Mitternachtswende. Melanie Ruschmeyer

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Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer

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das ist mir doch egal!‹‹, versuchte Carla energisch das Gespräch zum Erliegen zu bringen.

      Celest schüttelte mit dem Kopf und tat einen Schritt auf sie zu. ››So etwas darfst du nicht sagen, das wühlt dich nur noch mehr auf. Wenn du das Schicksal akzeptierst, wird es etwas leichter. … Etwas erträglicher.‹‹

      Diese Unterhaltung wurde ihr zu wider und Carla gab sich ihrer Wut hin. Schnell wie ein Blitz drehte sie sich um und rannte davon.

      Der Sand unter ihren Sohlen wurde in großen Wolken aufgewirbelt und es kam ihr fast so vor, als wenn er ihre Gefühle widerspiegelte. Wie ein Sandsturm wirbelten die Körner umher.

      Eigentlich hasste sie sich selbst dafür. Sie wollte nicht so sein; stets zornig. Im nächsten Moment packte sie schließlich doch die Reue für ihre gewählten Worte. So war es immer. Doch aus irgendeinem Grund konnte sie nicht anders. Alles wurde ihr in diesen Augenblicken zu viel. Es drohte aus ihr herauszuplatzen; sie zu übermannen und zu überwältigen. Auch wenn sie das Leben lieben gelernt hatte, war es dennoch schwer für sie. Einfach ungewohnt.

      Sie rannte so schnell sie konnte. Das Meer drückte sich über den Sand und färbte ihn dunkel. Mit einem schnellen Sprung schnappte sie nach ihren Schuhen und zog sie aus. Sie wollte das Nass und die Sandkörner unter ihren Füßen spüren.

      Ungewollt wurde sie dadurch langsamer und gab sich der Massage des Sandes hin. Die Worte von Celest hallten noch immer in ihr wider. Carla musste sich eingestehen, dass sie froh darüber war, dass der Seelenbiss sie nicht plagte. Sarah gab sich für ihn auf und so reichten seine brutalen Fangarme nicht an sie heran. So machte es jedenfalls den Anschein. Bisher blieb sie von den Wahnvorstellungen verschont und hofft auch sehr, dass es so blieb. Ihre Gefühle verfrachteten sie viel zu oft in eine Achterbahn, die sie durchschüttelte und drohte aus den Eisen zu reißen.

      Zwei Tage später lag Carla im modischen Bikini auf ihrer Sonnenliege. Die helle Scheibe strahlte so intensiv, wie lange nicht mehr und wollte dem Spätherbst in einen Sommertag verwandeln. Carla seufzte erleichtert. Die Wärme durchströmte sie; überflutete jede Zelle und brachte ein Gefühl von unglaublicher Zufriedenheit mit sich. Neben sich auf dem Boden des Rundbalkons hatte sie sich bereits ein großes Weinglas mit roter Flüssigkeit bereit gestellt. Nichts sollte diese Stunden trüben; nicht einmal der Gang zum Vorratsraum. Während die Möwen ihr alltägliches Lied krähten und im Einklang mit den Vögeln aus dem nahen Wald einstimmten, streckte sie sich.

      Carla hatte ihre Augen unter der Sonnenbrille geschlossen und nahm all die Ruhe in sich auf.

      Alles schien perfekt an diesem Tag. Selbst ihre Mitbewohner hatte sie heute noch nicht zu Gesicht bekommen und somit waren auch kein Streit oder böse Anschuldigungen entstanden.

      Doch plötzlich drohte ihre idyllische Welt gestört zu werden. In wenigen Sekunden zerbrach der wunderschöne Spiegel namens Ruhe in tausend Scherben. Ein Geruch von schwefelartiger Substanz schlängelte sich in ihre Nase und legte sich bitter auf der Zunge ab. Angewidert schüttelte Carla sich und verzog die Lippen, als habe sie in eine Zitrone gebissen. Instinktiv sandte sie ihre Schallwellen aus, um sich zu vergewissern, dass ihr nichts entgangen war.

      Leise Schritte drangen an sie heran, gefolgt von wildem, ungestümen Getrampel.

      Als jemand in ihr Zimmer trat, versuchte sie den Störenfried anhand des Duftes zu erkennen, doch der Gestank war so abartig, dass sie ihn nicht zuordnen konnte. Je näher die Person kam, umso schlimmer wurde er. Galle brodelte empor und Carla versuchte krampfhaft den Würgereiz hinunterzuschlucken. Die Nackenhaare richteten sich auf und ihr ganzer Körper spannte sich.

      Sie wollte ihre Augen nicht öffnen; sie wünschte sich doch nur Ruhe und ein bisschen wärmende Sonne.

      Dann landete etwas auf ihrem nackten Bauch. Der Gestank schien seinen Höhepunkt zu erlangen, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

      ››Du hast Post!‹‹ Das musste Josys Stimme sein; ein nicht gerade reizvoller Gast.

      Carlas Augen öffneten sich. Sie schob die Sonnenbrille auf der Nase nach vorne und linste über den Rand.

      Der Absender des Briefes war ihr nur zu gut bekannt. Daher rührte also dieser schlimme Gestank. Wann würde sie endlich aufgeben? Ständig warf Carla diese Umschläge in den Müll und hatte auch nicht vor, dies zu ändern. Sie stanken zum Himmel. Nach Werwolf, Schwefel, Dreck; einfach abartig!

      ››Du kannst ihn gerne wieder mitnehmen‹‹, gab Carla gelangweilt von sich und machte eine eindeutige Geste, dass Josy ihr aus der Sonne gehen sollte. ››Mich interessieren die News aus Werwolftal nicht im Geringsten.‹‹

      Etwas begann zu wimmern und zu fiepen. Ein Knurren und Fauchen drang an Carlas empfindliche Ohren und sie wurde allmählich zornig. Wo war ihr schöner Tag hin?

      Finster schaute Josy drein und fixierte sie böswillig. ››Ich bin nicht dein Diener!... Ich hätte wissen müssen, dass es schon zu viel des Guten war, ihn dir zu bringen. Was habe ich mir nur dabei gedacht?!‹‹

      Carla richtete sich auf der Liege auf und der Umschlag glitt zwischen ihre Schenkel. Grimmig zog sie die Brille aus ihrem Gesicht. ››Willst du mir jetzt schon wieder eine Szene machen? Ich wollte dir lediglich klar machen, dass ich ihn nicht haben will.‹‹

      Aus dem Augenwinkel bemerkte sie schnelle Bewegungen, die ihre Aufmerksamkeit erlangten. Sie drehte ihren Kopf zur Tür und glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Die Vampirwolfwelpen spielten in ihrem Zimmer! Wild balgten sie sich auf dem Boden, sprangen und feixten um die Wette.

      Carla wusste, wie klein sie gewesen waren, als Sarah sie das letzte Mal gesehen hatte. Auch ihr war der Anblick nicht verwehrt geblieben, doch mittlerweile waren sie gewachsen. Vieles in diesem Haus war ihnen schon zum Opfer gefallen: Vasen, Gläser, Fenster, Türen, Kabel und selbst vor Carlas neusten Schuhen hatte sie keinen Halt gemacht. Vor ihren teuren Schuhen!!!

      Weit beugte sie sich über die Rückenlehne ihrer Liege und schätze jegliche Bewegung der Bande ab. Als sie ihren Schminkutensilien zu nahe kamen, begannen ihre Augen zu glühen und sie schrie: ››Weg von meinen Sachen, ihr widerlichen Mistviecher!‹‹

      Als ein lauter Knall die Umgebung vereinnahmte, hielten die Welpen inne, legten ihre Ohren an und fiepten erschrocken.

      Josy hatte Carla eine Ohrfeige verpasst. Ihre Hand vibrierte noch in der Luft; anklagend und drohend. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie Carla mit zwei Flammenherden fixiert, die sie brennen sehen wollten.

      ››Das sind Welpen! Babys! Keine Mistviecher! Wage es nicht noch einmal sie so zu nennen!‹‹

      Carla hielt sich die Wange. ››Und was dann?‹‹

      ››Du bist unausstehlich!‹‹, fauchte Josy sie wie eine Viper an und wandte sich von ihr ab. Mit lauten Stampfen und einem eindringlichen Pfiff an ihre Welpenmeute, das sie ihr folgen sollten, verließ sie das Zimmer und knallte die Tür absichtlich laut hinter sich zu.

      Carla schnaubte wie ein wild gewordener Stier. Ohne Worte ließ sie sich wieder auf die Liege fallen und setzte ihre Sonnengläser wieder auf. Reflexartig griff sie nach dem Brief. Verärgertes Schnauben gurgelte durch ihre Kehle.

      Viele Briefmarken klebten darauf. Das Papier hatte einen weiten Weg hinter sich.

      Wie viele Umschläge waren es jetzt schon gewesen? Carla konnte es nicht mit Sicherheit sagen.

      Jedes

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