Mitternachtswende. Melanie Ruschmeyer

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Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer

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anderer. Für sie war die Nahrung wie eine Sucht, der sie sich ohne jeglichen Kommentar hingeben konnte und wollte. Jeder Tropfen war ein Genuss, den sie selbst auskosten durfte und ihn nicht mehr aus einer anderen Perspektive beobachten musste. Vielleicht war Carla aber auch einfach nur ein besserer Vampir, denn sie akzeptierte sich als Raubtier und scheute sich nicht davor. Sie gebrauchte ihre Kräfte auch weitaus gekonnter, als Sarah es vermocht hatte; so war sie jedenfalls der Meinung. Lag es da nicht nahe, dass sie mehr Blut benötigte?

      Plötzlich drangen laute Geräusche an sie heran. Leichtes Vibrieren erfasste ihre Fußsohlen und versuchten sie vergeblich zu kitzeln. Ein gewaltiges Orchester aus Schüssen, Schlägen, Geschrei und purer Gewalt erfüllte die Umgebung. Carlas Trommelfell bebte und wollte platzen; forderte sie auf zu fliehen, doch sie widerstand der süßen Versuchung. Wenn man sich auf andere Dinge konzentrierte und sich vor den Geräuschen verschloss, sie weit von sich drückte und begrub, war es kein allzu großes Hindernis mehr. Warum andere Familienmitglieder hiermit ihre Probleme hatten, war ihr nicht klar. Konnten sie sich nicht so gut beherrschen wie Carla? Sie lauschte dem Klappern der Tastatur; nahm sie in sich auf, sodass die anderen Töne dumpf im Hintergrund verschwanden. Ein Wunder, dass das Gerät seinen Schlägen stand hielt.

      Marc vergewaltigte wieder einmal seinen Computer. Er war der Einzige in diesem Haus, den Carla interessant fand. Dieser Vampir hatte etwas geheimnisvolles an sich. Auch wenn er sich seinem Spiel hingab, hatte sie, durch Sarahs Augen, gesehen, wie gut er mit seinen Wurfmessern kämpfen konnte. Dass er der Nikotinsucht verfallen war, empfand sie nicht weiter als schlimm. Es war ein Laster, was zum Himmel stank, keine Frage, aber es machte ihn nur noch anziehender. Er spielte im wahrsten Sinne mit dem Feuer, was Carla sehr imponierte. Marc schien die Angst vor diesem tödlichen Element zu fehlen.

      Schließlich kam sie an der Küche vorbei. Die Tür war geschlossen. Niemand brauchte diesen Raum mehr. Er war eine Fehlinvestition, denn er würde noch lange verlassen bleiben. Flora war fort. Carla wusste jedoch ihre Gefühle für diese Frau nicht einzuordnen. Für Sarah war sie ein lieber Mensch gewesen, den sie sehr geschätzt hatte. Für sie war Flora ein gewöhnlicher Mensch, nichts weiter. Wollte sie dazugehören, müsste sie ein Vampir werden. Im Nachhinein, so kam ihr der Gedanke, verstand sie nicht, warum man diese Frau nicht verwandelt hatte. Es war ihr Wunsch gewesen, warum ihn ihr verwehren? Ein Stirnrunzeln huschte über ihr Gesicht, als ihr einfiel, dass sie erst neunzehn war. Somit war das ehemalige Dienstmädchen noch nicht bereit; ihr Körper und ihr Geist waren angeblich zu schwach.

      Doch Carla konnte sich nicht vorstellen, dass ein Jahr einen schlechteren Vampir aus ihr gemacht hätten. Oder etwa doch? Sie zuckte gelangweilt mit den Schulter, denn es war ihr gleich.

      Direkt neben der Küchentür, befand sich eine weitere. Auf ihr war ein Display mit Ziffernblock befestigt. Hierbei handelte es sich um das Kühlsystem, dass den Innenraum temperierte. Sofort schnappte Carla nach dem eisernen Griff und öffnete die Tür. Es zischte. Ein leichter Nebel drückte sich durch den Schlitz und kündigte den enormen Temperaturunterschied an. Diese Tatsache war eine der Wenigen, die Carla als schade empfand. Wie der Nebel herausquoll und nach ihren nackten Oberarmen griff, fragte sie sich, wie sich Kälte anfühlte. Die kleinen Wasserperlen, die sich auf ihrer Haut bildeten, kitzelten sie. Der Unterschied blieb ihr jedoch verborgen.

      Mit einem leisen Seufzer erstickte sie ihr Interesse daran und trat endlich ein.

      Etliche Regale taten sich vor ihr auf. Normalerweise waren diese prall gefüllt mit Plastikbeuteln, heute allerdings erschien diese Kammer gähnend leer. Wieder einmal hatte jemand vergessen für Nachschub zu sorgen, oder er war noch nicht eingetroffen.

      Eine der wenigen übrigen Blutkonserven schnappte Carla sich und trank die rote Flüssigkeit gierig aus. Ihr Körper lechzte förmlich danach, wie nach einer sehr langen Durststrecke geschunden. Manchmal glaubte sie, dass die Abstände zwischen ihren Mahlzeiten sich verkürzten, doch das konnte nicht sein.

      Als sie mit dem leeren Behälter den Raum wieder verließ, bemerkt sie Elest. Von der Treppe aus beobachtete sie Carla. Die Schwester der Hausbesitzerin war ihr suspekt. Kurz nachdem sie sich hier eingenistet hatte, wurde sie von dieser Frau verfolgt. Sie war überall, wie eine zweite Haut, die man abstreifen wollte, es aber leider nicht vermochte.

      Elests glatte, weiße Haare verrieten sie. War ihr Körper auch verdeckt, wollten ihre Haare sich nicht tarnen. Der Wind beförderte einige Strähnen über die Treppenecke in den Flur. Auch ihr Geruch war unverkennbar. Carla seufzte, denn dies ging ihr gehörig auf die Nerven. Gab es nicht einen Tag, an dem diese etwas mopsige Person ihr nicht nachspionierte? Was hatte sie, was diese Frau interessierte? Elest mit dieser Frage zu konfrontieren, dazu fehlte ihr irgendwie der Mut. Außerdem konnte sie ihr sowieso nicht antworten. Und das Celest ihr eine Antwort auf diese Frage gab, wollte sie lieber ebenfalls umgehen.

      Mit voller Absicht überging sie Elest und machte sich auf zum Wohnzimmer.

      Dort fand sie Josy vor. Sie hatte es sich in einem der drei Sessel gemütlich gemacht und blätterte in der Tageszeitung.

      Die Sonne fiel durch die große Fensterfront in den Raum und erfüllte ihn mit angenehmer Wärme. Durch ihr Licht schimmerten die roten Strähnen von Josephine wie blutrote Flüsse.

      Hinter der Glasfront befand sich das Meer. Hin und her tanzten die Wellen, die gerade sehr mächtig zu sein schienen. Möwen trillerten ein Lied und besangen das Tosen des Wassers. Durch die leicht offenstehende Verandatür drangen die Töne an Carla heran, als stände sie direkt im Sand des Strandes.

      Auf der einen Seite des Wohnzimmers befanden sich das gigantische Bücherregal mit ihren teilweise sehr alten Enziklopädien, die Carla so gar nicht interessierten. Auf der anderen waren die Sessel und ein langgezogenes Sofa postiert.

      Dieser Raum gehörte allen Bewohnern. Er diente für Gespräche, Zusammenkünfte und ab und an auch für Streitereien. Die Kellertür daneben stand offen und verströmte den Geruch von Kabel und Staub. Eine Kombination, die Carla die Nase rümpfen ließ.

      Zu Josy gewandt sagte sie: ››Unser Vorrat geht zur Neige, wir brauchen wieder Nachschub. Hat sich schon jemand darum gekümmert?‹‹

      Josy sah nicht auf; tat abwesend. Doch über die Kante des Blattes sah man genau, dass sie eine Braue hob.

      ››Scheint dich ja so gar nicht zu interessieren?!‹‹, schnaubte Carla verächtlich.

      ››Wer trinkt denn hier wie ein Loch?‹‹, sagte sie und blätterte abwesend eine Seite weiter. ››Wenn hier jemand Nachschub besorgen sollte, dann bist das wohl du.‹‹

      Carla knirschte mit den Zähnen. Diese Gleichgültigkeit kitzelte ihre Verachtung wach. Was hatte diese verdammte Familie nur gegen sie? Sie bat lediglich darum, dass sich jemand darum kümmerte. War das so schwer zu verstehen?

      ››Und wie soll ich das anstellen?‹‹, fragte Carla genervt. Demonstrativ verdrehte sie die Augen. Der Austausch dieser wenigen Sätze genügte, um ihr gehörig auf die Nerven zu gehen. Ohne das sie es wirklich wollte, spannten sich ihre Muskeln an.

      Josys Zeitung glitt auf ihre Oberschenkel herab und sie legte den Kopf schief. Voller Missachtung fielen ihre Lider halb über die roten Katzenaugen. Ihre schwarzen, gewellten Haare mit den blutroten Strähnen passten heute perfekt zu ihrem farblich gleichen Top. Carla hasste sie für ihre Kleidungsperfektion, weil sie selbst diese noch nicht bei sich entdeckt hatte.

      Lässig erwiderte Josy den Blickkontakt und meinte: ››Ich hab es dir schon tausend Mal erklärt wie es funktioniert.‹‹

      ››Ja ja, ich weiß. In der Stadt gibt es einen Lieferanten, dem ich Bescheid geben muss.‹‹ Carla winkte und man merkte

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