Break free - Break down. Kelly Skinner

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Break free - Break down - Kelly Skinner

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Und eine Portion Kirschkuchen zum Stillen der sexuellen Gelüste.

      Wir haben schon seit Jahren keinen Sex mehr, obwohl ich darunter leide. Harold meint immer, er habe seine Libido verloren und er lebe ganz gut ohne Sex. Auf die Frage, was mit mir sei, stellt er immer die gleiche Gegenfrage: „Soll ich mich dazu zwingen, mit dir zu schlafen?“ Das ist ein Totschlagargument; sein Totschlagargument. Und das ist der Grund, weshalb ich nur noch selten etwas sage. Es ist genauso sinnlos wie mein Leben.

      Das Leben erwacht am Morgen, doch wir leben in ewiger Dunkelheit. Der Wecker schrillt, wir gehen jeder unserer Arbeit nach, danach treffen wir einander im Haus wieder. Der Weg zur Arbeit ist Routine, die Arbeit selbst ist Routine, der Weg nach Hause ist Routine, das Zusammenleben mit Harold ist Routine. Es gibt nichts mehr, das sich aus der Monotonie hervorhebt. Denn selbst meine Gewichtszunahme ist zur Routine geworden; ebenfalls zu einer schmerzlichen.

      In den vergangenen zehn Jahren hatten wir so gut wie keinen ehelichen Sex. Vier Jahre absolut keinen und dann vielleicht alle zwei Monate. Und wenn wir Sex hatten, dann wie zwei Teenager. Er dauerte nie lange, war immer gleich und absolut nicht, was ich wollte, mir vorstellte und vor allem brauchte. Doch jeder noch so kleine Hinweis darauf wurde von meinem Mann als tonnenschwere Kritik aufgefasst und er zog sich sofort wieder für viele Monate zurück. Ich hatte also die Wahl zwischen ziemlich schlechtem, völlig unbefriedigendem oder gar keinem Sex.

      Als ich mich wieder einmal darüber beschwerte, meinte er mit besorgter Miene:

      „Vielleicht solltest du ein paar Therapiestunden bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychologin nehmen, um mit deinem Leben fertig zu werden. Und gegen die Depression solltest du dir vom Hausarzt Tabletten verschreiben lassen. Denn wenn es dir so schlecht geht, kannst du nicht an deinen sexuellen Problemen arbeiten. Ich kann sie nicht ändern, also musst du zusehen, dass du mit dieser Situation zurechtkommst.“

      Diese Worte klingen nach wie vor in mir und rufen stets nur pures Unverständnis hervor. Ich sollte mich für eine biologisch völlig natürliche Reaktion meines Körpers medikamentös sowie psychotherapeutisch behandeln lassen? Ich nehme an, er wollte mit einer solchen Aussage nur die Verantwortung auf mich abwälzen, sodass er an sich nichts zu ändern brauchte. Eine sehr billige Methode, die jedoch nicht akzeptabel ist; zumindest nicht für mich.

      Als ich morgens aus dem Haus gehe, ahne ich nicht, dass es der Tag der Entscheidung sein würde. Ich erledige meine Arbeiten routinemäßig, komme routinemäßig nach Hause und setze mich vor den Fernseher. Routinemäßig mit einer Ladung an Süßigkeiten, wie nur der Nikolaus in seinem Sack hat. Der Film läuft, ich registriere nicht, was ich wahllos in mich hineinstopfe und lenke mich so von meinem Leben ab.

      Harold hat sein gekühltes Bier neben sich stehen, die Beine auf dem zerschlissenen Hocker. Genüsslich rülpst er nach einem Schluck Bier und öffnet seine Hose, die ihm mittlerweile auch schon wieder zu eng geworden ist. Keine Bewegung, kalorienreiches Essen, Bier. Irgendwann zeigt sich diese Dreierkombination auf dem Bauch und rund um die Hüften. Ich kann ein Lied davon singen, auch wenn ich kein Bier trinke.

      Verstohlen sehe ich ihn von der Seite an. Mit krummem Rücken und eingezogenem Nacken starrt er in den Fernseher. Als ob sich dort unser Leben abspielen würde. Früher hätte er sich ohne Vorwarnung vor mich hingekniet, meine Schenkel gespreizt und seinen Kopf unter meinem Rock verschwinden lassen. Heute denkt er nicht im Traum daran, so etwas zu machen.

      Ein erneuter Rülpser, leise zwar, aber doch einer, lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Noch immer in den Fernseher starrend packt er mit Daumen und Zeigefinger ein Nasenhaar und reißt es mit viel Kraft aus. Dann beäugt er es und wirft es auf den Boden.

      Ich komme nicht einmal dazu, mein Gesicht so richtig zu verziehen, da hat er auch schon das nächste Nasenhaar gepackt und zerrt daran. Es wird ebenso genau begutachtet, ehe es fallengelassen wird.

      „Muss das wirklich sein?“, frage ich angeekelt und wende mich demonstrativ ab.

      „Soll ich mir die Büscheln aus der Nase wachsen lassen?“, fragt er ungeniert und fingert an den Augenbrauen herum. Ich sehe nur, dass er seinen Daumen und seinen Zeigefinger aufeinander gelegt hat und sie rund einen Zentimeter von seiner Stirn weg hält. „Da schau her, wie lang die schon sind! Bald kann ich Breschnew Konkurrenz machen. Und die Nasenhaare werden ebenso lang.“

      Wenn er noch länger von diesem Thema spricht, wird mir mit Garantie übel und ich vertiefe mich in den Film, obwohl ich die Handlung nicht mitverfolgt habe. Ich war irgendwo in irgendwelchen Träumen verfangen gewesen. Ach ja, ich dachte an die sexuellen Überraschungen, die er mir vor langer Zeit geboten hatte und jetzt nicht mehr bietet.

      Stattdessen sehe ich ihm zu, wie er sich einzelne Nasenhaare und die Augenbrauen ausreißt. In diesem Moment fällt eine dicke, graue Wolke auf mich, dringt in mich ein und erfüllt mich mit Hass, Wut und Zorn.

      Ich möchte ihn anschreien, ihm die Bierflasche in den Hals rammen, ihm damit den Schädel einschlagen, ihm damit die Halsschlagadern aufschlitzen, ihn mit meinem fetten Arsch ersticken.

      In mir bricht ein Vulkan aus, der in meinem Bauch brodelt und heiße Fontänen ausspeit. Ich schäume vor Wut und muss mich sehr beherrschen, meine Vorstellungen nicht in die Tat umzusetzen.

      Immer schneller wandern unzählige, völlig wertlose Kalorien durch meinen Mund in den Magen. Sie versuchen, den Vulkan zum Erlöschen zu bringen, doch dieses Mal sind auch sie gegen den pulsierenden Lavastrom absolut machtlos.

      „Wenn du nur einmal so viel Interesse für Sex und unsere Ehe aufbringen würdest wie für die blöden Filme, wäre ich weit weniger frustriert. Aber für dich zählen ja nur die blöden Filme und dein Bier. Wie ein echter Prolet!“

      Und während ich vom Sofa aufspringe und wutschnaubend aus dem Wohnzimmer stapfe, brülle ich noch ein „Du bist schon längst tot und hältst mich in einem Sarg gefangen!“ über die Schulter. Dann knallt eine Tür, die Schlafzimmertür.

      Ich habe das Gefühl, als würde ich explodieren oder ersticken und keine Chance haben, diesen Zustand jemals wieder beheben zu können. Lauthals fluche ich in den leeren Raum, gebe wüste Schimpfworte von mir und schleudere kurzerhand alles, das ich erwische, an die Wand.

      Doch meine Wut will nicht sterben. Immer wieder bäumt sie sich auf, lässt ihre Flammen listig auflodern und kocht so lange in mir, bis schäumende Aggression aus mir bricht.

      Ich stoße einige Schreie aus, die einem verwundeten Raubtier ähneln; mit Menschlichem haben sie nichts mehr zu tun.

      Und ich bin auch verletzt, zutiefst verletzt. Dieser Mann dort draußen hat mir nämlich meine Seele zerfetzt. Er hat mir mein Leben gestohlen und mich lebendig begraben. Ich habe ein Recht darauf, meinen Schmerz aus mir heraus zu brüllen.

      Schnaubend wie ein altes Rennpferd in der Zielgerade stapfe ich in die Küche, werfe wahllos Knabbergebäck, Kuchen, Kekse, eine Flasche Limonade und noch einiges an Süßkram in meinen biederen Einkaufskorb, rufe Harold noch ein sehr hässliches „Leck’ mich doch!“ ins Wohnzimmer zu und lasse die Haustüre hinter mir so laut zuknallen, dass die Fenster zittern und klirren. Vermutlich auch noch jene der umliegenden Nachbarschaft.

      Der Einkaufskorb landet schwungvoll auf dem Beifahrersitz und ich hinter dem Lenkrad. Der Wagen ächzt, als ich mich mit voller Wucht in ihn fallen lasse. Dann röhrt der Motor auf, als wäre er ein Formel 1 Bolide – und trotzdem bleibt er ein kleiner Mittelklassewagen.

      Unser Schrebergarten liegt nur eine halbe Stunde Fahrzeit von unserem Haus entfernt. An diesem Abend schaffe ich die Strecke allerdings in knapp zwanzig Minuten. Mich interessieren keine Stopptafeln

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