Der Verachtete. Marieke Hinterding

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Der Verachtete - Marieke Hinterding

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rel="nofollow" href="#u0f00df12-b243-5786-ad81-5aafcae95983">Gespannt öffnete Udo nun Werners Brief :

       Die Anlaufstelle für Wohnungslose

       Ab morgen gehst Du bei der Jobsuche realistischer vor,

       Schlaflosigkeit, von Angst, Husten und Aufregung

       „Guten Morgen Herr S., Firma Gut am Apparat,

       „Guten Tag,“ sagte er , „mein Name ist Dust!

       „Schluss jetzt Udo! Du hast genug gearbeitet!“,

       Nein, so ging das nicht weiter!

       Am darauffolgenden Samstag

       Herr S., soo kann das nicht weitergehen!

       Es war Freitag, der 19.

       Soo, jetzt hieß es nur noch: Abwarten!,

       Nicht nur der verstärkte Genuss von Alkohol und Zigaretten

       Es war dann alles sehr schnell gegangen :

       „Sie hätten Ihrem Arbeitgeber mitteilen können,

       In einer nüchternen Stunde am Mittwoch

       Als Udo Tage später den Briefumschlag

       Und nochmal Psychiatrie

       Betreute Wohngruppe

       "Morgen", dachte er,

       Impressum neobooks

      Hinweis

      Eine fiktive Geschichte aus der Gedanken-und Gefühlswelt eines Langzeitarbeitslosen geschrieben von Marieke Hinterding

      Der Verachtete

      Donnerstagmorgen, 11 Uhr dreißig: Udo S., 42 Jahre alt, ledig, seit 15 Jahren arbeitsuchend, öffnete wie jeden Morgen besorgt seinen Briefkasten. Die Arbeitsagentur hatte sich schon einige Zeit nicht mehr gemeldet und bangen Herzens fragte er sich, wie jeden Tag um diese Zeit, ob ihm vielleicht heute mal wieder eine Einladung der Arge ins Haus geschickt worden war, und tatsächlich: Zwischen den zahlreichen Werbeblättchen, die sich auch heute in seinem Postkasten angesammelt hatten, versteckte sich ein amtlich aussehender Brief , sofort erkennbar an den typischen Umweltbriefumschlägen der Stadt. Absender: Arge Neuss. Udo nahm den Brief an sich und begab sich unverzüglich in seine Wohnung. Sein Herz klopfte und er musste sich erst eine Zigarette anzünden. Wilde Gedanken gingen ihm dabei durch den Kopf und er hielt die vielen angsterfüllten Fragen, die er sich beim Anblick des Briefes stellt, kaum aus: Wollte man ihm vielleicht den Mietzuschuss kürzen, weil seine Wohnung 10 Quadratmeter zu viel Wohnfläche hatte? Wollte man vielleicht kontrollieren, ob er auch wirklich genug Eigeninitiative bei der Stellensuche entwickelt hatte? Oder hatte man vielleicht eine Arbeit gefunden für ihn? Mit einem Gefühl, das zwischen Angst und Hoffnung schwankte, riss er den Brief auf und mit zitternder Hand überflog er das Schreiben. Es war, wie schon vermutet, eine Einladung der Arge für Montag. Mitzubringen waren der Personalausweis und der Nachweis über seine Bemühungen bei der Stellensuche in den letzten drei Monaten.

      Udo wurde schlecht bei dem Gedanken, am Montag bei der Arge Neuss vorsprechen zu müssen, wusste er doch ganz genau, dass er die Erwartung der Agentur nach zwanzig Bewerbungen in drei Monaten nicht würde erfüllen können. Ganze fünf Bewerbungen konnte er nachweisen für das letzte Vierteljahr, mehr hatten die Stellenangebote der regionalen Tageszeitung nicht hergegeben. Verzweifelt steckte er sich eine Zigarette nach der anderen an. Würde es am Montag wegen fehlender Bewerbungen zu einer Leistungskürzung kommen?

      Sicher, er hatte im kostenlosen Stadtblättchen schon einige Jobangebote gesehen, die ihm ein hohes Gehalt und sogar eine fette Provision versprachen. Dabei handelte es sich allerdings um Jobs, die im allgemeinen Sprachgebrauch call-center agents hießen und damit hatte er schon zweimal keine guten Erfahrungen gemacht. Das erste Mal, als er sich als call-center agent versucht hatte, wurde ihm von der Firma aufgetragen, Leute aus dem Telefonbuch herauszusuchen, sie anzurufen und ihnen eine Riesenrendite zu versprechen, wenn sie ihr Vermögen möglichst bald in Kaffee oder Weizen anlegten. Damit war Udo aber nicht nur nicht erfolgreich, ihn plagte auch das Gewissen, ahnungslosen , reichen Rentnern das Blaue vom Himmel zu versprechen .Er hatte bei der ganzen Geschichte nur die Aufgabe, den Standardtext für solche Versprechungen so am Telefon vorzulesen, dass am anderen Ende der Leitung der Eindruck entstehen sollte, das dieses Angebot eine einmalige , sobald nicht wiederkehrende Chance war und dem Angerufenen sollte Glauben gemacht werden, dass er einer der wenigen Auserwählten war, mit denen dieses scheinbar exklusive Geschäft abgewickelt werden sollte.

      Udo hatte den Job eine ganze Woche durchgehalten, jeden Tag hatte er acht Stunden telefoniert, immer wieder denselben Text zum Besten gegeben und genau so lange hatte er sich wütende oder unfreundliche Worte der Angerufenen anhören müssen, was er aber durchaus verstehen konnte, denn wer wollte schon ungebeten mit solch dubiosen „Geschäftsideen“ belästigt werden. Trotz allen Verständnisses kränkte ihn jedoch der Tonfall vieler von ihm Angerufenen und weil er nicht ein einziges Erfolgserlebnis hatte und er außerdem im Zweifel darüber war, ob das was er machte, überhaupt ganz legal war, gab er , wie schon erwähnt, nach einer Woche auf. Und auch die zweite Erfahrung im Telefonbusiness war nicht besser! Diesmal sollten Spenden Abos zugunsten misshandelter Kinder für lukrative Geschäfte sorgen, nun allerdings war die ganze Sache ohne festes Gehalt abgemacht, sondern ganz auf Provisionsbasis. Diese allerdings war pro abgeschlossenen Vertrag über ein Abo sehr hoch, so dass sich Udo fragte, wie wenig denn eigentlich noch für die misshandelten Kinder übrigbleiben sollte. Schließlich wollte nicht nur er Geld verdienen, sondern auch noch sein Chef und Telefongebühren und die Miete für das feine Büro in guter Lage mussten auch bezahlt werden und es ging ihm dann wie beim ersten Mal in dem Gewerbe: Er gab sich nach einigen Tagen geschlagen und beendete entnervt sein Beschäftigungsverhältnis.

      All diese Gedanken beschäftigten Udo bis zum späten Abend und als er sich endlich schlafen legte,

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