Salto Fanale. Detlef Wolf
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Salto Fanale - Detlef Wolf страница 8
„Ja genau, der hätte mir gerade noch gefehlt“, erwiderte sie. „Der nervt doch nur mit seiner ständigen Anbaggerei.“ Sie setzte ihren Kleinmädchen-Dackelblick auf. „Willst Du nicht mitkommen?“
Er lachte. „Wie uncool ist das denn? Mit dem eigenen Bruder ins Schwimmbad gehen? Ich glaub das ja nicht.“
„Warum denn nicht? Du hast doch auch keine richtige Lust, bei dem schönen Wetter hier drin zu sitzen und zu pauken, gib’s doch zu. Und weil Du Deine kleine Schwester nicht allein ins Schwimmbad gehen lassen kannst, kommst Du eben mit. Oder?“
Lukas kratzte sich am Kopf. „Also, wenn Du’s so siehst...“
Er sah sie an, und als sie sah, wie er sie ansah, wußte sie, daß sie gewonnen hatte.
„Na siehste“, sagte sie deshalb.
„Biest!“ schimpfte er und drehte sich um.
Sie kicherte nur.
***
Adrian und Bellinda hatten einige Runden im großzügigen Swimmingpool der Clubanlage des ‚Clubs an der Alster‘ geschwommen und sich danach in die Sonne gelegt. Nicht ohne sich zuvor einen Drink von der Bar geholt und sich dick mit Sonnenschutzcreme eingerieben zu haben. Jetzt genossen sie entspannt den herrlichen Sommernachmittag.
Bellina hatte ihr Bikinioberteil abgelegt. An diesem gewöhnlichen Werktag waren nicht allzuviele Clubmitglieder anwesend, so daß sie das tun konnte, ohne mit zu vielen Beschwerden rechnen zu müssen, wenn es denn überhaupt welche gab. Sie glaubte es kaum, zumindest nicht von den Männern. Die musterten nämlich mehr oder weniger interessiert statt empört ihre freigelegte Oberweite, wie sie festgestellt hatte. Sollten sie. Es machte ihr nichts aus, und sie hatte ja auch nichts zu verstecken.
Adrian war der gleichen Meinung. Natürlich war er das, hatte er doch die Gelegenheit gehabt, ihre normalerweise züchtig verhüllten Körperzonen in die Sonnenschutzbehandlung mit einzubeziehen, die er seiner Freundin angedeihen ließ. Natürlich wußte er mehr als genau, wie sich Bellindas üppige Brüste anfühlten, aber wenn sich die Situation zufällig und auch außerhalb des Gewohnten schonmal ergab, wollte er sie nicht ungenutzt vorübergehen lassen.
Leider konnte Bellinda sich nicht auf gleiche Weise revanchieren, das wäre dann doch des Guten, oder vielmehr: des Sinnlichen, zuviel gewesen. Also war er gezwungen, sich zunächst einmal bäuchlings auf der Liege auszustrecken, bis gewisse, nervös gewordene Körperteile wieder unter Kontrolle gebracht waren. Seltsamerweise passierte ihm das immer noch, obwohl er Bellinda doch nun schon so lange und so gründlich kannte. Aber er war eben erst siebzehn und somit noch nicht in der Lage, seine Körperfunktionen etwas besser kontrollieren zu können.
„Kommst Du heut Abend wieder mit zu mir?“ fragte Bellinda in seine Normalisierungsbemühungen hinein.
„Nee, kann leider nicht“, antwortete er mit Bedauern in der Stimme.
„Heute muß ich zum Abendessen zu Hause sein. Mein Alter Herr hat sein Erscheinen angekündigt, und da muß ich Präsenz zeigen.“
„Schade. Ich dachte, sowas wie gestern ließe sich wiederholen.“
Er lachte. „Prinzipiell ja, nur leider nicht heute.“
Bellinda seufzte. „Muß ich mir eben was anderes einfallen lassen.“
„Und das wäre?“ erkundigte er sich.
Sie zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Aber mir fällt bestimmt was ein. Wird wahrscheinlich nicht so unterhaltsam wie mit Dir, aber irgendwas wird’s schon geben.“
„Was machst Du eigentlich in den Ferien“, wechselte er das Thema.
„Weiß ich auch noch nicht“, antwortete sie. „Daddy will unbedingt wieder nach Kärnten, in diesen Luxusschuppen am Wörthersee. Aber darauf hab ich sowas von überhaupt keine Lust, also das werd ich auf keinen Fall machen. Was anderes hab ich mir allerdings noch nicht überlegt. Vielleicht flieg ich für’n paar Wochen nach Nizza. Cap Ferrat oder so, das wär’s vielleicht. Aber weiß ich noch nicht.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Und Du?“
Adrian blies die Backen auf. „Wenn ich das mal wüßte. Mein Vater hat sich natürlich dazu noch nicht geäußert. Du weißt ja, wie das geht. Irgendwann kommt er nach Hause, und dann heißt es: ‚Packt Eure Koffer, wir fliegen da-und-da hin‘. Und am nächsten Tag sind wir weg. Wohin auch immer und für wie lange auch immer. Hängt ganz von seinem Terminkalender ab. Also kann ich noch nichts sagen. Ich werd mich wohl überraschen lassen müssen. So wie jedes Jahr.“
„Geht Dir das nicht auf den Keks, immer mit Deinen Eltern Urlaub machen zu müssen?“
„Natürlich, aber was soll ich machen? Allein lassen sie mich ja nicht.“
„Und wenn sie Dich ließen, wo würd’st Du dann hin wollen?“
Adrian überlegte einen Moment. „Nach Asien vielleicht. So ‘ne Trekkingtour durch Thailand oder Vietnam, das wär’s doch mal. Das könnt ich mir vorstellen.“
Bellinda lachte laut auf. „Du und ‘ne Trekkingtour. Das glaubst Du doch wohl selber nicht! Adrian von Molzberg schleppt einen Rucksack durch die Gegend, kriecht durch die Urwälder über Stock und Stein, läuft tagelang ungewaschen und unrasiert in denselben Klamotten rum und geht zum Kacken ins Gebüsch. Das möchte ich ja zu gern mal sehen!“
„Was? Daß ich ins Gebüsch kacke?“ fragte er pikiert.
„Das auch. Aber auch all das andere. Die Idee ist ja vielleicht sowas von abartig.“
„Wieso denn?“ verteidigte er sich. „Meinst Du etwa, sowas könnte ich nicht? Hältst Du mich für so’n Weichei?“
„Ach was, mit Weichei hat das doch nichts zu tun. Du weißt doch selber ganz genau, daß Du gar nicht der Typ für sowas bist. Oder könntest Du Dir vielleicht vorstellen, daß Du in einer Gruppe funktionierst, in der jemand sagt, was alle zu tun oder zu lassen haben? Und derjenige würdest dann nicht Du sein. Das funktioniert doch im Leben nicht. Oder wann hast Du Dir zum letzten Mal von irgendjemandem außer Deinem Vater was vorschreiben lassen? Kannst Du mir das mal sagen?“
Adrian gab ihr keine Antwort. Also fuhr sie fort:
„Na siehste. Also, das vergiß mal ganz schnell wieder. Wenn überhaupt, dann such Dir irgendeinen Luxusschuppen mit allem Komfort, wo sie Dir von früh bis abends den Allerwertesten hinterhertragen. Was anderes kommt doch für Dich gar nicht in Frage. Südfrankreich vielleicht. Warum fahren wir nicht einfach zusammen hin?“
Adrian drehte sich wieder auf den Bauch und schloß die Augen.
„Ich werd’s mir überlegen“, antwortete er.
Er war angefressen. Bellindas Reaktion auf seine Idee hatte ihn getroffen. Aber sie hatte ja Recht. Der Kerl für eine Trakkingtour oder irgendetwas in der Art war er wirklich nicht. Das wußte er auch. Er war das verwöhnte und verweichlichte Bankierssöhnchen, das sich nirgendwo ein- und unterordnen konnte und das es gewohnt war, ständig irgendwelche Bedienstete um sich zu haben, die sich um die niederen Belange des täglichen Lebens kümmerten. Eben doch ein Weichei.
***