Die Kiste Gottes. Stefan Gämperle

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Die Kiste Gottes - Stefan Gämperle

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stand er vor dem Hotel in dem Deutz wohnte. Es handelte sich um ein kleines, billiges Hotel, mitten in der Stadt. Die Wände weiss gekalkt und dreckig von den Autoabgasen des ewigen Verkehrs. Jedes Zimmer verfügt über einen kleinen Balkon mit einem Eisengeländer. Miller kannte die Zimmernummer von Deutz. Er hätte einfach durch die Lobby ins Zimmer spazieren können, wollte aber nicht gesehen werden. Er rechnete mit Schwierigkeiten. In vereinzelten Fenstern brannte immer noch Licht. Es war zwei Uhr morgens und die Strassen waren fast menschenleer. Das letzte Auto war vor einer halben Stunde durch die kleine Nebenstrasse gefahren, in der das Hotel lag. Von Deutz hatte vor einer Stunde das Licht gelöscht, seitdem hatte sich nichts mehr hinter dem Fenster im ersten Stock gerührt. Miller zog seine Handschuhe an, nahm die Waffe aus dem Halfter, montierte den Schalldämpfer, zog die schwarze Mütze über den Kopf und marschierte zu der Seite des Hotels, die ihm den einfachsten Aufstieg versprach.

      Problemlos und ohne gesehen worden zu sein, erreichte er den Balkon. Er wartete einen Moment, um zu verschnaufen und um zu horchen. Im Zimmer herrschte völlige Stille. Die Vorhänge waren zugezogen, die Tür geschlossen. Miller holte ein kleines, schwarzes Etui aus der Jackentasche und entnahm ihm einen Glasschneider und einen Saugnapf. Er platzierte diesen und zog mit dem Glasschneider vorsichtig einen Kreis darum, gerade gross genug, damit seine Hand hindurchpasste. Nachdem er den Kreis ins Glas geritzt hatte, hielt er erneut inne, um zu lauschen.

      Nichts, alles blieb ruhig.

      Vorsichtig brach er den Glaskreis aus dem Fenster. Es kam ihm vor, als ob es einen Heidenlärm verursachte. Doch im Zimmer regte sich weiterhin nichts. Er legte das Stück Glas auf den Boden und packte die Werkzeuge ein. Dann griff er durch das Loch und schloss die Tür auf. Nach jeder Aktion hielt Miller kurz inne und lauschte. Er schob die Tür auf und glitt lautlos ins Zimmer.

      Trotz den zugezogenen Vorhängen drang ein wenig Licht von der Strassenbeleuchtung ins Zimmer.

      Seine Augen brauchten einen kurzen Moment, bevor sie im Zimmer die einzelnen Gegenstände wahrnehmen konnten. Das Bett stand an der gegenüberliegenden Wand. Von Deutz lag darin mit dem Gesicht gegen die Wand gedreht und schien tief und fest zu schlafen. Miller schlich am Schreibtisch vorbei zum Bett und zog dabei eine Rolle Klebeband aus der Tasche. Als er nahe genug an von Deutz herangekommen war, beugte er sich vorsichtig über ihn und klebte ihm mit einer schnellen Bewegung ein Stück des Bandes über Mund.

      Von Deutz erwachte abrupt, fuhr entsetzt in seinem Bett hoch und tastete in der Dunkelheit nach dem Schalter der Nachtischlampe. Mit der anderen Hand versuchte er sich das Band vom Mund zu reissen. Ein harter Schlag beförderte rücklings ins Bett zurück und liess ihn erstarren.

      Miller knipste die Nachtischlampe an. Gedämpftes Licht kroch durchs Zimmer. Er hatte bereits die Waffe gezogen und hielt sie von Deutz an den Kopf.

      Verwirrung, Angst und Panik blickten aus Deutz Augen.

      „Guten Tag Herr von Deutz“, begann Miller mit ruhiger Stimme und in Deutsch. „Können Sie sich denken, was ich von Ihnen will?“

      Von Deutz starrte ihn entsetzt an und machte keine Anzeichen, auf die Frage zu reagieren.

      „Nun Herr von Deutz?“, die Stimme blieb ruhig.

      Das erste Entsetzen wich Verwunderung. Von Deutz blickte sein Gegenüber mit einem abschätzigen Blick an. Er machte weiterhin nicht den Eindruck auf die Frage antworten zu wollen.

      Der zweite Schlag traf Deutz überraschend. Die Waffe, eben noch auf seine Stirn gerichtet, traf mit voller Wucht die rechte Wange und schleuderte seinen Kopf zur Seite.

      „Herr von Deutz“, fuhr Miller noch immer im selben, ruhigen Ton fort. „Machen Sie es uns doch nicht so schwer. Ich werde bekommen, was ich will, glauben Sie mir. Es läuft allerdings einfacher, wenn Sie mithelfen. Glauben Sie mir, für Sie wird es erheblich angenehmer werden, wenn Sie mit mir kooperieren. Haben Sie das verstanden?“

      Von Deutz nickte zögernd, ohne Miller anzusehen und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Wange. Sein Kopf schmerzte entsetzlich. Er blickte sich verzweifelt um und die Aussichtslosigkeit seiner Lage traf ihn wie ein weiterer Schlag. Der Mann war ein Profi - das Vorgehen und sein Auftreten liessen keinen Zweifel daran aufkommen.

      „Na also“, hörte Deutz die Stimme seines Gegners in seine Gedanken bohren. Von Deutz lehnte sich gegen die Wand und sah, wie sich der Mann den Stuhl vor dem Schreibtisch heranzog. Miller setzte sich in etwa einem Meter Abstand vor das Bett. Die Waffe blieb die ganze Zeit auf Deutz gerichtet.

      „Nun gut, Herr von Deutz“, begann Miller erneut. „Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Sie wissen sicher, um was es sich handelt.“ Als von Deutz nach kurzem Zögern nickte, fuhr Miller ruhig fort: „Sehr gut. Nun Professor: Stimmen die Gerüchte, dass Sie einen aussergewöhnlichen Fund gemacht haben?“

      Von Deutz drehte seinen Kopf auf die Seite, um Millers fragendem Blick auszuweichen. Er wollte nichts von seiner Entdeckung preisgeben. Aber was blieb ihm anders übrig? Hatte er eine andere Wahl, als dem Mann zu sagen, was er wissen wollte? Langsam nickte er.

      „Sehr schön“, Millers Stimme klang jetzt fast liebevoll. „Ist das Fundstück noch hier?“

      Von Deutz schüttelte vorsichtig den Kopf. Er spürte immer noch die Schmerzen von den Schlägen.

      „Nun, dass macht die Sache leider etwas komplizierter.“ Miller überlegte kurz und fragte dann weiter: „Haben Sie den Fund an Oberhofer geschickt?“

      Von Deutz blickte überrascht und entsetzt zu Miller, der ihn überheblich lächelnd ansah.

      „Sie sehen, Herr von Deutz, wir wissen schon Einiges - aber leider noch nicht genug. Es ist uns wichtig, dass gewisse Sachen nicht unkontrolliert in der Welt herumgeistern. Die Leute könnten sie falsch interpretieren oder möglicherweise gelangen sie in falsche Hände. Es ist wichtig, dass jemand den Überblick behält.“ Miller schaute seinem Gegenüber direkt in die Augen.

      „Herr von Deutz, nehmen Sie sich bitte das Klebeband vom Mund. Wir kommen jetzt zu Fragen, die Sie nicht mehr ohne Worte beantwortet können. Aber!“, er erhob die Hand, „zweifeln Sie bitte keinen Moment daran, dass ich unverzüglich schiessen werde, falls Sie versuchen sollten zu schreien. Haben Sie das verstanden?“

      Von Deutz nickte und Miller forderte ihn mit einer Handbergung auf das Klebeband von seinem Mund zu entfernen. Vorsichtig zog sich Deutz das Band vom Mund und massierte sich den Mund und die Wangen.

      „Wer sind Sie? Und...“

      „Moment“, unterbrach Miller Deutz freundlich, aber energisch. „Eines müssen wir gleich klarstellen: Ich stelle hier die Fragen. Haben sie mich verstanden?“

      „Aber Sie können…“

      „Bitte, Herr von Deutz!“, unterbrach Miller erneut, „Sie sind doch ein intelligenter Mann. Ich möchte nicht meine Zeit damit verschwenden Ihnen klar zu machen, wie das hier abläuft. Haben sie mich jetzt verstanden?“ Er blickte von Deutz ernst an. Als dieser zustimmend nickte, fuhr Miller im Plauderton fort: „Gut. Was haben Sie also gefunden?“

      „Das kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen. Ich hatte bisher keine Zeit es genauer zu untersuchen.“ Deutz versuchte Zeit zu gewinnen. Fieberhaft überlegte er, welche Möglichkeiten es für ihn gab.

      „Und wo befindet sich der Fund jetzt?“

      „Ich habe ihn ausser Landes bringen lassen.“

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