Die Schneelandschaft und der violette Himmel. Jörg Röske

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Die Schneelandschaft und der violette Himmel - Jörg Röske

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hatte und umsonst schien dieses gewesen zu sein, stand die prächtige Burg des schwarzen Drachen nun leer.

      Dann kam das Meer in einer großen Welle und rann heraus aus Orges Augen, als vergraben war sein Angesicht in Jeros Hals - zwischen Schulter und leblos herabhängendem Kopf.

      Abend war es schließlich geworden und im heraufziehenden Dunkel und Fackelschein wurde Ritter Jero in seinem Turm aufgebahrt - in seiner roten Kleidung und mit seinem scharfen und eleganten Schwert, das in seine über der Brust gefalteten Hände gelegt wurde.

      Die ganze düstere und lange Nacht wachten die Ordensleute überall in der Burg, im Hof, auf den Mauern, auf dem Ordenshaus und auf den drei Türmen. Als einziger hielt Orge bei Jero im Sturmfried Totenwache, saß am Fußende der Bahre und ließ die Erinnerungen passieren.

      Es wurde Morgen und Orge schaute hinauf, geweckt vom Blinzeln der Sonne, deren Strahl durch das offene Turmluk drang. Da sah der Ritter einen Schwarm schwarzer Vögel vorüberziehen, zogen sie durch der Sonne Helle. Orge schaute zu Jero, der reglos da lag mit stillem Antlitz.

      Jäh schoss es Orge durch den Kopf, der Name des Drachen seines Ritters - Ischgatarh. Ja, das war der Zauber, das Wunder, das geschehen könnte und Orge wusste, dass es eine Möglichkeit gab, nur fehlte ihm noch das Wissen über die notwendigen Erfordernisse.

      Hinaus aus dem Sturmfried eilte er, marschierte im Burghof auf und ab und die verschlafenen Ordensleute merkten auf, beobachteten den neuen Herrn der Burg. Sie rätselten über den angestrengt nachdenkenden Ritter, dessen Äußeres keinesfalls über eine Trauer Zeugnis gab.

      Da befiel ihn die erste Idee und er eilte den Sturmfried hinauf, ging zu dem Ort, an dem Jero gestorben war. Hektisch lief er auf dem Dach umher, starrte zu dem Unglücksort, sah das Blut seines Ritters auf dem Steinboden und dann sah er das andere. Violett schimmerte das getrocknete Blut des Drachen - die Blutlachen lagen ein wenig versetzt übereinander.

      Der Fund brachte den nächsten Schritt - der Drache - und damit ein nächstes Rätsel. Doch Orge, nun auf dem richtigen Weg, so empfand er, wusste schnell Rat. Er lief die Treppe im Sturmfried hinunter und öffnete die Luke neben den Eichenholzfässern. Der Ritter nahm eine Fackel und stieg hinab ins Kellergewölbe, mit ein wenig Beklemmung - Jero und Mero waren die einzigen, die in dieser unterirdischen Düsternis keine Beklemmung kannten -, und tastete sich vor.

      Dann, nach aufregenden Schritten, erreichte er sie, die Regale mit den vielen Büchern und Manuskripten und Schriftrollen. Orge stand inmitten Jeros geheimer Bibliothek, von der nur wenige Eingeweihte wussten und die Ordensleute, denen Jero Zutritt gestattet hatte, waren niemals in dem Kellergewölbe gewesen. Lediglich Orge hatte für wenige Besuche Mut gehabt.

      Nun schauderte der verbliebene Ritter erneut und er suchte das Buch der roten Rose und fand es und schlug es auf. Sofort war er gefangen von dem, was er las und vergaß dabei die Düsternis, die um ihn herum wallte. Er versank in den Tiefen des Buches, das Jero selbst geschrieben hatte und fand immer wieder den Namen Jeros Drachen.

      Und er fand einen Satz, der lautete: 'Und ziehe ich das Schwert heraus aus meiner Seele, werde ich vereint sein mit Ischgatarh.'

      Orge merkte auf und allmählich breitete sich die Gewissheit in ihm aus, an das Ziel seiner Suche gelangt zu sein. Doch es hob die Frage nach dem Seelenschwert an und der Ritter begann, erneut zu grübeln.

      In der geheimen Bibliothek stöberte er erneut und wurde müde und versank in einen Schlaf. Er träumte von der Fahrt eines Mannes, der in einem Boot einen breiten Fluss überquerte. Der Mann lag reglos in dem schwarz getünchten Ruderboot und es war Frühling und ein verziertes Schwert steckte in seinem Bauch.

      Da schreckte Orge auf und Schrecken und Antwort tanzten in ihm einen seltsamen Tanz von Duft und Tod. Der Ritter kannte das Schwert, es war Jeros altes, schweres Schwert, das er damals mit dem Griff nach oben zeigend in eine Nische im Sturmfried gestellt hatte.

      Nacht war es inzwischen geworden - so stellte er fest, als er hinauf schritt und durch die offene Dachluke des Sturmfrieds einige wenige Sterne am schwarzen Himmel sah. Dabei meinte er einen kaum merklichen Schatten zu sehen, der das Schwarz ins Violette hinein fast nicht wahrnehmbar trübte.

      Dann löste er sich von dieser Entdeckung und wandte sich zur Nische und sah das matt im Fackelschein schimmernde Stahlschwert. Er nahm es, hielt es heilig und ehrfurchtsvoll und ging damit zu Jero. Die in Orge einströmende Andacht samt des ruhevollen, durch den Klang des Kosmos´ driftenden Gesichtes des Toten ließen Orge das Weitere vergessen.

      Doch es dauerte nicht lange und er entdeckte den Schnitt in Jeros roter Kleidung, der die Machenschaften Wolfslilies verriet und der hereinbrechende Schrecken machte Orges Gesicht totenbleich.

      Nacht zum Tag

      Während meines Überquerens des breiten Flusses trat von Zeit zu Zeit eine Vision vor mein inneres Auge. Seltsamerweise wärmte mich ihr Erscheinen und ein zweites Mal seltsam war dieses Phänomen, denn sie handelte von Kälte und Sterben.

      Ich sah einen Mann, gebettet auf einem Fell in einem Boot, das einen Fluss hinabtrieb. Ruhig war das Wasser, still war es in der verschneiten Landschaft und der Mann war dem Tode nahe.

      Immer wieder kam sie und jedes Mal freute ich mich mehr, denn die Wärme nahm zu.

      So ging ich unbeirrt, hielt in der rechten Hand das schwere Schwert, verwandte es als Wanderstab. Zunehmend versank ich in meine Vision - der Sterbende näherte sich immer mehr seinem Totenreich. Gesäumt war sein Weg von einer Art Sakralinsignien, die verloren und geisterhaft wirkten, an beiden Flussufern aufgestellt waren. Dechiffrieren vermochte ich sie nicht, jedoch empfand ich mich nicht in einer allzu großen Entfernung zur Deutung.

      Ich nahm die Kapuze ab, stöhnte schon fast vor Wärme, tat meinen Blick hinaus und bemerkte mich in einer Gegend, deren Boden grau war. Fest war er, Sand gab es allerorten und Steine hier und da.

      Ich hielt inne, hob meinen Blick, sah einen gelben Himmel und in der Ferne eine Kirche, die brannte.

      Das Drachenschwert

      Mit Schaudern stand Orge auf dem Sturmfried - mit erhobenem und stoßbereitem Schwert. Vor ihm lag Jero - Seelenfrieden schlummerte in seinem Antlitz, obwohl er im Reich des bleichen Wahns gefangen war - und Orge sah den Schnitt in seines Ritters Bauch und roter Jacke. Er zitterte, entschied dann und schloss die Augen, und er begann die Handlung.

      Das mit rätselhaften und seltsamen Symbolen bewehrte Schwert fuhr herab und der einstige IIWO öffnete dabei seine Lider - nicht um die Fahrt der Waffe zu überprüfen, denn den Weg kannte er genau. Stellen wollte er sich dem Ereignis, dem Tod, dem Grausigen, dem Unausweichlichen, es mit eigenen Augen sehen.

      Da fuhr das mattgraue und alte Schwert in die blutige Scheide und Jero bäumte sich auf, stöhnte dabei aus tiefstem und schwärzestem Abgrund herauf. Dann sank er wieder zurück auf sein Totenlager, blies dabei seinen Atem in die Nacht. Orge durchlebte eine Art Hölle, während des Stoßes, und dann eine unbestimmbare Unsicherheit - umwehte ihn der Nachtwind im Fackelschein.

      Heimlich vollzog Orge diese Zeremonie, dieses Unterfangen, auf dem mächtigsten Turm Jeros in stiller Mitternacht. Die Ordensleute schliefen, wussten nicht um ihres Ritters Gedanken und Tat und fürchteten zu arg die Mysterien, die ihre Ritter umgaben.

      Bis zum Morgen wartete Ritter Orge - er wusste nichts, folgte lediglich seiner Intuition.

      Da

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