Salto Fanale. Detlef Wolf

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Salto Fanale - Detlef Wolf

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für einer bist. Aber eine Antwort hab ich nicht gefunden.“

      „Und? Hast Du’s jetzt rausgekriegt?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Nee, leider nicht. Wenn Du mich eben auf dem Schulhof hättest stehen lassen, dann ja. Denn da warst Du das arrogante Arschloch, das Du immer bist. Aber dann hast Du mich eingeladen, mich nach Hause zu bringen. Und das fand ich echt nett. Und das paßt jetzt irgendwie überhaupt nicht zu dem arroganten Arschloch. Also weiß ich wieder nicht, wo ich mit Dir dran bin.“

      „Blöd, oder?“ er grinste sie an. „Dein Adrian, das unbekannte Wesen.“

      Er sah nach vorne, weil der Fahrer bremste und rechts an den Straßenrand fuhr.

      „Wir sind da“, stellte er fest. „Also, mach’s gut. Wir seh’n uns morgen.“

      Tabea nickte und stieg aus. Kopfschüttelnd sah sie dem davonfahrenden Auto nach.

      „Sachen gibt’s“, murmelte sie undeutlich und kramte in ihrer Schultasche nach dem Haustürschlüssel.

      ***

      Im Hausflur traf sie ihren Bruder.

      „Na, Schwesterchen, schön fleißig gewesen?“ begrüßte er sie.

      „Ja, im Gegensatz zu Dir“, gab sie zurück. „Wieso bist Du eigentlich nicht in der Uni?“

      Lukas hatte im vergangenen Jahr Abitur gemacht und studierte nun an der Uni Hamburg Jura im zweiten Semester.

      „Weil ich mir das aussuchen kann, ob ich hingehe oder nicht. Ganz im Gegensatz zu Dir, Schwesterchen. Und heute habe ich mir eben ausgesucht, nicht hinzugehen. Noch Fragen?“

      Tabea streckte ihm die Zunge raus. Lukas konnte ein Ekel sein, aber im allgemeinen war er ganz okay.

      „Sag mal, was war das eben denn für’n dicker Mercedes, aus dem Du da ausgestiegen bist?“

      Hatte er es also gesehen. Das hätte jetzt nicht sein müssen, aber andererseits war ja auch nichts dabei.

      „Ein Klassenkamerad hat mich mitgenommen.“

      Lukas sah sie ungläubig an. „Seit wann fahren Sechzehnjährige mit solchen Wahsinns-Schlitten durch die Gegend?“

      „Erstens ist der Typ schon siebzehn, weil er nämlich letztes Jahr hängen geblieben ist und deshalb in meine Klasse geht, und zweitens ist das natürlich nicht sein Auto, sondern das seines Vaters. Das er, drittens, auch nicht selber gefahren hat, sondern der Chauffeur seines Vaters. Noch Fragen?“

      „Hoi-joi-joi“, machte Luckas. „Was iss’n das für einer, daß er seinen Sohn mit’m Chauffeur von der Schule abholen läßt?“

      „Wie der Alte heißt, weiß ich nicht. Der Sohn ist jedenfalls Adrian Graf von Molzberg, das größte Arschloch der Schule.“

      „Aha, ein Arschloch also. Und mit dem bist Du mitgefahren?“

      Tabea zuckte die Schultern. „Hatte sich gerade so ergeben.“

      „Na, dann kann der Kerl ja so’n Riesenarschloch gar nicht sein, wenn er Dir ‘n Lift anbietet.“

      „Das hat mich allerdings auch gewundert. Weil’s gar nicht zu ihm paßt.“

      Tabea erzählte ihrem Bruder die ganze, komische Geschichte.

      „Und deshalb weiß ich jetzt noch immer nicht: Ist er nun eins, oder ist er keins?“

      „Was?“

      „Na, ein Arschloch eben.“

      „Tja, die Welt ist voller Mysterien“, meinte Lukas philosophisch. „Das nächste Mysterium ist: Was gibt’s zum Mittagessen?“

      „Was fragst Du mich? Du solltest das doch wissen, schließlich warst Du den ganzen Morgen zu Hause. Ich war ja in der Schule.“

      „Ich hab keine Ahnung“, gab er zu und warf die Hände nach oben.

      „Na, dann laß uns mal nachseh’n. Vielleicht finden wir ja was.“

      Tabea ließ ihre Schultasche auf den Boden fallen und ging in die Küche. Nach einem kurzen Blick in den Kühlschrank nahm sie eine große Tupperdose heraus.

      „Hier ist noch Gulasch. Wir könnten uns Nudeln dazu kochen.“

      „Na, denn mach mal, Schwesterchen“, grinste er. „Du weißt ja, wenn ich Nudeln koche, wird’s immer eine einzige Pampe.“

      „Ja, ja, stell Du Dich nur schön dumm an. Dann machen wenigstens die ander’n die Arbeit, wie?“

      „Tja“, machte er achselzuckend, drehte sich um und ging hinaus.

      ***

      Gulasch mit Nudeln war nicht exakt das, was an diesem Mittag im Haus des Grafen von Molzberg auf dem Speiseplan stand. Vielmehr servierte das Dienstmädchen der Gräfin und dem jungen Grafen ein Tartar von der Lachsforelle and frischen Salaten zur Vorspeise, gefolgt von einem Züricher Kalbsgeschnetzelten als Hauptgericht und einer Vanillemousse mit roter Grütze zum Nachtisch.

      Adrian und seine Mutter saßen sich an dem großen Tisch im Eßzimmer gegenüber und nahmen schweigend ihre Mittagsmahlzeit ein. Was hätten sie sich auch erzählen sollen? Es war ja nichts Erwähnenswertes passiert, seitdem sie sich nach dem Frühstück voneinander verabschiedet hatten. Die Sache mit dem Mathematikarbeitsheft hielt Adrian jedenfalls nicht dafür. Und auch nicht die gemeinsame Heimfahrt mit seiner Klassenkameradin Tabea.

      „Was hast Du heute Nachmittag vor?“ brach seine Mutter schließlich das Schweigen, nachdem das Dienstmädchen ihr den Mokka zum Abschluß des Mittagessens serviert hatte.

      Adrian zuckte die Achseln. „Nichts Besonderes“, antwortete er. „Linda holt mich nachher ab. Wahrscheinlich gehen wir in den Club zum Schwimmen.“

      Lachend schüttelte seine Mutter den Kopf. „Du und Linda, Ihr seid doch wirklich unzertrennlich. Seit Du ein Baby warst, hängt sie mit Dir zusammen.“

      „Na und? Wir verstehen uns eben.“ Er legte den Kopf schief und grinste. „In jeder Beziehung“, setzte er provozierend hinzu.

      Seine Mutter schüttelte noch immer den Kopf. Aber sie lächelte nicht mehr. Natürlich wußte sie, daß ihr Sohn und die Nachbarstochter zusammen ins Bett gingen. Weder Adrian noch Bellinda hatten ein Geheimnis daraus gemacht. Allerdings war sie sich nicht ganz im Klaren, ob sie das gutheißen sollte. Schließlich war Adrian erst siebzehn. In dem Alter eine Freundin zu haben, war ja normal, aber mußte es gleich eine solch intime Freundschaft sein? Zumal Bellinda noch dazu um einiges älter war als er. Was, wenn sie sich plötzlich anders orientierte und ihren Teenager-Freund zugunsten eines attraktiven, gleichaltrigen Studenten, den sie zweifellos Gelegenheit hatte, an ihrer Uni kennenzulernen, einfach fallen ließ? Adrian würde das nicht so ohne weiteres wegstecken. Nach außen mochte er zwar den Eindruck erwecken, als könne ihn nichts aus der Bahn werfen, auch nicht, von seiner langjährigen Jugendfreundin verlassen zu werden, aber sie wußte genau, daß das nicht richtig war. Sie hielt ihn für sensibler, als er sich den Anschein geben

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