Die Kiste Gottes. Stefan Gämperle

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Die Kiste Gottes - Stefan Gämperle

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Es gab keinen Punkt an dem er hätte zupacken können, um den Deckel abzuheben. Schliesslich musste er sich eingestehen, dass es keinen Sinn macht, es weiter ohne geeignetes Werkzeug zu versuchen. Er legte das Paket auf den Boden vor dem Beifahrersitz, schnallte sich den Sicherheitsgurt an und startete den Motor seines BMWs. Aus den Lautsprechern des Autoradios erklang die Sinfonie Nr. 41 von Mozart. Langsam steuerte er den schweren Wagen die Zufahrtsstrasse hinauf. Es herrschte kein Verkehr und er bog nach links in Richtung Sumiswald auf die verlassene Strasse ein.

      Er fuhr durch den malerischen Winterabend. Der Mond erhellte die mit Schnee bedeckten Wiesen und Hänge. Die Hänge erhoben sich in der Ferne zu Bergen. Auf den Bäumen und den Wäldern lag eine feine Schicht Schnee. Die Berge glänzten im Mondschein und hoben sich vom dunklen Himmel dahinter ab. Eine Landschaft wie aus einem Wintermärchen.

      Von all dieser Schönheit bekam Ulrich Friedrich Oberhofer nichts mit. Seine Gedanken kreisten allein um die Kiste. Auch die Übergabe im Wald liess ihn nicht los. Wer konnte ihm ein Paket unter so merkwürdigen Umständen zukommen lassen? Er versuchte sich an eine ähnliche Gegebenheit zu erinnern, aber es viel ihm nichts Vergleichbares ein. Noch nie hatte eine Übergabe auf so mysteriöse Weise stattgefunden. Die üblichen Treffen fanden meist in Restaurants oder bei ihm zu Hause statt. Noch nie hatte er sich mit einem Boten im Wald getroffen. Üblicherweise waren die Leute, die ihm etwas geben oder zeigen wollten ganz erpicht darauf erkannt zu werden. Ihre Entdeckungen sollten unbedingt mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Zumindest wollten sie in seinen Büchern namentlich erwähnt werden. Heute war von alle dem nichts gewesen.

      Er ging in Gedanken alle seine Projekte und Forschungen durch. Nichts. Auf keines dieser Vorhaben passte ein solches Verhalten. Es gab keine Lieferung die er aus einem seiner Unternehmungen erwartete. Noch fiel ihm irgendjemand ein, der ihm etwas auf diese Weise schicken könnte.

      Was konnte es nur sein? Woher und von wem stammte diese Kiste?

      Oberhofer erreichte Sumiswald. Im Dorf herrschte Totenstille. Die Strassen warteten menschenleer auf dem nächsten Morgen. Sein Haus lag nicht im Dorf, sondern etwas ausserhalb am Waldrand. Er hielt sich nicht viel im Dorf auf und beteiligte sich kaum am Dorfleben. Dies hatte ihm den Ruf eines merkwürdigen, alten Kauzes eingebracht. Darüber war er nicht traurig. So konnte er in Ruhe in seiner kleinen Villa arbeiten und musste sich nicht um irgendwelche gesellschaftlichen Verpflichtungen kümmern.

      Er hatte das Dorf durchquert und bog in eine kleine Seitenstrasse ein, die zum Wald führte. Die Räummannschaften hatten den Weg noch nicht freigemacht. Vorsichtig fuhr er auf der rutschigen Strasse zu seinem Haus. Nach einer längeren ebenen Strecke entlang von Feldern, auf denen im Sommer Mais angebaut wurde, führte die Strasse leicht bergan hinauf zu seinem Haus, das dunkel und verlassen am Waldrand schlummerte. Majestätisch erhob es sich vor dem Wald. Ursprünglich als Jagdschlösschen gebaut, erwarb es sein Vater, als Oberhofer drei Jahre alt gewesen war.

      Eigentlich war das Haus viel zu gross für ihn alleine. Es hatte 14 Zimmer, von denen er allerdings nur noch drei benutzte. Aber er liebte dieses Haus. Hier hatte er seine Kindheit verbracht. Nach seiner Zeit in Amerika, als er in die Schweiz zurückgekehrte, hatte er es von seinem Vater übernommen. Gerne dachte er an die Zeiten zurück, als er hier mit seiner Frau und seiner Tochter gelebt hatte. Die Erinnerungen, welche ihm das Haus immer wieder schenkte, hielten ihn als einziges davon ab, in eine kleinere Wohnung zu ziehen.

      Als er auf die Einfahrt zur Garage einbog, schaltet sich der Scheinwerfer über der Garage automatisch ein. In der Garage stieg aus, ging auf die Beifahrerseite und hob die Kiste aus dem Wagen. Das Neonlicht strahlte kalt von der Decke. Oberhofer stellte die Kiste auf die kleine, saubere Werkbank am Kopfende, nahm einen Schraubendreher und einen Hammer von der Werkzeugwand, die fein säuberlich aufgeräumt über der Bank hingen.

      Als er den Schraubendreher unter den Deckel angesetzt hatte, holte er aus und schlug mit dem Hammer darauf. Die Kiste rutschte weg und Oberhofer glitt ab. Er schob die Kiste an die Wand und setzte erneut an. Diesmal drang der Schraubendreher unter den Deckel. Erneut schlug Oberhofer zu. Der flache Teil befand sich nun komplett zwischen Deckel und Kistenwand. Er musste alle Kraft aufwenden um das Werkzeug zu drehen und so die Öffnung zu vergrössern. Nachdem er es geschafft hatte, setzte er den Schraubendreher am anderen Ende der Kiste erneut an. Wieder drang er ein, gerieben von dem Schlag des Hammers und Oberhofer konnte ihn bewegen. Er nutzte die Hebelkraft und stemmte den Deckel hoch. Die Nägel quietschten als sie aus dem Holz gerissen wurden. Als er den Deckel halb abgehoben hatte, konnte er darin eine weitere Kiste erkennen, allerdings nicht aus Holz. Es handelte sich um eine Metallkiste mit einer seltsamen Farbe. Oder lag es nur am Licht?

      Oberhofer nahm den Deckel ganz ab und versuchte die Metallkiste heraus zu heben. Er fand aber keinen Platz um mit den Fingern die Metallkiste greifen zu können. Auf der Oberseite gab es keinen Griff oder eine Erhebung, an der er die Kiste hätte herausziehen können. Oberhofer hob die Holzkiste und drehte sie vorsichtig um. Die Metallkiste regte sich nicht. Erst nach mehrmaligem Schütteln begann sich der Inhalt zu bewegen. Nach einiger Zeit und mehrmaligem Rütteln, ragten etwa 10 Zentimeter heraus. Oberhofer drehte die Kiste vorsichtig um und begann an der Metallkiste zu ziehen. Das Metall fühlte sich komisch an, warm. Er glaubte, eine leichte, elektrische Ladung zu spüren. Irritiert trat Oberhofer einen Schritt zurück und betrachtete die Metallkiste.

      Was war das nur? Wer schickte ihm eine solche Kiste?

      Nachdem sein erstes Erstaunen schwand, trat er wieder zu dem Behälter, um ihn ganz herauszuholen. Vorsichtig, als ob er sich vor der Berührung mit dem Metall fürchtete, nahm er die Metallkiste wieder in beide Hände und zog sie weiter aus der Verpackung. Als sie komplett aus der Holzkiste gelöst war, hob er sie gegen das Licht, um sie zu betrachten. Auf einer Seite konnte er Zeichen erkennen.

      Das Metall faszinierte ihn. Er konnte es nicht einordnen. Er stellte die Kiste wieder auf die Werkbank, trat einen Schritt zurück und betrachtet seinen neusten Besitz. Das Metall glänzte im Licht der Neonröhre. Oberhofer sah sein Spiegelbild komisch verzerrt auf der glatten Oberfläche. Die Kiste war nicht viel grösser als ein Schuhkarton. Sie schien zu strahlen. Das lag aber bestimmt am Licht. Ausser den Zeichen konnte Oberhofer nichts auf der Kiste entdecken. Keine Scharniere, keine Halterungen, alles glatt und aufs feinste verarbeitet. Die Kiste schien aus einem Stück Metall gefertigt zu sein. Er fand keine Schweissnähte, Schrauben oder Nieten, die das Behältnis zusammenhielten.

      Er riss sich von seinen Gedanken los und suchte nach einem Weg die Kiste zu öffnen. Scheinbar gab es oben drauf so etwas wie einen Deckel, aber nirgends konnte er eine Möglichkeit entdecken, ihn zu öffnen. Zehn Minuten lang untersuchte er die Kiste ohne einen Lösungsweg gefunden zu haben. Er beschloss die Kiste ins Arbeitszimmer zu bringen und es dort weiter zu versuchen.

      Oberhofer nahm die Kiste unter den Arm und verliess die Garage. Langsam stieg er die Stufen zu seinem Arbeitszimmer hoch, welches in einem der zwei Türme lag, die an beiden Seiten des Hauses über das Dach des Wohnteils herausragten. Oberhofer hatte sein Arbeitszimmer wegen der Aussicht hier oben eingerichtet. Als er es jetzt in der Dunkelheit betrat und durch die Fenster blickte, die vier Seiten des sechseckigen Turmes einnahmen, beeindruckte ihn die Winterlandschaft, welche sich im Mondlicht vor ihm ausbreitete. An seinem grossen, hölzernen Schreibtisch angekommen, schaltete er die Schreibtischlampe ein und stelle die Kiste darunter. Er ging zum Bücherregal und legte Wagner in den CD-Spieler ein. Ihn gelüstete es nach etwas Dramatischem. Oberhofer setzte sich in den bequemen Bürosessel und begann die Kiste erneut zu untersuchen.

      2.

      Alfons Carpaun nahm das Fernglas von den Augen. Er glaubte erkannt zu haben, dass Oberhofer selber am Steuer gesessen hatte. Nachdem der Wagen in der Garage verschwunden war, hatte er nichts mehr sehen können. Als das Licht in der Garage nicht erlosch, hatte er sich überlegt, ob er zum Haus hochfahren und versuchen soll

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