Salto Fanale. Detlef Wolf
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Über das seine Freundin allerdings großzügig hinwegsah. Zugunsten seiner körperlichen Vorzüge. Er war einfach ein knackiger Bengel, groß, schlank, gut gewachsen mit strohblonden Haaren und Augen, die einfach nicht wahr sein durften, so blau waren sie. Aber strahlend, strahlend waren sie nicht. Meistens blickten sie spöttisch und wenn nicht spöttisch, dann hart. Aber nur selten herzlich. Wie sie es auch jetzt nicht taten.
Aber Bellinda ging darüber hinweg. Ebenso wie über seine Bemerkung, die sich ein wenig zu sehr nach Jammern angehört hatte.
„Ach was, jetzt stell Dich nicht so an“, wies sie ihn zurecht. „Das bißchen Sonne wird Dich schon nicht umbringen. Geh unter die Dusche und nimm den Waschlappen, statt hier den Jammerlappen zu geben.“
Sie gab ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter und wandte sich der Damenumkleide zu.
Adrian steuerte den Bereich für die Herren an. Drinnen verstaute er den Tennisschläger in seinem Spind und zog sich aus. Seine Sachen ließ er achtlos auf dem Boden liegen. Irgendjemand würde sie aufheben, waschen und in seinem Spind deponieren. So war sichergestellt, daß er nach jedem Match frische und saubere Kleidung vorfand.
Als er wenig später die Bar des Clubhauses betrat, konnte man ihm zwar mit etwas Phantasie den Sportler ansehen, zumindest was seine Figur anging, aber ansonsten gab es keine Anzeichen dafür, daß er soeben eine schweißtreibende Stunde auf dem Tennisplatz verbracht hatte.
Er setzte sich an die Bar und bestellte sich einen Orangensaft.
Bellinda ließ auf sich warten. Wie gewöhnlich. Bei ihr war es nicht damit getan, einfach nur zu duschen und frische Sachen anzuziehen. Meke-up und Frisur kamen hinzu und nahmen für gewöhnlich geraume Zeit in Anspruch. Adrian war schon dabei, sich ein Taxi zu bestellen, als sie endlich auftauchte.
„Ich muß unbedingt wieder zum Friseur, meine Haare sind total verfilzt“, sagte sie entschuldigend.
„So, sind sie das“, antwortete Adrian und warf einen kritischen Blick auf ihre Frisur. „Kann ich nicht finden“, erwiderte er. „Jedenfalls nicht die auf Deinem Kopf.“
Sie gab ihm einen Stoß vor die Brust. „Sei nicht albern, Adrian.“
Er grinste anzüglich und gab dem Barkeeper ein Zeichen, der ihnen sofort ein Glas frisch gepreßten Orangensaft servierte.
„Kommst Du noch mit zu mir?“ fragte sie, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte.
„Wenn Du willst“, antwortete er und bemühte sich, seiner Stimme einen gleichgültigen Ton zu geben.
„Ich will doch immer, das weißt Du doch“, gab sie zurück.
„Ja dann“, machte er gedehnt, „will ich mich dem Willen einer begehrenswerten Frau natürlich nicht widersetzen.“
Sie lachte. „Jetzt tu doch nicht so, als ob Du’s nicht auch wolltest.“
„Und wie ich es will. Ich liebe es, in Deine Wohnung zu kommen. Der phantastischen Aussicht wegen. Auf die Alster. Unter anderem.“
„Na ja, für das ‚unter anderem‘ sind die Aussichten aber auch nicht schlecht“, gurrte sie.
„Worauf warten wir dann noch?“ fragte er und leerte sein Glas in einem Zug.
Sie verließen die Bar ohne zu zahlen. So wie jedesmal. Um solche Kleinigkeiten brauchten sie sich nicht zu kümmern. Die Rechnung würde am Ende des Monats an ihre Väter geschickt werden.
Auf dem Parkplatz steuerten sie ein weißes Porsche Cabriolet an, das Bellinda zu ihrem letzten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Sie hatte den Schlüssel entgegengenommen, ohne sich über die Monstrosität dieses Geschenks auch nur einen Gedanken zu machen. Vielmehr war sie der Meinung, es gehöre für jemanden wie sie einfach dazu, mit einem solchen Sportwagen ausgerüstet zu sein.
Ebenso wie die Dachwohnung in Pöseldorf mit einem uneinsehbaren Balkon und einem herrlichen, unverstellten Blick über die Außenalster, den Adrian zuvor bereits angesprochen hatte.
Dorthinein kamen sie nach kurzer Fahrt, und daß Adrians Bemerkung über seine Freundin als einer begehrenswerten Frau kein leeres Gerede war, bewies er ihr, indem er ihnen nicht einmal die Zeit gab, sich ihrer Kleider vollständig zu entledigen.
Irgendwann und irgendwie mußten sie es dann aber doch geschafft haben, denn als Adrian gegen Mitternacht wach wurde, fand er sich gänzlich ohne in Bellindas Bett und in ihren Armen. Vorsichtig befreite er sich aus ihrer Umarmung.
„Ich glaub, ich sollte mal langsam nach Hause gehen“, meinte er, während sie ihm verschlafen beim Anziehen zusah.
„Wieso kannst Du nicht bleiben?“
„Morgen ist Schule, und meine Mutter will, daß ich vorher zuhause gefrühstückt habe.“
„Frühstücken kannst Du doch auch bei mir“, warf sie ein. „Und dann fahren wir bei Dir vorbei und holen Deine Schulsachen.“
„Ach, Linda, das hat doch noch nie geklappt. Das einzige, was ich bei Dir zum Frühstück kriege, bist Du, und wenn wir dann mit frühstücken fertig sind, hat in der Schule die große Pause schon angefangen. Aber sowas kann ich mir im Moment nicht leisten, so wie ich dastehe. Wenn ich dieses Jahr wieder ‘ne Ehrenrunde drehen muß, bringt der Alte mich um.“
Seufzend erhob sich nun auch Bellinda aus dem Bett. „Soll ich Dich fahren?“
Unverhohlen betrachtete er die schöne, junge Frau. Dann winkte er ab. „Nee, Du, laß mal. Ich lauf lieber. Das bringt mich auf andere Gedanken. Außerdem, bis Du angezogen bist, bin ich’s wahrscheinlich schon wieder nicht mehr.“
Er kicherte leise. Dann drückte er ihr einen Kuß auf den Mund und war verschwunden.
***
Das Haus seiner Eltern am Harvestehuder Weg lag im Dunkeln, als er das weitläufige Grundstück betrat. Was ihn nicht überraschte, denn sein Vater war, wie üblich, geschäftlich irgendwo unterwegs, und seine Mutter pflegte abends nie lange aufzubleiben. So kam er unbemerkt in sein Zimmer.
Sein Zimmer, das war eigentlich ein Appartment im Dachgeschoß der alten Gründerzeitvilla, die sein Urgroßvater einst am Ufer der Außenalster hatte bauen lassen. Heinrich Graf von Molzberg war der Gründer des ‚Bankhauses Von Molzberg und Consorten‘, das heute unter dem Namen ‚Bankhaus Molzberg & Co‘ firmierte und dem nun sein Vater in dritter Generation vorstand. Es war vorgesehen, daß Adrian es in der vierten Generation weiterführen sollte. Selbstverständlich ebenso erfolgreich wie seine Vorfahren, so wurde erwartet.
Denn daß Heinrich Graf von Molzberg ein erfolgreicher Bankier gewesen war, drückte sich nicht zuletzt in diesem Haus aus, dessen oberste Etage sein Urenkel Adrian nun zu nächtlicher Stunde betrat. Er verfügte dort über ein Wohn- und Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer und ein Badezimmer von der Größe eines stattlichen Familienappartments und ausgestattet mit allem denkbaren Komfort. Nebst dem dazugehörenden Service, denn, abgesehen von einer gewissen Unordnung auf dem Schreibtisch, befand sich das