Mitternachtswende. Melanie Ruschmeyer

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Mitternachtswende - Melanie Ruschmeyer

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dem Tisch.

      Carla fühlte den Zorn, der sich allmählich in ihr breit machte. Er wuchs sekundenschnell; begann zu brodeln und zu toben. So recht konnte sie es nicht erklären, warum eine einzige kurze Konversation sie derart aus dem Gleichgewicht brachte. Abwertend verschränkte sie die Arme vor der Brust und versuchte ihre Wut bei sich zu behalten. ››Kann das nicht jemand anderes machen?‹‹

      Josy hatte bereits wieder die Zeitung zu sich herangezogen und tat so, als wenn sie lesen würde. ››Du bist echt so twas von faul geworden!‹‹, zischte sie. ››Von mir aus kannst du verdursten. Du kümmerst um überhaupt nichts mehr. Tu mal was, … wenigstens irgendwas! Du versauerst wie eine alte Zitrone!‹‹

      ››Was soll das denn schon wieder heißen?‹‹, fauchte Carla sie an und erntete einen boshaften Blick.

      Die Zeitung wurde in einem Sekundenbruchteil zusammengedrückt wie weiche Butter und flog im hohen Bogen, als Papierball, auf Carla zu. Diese zuckte nach links und wich dem Geschoss geschmeidig aus. War das etwa alles, was diese Furie zu bieten hatte?

      Doch ihr vermeidlicher Gesprächspartner fixierte sie böse und abfällig. Blitzschnell, sodass Carla es nicht kommen sah, war sie vor ihr. Standhaft und anklagend. ››Seitdem du wieder hier bist, schaffst du es jeden Tag aufs Neue mich zur Weißglut zu treiben! Du bist faul, wie die Sünde. Putzt nicht, hilfst uns nicht und bist dir sogar zu fein dafür, beim Lieferanten anzurufen! Wir sind hier doch nicht deine Sklaven, oder Lakaien!‹‹ Sie tippte grob und absichtlich stark mit ihrem Zeigefinger auf Carlas Brust ein. Fassungslos spürte sie das schmerzliche Hämmern ihres Fingers. Carla hatte mit einem derartigen Ausbruch nicht gerechnet. Wieso auch?! Was war so schlimm daran, dass sie den Händler nicht anrufen wollte?

      Ihrer Meinung nach übertrieb diese Frau mal wieder maßlos.

      ››Du machst nichts weiter, als shoppen zu gehen, dich in der Sonne zu aalen und vor dem Spiegel Püppchen zu spielen! ...‹‹

      ››Ach, und was machst du? Du bist doch selber ein Einkaufssuchti!‹‹, unterbrach Carla ihre Ansprache und wurde prompt mit einem weiteren Tippen zum Schweigen gebracht. ››Ich?! Oh, du kleines,... fieses...‹‹

      ››Hey, was ist hier schon wieder los?‹‹ Li trat aus der Kellertür heraus und wischte sich die dreckigen Hände an einem Putztuch ab. Mit ihm dran ein beißender Geruch von Terpentin in das Wohnzimmer ein. Schlagartig traf er Carlas empfindliche Nase und sie musste mehrere Male tief schlucken, um den Geschmack von der Zunge zu bekommen. Ihr wurde urplötzlich schlecht davon.

      Carla presste die Lippen aufeinander und blickte zwiespältig in seine Richtung. Zum einen war sie froh um diese Unterbrechung, zum anderen, hätte sie diese Auseinandersetzung gerne mit Josy ausgefochten. Sie hatte einen intensiven Drang gegen sie zu gewinnen.

      Trotzdem verschlag es ihr gerade in diesem Moment den Atem, denn der Geruch war so penetrant und allgegenwärtig, als würde er sie einhüllen und nicht mehr gehen lassen. Die Galle bahnte sich einen Weg die Speiseröhre empor. Prompt hielt Carla eine Hand von den Mund.

      ››Mein Gott, wie zwei Streithähne in einem Stall. Werdet mal erwachsen!‹‹ Li schien es allmählich satt zu haben. Zornig flammten seine roten Augen auf.

      Verärgert wandte Josy sich ihm zu. ››Willst du diese … dieses … argh! Willst du die auch noch verteidigen?!‹‹

      Carla fielen die Lider halb über das Auge und sie drehte sich weg. Sollte sie sich mit ihrem Mann weiter streiten. Diese Angelegenheit ging sie nichts mehr an und es lag keinerlei Versuchung darin, ihr beizuwohnen. Leise und flink huschte sie durch die Verandatür nach draußen und entkam dem Gestank und ihrer Kontrahentin.

      Der salzige Wind griff ihr in das Haar und sie atmete erleichtert aus. Die Lungen wurden frei gespült. Ihre Nasenlöcher hörten auf zu brennen.

      Widerlicher Geruch, wie konnte Li ihn nur aushalten? Es war eine Sache Geräusche unter Kontrolle zu wissen, aber eine ganz andere Gerüchen auszuweichen. Sie fanden Carla überall. Egal was sie tat, davor war sie nie gefeit. Diese Gabe musste sie wohl erst noch erlernen.

      Eines war sie sich jedoch sicher: Irgendjemand würde den Vorrat auffüllen, so war es immer. Schließlich war sie nicht die Einzige, die diese Flüssigkeit brauchte. Zugegeben, sie nutzte diese Tatsache schamlos aus, aber das war ihr egal.

      Schnell nahm sie die wenigen Stufen zum Strand und ließ die Schaukel auf der Veranda und das große Haus hinter sich.

      Die Möwen schrien ihr entgegen, während sie sich dem großen Garten zuwandte. Der Rosenbogen mit seinen weißen Blüten rief einladend nach ihr. Diese Oase hatte etwas Besonderes; etwas Lebendiges, was Carla einfach nicht beschreiben konnte. Fast so, wie eine andere Welt. Die Bäume, Sträucher und Blumen in diesem Garten schienen Gefühle zu haben. Auch wenn sie es noch nie selbst bemerkt hatte, war es ihr doch nicht entgangen. Sie zogen sich zu Celest hin. Wie die Quelle ihres Lebens bogen sie sich ab und an in ihre Richtung. Als sei sie die Sonne; ihr Licht. Alle Pflanzen buhlten um eine Berührung ihrer schlangen Händen. Die Hausherrin sprach mit ihnen, das war Carla oft aufgefallen.

      Langsam ging sie auf den Bogen zu und dachte über die Vampirälteste nach. Wahrscheinlich war diese Idylle ein Zufluchtsort für sie, den sie so gestalten konnte, wie sie es sich wünschte. Diese Frau hatte viel durchgemacht, hatte ihr Augenlicht durch ihren Seelenbiss verloren und litt jeden Tag unter dem Verlust ihres Liebsten.

      Carla wollte gerade durch den Rosenbogen schreiten, als die schlanke, zerbrechliche Celest ihr entgegentrat. Wie, als haben ihre Pflanzen sie vor ihr geheimgehalten, trat sie aus dem Nichts hervor.

      Ihre gewellten, hellbraunen Haare wurden vom Wind erfasst und streichelten ihre Figur. Vor dieser Frau hatte Carla Angst und zugleich unglaublichen Respekt. Was hinter diesem schwarzen Tuch, welches ihre Augen verbarg, verborgen lag, das wusste sie nicht. Ein Gedanke allerdings war allgegenwärtig: Diese Frau durfte sie niemals berühren! Carla wusste um ihre Gabe, Dinge bei der Berührung zu sehen und zu fühlen, die die andere Person empfand. Und so hatte sie Angst, sich zu verraten. Dieser Vampir durfte einfach nicht erfahren, dass sie nicht die war, für die sie alle hielten!

      ››Und schon wieder, wenn du mich siehst, ist deine Aura mit Angst erfüllt‹‹, gab sie traurig und bedacht von sich. ››Was ist nur los mit dir?‹‹ Sie wollte ihre Wange mütterlich berühren, doch Carla entzog sich ihrer Nähe.

      ››Nein, so ist es nicht‹‹, versuchte sie ihr glauben zu machen und trat ein paar Schritte zurück.

      Celest schien die Lüge in ihren Worten gespürt zu haben, denn sie schaute traurig drein. Während sie behutsam die Hände faltete, griff eine Ranke nach ihrer nackten Schulter. Das Kleid, welches sie trug, war so blau wie das Meer und so lang, dass es den Boden berührte. ››Ich will dich nicht bedrängen, Sarah, aber willst du mir nicht verraten, was mit dir los ist? Du bist so … anders, seitdem du zurück bist. Liegt es vielleicht an … an deinem Verlust?‹‹

      Die Hausherrin war besorgt um sie, daran bestand kein Zweifel. Sie wollte ihr zuhören und sich um sie kümmern, was Carla auch sehr zu schätzen wusste. Aber dies stellte ein enormes Risiko für sie dar. Im Gegensatz zu allen anderen war sie gütig und liebevoll. Sie wusste wohl am Besten, was es hieß lange von ihrem Keith getrennt zu sein. Wollte sie sich deshalb so sehr um Carla kümmern?

      Plötzlich stieg der Zorn in ihr auf. Wie heißer Dampf füllte er ihren kompletten Körper aus und griff auf ihren Verstand zu. Nein, Celest wollte nicht ihr zuhören, sondern Sarah. Keiner hier wollte sie in seiner Nähe haben. Alle wollten sie nur ihre

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