Die Schneelandschaft und der violette Himmel. Jörg Röske

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Schneelandschaft und der violette Himmel - Jörg Röske страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Schneelandschaft und der violette Himmel - Jörg Röske

Скачать книгу

zwei Riemen und einem ordentlich aufgerollten Seil war es bemannt - ich schlich um das Boot herum, suchte nach dem Schiffer. An Land war es gezogen worden und der Schnee hatte es mit seinem Weiß gefüllt. Es schien in seinem Dämmerschlaf unter der Eisigkeit auf den Frühling zu warten, auf die nächste Fahrt über den Strom.

      Ich setzte mich erschöpft auf des Ruderbootes Rand und ein Schatten schlich umher. Schnell fuhr ich herum, nichts war zu sehen. Meine beiden Begleiter waren mir nicht gefolgt, und ich erklärte mir den Schatten mit meiner Erinnerung an die beiden.

      Da saß ich wieder auf dem Rand des eingeschneiten Bootes und es schneite. Mein Atem dampfte und die niederfallenden Flocken waren sanft, spürte ich sie auf meinen Händen. Meine Kapuze schob ich zurück, die Schneeflocken streichelten mein Gesicht, dessen geschlossene Augen genossen.

      Und der Schatten war wieder da, huschte vorbei und ich sah ihn trotz der genießenden Lider. Jäh riss ich sie auf, fuhr herum dabei, spürte den Schatten vor mir jenseits des Bootes mit meiner Brust, meinem Bauch und meinem Gesicht.

      Nahm ich mit der rechten Hand den Speer, der sich auf der Bordwand aufstützte. Da verschwand der Schatten wieder in seine Unwirklichkeit - unwirklich war es ebenso, wenn er umher tanzte, war dabei kaum zu vernehmen.

      Da war er hinter mir - schnell hatte ich gelernt, ihn wahrzunehmen - und ich drehte mich herum, stach zu. Da materialisierte der Schatten, wurde zu einem Kutten- und Kapuzenträger und zerfiel im nächsten Moment zu Staub.

      Kein Gesicht hatte ich im Kapuzenschatten sehen können, bemerkte nur das rote Blut an der Stahlspitze meines Speeres.

      Wolfslilie

      Mit panischem Entsetzen erwachte Jero, wähnte er den Angriff der Drachen im nächsten Moment, schaute er mit geweiteten Augen hektisch umher, gesellte sich Entsetzen zu Entsetzen.

      Der Ritter war ausgezehrt, nicht zuletzt durch die Furcht vor der Drachen Apokalypse, und erschöpft auf dem Sturmfried eingeschlafen. Jero schloss die Augen, lehnte mit haltenden Armen zwischen zwei Zinnen seines Turms - war dies der Ort seines Traums gewesen. Er rieb sich seine Augen, begann nachzudenken - ja, nun begann die Zeit seines Erinnerns. Und das wollte er nicht, es schmerzte, in einem Winkel seiner Seele spürte er noch die eisige Kälte.

      Etwas beruhigt war er, hatte er während seiner Hektik den gelben Himmel und die graue Ebene gesehen, waren diese Vertrauten in ihn eingeflossen, sein Zuhause.

      Orge stand neben ihm und schaute zu dem Ritter des schwarzen Drachen und fing mit seinem Blick das Seelenblut auf.

      Da ging ein Rauschen, ein Wind durch die Luft und beide hoben den Blick und sahen Wolfslilie, die Walküre vom Sonnenschwert, heran preschen. Donnerten die Hufe ihres Schlachtrosses über sie hinweg und Orge sah zurück zu Jero, der zu der Kriegsfrau hinaufschaute, ihren Ritt durch die Luft mit seinen Augen verfolgte und Orge bemerkte die seltsame Verfärbung Jeros Mantels. Das Schwarz begann, violett zu schimmern und da trappelten auch schon die Hufe des Windpferdes auf dem Dach des Sturmfrieds, nachdem Wolfslilie ihr Ross in einer Schleife zurück zum Turm geführt hatte.

      Ohne Hast stieg sie ab, schnaubte noch das Ross, und stellte sich neben ihr Tier. Dann grinste sie wieder ihr freches Grinsen und Jero erwiderte und senkte erleichtert den Kopf, war froh, dass sie wieder zurückgekehrt war.

      Aber da zog sie ihr Schwert, Orge merkte auf, und Wolflilie tat einige Schritte auf Jero zu, hatte sie dabei kaum merklich Wut im Gesicht, das ansonsten starr wirkte.

      Orge wurde zum Zuschauer, konnte nicht Handelnder sein und die Walküre trieb die Klinge ihrer Waffe in Jeros Bauch. Jero versteinerte, sah in der Kriegsfrau kalte Augen, kollabierend bleich wurde des Ritters Gesicht und die Adern seiner Augen traten rot hervor. Orge spürte den Schmerz in seinem Bauch und Jero brach tot zusammen.

      Der frühere IIWO, der die Geschicke der Burg und des Ordens so gut verstand zu verrichten, eilte zu seinem Ritter, fing ihn auf und hielt ihn in seinen Armen. Doch zu spät war es, ein schwarzer Hauch stieg von Jero empor hinein in den gelben Himmel und wurde dort zu schwarzen Vögeln.

      Da bückte sich Wolfslilie, entriss des toten Ritters Bauch ihr Schwert und mit Entsetzen und Unbegreiflichkeit und Wut schaute der lebende Ritter in der Walküre regloses Gesicht. Dann begann sie, durch den knienden Orge hindurchzusehen, verharrte so einen Moment, wandte sich dann ab und ging zurück zu ihrem Reittier. Sie schwang sich darauf, steckte mit einem Walkürenlachen ihr blutiges Schwert zurück in die Scheide und ritt donnernd auf ihrem Sturmpferd los, hinein in den Himmel.

      Orge schaute hinterher, sah sie in der Ferne hoch oben in Wolkenbastionen verschwinden.

      Der Traum

      Ein Schwarm jäh auffahrender schwarzer Vögel erschreckte mich - wunderte ich mich, dass es hier lebendige Wesen gab. Ich schaute ihnen hinterher, nach Osten zogen sie, überquerten den zugeeisten Strom - unwirklich war diese Szenerie. Gebückt über dem Ruderboot war ich, hatte unter der Schneedecke nach Essbarem gesucht und wandte mich nun wieder meiner Suche zu.

      Dergleichen fand ich nicht, jedoch einen Gegenstand präziser, schwerer und eisig kalter Art. Einen Moment, nachdem ich ihn völlig abgetastet hatte, hielt ich mit geschlossenen Augen und meiner rechten Hand unter der Schneedecke inne, spürte den Stahl.

      Dann öffnete ich meine Fenster zur Welt und umgriff mit derselben Hand den Griff und zog das Schwert aus dem Tod. Fiel und bröckelte ab der Schnee und das Eis, hielt ich die Waffe vor mir, besah sie mir mit ihren seltsamen Zeichen - ein Langschwert war es. Entziffern konnte ich die beiden Ornamente nicht, waren sie rätselhaft und eigenartig und somit mit zu eigen - hintereinander aufgereihte Quadrate, die jeweils von einem Kreis umschlungen waren, wobei der Kreis durch die vier Eckpunkte des jeweiligen Quadrates führte.

      Vier Quadratkreise waren es und diese auf der einen Klingenseite in einen dunkelgrauen, länglichen und rechteckigen Stahluntergrund eingelassen, der sich wenige Millimeter von der mattgrauen Klinge abhob. Silbrig schimmerte das rätselhafte Ornament und silbrig schimmerte jenes auf der anderen Klingenseite. Auch war dieser Untergrund selbigst geartet, schloss mit dem Heft ab und maß ein Drittel der Schwertlänge. Mittig war er auf der Klinge angeordnet und maß in der Breite die Hälfte der der Klinge.

      Dieses andere Ornament zeigte eine längliche Welle, bestehend aus Berg und Tal, und in ihr schlief ein Drache.

      Eine ganze Weile betrachtete ich beide Symbole, Zeichen von Nirgendwo, die zu mir redeten, mir ihr Geheimnis anvertrauten - sie gefielen mir und ich wollte ihr Inneres lüften.

      Und da schaute ich in Richtung Osten, in den Himmel über dem zu geeisten Strom, den schwarzen Vögeln hinterher, die sich schon längst in der winterlichen Trübnis verloren hatten.

      Dorthin führte mein Weg und ich steckte meinen Speer neben das schwarze Ruderboot in den festen Schnee und begann, mit dem Schwert in der rechten Hand über das Eis zu gehen.

      Ich schaute nicht zurück, aber etwas in mir sah das Boot mit dem schräg stehenden Speer - Sargesnichts mit eisigem Leichentuch und traurigem und Fragen stellendem Bewacher, um die der eisige Winter wehte.

      Mut eines Ritters

      Ritter Orge rannen Tränen die Wangen herab, sie benässten seinen Stoppelbart, der dem gut aussehenden und einstigen IIWO zum Vorteile gereichte. In seinen Armen lag der, für den er all´ die

Скачать книгу