Marijke - Honiglippen. Swantje van Leeuwen

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Marijke - Honiglippen - Swantje van Leeuwen

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in dieser Sekunde war ihr bewusst geworden, dass Rikkert sie bereits mehrfach angesprochen hatte. Vom dumpfen, leisen Rhythmus elektronischer Musik begleitet hatte er ihr den Ablauf in seinem Club erklärt, nachdem sie die Bar verlassen und über eine Treppe in sein Büro gegangen waren.

      »Mein Club betreut einen kleinen, aber hochpotenten Kundenstamm.« Dabei hatte er grinsend Daumen und Zeigefinger aneinander gerieben. »Die sind alle begeistert und bereit enorme Mitgliedsbeiträge zu berappen, die für regelmäßige Besuche pro Monat durchaus mehrere tausend Pfund ausmachen, um sich hier jeden Wunsch erfüllen zu können.«

      Dann hatte er ihr erklärt, dass die Mädchen hier im Wesentlichen alle Sklavinnen seien. Sie entsann sich, wie geschockt sie in diesem Augenblick gewesen war. »Sklavinnen? Ist das nicht verboten? Was genau meinen Sie damit?«, hatte sie ihn direkt gefragt.

      »Oh, natürlich nicht im strafrechtlichen Sinn«, hatte er darauf süffisant gelächelt. »Sklaverei in dieser Form wäre ja nicht legal! Die Mädchen können natürlich alle jederzeit gehen, wenn sie das wollen. Nein, ich meine es im übertragenen, im symbolischen Sinn. Wenn sie für mich arbeiten, unterschreiben sie einen Jahresvertrag. Sie leben hier im Club und können rund um die Uhr gerufen werden, um ihren Herrinnen oder Herren zu dienen.« Er hatte ihre angewiderten Blicke bemerkt. »Du sollest dir deswegen keine Gedanken machen, Marijke. Das ist eine Welt, die du nicht verstehst. Du kannst mir glauben, dass die Mädchen alle aus freien Stücken zu mir kommen. Und es versteht sich, dass nur die besten Subs für mich arbeiten können. Sie bitten mich förmlich um dieses Privileg. Das sind durch die Bank Mädchen, die für das ›Birdcage‹ leben, für ihre Herrinnen und Herren. Sie trainieren jahrelang dafür. Schmerz finden sie erregend und Unterwerfung ist für sie wie Kokain für einen Drogenabhängigen. Das sind Mädchen, die dein Sexleben langweilig und armselig finden würden. Die werden schon bei dem Gedanken an eine Peitsche feucht. Allein die Vorstellung, dass sie mit Seilen gefesselt oder in Ketten gelegt werden, lässt sie zum Höhepunkt kommen. Sie lieben das Gefühl von engem Latex und Leder, das ihre Körper wie eine zweite Haut umhüllt. Keiner von denen ist es unangenehm, wenn sie ausgepeitscht, erniedrigt oder missbraucht wird ... Ganz im Gegenteil: Für diese Mädchen ist das etwas Himmlisches und sie verehren ihre Herrinnen und Herren wie Götter dafür!«

      All seine Worte waren ihr auch heute noch so gegenwärtig, als habe Rikkert sie gerade erst ausgesprochen, und sie dachte daran, dass sie damals geschwiegen hatte, schockiert und angewidert gewesen war, wie er über die Mädchen gesprochen hatte, fast so als seien sie einfach nur Gebrauchsgegenstände – irgendwelche Objekte, derer man nach Lust und Laune bedienen konnte. Und sie erinnerte sich nur zu gut daran, dass sie sich damals gefragt hatte, an was für einem seltsamen, abartigen Ort sie gelandet war.

      ***

      Kapitel 2

      So hatte für Marijke vor drei Monaten alles angefangen. Noch in dieser ersten Nacht war sie für ihr Outfit vermessen worden und hatte ihren Arbeitsvertrag, zusammen mit einem Vorschuss auf ihr Gehalt in die Hand gedrückt bekommen, der ihre Miete für die nächsten drei Monate mehr als abdeckte.

      Die Regeln waren einfach. Die weiblichen, vor allem aber die männlichen Kunden des Etablissements wussten nur zu gut, dass die ›Serveersters‹ für sie absolut tabu waren. Sie gehörten, wenn man den Hinduismus bemühte, quasi der Kaste der ›Dalits‹ an, der Unberührbaren – aber natürlich nur im Wortsinn, da sie sich weder in Indien befanden noch von irgendjemandem unterdrückt oder kriminalisiert wurden. Eine von ihnen gegen ihren Willen allein nur zu berühren, stellte einen Ausschluss, eine sofortige Beendigung der Mitgliedschaft, dar – etwas, dass niemand zu riskieren bereit war. Von ihr und den anderen ›Dienst Krachten[1] wurde erwartet, dass sie sechs Nächte in der Woche von zehn Uhr abends bis fünf Uhr am Morgen arbeiteten. Auch durfte sie gegenüber niemandem ein Wort über ihre Anstellung verlieren, geschweige denn einen der Kunden außerhalb des Clubs ansprechen – und natürlich bestand für sie das absolute Verbot Aktivitäten zwischen Herrinnen und Herren und ihren Subs zu stören. Als Gegenleistung wurden sie mehr als großzügig entlohnt.

      Die ersten drei Monate hatte sie als schwierig empfunden. Die Arbeit im Stripclub ›Daddys‹ hatte sie für den Anblick nackter Frauen und schlecht riechender Männer desensibilisiert, aber keineswegs dem gegenüber, was sie hier jede Nacht zu sehen bekam, wenn sie Getränke in die privaten Suiten trug. Sie hatte gesehen, wie Frauen Männer, Männer Männer, Frauen Frauen und Männer Frauen ausgepeitscht und ihnen hart aufs Gesicht, den Po und Brüste schlugen. Sie hatte Mädchen gesehen, die so in ihren Fesselungen hingen, dass ihre Beine oder Arme derart schmerzhaft bis an den Rand des Erträglichen an- oder abgewinkelt waren, und in diesen wie eingefrorenen Positionen aufs Härteste gefickt wurden. Auch hatte sie Demütigungen beigewohnt, in denen Mädchen gezwungen waren, still zu stehen, ohne zu reagieren, mit gesenkten Köpfen, indessen ihnen von ihren Herrinnen und Herren Beleidigungen entgegengeschleudert wurden – die sie als wertlose Schlampen, Huren, Fickstücke oder noch viel Schlimmeres bezeichneten.

      Auch nach dieser Zeit war Marijke noch immer schockiert von einigen der extremeren Aktivitäten im ›Birdcage‹. Sie wusste, dass es die Subs bereitwillig taten und sich nur zu gern all dem hingaben, doch ein Mädchen dabei zu beobachten, wie es geschlagen, ausgepeitscht und an den Handgelenken festgehalten wurde, indessen sie von mehreren Männern derart tief in den Hals gefickt worden war, hatte ihr den Magen umgedreht. Sie verstand einfach nicht, warum sich diese Frauen irgendjemanden freiwillig für eine solch grausame Behandlung zur Verfügung stellten. Es wollte ihr beim besten Willen nicht in den Kopf, wie irgendein Mädchen durch den Schmerz eines Seils erregt werden konnte, das ihr fest um die Brüste gebunden war, oder eine Reihe Wäscheklammern, die mittels eines Fadens miteinander verbunden waren, ihre Haut einklemmten, nur um am Ende mit einem Ruck von ihrem Körper gerissen zu werden. Alles was ihr blieb war, nicht vor Mitgefühl und Mitleid zusammenzuzucken, wenn sie wieder einmal einen Raum betrat, in dem eine der jungen Frauen an einen Stahlrahmen gefesselt war. Wenn sie die Getränke reichte, während Herrin oder Herr einem Mädchen befahl still zu sein und ein Stück Zahnseide als Schlinge um deren Brustwarzen legte und anschließend so fest zuzog, bis es vor Schmerz laut wimmerte und ihm die Tränen über die Wangen liefen. Diese Geschlechtsgenossinnen, so entschied Marijke, waren für sie eine fremde Spezies, abnormal und in irgendeiner Weise geschädigt – sodass sie sich schwor, niemals in eine solche Sache und derartige Handlungen verstrickt zu werden.

      Doch dann kam diese eine Nacht, die für Marijke alles verändern sollte ...

      *

      »Jetzt hol dir dein Abendessen aus meinen Eiern, miese kleine Schlampe!«, forderte ein Mittfünfziger im größeren der beiden ›Showrooms‹ gerade seine Sub auf der Bühne heraus, als Marijke wieder einmal in dieser Nacht in die Küche lief, um Getränke zu holen.

      Sie registrierte es beiläufig, schaute kurz hin und sah, wie das attraktive Mädchen schweigend, ganz leicht zu ihrem Herrn und seiner enormen Erektion aufschaute.

      »Na, wie sagt man?«, setzte der Mann im schwarzen Dreireiher nach.

      »Darf ich euch bitte einen blasen, Mijnheer?«

      »Sehr gut, Süße! Ja, darfst du«, lächelte ihr Herr.

      Auf Marijke machte das Mädchen den Eindruck, als würde es viel von oralem Sex verstehen, denn es reizte und leckte das Glied ihres Meisters, nur um dann gleich wieder daran zu lutschen und am Schaft mit der Zunge entlangzufahren, was ihm ein lustvolles Aufstöhnen entlockte.

      »Du bist echt eine geile kleine Schlampe«, lobte der bereits leicht Ergraute. »Du machst das sehr gut!«

      »Mmm

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