Im Schatten des Unwissens. T. C. Garver

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Im Schatten des Unwissens - T. C. Garver

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Schritte und sah wie das Pärchen vor ihr stehen blieb, das Szenario beobachtete und sich dann schnell aus dem Staub machte. Wenige Sekunden später stand sie an der gleichen Stelle. Sie sah nun zwei kräftige Männer und beide trugen einen Strumpf über dem Kopf. Der Eine, wollte einer etwas älteren Dame die Tasche aus der Hand reißen. Sie fiel dabei zu Boden. Mit der einen Hand hielt sie nun die Tasche fest umklammert, mit der anderen schütze sie ihr Gesicht vor den Schlägen des Angreifers. Ohne Nachzudenken rannte Kris auf den Mann zu, der die Frau weiterhin mit seinen Fäusten belagerte und stieß ihn weg. Er verlor daraufhin das Gleichgewicht und fiel kopfüber auf den Asphalt. Vor Schmerzen heulte er auf, fasste sich mit den Händen an seine blutende Nase. „Du Schlampe hast mir die Nase gebrochen!“, schrie er Kris hasserfüllt an.

      Überrascht blickte sein Partner zu Kris. Seine Miene änderte sich, nun schaute er wütend, holte aus und schlug Kris seine Faust mitten ins Gesicht. Sie roch ihr eigenes Blut. Die Frau schaute erschrocken auf, rappelte sich hoch und rannte davon, sobald ihr bewusst wurde, dass die Angreifer sich nun auf Kris konzentrierten. Na toll, dachte Kris, soviel zur Dankbarkeit. Jetzt war es Kris, die ihre Arme schützend vor ihr Gesicht hielt, um die Schläge abzuwehren. Komischerweise geschah jedoch nichts. Sie spähte durch ihre Finger und sah, wie der eine den anderen am Arm packte und wegrannte. Verwirrt blickte sie den beiden nach. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, was die beiden dermaßen erschreckt haben könnte, dass sie nun so hastig die Flucht ergriffen. Auch gut. Kris stand auf, klopfte sich ab und machte sich schnurstracks auf ins Vertigo42, das in der Mitte der Old Road Street lag.

       Mona

      Mona schlenderte durch den vereinsamten Hyde Park, der von mehreren Laternen beleuchtet wurde. Die Bäume ragten links und rechts, wie riesige Schatten, neben ihr auf. Der Wind pfiff durch die Blätter und ließ die Äste erzittern. Die wenigen Passanten die an ihr vorbei hasteten, hielten den Kopf gesenkt um der Kälte ein wenig zu entkommen. Eigentlich hätte es Mona ihnen gleich getan, doch heute fühlte sie sich frei, als wäre eine grosse Last von ihren Schultern gefallen. Vielleicht genoss sie deshalb diesen Moment, den Park entlang zu schlendern, den Wind pfeifen zu hören und die eisige Luft die ihr ins Gesicht peitschte zu spüren. Sie war kein Naturfreund und auch kein Hyde-Park-Liebhaber. Sie fand ihn einfach nur riesig und faszinierend, dennoch war sie keine von diesen Leuten, die morgens hier joggten oder sich ihr Mittagessen auf einer Bank genehmigten, um die vorbei laufende Menschenmenge zu beobachten. Nein, sie war einfach nur froh, dass sie einmal in ihrem Leben impulsiv gehandelt hatte und ihre Arbeitsstelle gekündigt hatte. Sie lächelte beim Gedanken daran, wie befreiend das Gefühl gewesen war. Ihr Lächeln wurde nur noch breiter, als sie nach dem Grund ihrer Kündigung suchte. Sie hatte keinen - und das war das Witzigste an der ganzen Geschichte. Es gab kein Grübeln, mache ich das Richtige und wieso mach ich das eigentlich überhaupt? Nein, da war einfach nichts, an dem sie sich den Kopf zerbrechen konnte oder wollte - wie sonst immer. Heute hatte sie sich aus dem Nichts heraus entschlossen ein neuer Mensch zu werden.

      Sie kramte ihr Handy aus der Jackentasche und blickte auf die Uhr. Halb acht, sie musste sich beeilen, denn um acht Uhr sollte sie im Vertigo42 sein. Die Marble Arch-Tube war nicht mehr weit, und dennoch beschleunigte sie nun ihren Gang.

      Komischerweise kam ihre Mutter ihr in den Sinn, sie hatte sie nun schon seit zwei Jahren nicht gesehen, und um die Wahrheit zu sagen war es ihr auch egal. Niemand brauchte eine Mutter, der Alkohol wichtiger war als ihr eigenes Kind. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt, deshalb konnte sie ihn auch nicht vermissen. Sicherlich dachte sie an ihre Eltern, weil heute der Todestag von Kris Eltern war, die sie immer wie eine eigene Tochter behandelt hatten. Unzählige Male hatte Mona Hunger gelitten. Einmal war sie sogar in der Schule zusammengebrochen. Kris benachrichtigte daraufhin ihre eignen Eltern. Ab diesem Tag, nahmen Kris´ Eltern Mona täglich zu sich nach Hause, damit Mona wenigsten eine warme Mahlzeit am Tag erhielt. Monas Mutter, die täglich blau war, hatte ihre Abwesenheit noch nicht einmal bemerkt, oder vielleicht war es ihr auch einfach egal.

      Mona fühlte sich nie unwohl bei Kris zu Hause, im Gegenteil, durch Kris´ Eltern erfuhr sie zum ersten Mal was es hieß, eine Familie zu haben, geliebt und beachtet zu werden. Sie war ihnen zu so viel Dank verpflichtet. Wären Kris Eltern damals nicht gewesen, wäre Mona sicherlich eines Tages auf der Strasse gelandet oder noch schlimmer - im Knast. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Es war so ungerecht, dass die beiden gestorben waren. Wieso mussten die Guten diese Erde immer so früh verlassen und die Schlechteren durften bleiben? Arme Kris, ging es ihr durch den Kopf.

      Als sie den Park hinter sich gelassen hatte, um in die U-Bahn zu gelangen, hörte sie die Geräusche der Autos und die Gerüche der Abgase stiegen ihr in die Nase. Sie schlenderte an zwei Frauen vorbei, die tief in ein Gespräch verwickelt waren. Mona wollte die Frau mit dem Kind darauf aufmerksam machen, dass es gefährlich sei, den Jungen unbeaufsichtigt so nahe am Strassenrand spielen zu lassen, entschied sich jedoch dagegen und schritt an ihnen vorbei. Bereute dies jedoch sofort in der nächsten Sekunde, denn das Kind lief auf die Strasse und ein Auto mit erhöhter Geschwindigkeit raste auf den kleinen Jungen zu.

      „Achtung!“ schrie Mona. Die Frauen drehten erschrocken die Köpfe. Das Auto drohte das Kind zu überfahren. Also sprang Mona beherzt auf die Straße, packte das Kind an sich und wich in letzter Sekunde dem heranrasenden Wagen aus. Der Fahrer hupte und gab ein paar Flüche von sich. Mona blickte ihm böse nach. Hätte sie kein Kind im Arm gehabt, hätte sie ihm den Mittelfinger gezeigt.

      Die Mutter riss den Jungen weinend aus Monas Armen und drückte es an sich. „Danke. Oh mein Gott, ich danke ihnen vielmals.“ Mona nickte. „Ist schon gut.“

      „Sie haben mein Kind das Leben gerettet, wie kann ich mich dafür revanchieren?“ Sie überlegte kurz. „Indem sie es nicht mehr so nahe am Straßenrand spielen lassen, wäre ein Anfang.“

      „Ja. Ja. Sie haben so Recht. Ich habe für eine Sekunde nicht hingesehen. Oh mein Gott, es tut mir so leid“, schluchzte die Frau.

      Mona nickte kurz und verabschiedete sich. Erst beim Gehen bemerkte sie, wie wacklig ihre Beine gerade waren.

       Lisa

      „Könnte ich noch ein Glas Wasser haben, bitte?“, fragte Lisa den Kellner als er das dritte Mal an ihrem Tisch vorbei lief.

      Er nickte ihr lächelnd zu. Nervös tippte sie mit den Fingern auf den runden Glastisch. Dass Kris sich verspätete, war normal, heute war sie sogar entschuldigt - wegen dem Todestag ihrer Eltern. Doch Mona war die Pünktlichkeit in Person und das bereitete ihr nun doch Sorge. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte Monas Nummer. Nachdem sie aufgelegt hatte, war sie beruhigter, Mona hatte ihr per Telefon soeben die Ereignisse mit dem Kind geschildert. Kris würde sicherlich auch eine aufregende Geschichte zu erzählen haben, da sie durch ihren impulsiven Charakter meistens irgendetwas Aussergewöhnliches erlebte. Sie lächelte in sich hinein, Kris war aufbrausend, spontan und direkt, doch nur Mona und Lisa wussten, dass sich hinter der harten Schale, ein Mensch mit einem Herzen aus Gold verbarg. Lisa hingegen war das pure Gegenteil. Sie war verträumt und grüblerisch. Ihre Meinung äußerte sie, zwar weniger als Kris, aber wenn sie etwas zu sagen hatte dann sprach sie es auch offen und direkt aus. Mona war eher sachlich und bodenständig. Ihr Sinn für die Klarheit der Dinge, war ihnen schon so manche Male von Nutzen gewesen. Ein ungleiches Trio gaben sie ab, Mona die Realistin, Kris die Aufbrausende und Lisa die Romantikerin. Sie ließ nun ihren Tag Revue passieren. Um sieben Uhr morgens war sie aufgestanden, hatte sich das Gesicht gewaschen, die Zähne geputzt und sich auf den Weg zur Arbeit gemacht. Sie war Angestellte in einer Versicherungsfirma Um sechs Uhr war sie wieder Zuhause gewesen, hatte geduscht, etwas gegessen und sich auf dem Weg ins Vertigo42 gemacht. Sie begegnete auf dem Weg dorthin einem Obdachlosen, der ihr Leid tat und schenkte ihm 100 Pfund. Er hatte sie angestrahlt als würde die Sonne scheinen. So hatte ihr Tag heute ausgesehen. Nicht gerade abenteuerlich, aber es hätte schlimmer sein

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