Wounded World. Tessa Koch

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Wounded World - Tessa Koch

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      Auch Liam lacht. „Klar. Schwarze, kurze Haare, hellblaue Augen und eine Hakennase.“

      „Keine Witze über meine Nase“, sage ich und nehme eine Hand vom Lenkrad, um sie zu betasten. Sie tut noch immer etwas weh, wenn ich sie berühre, doch zumindest ist die Schwellung vor wenigen Tagen zurückgegangen. Der Typ muss sie mir damals gebrochen haben.

      „Ich mag deine Nase so wie sie jetzt ist. Vorher war sie doch viel zu perfekt.“

      Ich muss wieder lachen. „Du bist durch und durch ein Spinner“, sage ich und sehe ihn kurz an.

      „Und du stehst drauf, Blondie, gibt’s doch einfach zu“, grinst er schelmisch. Wieder einmal verdrehe ich über seine Worte die Augen, kann ein Grinsen jedoch nicht verbergen. Als ich wieder nach vorne sehe, bleibt mir das Herz fast stehen. Ich trete augenblicklich das Bremspedal durch, schlitternd kommen wir zum Stehen. „War das …“ Liam sieht mich irritiert an, eine Hand noch auf der Armatur aufgestützt.

      „Ein Hund!“, stoße ich ungläubig hervor. Im nächsten Moment habe ich mich bereits abgeschnallt und die Tür aufgerissen.

      „Eve, warte!“

      Ich höre nicht auf Liam, bin bereits zwischen den Bäumen links der Straße verschwunden, dort, wo der Hund entlang gelaufen ist. Eine Gänsehaut überzieht meine nackten Arme, seit ich in dem kleinen Büro meine Bluse ausgezogen habe, trage ich nur noch das dünne Top, aus dem ich das Blut gewaschen habe. Eilig folge ich dem Tier durch den Wald, ich sehe die frischen Spuren des Hundes auf dem matschigen Boden.

      „Eve!“ Ich sehe den Hund hinter einem Baum liegen, er leckt sein rechtes Vorderbein. Langsam nähere ich mich dem Tier, es ist ein kleiner West Highland White Terrier, der ein kariertes Halstuch trägt. Neben ihm gehe ich in die Hocke und lasse ihn an meiner Hand schnuppern. Er beginnt sofort mir über die Finger zu lecken. Ich sehe das Blut an seinem Bein, schiebe dann sanft meine Hände unter den Hund und hebe ihn hoch. „Eve!

      „Mir geht’s gut, Liam!“, rufe ich über die Schulter. „Bleib beim Transporter, ich komme zurück!“ Ich stehe auf und presse den Hund fest an meine Brust. Die Wärme des Tieres beruhigt meinen Puls sofort, der kleine Westie schleckt meine Arme ab. „Sieh nur“, sage ich, als ich wieder auf die Straße trete. „Er ist verletzt!“

      Liam kommt zu mir, ich sehe die Glock in seiner Hand und weiß, dass er kurz davor stand, mir panisch hinterher zu laufen. Er macht sich immer zu viele Sorgen um mich, seit dem Zwischenfall in der Tankstelle sogar noch mehr. Nun steckt er seine Waffe wieder weg. „Lass mich mal sehen.“ Er besieht sich das Bein vorsichtig. „Es ist kein Biss, er muss irgendwo hängen geblieben sein, vielleicht an einer Ranke.“

      Der Hund fängt leise in meinen Armen an zu knurren. Ich folge seinem Blick, sehe in dem Gebüsch am Rande der Straße eine Bewegung. „Da kommt jemand – oder etwas“, flüstere ich.

      Liam zückt seine Waffe und richtet sie auf den Busch. Im nächsten Moment tritt ein junges Mädchen auf die Straße, sie wirkt gehetzt und hält ein Messer in der rechten Hand erhoben. „Stehen bleiben, sofort!“, ruft Liam, seine Stimme etwas tiefer als normal. Sie gehorcht sofort, die Augen weit aufgerissen. „Messer fallen lassen!“ Klappernd fällt es auf die Straße.

      „Bitte – bitte tut mir nichts!“ Ihre Stimme ist hoch und ängstlich.

      „Hast du noch andere Waffen bei dir?“ Liam geht nicht auf sie ein.

      „Nein, nein hab ich nicht!“ Sie hat die Arme erhoben, ich sehe sie zittern.

      Wir werfen uns einen Blick zu. „Ich werde sie abtasten“, sage ich dann zu Liam und gebe ihm vorsichtig den Hund. „Ich komme jetzt zu dir rüber, wehe du versuchst wegzulaufen oder mich anzugreifen.“ Auch ich ziehe nun meine Waffe. „Ich werde nämlich nicht zögern, dich zu erschießen.“ Ich gehe auf sie zu und taste sie dann ab, stelle aber fest, dass sie außer einem Walkie Talkie nichts weiter bei sich trägt. „Was machst du hier draußen? Wer bist du?“, frage ich sie anschließend.

      Noch immer hat sie die Hände erhoben und sieht mich ängstlich an. „Mein – mein Name ist Lexi. Ich habe Bender gesucht, den Hund von Marsha.“ Ihre Augen huschen zu Liam. „Und ihr habt ihn gefunden.“

      Ich sehe kurz zu Liam und den Hund, drehe mich dann wieder zu Lexi um. „Du rennst hier draußen wegen eines Hundes rum? Mit nichts weiter bewaffnet als einem Messer?“ Ungläubig zeige ich mit meiner Glock auf das Messer.

      „Er – er ist weggelaufen, als eines dieser Dinger kam. Wir haben uns im Haus versteckt, bis es weg war. Aber Marsha liebt ihren Hund so, ich musste einfach nach ihm suchen, sie selber ist schon zu alt.“ Sie blickt kurz auf das Messer. „Reicht das nicht, um sie zu töten?“

      „Oh man.“ Ich bücke mich nach dem Messer und hebe es auf. Dann halte ich es ihr hin. „Das ist ein Brotmesser, ich glaube nicht mal, dass du uns damit ernsthaft verletzen könntest.“ Dann drehe ich mich zu Liam um. „Du kannst die Waffe runternehmen, sie ist nicht gefährlich.“ Er steckt die Waffe in seinen Hosenbund zurück, dann kommt er zu uns, den Hund nach wie vor auf dem Arm. „Liam, das ist Lexi. Mein Name ist Eve“, sage ich zu ihr und lächle sie an. „Und anscheinend haben wir da Bender gefunden“, füge ich mit einem Blick auf den Westie hinzu.

      „Freut mich“, sagt Liam, nun ebenfalls lächelnd.

      „Ich – ich denke, mich auch.“ Sie sieht uns abwechselnd an, noch immer verunsichert. „Ihr werdet mir also nichts tun?“

      „Wieso sollten wir?“ Liam wiegt den Hund in seinen Armen wie ein Baby.

      „Naja.“ Sie sieht nun mich an. „ Dein Gesicht … Du siehst gefährlich aus.“

      Ich werfe einen ärgerlichen Blick zu Liam. In den letzten Tagen habe ich Spiegel weitestgehend gemieden. Die Dutzenden Schnitte auf meinem Hals sind inzwischen verschorft und fallen sofort auf, ebenso wie die Blutergüsse auf meiner Haut, die von Johns kräftigen Händen um meiner Gurgel stammen. Meine Nase ist nun etwas breiter, von der Wurzel an ziehen sich längliche Blutergüsse bis unter meine Augen. Als ich mich das erste Mal gesehen habe, stand ich kurz vor dem Weinen, Liam redete mir ein, dass es gar nicht so schlimm aussehe. Lexi hat seine Lügen nun aber auffliegen lassen. Er meidet meinen Blick geflissentlich und konzentriert sich stattdessen ganz auf den Hund.

      „Ja“, sage ich, als ich wieder zu Lexi sehe. „Das waren die letzten Menschen, auf die wir getroffen sind. Deswegen waren wir auch beide eben so skeptisch.“

      „Oh, das tut mir sehr leid.“

      „Danke.“ Ich mustere Lexi, sie kann nicht älter als 20 Jahre sein. „Du hast von einer Marsha gesprochen … Ist sie deine Großmutter? „

      Sie lacht kurz auf. „Nein. Ich arbeite als Krankenschwester – oder habe es zumindest, bis das alles passiert ist. Marsha war eine meiner ersten Patientinnen, vor einem Jahr etwa haben wir uns kennengelernt, seitdem besuche ich sie regelmäßig. Sie ist für ihr Alter noch sehr fit, sie ist 72 und echt pfiffig. Aber einmal die Woche habe ich nach ihr gesehen, meist nur, um ihr mit den schwereren Einkäufen zu helfen. Ich war gerade bei ihr, als der Strom ausfiel und es … ausbrach. Das ist jetzt fast eine Woche her.“ Ich werfe Liam einen Blick zu, auch seine Augen weiten sich etwas. Es ist nun genau zwei Wochen her, dass wir uns in Washington begegnet sind. Also muss das Virus dort zuerst ausgebrochen sein.

      „Und ihr habt überlebt, obwohl ihr nur mit einem Messer

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