Salto Fanale. Detlef Wolf
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Seine Mutter paßte ihn in der Halle ab, bevor er ging.
„Bitte komm nicht so spät, heute Abend. Dein Vater hat sich zum Abendessen angesagt, und Du weißt, er legt Wert darauf, es mit uns zusammen einzunehmen.“
Adrian schraubte die Augen nach oben. „Na schön, ich werde pünktlich sein“, versprach er seufzend.
***
„Wie ich sehe, bist Du schon beim Packen“, stellte Lukas fest, als seine Schwester die Tür zu ihrem Zimmer öffnete.
Sie hatten gemeinsam gegessen und gingen nun in ihre Zimmer.
Tabea stöhnte. „Hilft ja nix. Gut drei Wochen noch, dann sind wir hier weg. Und da hab ich gedacht, ich fang schonmal an. Du ahnst ja gar nicht, wieviel Kram sich im Lauf der Zeit so ansammelt.“
„Vielleicht solltest Du Dir bei der Gelegenheit mal überlegen, was Du alles wegschmeißen kannst“ riet er ihr. „Die ganzen Kindersachen, zum Beispiel, brauchst Du doch garantiert nicht mehr.“ Er grinste. „Oder mußt Du zum Einschlafen noch mit den Kuscheltieren schmusen?“
„Sei nicht blöde, Lukas“, raunzte sie ihn an.
Obwohl sie tatsächlich hin und wieder noch ihren Teddy mit ins Bett nahm, wenn sie mies drauf war und irgendwie Trost brauchte. Aber das mußte Lukas ja nicht unbedingt wissen.
Wegwerfen kam also überhaupt nicht in Frage. Schon gar nicht den Teddy. Aber auch die anderen Kuscheltiere nicht, von denen sie eine Menge besaß. Aber das machte nichts. Sie würde sie schon alle unterbringen können in ihrem neuen Zuhause. Schließlich war ihr Zimmer dort sogar größer als das hier. Im neuen Haus, in Bochum, bekam sie nämlich das größere Zimmer und Lukas nur ein kleines. Er würde es ja auch nicht oft brauchen. Schließlich würde er ja die meiste Zeit in Hamburg sein, denn er wollte hierbleiben, um weiterhin hier an der Uni zu studieren.
Sie würde ihn vermissen, ihren großen Bruder. Sie mochten sich zwar zoffen, von Zeit zu Zeit, aber meistens vertrugen sie sich doch einigermaßen. Und sie mußte zugeben, daß er immer für sie dagewesen war, wenn sie jemanden zum Reden gebraucht hatte oder wenn ihr irgendeiner an die Wäsche gewollt hatte. Da hatte er sie immer beschützt. Jetzt würde sie allein zusehen müssen, wie sie zurechtkam.
„Schade, daß Du nicht mitkommst“, sagte sie deshalb.
Er legte ihr freundschaftlich den Arm um die Schultern. „Ach, Tabbi, nimm’s nicht so schwer. Ich bin ja nicht aus der Welt. Ab und zu komm ich Euch besuchen, und sonst kannst Du mich ja auch anders erreichen. Es gibt Telephon und Internet und was weiß ich alles. Wenn Du also mal Kummer hast, brauchst Du Dich nur zu melden.“
„Aber das ist nicht dasselbe“, maulte sie. „Keiner ist dann da, der mich in den Arm nimmt. So wie jetzt.“
Er lachte. „Dann mußt Du Dir eben einen Freund suchen. Der dann vielleicht noch ganz andere Sachen mit Dir macht, als Dich nur in den Arm zu nehmen. So einen mit ‘nem dicken Mercedes vielleicht, so wie der, der Dich heute nach Hause gebracht hat.“
„Adrian von Molzberg ist nicht mein Freund“, protestierte sie. „Der ist niemandes Freund, nur sein eigener. Und außerdem will ich auch gar nicht, daß einer irgendwelche Sachen mit mir macht. Was Du immer denkst, Du altes Ferkel.“
„So, was denk ich denn so Schlimmes, daß Du mich ein ‚altes Ferkel‘ nennst?“ fragte er scheinbar empört. „Oder bist Du hier vielleicht das alte Ferkel, weil Du mir schmutzige Gedanken unterstellst?“
„Ich unterstell Dir gar nichts“, wies sie ihn zurück. „Ich weiß eben nur, wie Jungs ticken.“
„O-oooh, Tabea Lennard, die große Jungsversteherin! Da muß ich mich ja glatt in acht nehmen, damit Du mich nicht ständig durchschaust, wie?“
Sie boxte ihn vor die Brust. „Du bist so ein Idiot.“
Das war zuviel. Er schnappte sie, warf sie sich über die Schulter und versohlte ihr den jeansbewehrten Hintern. Sie schrie und strampelte und boxte ihn auf den Rücken, aber es half ihr nichts. Lukas machte Krafttraining und war so viel kräftiger als sie. Wehrlos mußte sie seine Prügel einstecken, bevor er sie wieder auf dem Boden absetzte. Sanft und vorsichtig. Und verprügelt hatte er sie auch nicht richtig. Es waren vielmehr ein paar kräftige Klapse gewesen, die er ihr verabreicht hatte. Die nicht einmal wehgetan hatten.
Aber das tat nichts zur Sache. Prügel sind Prügel, und sowas macht man nicht. Nicht bei einem Mädchen, selbst wenn es die Schwester ist. Also versuchte sie sich zu revanchieren, indem sie ihn vor die Brust boxte. Doch das klappte nicht. Noch bevor sie den ersten Treffer landen konnte, hatte er schon ihre Hände geschnappt und sie an sich gezogen. Jetzt hielt er sie fest umklammert, und sie konnte sich wieder nicht wehren.
Große Brüder waren etwas Fürchterliches. Das sah sie nun ein und gab auf. Wieder mal, wie schon so oft zuvor. Als Lukas es merkte, lockerte er seinen Griff und fing an, sie zu knuddeln.
„Irgendwie bist Du ja doch ‘ne Süße“, meinte er. „Selbst wenn Du versuchst, kratzbürstig zu sein.“
Sie kicherte und schmiegte sich in seine Arme. „Was bleibt mir auch übrig bei so ‘nem Grobian wie Dir?“
Lachend strich er ihr über den Kopf und gab sie dann frei. „Also, jetzt sieh mal zu, daß Du Deinen ganzen Krempel in den Umzugskartons unterkriegst. Ich geh derweil was lernen.“
„Wann willst Du eigentlich anfangen zu packen?“
Er winkte ab. „Ach, noch lange nicht. Das bißchen, was ich hierbehalten will, das hab ich auch am Tag vor dem Umzug noch schnell eingepackt. Und das andere können ja dann die Möbelpacker einpacken.“ Er zeigte auf die offenstehenden Kartons in ihrem Zimmer. „Das würden sie mit Deinen Sachen übrigens auch machen. Du selber bräuchtest Dir also die Arbeit gar nicht zu machen.“
„Aber ich will nicht, daß andere Leute in meinen Sachen rumwühlen. Die gehen keinen was an.“
„Sei nicht albern, Tabbi. Als ob die das interessiert, was Du für Sachen hast. Die machen sowas jeden Tag mit anderer Leute Zeugs. Die sind nur dran interessiert, alles so einzupacken, daß es auch heile ankommt. Was das ist, das ist denen schnurzegal.“
„Meinst Du?“ Tabea war nicht überzeugt.
Lukas nickte heftig. „Mein ich. Und deshalb solltest Du vielleicht besser das schöne Wetter nutzen und ins Freibad gehen, statt hier runzukramen. Wer weiß, ob Du das in Bochum auch kannst.“
„Kann ich. Da gibt’s ein Bad, das liegt ganz in der Nähe von unserm neuen Haus. ‚Ostbad‘ heißt das und das hat ‘n Freibad und auch ‘n Hallenbad.“
„So? Na schön. Aber das ist in Bochum. Und jetzt bist Du in Hamburg, und es ist schönes Wetter, und hier ist das Schwimmbad auch nicht weit weg. Also schnapp Dir Deine Badesachen und zisch ab.“
Tabea knurrte. Manchmal führte ihr großer Bruder sich auf, als wäre er ihr Erziehungsberechtigter. Aber eigentlich hatte er ja recht. Ins Freibad zu gehen war tatsächlich die bessere Alternative. Jetzt müßte nur noch jemand mitkommen. Julia, ihre beste Freundin, konnte nicht. Die war krank und lag mit einer ziemlich üblen Sommergrippe im Bett. Und mit den anderen aus ihrer Klasse konnte sie nicht besonders viel anfangen.