Break free - Break down. Kelly Skinner

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Break free - Break down - Kelly Skinner

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dem Sarg, in dem Harold hockt und sich die Nasenhaare ausreißt, bringen. Sogar den Schnellimbiss mit den riesigen Langos, die man selbst mit Knoblauchöl bestreichen kann, lasse ich an mit vorbeiziehen. Die drei Minuten, die der Verkäufer braucht, um eines der herrlich fettigen Teigräder zu backen, könnte ich nicht an einem Platz verharren. Eine enorme Kraft treibt mich vorwärts, weg von meinem alten Leben, von meiner Starre, meiner Leblosigkeit, von meiner Sexlosigkeit, von meiner Routine.

      Der Schrebergarten liegt im Dunklen, aber das Mondlicht reicht aus damit ich mit dem Schlüssel ins Schloss und den Weg zur Hütte finde. Ganz wohl fühle ich mich allein in der Finsternis nicht und ich drehe rasch die Außenbeleuchtung auf. Der kleine Garten wird kugelförmig in sanftes Licht getaucht. Rasch untersuche ich die Umgebung auf Räuber, Diebe und Mörder. Erleichtert stelle ich fest, dass ich alleine bin. Die Dunkelheit treibt stets ihre illustren Spielchen mit uns.

      Bedächtig sehe ich mich in dem leicht muffigen, kleinen Häuschen um. Es ist alles vorhanden, was ich für diese eine Nacht brauche. Eine ausziehbare Couch, ein Fernseher, ein Badezimmer mit Dusche ohne Wanne und ein Kühlschrank. Mit einem Lächeln stelle ich den Einkaufskorb gleich neben der Couch ab und ziehe sie aus. Selbst ein Polster und eine Decke befinden sich in der Lade; sehr gut!

      Ich schließe die Jalousien, lasse das Licht vor dem Häuschen brennen und ziehe mich aus. Völlig nackt lege ich mich vor den Fernseher, greife mir die Packung mit den Kuchenstücken und zappe mich durch die Programme. Ein herrliches Gefühl, nur für mich sein zu können! Und nackt vor dem Fernseher liegen zu können. Daheim wäre mir das nicht in den Sinn gekommen. Das wäre mit den Kindern nicht möglich gewesen und auch vor Harold wollte ich mich in letzter Zeit nicht mehr so ungeniert zeigen. Immerhin habe ich ordentlich an Gewicht zugelegt, seitdem ich mit ihm liiert bin. Und da wir seit längerem schon keinen Sex mehr miteinander hatten, schäme ich mich doch ein wenig vor ihm. Er hat mich lange nicht nackt gesehen und würde sich vermutlich nicht gerade von mir angezogen fühlen. Dass Scham innerhalb einer Familie vorkommt, hätte ich nicht gedacht.

      Ich sehe meinen Körper an und werde in der gleichen Sekunde wütend. Er ist absolut hässlich und ich sollte mich nicht wundern, dass Harold die Lust auf Sex mit mir vollends vergangen ist.

      Schuld daran, dass ich so fett geworden bin, ist er und nur er! Denn er war es, der mir immer gesagt hat, ich solle mich wegen meines Gewichts nicht stressen, nicht unbedingt Crash-Kuren machen um schlank zu werden. Natürlich habe ich das gerne gehört und mich nicht diszipliniert sondern habe munter darauf losgefuttert, weil ich Unterstützung hatte. Wer würde das nicht tun? Er war mir in diesem Punkt absolut keine Hilfe und auch kein Korrektiv, aber das habe ich die ganzen Jahre über nicht erkannt. Ob er es vielleicht sogar absichtlich gemacht hat? Möglich wäre es.

      Und der Grund, weshalb ich ständig so viel gegessen habe, war ohnehin nur er. Denn er hat mir mein Leben völlig versaut. Seinetwegen habe ich so vieles versäumt, so vieles unterlassen, das mir ein Anliegen gewesen wäre. Diesen Frust habe ich dann mit Essen bekämpft. Wie blöd und naiv ich doch all die Jahre über war!

      Erneut greife ich nach einem Stück Kuchen und stecke ihn in den Mund. Es ist herrlich saftig, weich und süß. Ich genieße es und nehme mir mehr davon. Ich brauche das Dolce Vita, nur ein kleines bisschen Süße in meinem Leben anstatt der ewigen Routine und Fadesse.

      Aber ab sofort wird mein Leben so süß wie dieses Stück Kuchen sein, beschließe ich und sehe mir befriedigt den Film im Fernsehen zu Ende an. Gleich morgen früh werde ich einen Plan ausarbeiten, wie ich mein neues Leben gestalten werde!

      Die Nacht verbringe ich zum Großteil wach. Die Couch ist sehr unbequem, aber die einzige Alternative neben dem Autositz zum Ehebett.

      Ich denke an Harold, wie er jetzt im Bett liegt und leicht vor sich hinschnarcht. An seinen von der Decke überhitzten Körper, an den ich mich während der letzten Jahre nicht mehr kuscheln wollte. Sehr häufig hatte ich das Bedürfnis nach Nähe und kuscheln, aber diese Hitze hielt mich stets ab; sie war schlichtweg unangenehm.

      Warum, denke ich, warum war ich nur so blöd und habe jahrelang in dieser Ehe ausgeharrt, obwohl ich genau wusste, dass sie nur weiterhin Frust und Verzicht für mich bereithalten würde?

      Immer wieder hatte ich im Lauf der Jahre darüber nachgedacht, mich scheiden zu lassen um ein neues Leben zu beginnen. Doch diese Gedanken haben sich immer wieder verflüchtigt und für viele Monate gut versteckt im Hintergrund gehalten. Das Aufbegehren folgte keinem Rhythmus, trat aber immer wieder an die Oberfläche des Bewusstseins, zeigte sich in Unmut, Unzufriedenheit und Frustration. Und gerade dann, wenn ich alles hinschmeißen wollte, war es nötig, mit Harold eng zusammen zu arbeiten.

      Da waren die unzähligen Geburtstage der Familienmitglieder, dann die Schulaufführung eines unserer Kinder, die eine oder andere Krankheit, der schmerzliche Tod eines Nahestehenden, das große Hochwasser, Ängste, Sorgen und Nöte. Während dieser Turbulenzen zeigten wir uns als kongeniales Team, als ein Paar, das gemeinsam Probleme anpackt und bewältigt.

      Während dieser Zeiten fiel auch nicht ins Gewicht, dass wir keinen Sex oder nur sehr wenig davon hatten. Wir waren mit der Problembewältigung beschäftigt, so fixiert, dass wir streckenweise auch gar nicht daran dachten. Komisch, denke ich heute. Mit gutem Sex hätten wir so manche Situation zwar nicht ändern, aber dafür unsere Emotionen deutlich entschärfen können. Wir wären ausgeglichener und etwas entspannter an die Probleme herangetreten.

      Ja, das hätten wir machen sollen. Oder nein. Ich hätte es machen sollen. Ich hätte vermutlich auf zumindest gelegentlichen Sex bestehen müssen, auch wenn er nicht wollte oder konnte. Eine orale Befriedigung des Partners ist immer möglich. Selbst dann, wenn man selbst keine Lust auf Sex oder den Kopf voll hat.

      Doch beinahe im gleichen Moment fällt mir ein, dass ich solche Versuche durchaus unternommen hatte, jedoch kläglich am Unwillen Harolds gescheitert bin. Zumeist wurde er dann verbal grob und ließ mich wissen, dass ich eine Schlampe sei, die nur an Sex denkt. Zwar nicht so direkt, aber es ist so bei mir angekommen. Ob er es so gemeint hatte, weiß ich natürlich nicht. Allerdings hat es mich immer ziemlich tief verletzt. Anstatt Spaß und Entspannung zu bekommen, wurde ich beschimpft, gedemütigt und trotzdem nicht befriedigt. Und das in Situationen, in denen es mir ohnehin nicht wirklich rosig ergangen war.

      In diesem Moment flammen erneut die wohlbekannte Wut und der Zorn in mir gegen meinen Mann in mir auf. Mit einem Ruck setze ich mich auf und taste hastig nach dem Lichtschalter. Die matte Lampe taucht den kleinen Raum in diffuses Licht und platziert rings um mich Schatten. Nirgendwo sitzen Monster, wie in meiner Kindheit, aber dennoch ist es ein wenig gruselig. Ich bin es nicht gewohnt, eine ganze Nacht alleine in einem Haus zu verbringen. Und noch dazu weitab jeder Zivilisation. Immerhin ist unser kleiner Schrebergarten gut und gern mehr zwei Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt.

      Trotz allem bin ich fest entschlossen, an diesem Abend nicht mehr nach Hause zu fahren. Es ist an der Zeit, meine Gedanken zu ordnen, mir einen Plan für mein restliches Leben zurecht zu legen und mich zu verändern. Der tote Harold hat darin keinen Platz mehr; vielleicht noch als Freund. Als platonischer Freund, wohlgemerkt! Mal sehen.

      Beinahe im gleichen Moment muss ich laut auflachen. Harold ist doch schon seit Jahren mein platonischer Freund, auch wenn wir uns immer vor uns selbst und vor den anderen als Ehepaar ausgegeben hatten. Wenn ich den Jahresschnitt ausrechne, komme ich vermutlich nicht über vier bis sechs Mal Sex. Das ist bei zweiundfünfzig Wochen ein Durchschnitt von dreizehn, beziehungsweise neun Wochen. Also in jedem Fall vergehen stets zwei Monate zwischen den einzelnen Luststunden.

      Und jetzt muss ich wieder laut auflachen. Stunden…! Das Ganze war zumeist innerhalb von zwanzig Minuten abgehandelt, inklusive Vor- und Nachspiel.

      „Herrgott!“, schimpfe ich laut und angle nach dem Kuchen. Da

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