Wounded World. Tessa Koch

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Wounded World - Tessa Koch

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von George Washington hängt. Das Pult ist von der Nationalflagge gezäumt, das Präsidentensiegel prangt breit auf seiner Vorderseite. „Babe, der Präsident spricht gleich!“, ruft Clarissa über ihre Schulter in den Flur. „Du musst dich beeilen!“

      „Komme!“, schallt es aus der Wohnung zurück. Wenig später tritt er in den Raum, zwei Gläser in den Händen tragend, sein Bier unter den Arm geklemmt. „Bitteschön“, sagt er lächelnd, als er mein Glas vor mir abstellt.

      „Danke.“ Ich sehe ihn an und erwidere sein Lächeln. Seine dunklen Augen strahlen, strahlen mich an. Noch immer kann ich mich in ihnen verlieren, auch wenn ich weiß, dass ich es nicht mehr darf. Sein Lächeln wird sanft, beinahe liebevoll, fast so wie damals.

      „Es geht los!“, zischt Clarissa und reißt mich, uns, unsanft in das Hier und Jetzt zurück.

      Ich spüre, wie ich rot anlaufe, als ich wieder zum Fernseher sehe. Der Präsident ist bereits hinter das Rednerpult getreten, seine Miene ist angespannt, während er seine Papiere sanft auf das Pult klopft. Er hebt den Blick und schaut direkt in die Kamera. „Guten Abend, Amerika. Heute werden Sie keine gewohnte Präsidenten-Ansprache hören, kein Gerede um den heißen Brei, keine Ausflüchte. In ganz Amerika ereigneten sich heute schwere Unfälle, Unglücke, Verwüstungen. Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Menschen starben am heutigen Tag, der schwärzeste in unserer gesamten Geschichte. Sie alle wurden gebeten, in Ihren Häusern zu bleiben, Schutz zu suchen. Doch nicht, weil es einen Terroranschlag gab, wie von den Medien propagiert. Unser Feind ist weit schlimmer als der Mensch.“

      Kurz blickt der Präsident wieder auf seine Rede, er scheint sich zu sammeln, zu wappnen für seine nächsten Worte. „Noch kann auch ich Ihnen keine genauen Angaben geben, Ihnen nicht genau sagen, womit wir es zu tun haben. Doch kann ich Ihnen sagen, dass all die schrecklichen Ereignisse des Tages, die Ihnen in den Nachrichten präsentiert wurden, all die Unfälle wegen unserer amerikanischen Mitbürger geschehen sind, wegen unserer Brüder, unserer Schwestern. Es ist nicht auf ihr Versagen zurückzuführen, nicht auf ihre Schwäche. Nein, meine Freunde, denn all jene, die heute den Tod fanden, haben gekämpft, für unser Land gekämpft. All diese Tragödien, all der Schmerz, den das amerikanische Volk heute ertragen musste, ist auf einen gemeinsamen Nenner, eine gemeinsame Ursache zurückzuführen.“

      Wieder schweigt der Präsident kurz und wirft einen Blick auf seine Notizen. „Bislang wurde bei allen Opfern ein Erreger nachgewiesen, eine zuvor nie da gewesene Mutation uns noch unbekannter Viren. In allen uns bisher bekannten Fällen führte dieses Virus – das RwCSV1 – zum Tode. Nach dem Stand unserer jetzigen Ermittlungen war dieses Virus und die mit ihm verbundenen Symptome Ursache all jener Unfälle, die sich am heutigen Tage in ganz Amerika ereigneten. Noch ist uns nicht bekannt, wie sich dieses Virus verbreitet hat. Auch wurde bislang kein Heilmittel gefunden, doch forschen alle medizinischen Einrichtungen in den USA fieberhaft nach diesem, sodass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis wir es gefunden und für alle US-Bürger frei zugänglich gemacht haben.

      Auch wenn ich weiß, dass Ihnen dieses Virus Angst bereiten muss, so wie es auch mir Angst bereitet, bitte ich Sie alle inständig, Ruhe zu bewahren. Das Sicherste für Sie und Ihre Familien ist nach wie vor in Ihren Häusern zu bleiben und auf unsere kompetenten Forscher zu setzen, die vielleicht schon jetzt, in diesem Augenblick, den entscheidenden Durchbruch haben für –“ Der Präsident lässt seinen begonnenen Satz unvollendet, starrt stattdessen mit geweiteten Auge auf Etwas, das sich neben der Kamera abspielen muss.

      „Mr. President!“ Ein Soldat läuft ins Bild, er hält ein Sturmgewehr in den Händen. Im nächsten Moment feuert er auf das, was auch immer neben der Kamera ist. „Laufen Sie! Sir, Sie müssen von hier verschwinden!“ Wieder folgen Schüsse, auch außerhalb des Bildes muss geschossen werden, es sind zu viele, um nur aus diesem einem Gewehr zu stammen.

      „Gott schütze Amerika …“, stammelt der Präsident und taumelt langsam rückwärts. Augenblicke später wankt eine Gestalt in das Bild, sie hat eine gräuliche Haut, wie die eines Toten, einer längst verwesten Leiche. Das marineblaue Kostüm ist zerrissen und hängt teilweise in Fetzen hinab, die Haut ist über und über mit Wunden übersät, das einst blonde Haar vom Blut verklebt. Als die Person weiter in das Bild taumelt, erkenne ich in ihr die Pressesprecherin des Weißen Hauses wieder.

      Erneut schießt der Soldat, die Kugel dringt in die Schulter der Frau ein. Ihr Oberkörper wird durch die Wucht nach hinten geschleudert, doch es reißt sie nicht um. Wenige Sekunden taumelt sie, sucht ihr Gleichgewicht. Dann richtet sie sich wieder zu ihrer vollen Größe auf und wankt weiter auf den Präsidenten zu. „Gott schütze Amerika!“, ruft dieser wieder aus, lauter dieses Mal.

      Der Soldat wirft sich auf die Frau und will sie aus dem Bild, fort von unserem Staatsoberhaupt schaffen. Ihre zu Klauen geformten Hände kratzen das Gesicht des Mannes blutig, er schreit auf, als sie im nächsten Moment ihre Zähne tief in seinem Hals versenkt und nur wenige Augenblicke später seinen Kehlkopf herausreißt. Der Mann sackt zu Boden, tot. Kurz blicken die milchig weißen Augen der Frau direkt in die Kamera, dann wendet sie sich wieder dem Präsidenten zu und taumelt langsam auf ihn zu, das rechte Bein leicht nachziehend. „Gott schütze Ameri-“

      Plötzlich ist das Bild blau.

      „Oh mein Gott!“ Clarissa ist auf den Beinen, sie hat mit beiden Händen ihren Kopf fest umfasst. „Oh mein Gott! Ich – habt ihr – was war das?“ Sie schreit, hoch, angsterfüllt, fassungslos. Auch ich spüre die Angst, sie kocht in mir hoch wie ein ausbrechender Vulkan. Ich kann nicht verstehen, was ich soeben gesehen habe, ich will nicht verstehen, was ich soeben gesehen habe, wieder gesehen habe. Denn nun weiß ich, dass auch die Bilder vor wenigen Stunden wahr gewesen sind und keine schrecklichen Auswüchse meiner Phantasie.

      „Ich weiß es nicht.“ Adam sitzt nach wie vor neben mir auf der Couch, die Augen weit aufgerissen. „Ich weiß es verdammt nochmal nicht!“

      Auch ich will etwas sagen, ich suche meine Stimme, suche passende Worte. Da ertönen wieder Schreie, dieses Mal direkt vor unseren Fenstern auf der Straße. Noch ehe ich wirklich einen Befehl an meine Beine gesendet habe, laufe ich bereits zu den breiten Fenstern und blicke hinaus auf die Straße. Das Wrack steht dort nach wie vor und blockiert die halbe Straße, wenige Meter entfernt ist der Polizeiwagen. Die Türen stehen offen, doch die Beamten scheinen nicht in der Nähe zu sein. Ich sehe Dutzende Menschen dort unten, viele haben Taschen und Koffer bei sich, strömen die Straße hinab. Instinktiv weiß ich, dass sie alle die Stadt verlassen wollen, dass sie auf dem Weg zum Interstate sind, hier nur raus wollen.

      Doch ich sehe auch die anderen. Unverkennbar durch diese gräuliche Haut, mit Wunden und Blut übersät, torkeln sie in der Menge umher, ungelenk, steif. Sie fallen über die Menschen her, wetzen ihre Zähne tief in deren Fleisch und reißen ganze Stücke aus ihnen heraus. Ihre Klauen zerkratzen, zerreißen die Haut, sie graben ihre Hände tief in die Körper, versuchen an die Gedärme zu gelangen. Ich sehe die Menschen schreien, weinen, flüchten. Teilweise versuchen sie auch sie zu töten, greifen sie mit Messern an. Eine Frau sehe ich sogar mit einer Bratpfanne auf eines dieser Wesen einschlagen. Doch egal wie sie sie auch verletzen, sie stehen immer wieder auf, die Messer vereinzelt noch in den Bäuchen.

      Unter den Monstern erkenne ich die Polizisten wieder, einer von ihnen stürzt sich auf ein junges Mädchen, entreißt es den Armen ihrer schreienden Mutter. Er wetzt seine Zähne immer und immer wieder in den kleinen Körper, reißt das Fleisch von den Knochen, frisst sie. Erst als die Mutter sich auf ihn stürzt, mit den bloßen Fäusten auf ihn einzuschlagen beginnt, lässt er von ihr ab und stürzt sich stattdessen auf die Frau. Die Finger graben sich tief in ihr Shirt, ihren Bauch. Ich sehe sie schreien, jegliche Farbe aus ihrem Gesicht weichen, als der Polizist ihre Bauchdecke aufreißt und über ihre Eingeweide herfällt.

      Ich wende mich abrupt ab und erbreche mich auf den Teppich von

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