Eine Frau für Mama. Elmar Zinke

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Eine Frau für Mama - Elmar Zinke

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Fingernägel eignen sich als vortreffliches Werkzeug, hält er schmunzelnd Zwiesprache. Für das Alltagstaugliche fehlt die Beweiskraft. Wenig später ringt sie mit dem Aufreißen der Folie eines Drageebeutels. Die gezackte Außenkante erleichtert das Durchtrennen, sämtliches Bemühen scheitert kläglich. Die Beobachtung des Fruchtlosen amüsiert ihn wie die zuweilen gewagte Garderobe seiner Mutter.

      Ihm gegenüber sitzen zwei halbwüchsige Mädchen, sie strahlen um die Wette, knabbern Insekten wie die meisten Menschen Chips, in der Größe und im Aussehen hegen sie unterschiedliche Vorlieben.

      „Ist das Deine Frau?“, fragt ihn die Hübschere.

      Als Antwort hebt er vielbedeutend die Augenbrauen, im Anschluss einen Daumen. Die Mädchen nicken gläubig, verschanzen ihre Gesichter fortan hinter ihren riesigen Papiertüten.

      „Die jungen Frauen denken, dass Du meine Frau bist“, raunt er ihr mit kindlichem Übermut ins Ohr. „Wenn sich das so verhält, so schenke mir ein Kind.“

      Ihr Gesicht spiegelt Unverständnis. Vor seinen Bauch malt er einen Riesenbauch, es verleitet sie zum liebenswerten Oberarmzwicken.

      „Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen“, stiftet er weiter Unfug. „Oder etwa doch?“

      Er hält ihr den Mund zu, rechnet mit schmerzhaften Bissen oder lautstarkem Protest als Gegenwehr. Nhim stellt ihren Sitz in die maximale Schlaflage, ein leise pfeifendes Schnarchen begleitet ihr alsbaldiges Einschlummern.

      Es ist meine erste Bekanntschaft mit einer leibhaftigen Chinesin, denkt er. Vorausgesetzt, ich klammere die Stippvisite in Schanghai aus und zähle jene Chinesin nicht mit, die mich letzte Woche vor der Bürotür um ein Haar über den Haufen rennt. Wer ist sie wohl? Ihre elegante Garderobe spricht für eine Besucherin. Dass sie die Codenummer für den Sicherheitsbereich des Senators kennt, für eine Neueinstellung in seinem Leitungsbereich. Oder etwa …?

      Von Klopp hütet sich vor dem Zuendedenken der Frage, schwenkt um auf Nhim. Die Frage der Mädchen war eine gute Frage. Ganz offensichtlich lockt eine Chinesin die Außenwelt auf eine falsche Fährte. Das Aussehen schenkt unserer Zweisamkeit einen seriösen Anstrich. Er mustert Nhim und ihn befällt die Eingebung, im Schlafen wirkt sie älter als im Wachzustand.

      Ein Hotel unweit des Mekong überflügelt in der Außenwirkung und im Foyer das Übliche. Von Klopp zahlt für eine Nacht, sieht sich alsbald getäuscht. Im Zimmer mieft stickigwarme Luft, eine Krach schlagende Klimaanlage sagt eine schlafarme Nacht voraus. Das einzige Fenster führt zu einem Schacht im Halbdunkel, er leitet faulige Gerüche von Küchenabfällen ab, das Bad rät zum Tragen von Fußbekleidung. Von Klopp zieht die schwere Tagesdecke vom Bett, legt als Lichtblick frisch gesteifte Bettlaken frei.

      Mit geballten Fäusten prüft er den Gütegrad der Grundlage von Nhims Dienstleistung, dichtet der Sachlage eine Ungewissheit zwischen Weiche und Härte an. Er unterliegt seiner Müdigkeit, erwacht ohne Zeitgefühl. Nebenan pustet der Föhn los, später brummt eine elektrische Zahnbürste, in der kleinen Ewigkeit im Lautlosen durchtobt ihn kein Gedankensturm.

      Nhim tritt im luftigen, zart gemusterten Unterkleid heraus, das Gesicht schminkt sie zur Maske. Sie sieht aus wie eine Geisha!, denkt er ergriffen. Die Kleinteiligkeit ihres Körpers vergegenwärtigt er sich im ersten direkten Körperkontakt, seine beiden Handflächen bedecken beinahe die Gesamtheit ihres Hinterteils. Nach zeitraubendem Stillstand übertragen ihre Hände eine springlebendige Art auf seine Liegestellung. Sie überlaufen ihn leichtfüßig und kribbelig wie Ameisen. Das Ungestüme und Unberechenbare legen zu, von Klopp atmet schwer, abrupt stoppen die Hände. Sie beugt einem Kuss vor, ihr Körper schnellt zurück, federt wie auf einem Trampolin.

      „Kondom?“, haucht sie.

      Nach seiner stöhnenden Einwilligung umkurvt sie seinen aufrecht stehenden Penis, mit Wucht trifft ihre Zunge die runzelige Haut seiner Hoden. Das Stoßende wandelt sich ins Leckende, sie führt es aus wie eine Milch oder Wasser schleckende Katze. Im zwingend Folgenden öffnet er ohne Absicht spaltbreit die Augen. Über ihm schimmert ein Zustand wilder Wallungen. Mit zugekniffenen Lidern setzt sie eine halblaute Beschwörung in Szene, befeuert ihn zu prickelnder Wärme.

      In Ruhestellung der verwobenen Körper unter dem Bettlaken fragt er: „Kennst Du die Stadt?“

      „Ich Kind hier. Ausflug von Schule.“

      Er widmet sich ihrer Brust, sein Tastsinn bestätigt ihre Festigkeit. In mehrfacher Weise findet er Gefallen an diesem Körperteil, spürt alsbald ihre Unruhe.

      „Gehen wir“, sagt er einsichtig.

      Gutsitzende Jeans und ein knallbuntes T-Shirt kleiden sie ins hübsch Anzuschauende, eine Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern überdeckt kaum ihre Augen. Vor dem Hotel postiert sich eine mannshohe Pflanze mit länglichen, tief gespaltenen Blättern wie ein Wachsoldat. Die Früchte wachsen waagerecht aus dem Stamm, ähneln der Form eines Maiskolbens, fühlen sich samtweich an.

      „Wie heißt diese Pflanze?“, fragt er staunend.

      „Frucht wie guter Teil von Mann.“

      Mit ihrem kindhaften Kichern fliegt die Leichtigkeit ihrer Welt in beide Handflächen. Von Klopp spielt fadenscheinig Entrüstung, wiegelt das aufdringliche Angebot eines Tuk-Tuk-Fahrers ab. Im erregenden Nebeneinandergehen schlägt ihnen mildgewordene Luft entgegen, quirliger Verkehr erzwingt Lautwerden im Reden. Von Klopp lichtet die sinkende Sonne über dem Mekong ab, unweit des Königspalastes die Ansammlung von einem Mann und vier Kleinkindern auf der Sitzfläche eines Motorrollers. Ein Integralhelm schützt den Mann, an den Füßen der zur Hälfte splitternackten Kinder baumeln Flipflops.

      Mit einem Tuk-Tuk quert das Paar eine Brücke, findet sich in einer überfüllten Disneylandzone wieder, nach Einbruch der Dunkelheit zeichnen die Scheinwerfer der Fahrzeuge den Straßenverlauf im Fernen friedvoll nach. Eine funkelnde Lichterkette umreißt die Architektur eines Tempels, das Spielcasino feiert das Monopol für ein Sammelsurium vielfarbiger Grellheit.

      Zum Essen bevorzugt von Klopp einen Tisch im Freien, üppiger Verkehr wirft drei Meter entfernt seine Schadstoffe aus. Nhims Ellbogen ruhen auf gerundeten Tischkanten, ihre Augen auf einer riesigen Speisekarte, in Hochstellung bildet sie eine Sichtbarriere. Ein Mädchen im Schuleinführungsalter zupft an von Klopps Hemdärmel. Mit herzerweichenden Blicken entfaltet es Geschäftssinn für den Verkauf von Zigaretten, Kaugummis und Süßigkeiten. Von Klopp schenkt dem Kind fünf Dollar, streicht über das lange, glänzende Haar und denkt, einem Jungen schenke ich wahrscheinlich nur einen Dollar.

      Das Mädchen wendet sich dem Nachbartisch zu, erntet mangelhafte Umgangsformen. In diesem Alter sehe ich Charlotte zum letzten Mal, befällt ihn die Erinnerung. Aber nur, nachdem ich Sophie vorab hoch und heilig, ach, bei der Ehre meiner Mutter schwöre, mich nicht als der Erzeuger zu outen. Charlotte schlingt einen Rieseneisbecher, wirkt zappelig und zugleich frühreif. Irgendwie …

      „Du nichts essen?“, fragt Nhim besorgt.

      „Doch. Wieso?“

      „Schaust nicht in Karte.“

      „Bestell bitte für mich mit.“

      Sie wählt für beide eine herzhafte Gemüsesuppe, gegrillte Hühnerfleischstreifen mit Pilzen und eine gebackene Banane in Honig. Im Löffeln der Suppe lobt er ihre vortreffliche Wahl, das Chickengericht erinnert ihn an das Essen mit Betty in Schanghai. Den Nachtisch schiebt er Nhim als Extraportion zu, sie nimmt dankend an.

      Die kissengepolsterten

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