Wounded World. Tessa Koch
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Читать онлайн книгу Wounded World - Tessa Koch страница 25
Als ich zur Tür aufsehe, steht dort Liam, seine Glock direkt auf mich gerichtet. Ich kann nichts sagen, starre ihn nur an, habe keine Chance wegen des Korbes an meine eigene Waffe zu gelangen. Der Schuss hallt in dem Haus laut wider, im nächsten Moment hat Liam mir den Korb aus den Armen gerissen. „Wir müssen hier weg, schnell!“
Ich drehe mich mit rasendem Herzen um, sehe den toten Parasiten auf der Schwelle zum Wohnzimmer liegen. Er muss durch die Hintertür in das Haus gelangt sein, die wir vorhin offen stehen gelassen haben. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass er hinter mir war, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Kurz schüttele ich den Kopf, dann folge ich Liam nach draußen. Er hat die Hintertüren des Transporters geschlossen und steigt gerade auf der Fahrerseite ein. Wenige Sekunden später ziehe ich mich auf den Beifahrersitz und knalle die Tür laut hinter mir zu. „Wo kommen die auf einmal alle her?“ Mehrere Dutzend Parasiten sind auf einmal in der Straße und kommen auf uns zu.
„Das Auto und der Schuss müssen sie angelockt haben, wer weiß, wie viele von denen in den Häusern waren.“ Er lässt den Wagen an und tritt auf das Gas. Sofort kippen die Tüten hinter uns um, die Vorräte rollen über die breite Fläche. Ich klettere nach hinten, stelle die Tüten wieder auf und räume die Sachen zurück. Da fährt Liam scharf nach rechts, sodass ich das Gleichgewicht verliere und falle.
„Liam, verdammt!“, rufe ich und blicke wütend nach vorne.
„Dir hat keiner gesagt, dass du dahinten rumturnen sollst!“ Er fährt eine scharfe Linkskurve und ich falle in die andere Richtung. „Und überall sind diese verdammten Viecher, ich versuche nur ihnen auszuweichen.“ Wieder ein Schlenker nach rechts, der mich auf den Hintern fallen lässt.
Ich gebe den Versuch auf, die Tüten einzuräumen und sicher hinzustellen und klettere wieder auf den Beifahrersitz. „Was ist verdammt nochmal los mit dir?“, fahre ich Liam an. Er wirft mir einen Seitenblick zu, dann weicht er dem nächsten Parasiten auf der Straße aus. „Liam!“
Er zuckt leicht zusammen. „Du meintest vorhin im Haus, dass ihre Entscheidung gar nicht so dumm gewesen ist, von dem toten Ehepaar.“ Er hält auf einen der Parasiten zu, tritt das Gas voll durch und überfährt ihn einfach.
„Und?“ Ich halte mich am Türgriff fest, sehe ihn unverwandt an.
„Wieso hast du das gesagt?“
„Weil ich es glaube.“ Er schnaubt nur. „Okay, du bist anscheinend wütend, weil ich das gesagt habe. Aber du musst es mal aus meiner Perspektive sehen“, führe ich es weiter aus. „Ich habe niemanden mehr, dort draußen wandern verdammte Untote herum und fressen die Menschen! Und wenn es keinen Ausweg gibt, du weißt, dass du ihnen nicht entkommen kannst, wieso soll man es dann nicht zu seinen eigenen Bedingungen beenden?“
„Sie hatten einander.“ Er wirft mir wieder einen Seitenblick zu. „Und du hast mich.“
„Ich weiß. Und ich bin dankbar dafür.“
Wieder schaut er zu mir. „Wirklich?“
Ich lache kurz auf. „Ich wäre ohne dich schon lange tot, Liam. Wir kennen uns erst seit zwei Tagen, klar. Aber ich bin froh, dich zu haben. Nicht nur weil du mir mit den Parasiten hilfst. Sondern weil du mir hilfst nicht durchzudrehen. Ansonsten würde ich vielleicht wirklich so enden wie das alte Ehepaar.“
Er seufzt leise. „Es tut mir leid. Dass ich so heftig zu dir war, meine ich.“
„Wir alle drehen in diesen Zeiten durch“, erwidere ich nur, das tote Mädchen in der Badewanne wieder vor Augen. „Und wir alle tun, was wir für richtig halten.“
„Du hast wohl recht.“
„Das ist doch klar.“ Er lacht auf. „Also … weißt du eigentlich, wo wir gerade hinfahren?“, frage ich und blicke durch die Windschutzscheibe auf die Straße. Wir haben die Stadt bereits hinter uns gelassen.
„Wir müssen zum Interstate 66.“
„Meinst du, dass wir dort durchkommen werden?“
„Wir werden es herausfinden müssen … Andernfalls müssen wir uns eine Karte besorgen. Der Weg über den Interstate ist der einzige, den ich kenne.“ Er hat seine Brauen zusammengezogen, ich sehe leichte Sorge auf seinem Gesicht.
„Lass uns bitte nur nicht mehr Motorrad fahren, ansonsten bin ich bei allem dabei“, sage ich, den Blick auf sein Gesicht gerichtet.
„Das mit dem Motorrad tut mir leid, Kleines. Ich kann mir vorstellen, dass du Angst hattest. Wegen deiner Eltern und so.“ Er nimmt den Blick kurz von der Straße, um mich anzusehen.
„Ja … Wir hatten ja keine andere Wahl. Ich würde es in Zukunft trotzdem gerne vermeiden.“
„Ist gespeichert. Außerdem glaube ich, dass wir mit dem Baby hier ohnehin einen guten Deal gemacht haben.“ Liam klopft auf das Lenkrad.
„Da hast du wohl recht.“ Ich sehe mich in dem Kleintransporter um und sehe wieder die umgestürzten Tüten. „Wenn du für ein paar Minuten von den wilden Wendemanöver und dergleichen ablassen könntest, räume ich hinten mal das Chaos auf.“
„Ich überlege es mir“, grinst er.
Theatralisch verdrehe ich die Augen, dann ziehe ich mich zwischen den Sitzen durch in den hinteren Raum. Auf der breiten Fläche sind zwei der vier Tüten umgefallen, der Korb steht zum Glück auch noch. Ich sammele die Dosen ein und räume sie dann ordentlich in die Tüten zurück. Schnell merke ich jedoch, dass sie bei den leichtesten Erschütterungen wieder umzustürzen drohen. Ich sehe mich um, zwischen unseren Sachen liegen wenige, die den eigentlichen Besitzern des Kleintransporters gehört haben müssen. Mein Blick fällt auf einen Spanngurt. Ich nehme ihn mir, suche an der Wand zwei Punkte, an denen ich ihn befestigen kann, und hänge ihn ein. Nun ist er über die gesamte Breite der linken Wand gespannt. Säuberlich klemme ich die Tüten, unsere Rucksäcke, den Korb sowie Liams Gitarre hinter ihm fest und betrachte zufrieden mein Werk.
„Darf ich an deinen Rucksack?“, frage ich Liam, als mir eine Idee kommt.
„Na klar, da ist eh nichts Spannendes drin.“
„Ich will ihn nicht durchsuchen, ich dachte nur, dass wir es uns hier hinten etwas gemütlicher machen könnten“, erkläre ich, während ich die Decken und den Schlafsack aus seinem Rucksack hole. Liam hat sie fest zusammengerollt, ich bin überrascht, als ich das Bündel entfalte und sehe, dass es ganze vier Decken sind. Ich breite zwei auf der restlichen freien Fläche aus, rolle den Schlafsack aus und falte eine der Decken länglich, sodass sie ein gutes Kissen abgibt. Die letzte lege ich zusammen und lege sie neben den Schlafsack. Ein sehr provisorisches Bett für uns, doch besser als gar nichts.
Anschließend sehe ich meinen eigenen Rucksack durch; ich habe in Washington gegriffen, was mir damals als nützlich erschien, jetzt wird es Zeit, die Sachen einmal zu sichten. Ich habe noch zwei Dosen Ravioli und die Flasche Wasser. Ich lasse sie in dem Rucksack und packe aus unseren Vorräten Wasser und etwas Essen in Liams Rucksack. Falls wir den Transporter aufgeben müssen, sollten wir für den Notfall etwas Proviant bei uns haben. Ich finde meine Handtasche auf dem Boden des Rucksacks und ziehe sie heraus. Als ich auch sie durchsehe und Deo und Pfefferminzbonbons beiseitegeschoben habe, fällt mein Blick auf mein Handy. Ich habe bereits ganz vergessen, dass ich es dabei habe, in den letzten Tagen hat sich so vieles geändert.