten. Die waren okay.

      Dann rumpelte irgendetwas.

      Rhyes flog gegen eine andere Marine, kam taumelnd auf die Füße, um einen zweiten Stoß zu empfangen.

      Ringsum torkelten Männer und Frauen, als ein dritter Schlag erfolgte. Doch außer ein paar saftigen Flüchen herrschte Ruhe. Die ersten UN-Marines waren eine disziplinierte Elitetruppe. Rhyes sah den Lieutenant in sein Helm-Com sprechen und blickte zum Fenster hinaus. Vielleicht konnte sie etwas erkennen.

      Was sie sah, gefiel ihr absolut nicht.

      Ein helles Licht blitzte auf und blendete sie kurz.

      Das war einer der beiden Lasertürme des Zerstörers Rapid gewesen. Die Punkte mit den langen Feuerschweifen waren Raketen, welche von den Schnellstarteinrichtungen des Kriegsschiffes abgefeuert wurden.

      “Scheiße, was geht da vor sich?” Niemand antwortete auf ihre gemurmelte Bemerkung. Nur undeutlich nahm sie die aufgeregte Stimme des Lieutenants wahr. Der Offizier schrie etwas Unverständliches. Rhyes spürte eine erneute Erschütterung. Doch diesmal von Sergeant Walters ausgelöst, der sich rücksichtslos durch die dicht gedrängten Marines schob, und zum anderen Ende des Containers hastete.

      “Oh, verdammt”, fluchte Rhyes erneut. Das war nicht geplant. Absolut nicht geplant. Die Typen in der ISS hatten die Container mit manuellen Steuerungen versehen. Normalerweise wurden die Dinger ferngesteuert gelandet und später von den Pendlern wieder aufgenommen. Aber aufgrund des Ausfalls der Funkverbindungen zum Mars, hatte man eine provisorische Handsteuerung zusammengebastelt. Die eingewiesenen Marines, die als Aushilfs-Piloten fungierten, waren auf den zusammengeklebten Monitor mit Radar-Display, und die Hilfe ihrer Götter, angewiesen.

      “Ausklinken, ausklinken”, schrie der Lieutenant immer wieder, während Walters bereits an den Schaltern tätig war und hilflos mit den Schultern zuckte. “Ausklinken!”

      Rhyes knurrte unterdrückt. Kein guter Stil von dem Mann. Aber verständlich, dachte sie ironisch. Wir sitzen hier wie die Truthähne, während es draußen knallt. Lieber am Boden sein, wo man zurückknallen konnte.

      Der Schlag traf sie unvorbereitet. Corporal Janice Rhyes fühlte, wie sie durch die Luft gewirbelt wurde. “Das ist der Vorteil der Schwerelosigkeit”, dachte sie erstaunlich ruhig. “Der Flug macht echt Spaß, wenn man davon absieht, gegen alle möglichen Leute und Dinge zu krachen.”

      Sie schlug hart gegen eine der Wandungen des Containers, und betrachtete mit großen Augen, wie diese Wand sich verformte und nach innen wölbte. Das gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht. Unwillkürlich atmete sie auf, als das dünne Metall hielt. Janice hatte schon zu spüren geglaubt, wie sie ins Vakuum des Weltraums gesogen wurde. Angeblich ein rascher Tod, aber die 23-jährige hatte, verdammt noch mal, nicht die geringste Lust, das auszutesten.

      Alles ruckte und schaukelte, das Licht im Container flackerte und erlosch. Jemand schaltete eine Notlampe ein. Es herrschte ein wirres Durcheinander von Mensch und Material. Noch während weitere Erschütterungen durch den Frachtcontainer gingen, schafften die Unteroffiziere langsam Ordnung, begann

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