Die Kiste Gottes. Stefan Gämperle

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Die Kiste Gottes - Stefan Gämperle

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der sich während seiner Abwesenheit angesammelt hatte, hatte beträchtliche Ausmasse angenommen.

      Sie nahm das Telefon und wählte die Nummer aus dem Speicher. Es klingelte. Nach dem fünften Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter. Jessica stutzte. Warum hob ihr Vater nicht ab? Er liess nie den Beantworter an, wenn er zu Hause war. Er hatte immer Angst etwas Wichtiges zu verpassen, wenn er nicht jedes Mal ans Telefon ging, wenn es klingelte. Dafür opferte er gerne etwas Schlaf.

      Was war nur los? Ist er noch nicht zuhause angekommen? Hatte er seine Pläne wieder einmal kurzfristig geändert und vergessen es ihr mitzuteilen? Vielleicht hatte er sich auch schon wieder in seine Arbeit gestürzt und verfolgte irgendwelche Spuren oder prüfte irgendwo etwas nach.

      Am liebsten wäre sie sofort nach Sumiswald gefahren um nachzusehen.

      Irgendetwas beunruhigte sie.

      Rührte es noch vom Telefongespräch mit ihrem Ex-Ehemann her? Sie wusste es nicht. Doch in ihr drin nagte etwas und lies sie nicht zur Ruhe kommen.

      Nach einigen Minuten Grübeln beschloss Jessica, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie konnte die Kinder sowieso nicht alleine in der Wohnung lassen, dafür waren sie noch zu klein. Jessica versuchte sich einzureden, dass ihr Vater wohl zu erschöpft von der Reise war und deshalb den Anrufbeantworter nicht ausgeschaltet hatte.

      Auch das half nicht.

      Sie nahm das Buch vom Tisch und begann zu lesen. Nach einer Seite wurde ihr klar, dass sie gar nicht wusste, was sie soeben gelesen hatte. Ihre Gedanken weilten nicht im neunten Jahrhundert, sondern in Sumiswald. So beschloss sie, schlafen zu gehen.

      Aber auch im Bett liessen sich die Gedanken nicht aus ihrem Kopf verbannen. Erst spät fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

      4.

      Immer noch unschlüssig stieg Major Lock die Stufen hoch. Die Informationen waren noch sehr vage. Eine zum Teil verschlüsselte Mail, die sie bis jetzt noch nicht dechiffrieren konnten, sowie ein Gerücht über einen aussergewöhnlichen Fund. Das war alles, was sie bis jetzt vorweisen konnte.

      Lock hatte in den letzten fünf Jahren gelernt, wenn sie zu früh Meldung erstattete, dies meist mit einem Wutausbruch des Alten endete. Berichtete sie allerdings erst, wenn hieb und stichfeste Beweise vorlagen, beschuldigte sie Franks jedes Mal, eigenmächtig gehandelt zu haben. Wie sie es auch anstellte, richtig handelte sie für ihn nie.

      Sicher, dachte sich Lock, der Empfänger der Mail wurde von ihnen ständig überwacht. Schliesslich hatte er fast zwanzig Jahre für die NASA gearbeitet und aufgrund der heiklen Themen in seinen Büchern war es unumgänglich ihn im Auge zu behalten. Dadurch rechtfertigte sich eine Meldung, auch schon bei geringen Verdachtsmomenten.

      Sie hatten schon einige seiner Mails abgefangen und ausgewertet. Meist handelte es sich um Nachrichten, die von irgendwelchen Phantasten verfasst worden waren und ihm sensationelle Enthüllungen versprachen. Doch diese Leute machten sich nicht die Mühe ihre Schreiben zu verschlüsseln. Solche Informationen meldete Lock nie.

      Bei dieser Mail kam allerdings hinzu, dass der Absender bei ihnen bisher noch nicht registriert gewesen war.

      Die ersten Nachforschungen hatten ergeben, dass er bis jetzt nie in diesen Verschwörerkreisen aktiv geworden war. Im Gegenteil: Er galt als seriöser, traditioneller Wissenschaftler, der die gängigen Lehrmeinungen vertrat. Alle seine Publikationen unterstützten die offiziellen Thesen. Weiter hatte Locks Team herausgefunden, dass von Deutz und Oberhofer zur gleichen Zeit studiert hatten und aus demselben Dorf in der Schweiz stammen. Sie wuchsen zusammen auf und besuchten bis zum Studium immer die gleiche Klasse. Auch heute trafen sich gelegentlich und spielten zusammen Golf.

      Die Mail und das Gerücht hielt sie für wichtig genug der Sache genauer nachzugehen. Aber ob General Frank ihre Meinung teilte, darüber machte sie sich Gedanken, als sie die Treppen hochstieg.

      Lock benutzte nie den Lift. Sie war im Sommer vierundvierzig geworden. Körperlich und geistig fit zu bleiben hatte bei ihr höchste Priorität. Deshalb spielte sie dreimal in der Woche Tennis und öfters Schach. Sie war stolz auf ihren durchtrainierten Körper, mit dem sie es noch mit so manch einer Jüngeren hätte aufnehmen können. Ihre blonden Haare trug sie meist als Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihre jugendliche Ausstrahlung verstärkte. Ihre Augen drückten Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen aus. Ohne diese beiden Charakterzüge, gepaart mit Mut, hätte sie es nie in diese Stellung geschafft.

      Ohne Anzuklopfen betrat sie das Vorzimmer von Franks. Maggie, Franks Sekretärin, schaute von den Papieren auf, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen und begrüsste ihn mit einem strahlenden Lächeln.

      „Ah, guten Tag Major. Der General erwartet Sie bereits. Sie können gleich hineingehen.“

      „Danke Maggie, Sie sehen heute wieder besonders reizend aus“, antwortete Lock, worauf Maggies Lächeln leicht verlegen wurde und sie sich wieder den Papieren zuwandte.

      Lock klopfte kurz an die Tür und trat ein ohne eine Antwort abzuwarten. Franks thronte hinter seinem riesigen Schreibtisch und las in einer Akte. Er blickte auf und als er Lock sah, schloss er die Mappe und legte sie beiseite.

      „Guten Morgen Helen. Was haben Sie denn für mich?“, frage er und deutete auf einen der beiden hölzernen Besuchersessel vor dem Schreibtisch.

      Lock durchschritt das riesige Büro, setzte sich in den Sessel und überreichte Franks das Dossier, das sie mitgebracht hatte.

      „Guten Morgen General. Ich habe mir erlaubt eine kurze Zusammenfassung vorne ins Dossier zu legen.“ Lock wusste aus Erfahrung, dass es Franks bevorzugte, wenn die Informationen schriftlich vorlagen. So musste er sich nicht alles einprägen und konnte später auf die Papiere zurückgreifen. Sofort begann er die Zusammenfassung zu lesen. Lock schaute aus den grossen Panoramafenstern. Der Regen schränkte die ansonsten tolle Aussicht auf die Stadt stark ein. Deshalb schaute sie sich im Büro um. Es strahlte genau das aus, was der Besitzer beabsichtigte: Macht, Geld und Einfluss. Teures Mobiliar buhlte mit Kunstwerken um die Aufmerksamkeit der Besucher. Selbst in dem grossen Büro wirkten die Möbel massig und schwer. Die Bar protzte mit teurem Whisky und Kristallgläsern, während die Bücherregale mit ledergebunden Werken aufschnitten. Ein Designbildschirm beherrscht den dunklen Schreibtisch und auch der grosse Fernseher, der flach an der Wand dahinter hing, liess unverschämt erkennen, dass er nicht zur Massenware gehörte. Die Kunstgegenstände verteilten sich locker, aber trotzdem aufdringlich im ganzen Raum.

      Franks legte grossen Wert darauf, dass alle wussten, in welchen Kreisen er verkehrte.

      An den Wänden drängten sich Fotos von Franks mit allen möglichen Politikern. Selbstverständlich befanden sich auch Fotos mit allen Präsidenten der letzten Legislaturperioden darunter. Es gab eine Wand, auf der man ihn mit Prominenten aus der Film- und Musikszene bewundern durfte. Franks Frau hatte ihm die Türen in diese Kreise aufgestossen und gierig hatte er sie durchschritten. Als Tochter eines berühmten Produzenten fiel es ihr leicht Franks in die Welt der Reichen und Mächtigen einzuführen. In der Abteilung waren sich alle einig, dass er sie nur deshalb geheiratet hatte. Aber was seine Frau an ihm anziehend fand, darüber kursierten die wildesten Spekulationen. Einige gingen davon aus, dass Franks etwas gegen ihren Vater in der Hand hätte. Das waren allerdings nur Gerüchte. Jedenfalls hatte sie ihn bestimmt nicht wegen seines Äusseren geheiratet. Wie die Fotos illustrierten, hatte er den Kampf gegen die Kilos schon vor langer Zeit aufgegeben und von seinen Haaren musste er sich schon in jungen Jahren verabschieden. Selbst in Uniform machte er keinen stattlichen, sondern eher einen grotesken Eindruck.

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