Weg, einfach weg. Ralf J. Schwarz

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Weg, einfach weg - Ralf J. Schwarz

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riechen.

       Als Volker im Stadtteil Sachsenhausen vor dem Haus des Ehepaars van Geerden parkte, machte sich ein Erstaunen in ihm breit. Er stand vor einem riesigen Anwesen mit einem Haus, das verloren in der Mitte einer parkähnlichen Grünfläche stand, geschützt von einer riesigen, sichtverdeckenden Hecke, in deren Mitte ein schmiedeeisernes Tor den Zugang verwehrte. Eine Reihe uralter Eichen stand wie eine Armee grüner Bewacher vor dem Anwesen und bildete so einen fast undurchdringbaren Sichtschutz. Lediglich der Blick durch das Tor offenbarte die andere, eine Welt scheinbar ohne finanzielle Sorgen und Nöte, die dahinter lag.

       Mit spitzen Fingern drückte Volker May den Klingelknopf und hatte dabei das Gefühl, in eine fremde Welt eindringen zu wollen. Nach kurzer Zeit erklang eine weibliche Stimme aus der Türsprechanlage, begleitet von einem summenden Geräusch das von der schwenkbaren Kamera stammen musste, die in einem der Bäume installiert war.

       »Ja bitte?” fragte die Frauenstimme die Volker aufgrund ihres Klanges einer etwa vierzigjährigen Frau zuordnete. »Guten Tag, mein Name ist Volker May, Kriminalhauptkommissar Frankfurt Mitte. Kann ich bitte Frau van Geerden sprechen. Es ist wichtig!” Stille trat ein. Nach einer schier endlos anmutenden Wartezeit, in der May an seinen Feierabend dachte, wurde der Türsummer gedrückt und gab die ebenfalls schmiedeeiserne, mit Ornamenten und eisernen Blumen verzierte Eingangstür frei. »Die sind aber auch gut auf die Füße gefallen, da fehlt ja wirklich nichts” dachte May als er mit weiten Schritten über den mit roten Platten ausgelegten Weg zum Haus ging. Noch bevor er oben angekommen war, wurde die Tür geöffnet und eine Frau erschien im Eingang. Schwarz und wellig fielen ihr die Haare weit über die Schultern, rahmten das schöne Gesicht ein, verdeckten aber auch die ersten Falten die sich um die Augen gebildet hatten.

       »Guten Tag, Volker May von der Polizei Mitte. Sind Sie Frau van Geerden?” Volker reichte ihr seine Hand. Zögernd erwiderte sie nach einer kurzen Weile seine Begrüßung. »Ja, ich bin Ute van Geerden. Darf ich nach dem Grund Ihres Besuchs fragen? Ist etwas passiert?” Nervös, so als erwarte sie eine schlechte Nachricht, sah sie den Fremden an. »Frau van Geerden, ist Ihr Mann zu Hause? Ich müsste ihn kurz sprechen.” »Nein, er ist leider nicht da. Er ist auf einem Termin und kommt erst in zwei Tagen zurück. Hat er etwas angestellt oder warum suchen Sie ihn? Oh, ich bin unhöflich, kommen Sie doch bitte herein.”

       May folgte der schlanken, eleganten Erscheinung die ihm den Weg zeigend, vor ihm herging. Die Wohnung war spartanisch eingerichtet, zeugte aber von überaus gutem Geschmack und vor allem von dem Wohlstand der Besitzer.

       »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?” fragte Ute van Geerden leise und fuhr nach Mays Kopfschütteln weiter fort: »Um was geht es denn bitte?” »Frau van Geerden, wissen Sie, wo sich Ihr Mann zurzeit aufhält? Oder ist es möglich, dass Sie Ihn anrufen? Wir haben sein Auto gefunden und wir gehen momentan davon aus, dass es gestohlen wurde. Also kein Grund zur Aufregung.” Entsetzt starrte Ute van Geerden den Hauptkommissar an. Apathisch stand Sie auf und verließ den Raum. Kurze Zeit später kam sie mit einem, in blaues Leder gebunden Terminkalender zurück. Bedächtig schlug sie das aktuelle Datum auf und las laut vor: »Termin 18.08. um 9.30 Uhr, Michael Hellriegel, Trebsen/Mulde. Und die Telefonnummer steht hier natürlich auch. Er ist gestern Morgen auch pünktlich weggefahren. Ich hab die noch die Tür gehört als er sie geschlossen hat. Aber warten Sie, ich werde meinen Mann anrufen.”

       Sie griff nach dem Handy das auf dem Tisch lag und wählte mit schnellen Fingerbewegungen eine Nummer. Nach kurzer Zeit sprang die Mailbox van Geerdens an. »Bitte Schatz, melde Dich mal. Ich glaube Dein Auto wurde gestohlen. Ruf mal zurück!” »Frau van Geerden, hat sich Ihr Mann gemeldet seit er weggefahren ist? Und wann wollte er zurück sein?” »Nein, er meldet sich eigentlich nie wenn er unterwegs ist, wissen Sie, er ist selbständig und hat eine Menge um die Ohren.” »Mit was verdient Ihr Mann denn sein Geld? Wenn die Frage zu indiskret ist, brauchen Sie natürlich nicht zu antworten.” »Mein Mann hat Pharmazie studiert und dann eines der größten Pharmaunternehmen der Region aufgebaut. Er produziert und erforscht vor allem Mittel die man aus Pflanzen gewinnen kann, hat sich auf diese Nische spezialisiert und ist damit sehr erfolgreich. Er versucht das verlorene Wissen unserer Vorfahren wiederzubeleben und deren Kenntnisse über Heilpflanzen zurückzugewinnen.” »Frau van Geerden, bitte lassen Sie mir eine kurze Nachricht zukommen wenn sich Ihr Mann bei Ihnen meldet.« Volker hielt ihr seine Karte hin, zog sie aber im Moment als sie danach griff zurück. »Ich werde Ihnen meine Privatnummer aufschreiben. Sie können mich so jederzeit telefonisch erreichen!«

       Volker ließ sich die Telefonnummer des Terminpartners van Geerdens geben, verabschiedete sich und ging zurück zu seinem Auto. Nach einem kurzen Anruf in Grimma, in dem er die Telefonnummer und die Fakten weitergab, fuhr er erfreut in seinen wohlverdienten Feierabend.

      Kapitel 6

      Leise stand Andreas auf, hörte das gleichmäßige Atmen seiner Frau, die leisen Geräusche der gespenstisch anmutenden Stadt, die durchs geöffnete Fenster drangen. Leise hörte er die Regentropfen auf den Blättern der Bäume aufkommen. Nie hatte er verstehen können, wie eine Metropole wie Frankfurt, wenn er auch nur in einem Vorort wohnte, seine Geräuschkulisse so drastisch ändern konnte. Während tagsüber das Leben in Form von Autolärm, Menschenstimmen und anderen, vielfältigen und in gewissem Maße, sonoren Klängen sich so präsent aufdrängte, schien sich nachts eine andere, unheimliche Welt aufzutun. Noch nie hatte er die Dunkelheit der Stadt, die Finsternis der verwinkelten Straßen, gemocht. Die scheinbar so sichere Welt in der er lebte, hatte in der Nacht viele Fallstricke und Gruben. Möglicherweise war es aber auch eine Art Angst die ihn gefangen hielt, wenn er gezwungen war, durch Frankfurts dunkle Gassen zu gehen. Einen dieser nächtlichen Horrortrips hatte er in der vergangenen Nacht erlebt. Auf dem Weg vom Steakhouse zurück zu seiner Wohnung hatten die Geister der Finsternis ihre dunklen Finger nach ihm ausgestreckt.

      Er spürte die kalten Fliesen unter seinen nackten Füßen als er leise aus ihrem Schlafzimmer schlich und verschwand hinter der gleich angrenzenden Toilettentür. Er hatte den Atem angehalten, versucht kein Geräusch zu verursachen, Ute nicht zu wecken. Heute würde er seinen so lange geschmiedeten Plan in die Tat umsetzen. Am Vorabend hatte er diese Entscheidung bei Hartmut verlauten lassen. Nun, da es langsam Realität werden sollte, war er sich nicht mehr so wirklich sicher. Aber es war ja auch nicht so einfach. Das Unternehmen das er geplant hatte, glich einem Sprung ins eiskalte Wasser. Und das noch mit verbunden Augen. So viele unbekannte Faktoren konnten das Gelingen des Vorhabens noch gefährden. Er war sich seinen Gefühlen nicht mehr so sicher. Fühlen konnte er nur die Angst die langsam in ihm aufbrauste. Und er wusste, dass ein Gespräch mit Ute seine Unsicherheit bestätigen und den so lange gehegten Wunsch zum Kippen bringen könnte.

      Langsam und bedächtig, um keine Geräusche zu verursachen, setzte sich Andreas auf den Rand der Badewanne. Gedanken zogen wie Wolken durch seinen Kopf, teils helle, die ihm sagten »He Mann, heute ist Dein Tag, verschwinde endlich und werde glücklich!« Die dunklen jedoch rieten zur Vorsicht, mahnten ihn, die Entscheidung sei noch nicht endgültig, noch wäre nichts passiert und sein altes Leben noch zu retten. Ein beherzter Schritt vor die Tür und er könne Hartmut noch aufhalten. Nichts wäre geschehen, niemand würde etwas ahnen. Feige nannten die hellen Wolken diese Hirngespinste, taten sie als Unsinn ab und siegten schließlich.

       Um seine möglicherweise doch erwachten Frau zu beruhigen, zog er die Klospülung und öffnete erneut die Badezimmertür. Kein Ton war zu vernehmen. Leise, auf nackten Füßen schlich er sich in sein Arbeitszimmer im Untergeschoss des Hauses. Ein erster Blick auf die Uhr befahl ihm, nun sein Vorhaben, seinen nun schon monatelang vorbereiteten Plan schnellstmöglich umzusetzen. In nur wenigen Minuten würde sein Freund den Wagen wegfahren. Im den zeitlichen Vorgaben durfte es keine Abweichungen geben. Dafür hatte er sich zu viel Mühe gegeben und aus seiner Sicht alles vorbereitet.

       Leise ging er in die Toilette die an sein Büro angrenzte und wusch sich die Haare. Anschließend trug er die Haartönung die er besorgt hatte, auf sein von Natur

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