Wounded World. Tessa Koch

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Wounded World - Tessa Koch

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den dunklen Flur. Ich bedeute Liam, dass er die Küche überprüfen soll, während ich den Flur auf ungebetene Gäste absuchen will. Er wirkt nicht besonders glücklich mit meinem Plan, macht sich dennoch lautlos auf den Weg in die Küche. Ich schleiche in den Flur, sehe, dass sich rechts von mir eine Treppe in die erste Etage zieht und mir gegenüber eine weitere Tür ist. Die Haustür ist links von mir. Leise gehe ich durch den Flur, werfe einen flüchtigen Blick durch die Fenster neben der Eingangstür. Die Parasiten ziehen in Scharen an dem Haus vorbei. Ich ducke mich eilig, damit mich nicht zufällig einer entdeckt und versucht hier hinein zu gelangen.

      Als ich vor der geschlossenen Tür gegenüber dem Wohnzimmer stehe, umfasse ich den Hammer etwas fester. Vorsichtig öffne ich die Tür und betrete ein leeres Esszimmer. Gerade als ich mich etwas entspanne, kommt eine Gestalt in den Raum gestürmt. Ich weiche erschrocken zurück, einen Schrei im Hals. „Pssht, Eve, ich bin’s“, flüstert Liam, die Hände erhoben.

      „Oh Gott“, flüstere ich, die freie Hand auf meine Brust gedrückt. „Mach das nie wieder, ich hätte fast geschrien.“

      „Tut mir leid. Hast du irgendwas entdeckt? Oder irgendwen?“

      „Nein, du?“

      „Auch nicht.“ Er wirft einen Blick über meine Schulter. „Wir sollten uns in der ersten Etage umsehen.“

      „Und am besten dort bleiben, bis die Viecher vorbei sind.“ Wieder sehe ich aus dem Fenster auf die Parasiten, die an dem Haus vorbeiströmen.

      „Gute Idee.“ Liam geht an mir vorbei in den Flur, er hat unsere Rucksäcke bei sich sowie seine Gitarre. Ich folge ihm die breite Treppe hinauf in die erste Etage, insgesamt sind hier oben vier weitere Zimmer, jeweils zwei auf der linken und rechten Seite des Flures.

      Wir sehen uns kurz an, dann biegt Liam nach links und ich nach rechts ab, um die einzelnen Räume zu kontrollieren. Das erste Zimmer, das ich betrete, ist ein verlassenes Kinderzimmer. Ich betrachte die vielen Spielsachen, die in dem Zimmer verteilt sind, sehe das Himmelbett vor einer rosa Wand. Hier hat einmal ein kleines Mädchen gelebt, der Gedanke, was vielleicht mit ihr geschehen ist, lässt mich erschauern. Ich trete zurück auf den Flur, ich möchte das Zimmer schnell hinter mir lassen. Als ich die nächste Tür öffne, höre ich sofort, dass in dem Raum jemand ist. Ich umfasse den Hammer fester und stoße die Tür weit auf, während ich im Flur stehen bleibe. Es ist dunkel in dem Zimmer, meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das Licht. Leises Ächzen und Stöhnen dringt an meine Ohren, ich weiß, dass es einer von den Parasiten sein muss. Ich trete in den Raum und sehe mich um, den Hammer erhoben.

      Im nächsten Moment lasse ich ihn wieder sinken.

      Es ist das Badezimmer der oberen Etage, in einem hellen Sandton gehalten, der mir unter anderen Umständen durchaus gefallen würde. In der Badewanne liegt ein Mädchen, ich schätze es auf fünfzehn, sechzehn Jahre, zu alt für das Kinderzimmer, das ich eben gesehen habe. Überall ist Blut, ich sehe noch die Einschnitte auf der fauligen Haut. Sie muss sich vor Stunden, vielleicht sogar Tagen die Pulsadern aufgeschnitten haben, vielleicht weil ihre restliche Familie bereits tot, fort ist. Doch auch wenn sie gestorben ist, kein Mensch mehr, ist sie dennoch wieder gekommen, als einer der ihren. Als sie mich sieht, beginnt sie zu fauchen, ihre Hände nach mir auszustrecken. Sie ist zu schwach, um aufzustehen, mich tatsächlich anzugreifen. Langsam nähere ich mich der Badewanne und betrachte die junge Frau. „Es tut mir so leid“, flüstere ich, als ich in ihre milchigen leeren Augen blicke. „Das alles tut mir so unendlich leid.“

      Dann schlage ich ihr mit dem Hammer den Schädel ein. Sie sackt zusammen, nun für immer fort. Mir rutscht der Hammer aus den Fingern und ich sinke erschöpft neben dem toten Mädchen auf die Knie. „Es ist nicht deine Schuld.“ Ich blicke über die Schulter und sehe Liam mit bekümmerter Miene im Türrahmen stehen.

      „Es ist einfach nur furchtbar“, flüstere ich. „Vor ein paar Tagen ist alles noch normal gewesen. Sie alle haben noch gelebt, waren Menschen. Und nun töten wir sie.“ Ich blicke wieder auf das tote Mädchen. „Eben war ich in einem Kinderzimmer. Es kann nicht ihres gewesen sein, es waren Spielsachen für ein kleines Mädchen dort, nicht älter als sechs.“ Wieder schweige ich kurz. „Vielleicht hat sie ihre ganze Familie verloren und keinen anderen Ausweg mehr gesehen.“

      Liam legt seine Hand auf meine Schulter. „Du hast sie erlöst.“ Ich sehe zu ihm auf. „Sie alle werden von uns erlöst. Das, was wir da draußen sehen, sind keine Menschen mehr. Sie haben nicht mehr diese Empfindungen und Gedanken, die wir haben. Sie sind nicht mehr, verstehst du?“ Er sieht mich ernst an. Ich denke über seine Worte nach, das, was ich selber erlebt habe. Wieder fällt mein Blick auf das tote Mädchen, ihre graue Haut, ihre milchigen Augen. Sie wollte mich angreifen, sie wollte das Fleisch von meinen Knochen reißen, weil für sie nichts anderes mehr gezählt hat als ihr Hunger, ihr Verlangen nach Blut und Fleisch. Liam hat recht, sie sind nicht mehr die Menschen, die sie einmal waren, auf die dieses Haus schließen lässt. Sie sind nichts weiter als niedere Wesen, reduziert auf einen einzigen, ewigen Trieb.

      „Lass uns aus diesem Raum verschwinden, ja? Ich halte es hier drin nicht mehr aus.“

      „Klar. Ich habe ohnehin noch ein anderes Bad gefunden, es grenzt an das Elternschlafzimmer.“ Liam führt mich aus dem Raum und zieht die Tür hinter uns fest zu. „Es ist direkt gegenüber der Treppe.“ Wir betreten das Schlafzimmer, Liam schließt die Tür hinter uns und setzt dann unsere Rucksäcke ab. „Wie konntest du die soweit tragen? Die sind unglaublich schwer.“

      Kaum dass er es erwähnt, beginnen meine Schultern wieder zu schmerzen. „Keine Ahnung“, sage ich und setze mich auf das Bett. „Es wundert mich, dass ich mich überhaupt noch bewegen kann. Mir tut alles weh. Und ich bin einfach nur müde.“ Ich lasse mich nach hinten fallen und starre an die Decke, die Füße noch auf dem Boden.

      „Ich auch.“ Liam legt sich neben mich, starrt ebenfalls an die Decke. „Wir sollten uns auch auf jeden Fall ausruhen, ehe wir weiterreisen.“

      „Und wir brauchen ein Auto.“ Mit den Augen folge ich einer Fliege, die unter der Decke umherschwirrt. „Am besten ein großes. Wir durchsuchen die Häuser, sammeln Essen, Medikamente, alles was wir so brauchen, ein und machen uns dann auf den Weg nach Arkansas.“

      „Halten nur an, wenn wir Benzin brauchen.“

      „Oder uns das Essen ausgeht.“

      Liam wendet sich mir zu. „Das klingt nach einem ziemlich guten Plan.“ Ich lächle ihm schwach zu. „Und weißt du das?“ Ich ziehe meine Brauen fragend hoch und nun lächelt auch er. „Wir haben es tatsächlich geschafft. Du hast uns aus diesem verdammten, verseuchten Nest raus geschafft, Blondie.“

      „Wir haben es beide geschafft“, verbessere ich ihn. „Ich wäre in der Kanalisation nämlich fast gefressen worden.“

      „Und ich in der Gasse, noch bevor wir überhaupt unter der Erde waren.“ Wir schweigen beide kurz. „Dachtest du eigentlich, ich würde dich zurücklassen als ich los gelaufen bin, um meine Gitarre zu holen?“, fragt er mich nach wenigen Sekunden der Stille.

      „Ganz ehrlich?“ Ich sehe ihn an, in seine grauen Augen. Aus der Nähe sehe ich die braunen Sprenkel, die sich um seine Pupille ziehen. „Ja, ich dachte es wirklich. Aber ich bin dir nicht böse gewesen.“

      Er seufzt leise, beinahe unglücklich. „Dann merk dir ab sofort eins: Ich werde dich nicht zurücklassen, niemals, und wenn wir am Ende beide bei draufgehen.“

      „Dito.“ Wir grinsen uns an, auch wenn uns der Ernst unseres Gespräches bewusst ist. Langsam komme ich zur Ruhe, merke wie mein

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