Blitz. Tom Gris

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Blitz - Tom Gris Der Aschenmann

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sagt der Kobold „aber ich trinke keinen Alkohol.“

      Theo ist perplex. Einerseits, weil er irgendwie erwartet hatte, dass der Kobold mit einer nerven zerfetzenden Quietschstimme redet, so wie der Pumuckl in den Kinderfilmen. Aber die Stimme ist ganz normal.

      Und andererseits, weil der Kobold keinen Alkohol trinken mag. Für Theo als bekennenden Alkoholiker ist so etwas völlig unverständlich.

      Abstinenzler sind für ihn so exotisch und fremd wie Marsbewohner, selbst für Menschenfresser hätte er mehr Verständnis. Theo schüttelt den Kopf.

      „Nehmen sie trotzdem Platz“, sagt er dann, worauf der Kobold seinerseits irritiert guckt. Theo geht darüber hinweg und schenkt Mieze und sich ein. Zum Kobold sagt er:

      „An nichtalkoholischem habe ich leider nur Leitungswasser im Haus. Wollen sie?“

      Der Kobold schüttelt den Kopf. Theo und Mieze trinken. Dann fragt Theo, ob Mieze in letzter Zeit einen neuen Papageienwitz gehört hat.

      Mieze verneint, Theo sagt „Och, schade.“

      Der Kobold wird immer nervöser, was Theo nicht entgeht, aber Abstinenzler halten das schon aus.

      Jetzt erzählt Theo seinerseits einen Papageienwitz, den Mieze allerdings schon kennt. Der Kobold lacht auch nicht.

      „Mögen sie keine Papageienwitze?“ fragt Theo scheinheilig.

      Der Kobold windet sich.

      Theo beschließt, dass es jetzt genug ist mit Abstinenzler-Ärgern und Zeit, den Kobold zu erlösen.

      „Also, Professor“, sagt er, jetzt ganz ernst, „was ist ihr Problem?“

      Der Kobold ist sichtlich erleichtert, endlich sein Anliegen vorbringen zu können.

      „Ich war“ fängt er an, „langjähriger Leiter des Instituts für Molekulargenetik an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Aber wie das so ist, wenn sie mit öffentlichen Geldern forschen: Sie werden ständig kontrolliert. Die Verwaltung, Beiräte, Gremien, die Stadt, der Bund, was weiß ich noch. Sie müssen ständig Rechenschaft ablegen, alles begründen, sie sind irgendwann mehr mit Papierkram und Befindlichkeiten beschäftigt als mit der Forschung. Zumal auf einem Gebiet, das von der Öffentlichkeit so kritisch beobachtet wird wie die Gentechnik.“

      Theo nickt stumm, ihm ist diese ganze Materie auch schon immer zutiefst suspekt gewesen.

      „Darum habe ich“ fährt der Kobold fort, „mich vor 5 Jahren entschlossen, eine eigene Firma zu gründen, um ungezwungen arbeiten zu können. Die Firma heißt Stroh Genetics und ist in Oberhaching, sie war von Anfang an erfolgreich. Und dort habe ich etwas entwickelt.“

      Der Kobold knetet seine Finger, es fällt ihm schwer, weiter zu sprechen.

      „Es ist“, bringt er schließlich heraus, „ein Mittel, mit dem man eine bestimmte Krebsart besiegen kann. Blutkrebs“

      Theo kann ein skeptisches Schnauben nicht unterdrücken, was dem Kobold ein resigniertes Lächeln entlockt.

      „Ich weiß, Herr Strack, das klingt unglaublich, aber es ist wirklich so. Dazu muss ich noch sagen, dass das Mittel bei bereits geborenen Menschen nicht mehr wirkt. Aber wenn sie es einem Embryo zwischen dem 4. und dem 5. Monat injizieren, können sie damit rechnen, dass dieser Mensch nie an Leukämie erkranken wird.“

      Theo ist geplättet.

      „Wenn das wirklich so ist“, überlegt er laut „wird künftig jede schwangere Frau, alle werdenden Eltern…“

      „alles daran setzen, auch ihrem Kind auf jeden Fall diese Impfung angedeihen zu lassen“ beendet der Kobold den Satz.

      „Wer will sich schon als Elternteil von seinem krebskranken Kind vorwerfen lassen müssen, dass die Krankheit hätte verhindert werden können? Mit einer Impfung? Das mag man sich gar nicht ausmalen.“

      „Das heißt damit auch,“ schlussfolgert Theo „dass das Marktpotential ihres Mittels…“ „Gigantisch ist“ sagt der Kobold. „Und damit fängt mein Problem an.“

      3

      Theo kann sich jetzt schon denken, worin das Problem bestehen wird, aber er lässt den Kobold weiterreden.

      „Das Mittel ist eigentlich gar nicht so teuer herzustellen. Ich will mich damit auch nicht groß bereichern, dazu ist das Zeugs für die Menschen zu wichtig. Ich habe vor, nach den letzten Tests die Formel gegen eine mäßige Lizenzgebühr an alle interessierten Pharmafirmen zu verkaufen. Wenn es viele Hersteller gibt, herrscht Konkurrenz und keiner kann einen zu hohen Preis verlangen, den sich viele nicht mehr leisten könnten.“

      „Lassen sie mich raten“ unterbricht ihn Theo.

      „Es gibt aber mindestens ein Unternehmen, dem ihre Pläne nicht passen. Ein Unternehmen, das ihre Formel für sich allein haben will. Um damit unbegrenzt abzukassieren. Und man setzt sie deswegen unter Druck. Sie werden bedroht, stimmt´s?“

      Der Kobold seufzt wie erleichtert. Mieze hat nicht zu viel versprochen. Dieser Strack ist trotz seiner Sauferei nicht auf den Kopf gefallen. Er ist jetzt froh, hergekommen zu sein.

      „So ist es“ gibt der Kobold zu. „Genau genommen ist es eine Firma Thruxmore Medicals in Tulsa, Oklahoma.

      Ich habe zudem den Verdacht, dass einer oder einige meiner Mitarbeiter von Thruxmore gekauft worden sind und gegen mich arbeiten. Ich weiß nicht mehr, wem ich noch trauen kann. Aber darüber unterhalten wir uns, wenn ich wieder da bin. Ich muss morgen nach London auf einen Kongress, der dauert eine Woche. Nächsten Montag komme ich zurück, dann werde ich sie anrufen.“

      Der Kobold legt seine Visitenkarte auf den Tisch. Dann sagt er:

      „Ach, fast hätte ich das Wichtigste vergessen. Weswegen ich in erster Linie gekommen bin. Das hier möchte ich im Moment lieber loswerden und bei ihnen hinterlegen, bis zu meiner Rückkehr. Passen sie gut drauf auf.“

      Er zieht eine lederne Tasche aus seiner Aktenmappe.

      „Was ist da drin?“ fragt Theo.

      „Eine externe Festplatte“ antwortet der Kobold. „Was da drauf ist, erzähle ich ihnen nächste Woche.“ Der Kobold schaut auf die Uhr.

      „Vielen Dank für alles, Herr Strack, aber ich muss jetzt gehen. Der Flieger geht morgen früh, und ich brauche noch etwas Schlaf.“

      Dann bleib doch gleich da, und schau dir mit mir Navy CIS an, denkt Theo.

      Mieze und der Kobold verabschieden sich. Theo schaltet den Fernseher wieder ein, aber Navy CIS ist längst vorbei.

      „Muss ich eben sonst wie einschlafen“ brummt er und verschwindet im Schlafzimmer.

      4

      Theo schläft tatsächlich bald ein, aber er schläft nicht lang. Kurz vor drei Uhr morgens klingelt sein Handy auf dem Nachttisch.

      Theo fummelt schlaftrunken an dem Gerät herum, bis es ihm endlich gelingt, den Anruf anzunehmen.

      „Ja?“

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