Wounded World. Tessa Koch
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Читать онлайн книгу Wounded World - Tessa Koch страница 33
Wir laufen auf die Straße, sehen den Transporter zu unserer Rechten, Liam und Marsha warten bereits dort. „Lexi, die Schlüssel!“ Sie hält ihre Hand hoch, ich sehe sie an ihrem Mittelfinger baumeln. Sie reicht sie mir. „Liam!“, rufe ich und werfe sie ihm zu. Er fängt sie auf, entriegelt den Transporter. Marsha steigt hinten ein, wenige Minuten später sind wir bei ihnen und Lexi springt in das Auto. Ich schlage die Hintertüren zu, renne auf die Beifahrerseite und steige dort ein.
Liam sitzt bereits hinterm Steuer, der Motor läuft. Als ich meine Tür zu ziehe, drückt er auf das Gaspedal und wir fahren mit quietschenden Reifen los. „Heilige Scheiße“, sagt er, die Augen auf den Rückspiegel geheftet. „Sind alle okay?“
„Ja“, keuche ich, noch erschöpft vom Laufen. „Bei euch auch?“ Ich drehe mich zu Marsha, Lexi und Bender um.
„Ja.“ Lexis Augen sind noch immer geweitet. „Weswegen – weswegen haben sie uns auf einmal angegriffen?“
Mein Blick fällt auf den Hund. „Das Gebell wird sie angelockt haben, sie reagieren sehr empfindlich auf Lärm. Sobald sie merken, dass sich ein Mensch in ihrer Nähe befindet, greifen sie immer an. Die Kunst besteht darin, sie nicht auf sich aufmerksam zu machen.“
„Es zählt nur, dass wir es alle geschafft haben.“ Marsha beugt sich nach vorne, fasst meine Hand. „Danke.“
Ich erwidere ihren Händedruck und muss ihr Lächeln sofort erwidern. „Gern geschehen.“
„Ich kann mich auch nur bedanken.“ Lexi reicht mir beinahe schüchtern den Hammer zurück. „Du hast mir das Leben gerettet, Eve.“
Liams Blick fällt auf mein Gesicht. „Wie seid ihr da raus gekommen?“
„Gesprungen.“ Seine Augen weiten sich etwas. „Schau mich nicht so an, anders wären wir nicht mehr aus dem Haus gekommen.“
„Außerdem haben wir meinen gesamten Kleiderschrank auf der Terrasse verteilt, wir sind recht weich gelandet.“ Als ich mich zu Lexi umdrehe, sehe ich ihr Grinsen. Ich muss es erwidern.
Liam seufzt leise neben mir. „Dann ist ja gut.“
„Wir sind hier alle lebend angekommen.“ Ich boxe ihn sanft gegen den Arm. „Ein bisschen mehr Freude, wenn ich bitten darf.“
„Entschuldige“, sagt er, das für ihn typisch schelmische Grinsen breitet sich langsam auf seinem Gesicht aus. „Ich dachte, ich würde dich endlich los werden.“
Ich lache auf, drehe mich dann wieder zu den anderen um. „Liam hat einen ziemlich schwarzen Humor, zumindest hoffe ich, dass es sein Humor ist.“ Wieder lache ich, so wie auch er. „Wenn er sowas sagt, dürft ihr ihn also nicht zu ernst nehmen.“
„Das hätte ich sowieso nicht.“ Marsha feixt. „Als wir hier auf euch gewartet haben, ist der junge Mann hier von einen Fuß auf den anderen getreten, er hat sich ganz schöne Sorgen gemacht. Und Lexi, Liebes, du weißt, dass du ein tolles Mädchen bist. Aber ich glaube, dass es deinetwegen war“, sagt sie und tippt mir gegen die Schulter.
„Ach, wirklich?“ Ich ziehe eine Braue hoch, sehe Liam grinsend an.
Auch er grinst. „Sie lügt.“ Wir müssen alle lachen. „Wie können Sie mir das nur antun, Marsha?“, fragt er dann, er sieht sie über den Rückspiegel an. „Mich einfach so zu verpetzen? Nachher denkt Blondie noch, dass ich mich um sie sorge.“
„Ich habe doch gesagt, dass sie echt pfiffig ist.“ Lexi grinst breit.
„Da hast du uns nicht belogen, denn das sind Sie wirklich“, wende ich mich an Marsha.
Auch sie lächelt. „Hört auf mich zu siezen, Kinder, ich weiß, dass ich die Älteste hier bin, wahrscheinlich seid ihr drei zusammen genommen nicht einmal so alt wie ich. Aber das müsst ihr mir ja nicht immer unter die Nase reiben.“ Sie sieht Liam und mich tadelnd an.
„Wird nicht wieder vorkommen“, sagt er nur grinsend. Ich sehe zu ihm herüber, auch er hat mich gerade angesehen. Als sich unsere Blicke treffen, müssen wir beide lächeln. Es war die richtige Entscheidung, den dreien zu helfen und sie mitzunehmen, ich weiß, dass auch er es so sieht. Liam blickt wieder auf die Straße, noch immer lächelt er. „Nächster Halt Arkansas, würde ich sagen.“
„Das klingt nach einem tollen Plan.“ Ich lehne meinen Kopf an die Stütze an, langsam fährt mein Puls, das Adrenalin wieder herunter.
„Und dort lebt deine Familie?“ Lexi hat nun Bender auf dem Schoß, betrachtet sein Bein.
„Ja, ich bin dort aufgewachsen, auf einer Farm.“ Kurz umfasst er das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten. „Ich hoffe, dass sie noch da sind und es ihnen gut geht.“
„Das hoffe ich auch.“ Sie blickt traurig drein. „Am ersten Tag bin ich kurz zurück, zu meiner Familie. Ich wollte nach ihnen sehen und ein paar meiner Sachen holen. Ich wollte Marsha nämlich nicht alleine lassen.“ Sie lächelt die alte Dame halbherzig an. „Und als ich in mein Haus kam … Sie waren weg. Alle. Meine Eltern, meine kleine Schwester … Ich dachte erst, dass sie vielleicht geflohen seien. Doch als ich dann aus dem Küchenfenster sah, sah ich sie auf der Straße. Sie waren … sie gehörten zu ihnen.“ Sie presst ihre Lippen fest aufeinander.
„Meine Familie ist auch tot“, sage ich leise. „Meine Eltern starben bei einem Unfall, vor vier Jahre bereits, bevor das alles hier begann.“ Ich blicke auf meine Handgelenke, streiche sanft über die Schwalben. „Aber meine Tante … Ich hatte eine Nachricht auf meiner Mailbox, als mein Handy noch ging. Am Ende der Nachricht schrie sie und war auf einmal weg. Ich glaube nicht, dass sie es überlebt hat.“ Ich sehe zu Marsha und Lexi, lächle nun ebenfalls schwach. „Ich mochte sie nie besonders, aber dennoch …“
„Mein lieber Marshall starb auch, bevor das alles hier begann.“ Marsha sieht zu mir und lacht dann kurz auf. „Marsha und Marshall, verrückt, oder nicht?“ Ich erwidere ihr Lächeln, sehe die Trauer in ihrem Gesicht. „Wir waren fast 50 Jahre verheiratet. Heutzutage lassen sich so viele Menschen scheiden, halten es kaum ein Jahr miteinander aus. Doch wir haben durchgehalten, auch wenn es mal gekriselt hat. Ich habe ihn bis zur letzten Sekunde geliebt.“ Eine Träne rollt über ihre Wange. „Er ist keine sechs Monate tot, ich holte mir direkt danach Bender, um nicht so einsam zu sein.“ Sie streichelt den Hund, der noch immer in Lexis Schoß ruht.
„Und Lexi hat mir auch sehr geholfen, nicht vor Trauer zu vergehen. Er fehlt mir jeden Tag so sehr, doch wenn ich mich nun umschaue, sehe, was um uns herum geschieht … Ich bin froh, dass er es nicht mit erleben muss. Dass er seinen Frieden gefunden hat. Denn das was hier geschieht –“ Sie schüttelt kurz den Kopf „– ist einfach nur unfassbar. Menschen, die auferstehen, einander anfallen. Überlebende, die sich gegenseitig attackieren.“ Sie nickt mir zu, blickt auf meine langsam verheilenden Verletzungen. „In den ersten Tagen gab es noch mehr Überlebende außer uns. Doch sie drehten alle schnell durch, ich sah, wie ein Mann direkt vor unserem Haus einen Jungen ins Gesicht schoss. Er war keine siebzehn Jahre alt und unbewaffnet, auch keines dieser Dinger. Doch er hatte einen Pappkarton voller Lebensmittel