Mord(s)-Geschichten zwischen Nord- und Ostsee. Rainer Ballnus
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Читать онлайн книгу Mord(s)-Geschichten zwischen Nord- und Ostsee - Rainer Ballnus страница 8
„Die gibt’s doch wie Sand am Meer.“
„Denkste, Herr Schubert, nach Aussage des Juweliers war es ein Einzelstück und...“
„Das beweist noch gar nichts...“
„Ich war noch nicht ganz fertig. Sowohl der Inhaber als auch die Verkäuferin haben Ihr Gesicht noch kurz gesehen, bevor Sie es mit Ihrer Strumpfmaske verdeckten. Tja, und dann haben wir beiden ein paar Lichtbilder von unseren Kunden vorgelegt, und raten Sie mal...hoppla!“
Schubert schubste den Kommissar beiseite und wollte durch die Tür nach draußen entwischen. Doch dort stand Blauerts Kollege sprungbereit und nur wenige Minuten später atmete der Juwelenräuber ‘gesiebte Luft’.
Tödliche Luft
Der Rettungswagen mit dem Notarztteam raste durch die Straßen von Travemünde in Richtung Uni-Klinik Lübeck. Jasmin von Grütten saß neben der Trage bei ihrem Mann. Der Notarzt beobachtete sorgsam die Instrumente.
„Wird er es schaffen?“ Jasmin schaute den Mediziner an. Ihre Stimme klang sorgenvoll. Der hob die Schultern. „Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht. Gerade hat ihn noch ein zweiter Infarkt erwischt.“ Der Notarzt ließ den Monitor nicht aus den Augen. Er sah deshalb nicht das leichte Lächeln, das um ihren Mund spielte.
Peter Körten schob Nachtwache auf der Intensivstation der Herzchirurgie. Es waren Semesterferien, und als Medizinstudent im achten Semester verdiente er sich etwas dazu. Ihm blieb gar keine andere Wahl, wollte er überleben. Neben ihm saß Timo von Reichenbach, ein Kommilitone und Freund.
„Du hast es gut, Timo, du brauchst keinen Finger zu rühren, dein alter Herr, ein Klinikchef“, frotzelte Peter und tupfte dem älteren Patienten in dem Einbettzimmer den Schweiß von der Stirn.
„Du weißt genau, was ich viel lieber machen möchte...“
„Ja, ja, malen, entwerfen, planen, einfach kreativ sein, aber trotzdem, ich versteh’ dich nicht, du hast doch alles...“
Es klopfte. Peter Körten ging zur Tür und öffnete.
„Ach, Frau von Grütten, kommen Sie nur. Ihrem Mann geht es schon viel besser, er...“
„...besser? Aber...aber gestern, da haben Sie doch noch gesagt, dass es nicht so gut aussieht“, unterbrach ihn die Schöne, und als Timo von Reichenbach sie erblickte, fing sein Herz an, wie wild zu pochen.
„Das klingt ja so, als seien Sie enttäuscht, meine Dame!?“
„Aber...aber nein, es ist nur so...“ Jasmin von Grütten stockte.
„In den letzten Tagen ging es mal rauf, mal runter, und außerdem, das ist alles so furchtbar. Der Arme, er, ein so begeisterter Elektroniker, und jetzt hängt so viel Elektronik an ihm“, murmelte sie tonlos und setzte sich.
Die drei unterhielten sich, und Timo merkte zwei Dinge: Noch nie in seinem Leben hatte eine Frau ihn so fasziniert wie diese. Zum anderen hatte er eine dumpfe Ahnung, dass sie froh gewesen wäre, ihren Mann nach der sehr schwierig verlaufenden Herzoperation zu verlieren. Es reizte ihn, hinter ihr Motiv zu kommen, und er brauchte nicht lange darauf zu warten.
„So, nun weißt du alles, Liebster.“
Timo lag neben Jasmin im Bett, und er glaubte zu träumen. Eine heiße Nacht lag hinter ihnen. Zwei Liebeshungrige waren auf einander getroffen. Und es gab noch etwas, was ihn jubeln ließ: Jasmin von Grütten unterhielt eine exklusive Werbefachschule – hier im Nobel-Badeort Travemünde. Das war schon immer sein Traum gewesen. Und nur sein Vater, seit Generationen Chefarzt einer bekannten Klinik, hat ihn gezwungen, Medizin zu studieren und mit Enterbung gedroht, falls er es nicht täte. Und damit hatte der Vater seinen empfindlichen Nerv getroffen.
„Und du meinst, ich kann bei dir alles das machen, wonach mir der Sinn steht?“ Timo drehte sich zu ihr um und war auch jetzt noch von ihrer Schönheit geblendet.
„Nicht nur das, mein Liebster, wer weiß, vielleicht gehört sie eines Tages sogar dir!“
Sie ließ sich zur Seite fallen, stöhnte und ließ so wie nebenbei fallen:
„Wir haben nur noch eine Hürde zu nehmen, und du kennst sie!“
„Kannst du dich auf den jungen Mann wirklich verlassen?“
Dr. Carsten Steinbrück schaute Jasmin an. In den Augen des Hausarztes stand Sorge.
„Du kennst mich doch, Liebling, ich mache keine halben Sachen. Dieser junge Mann ist heiß auf mich, aber was viel wichtiger ist, meine Schule, die hat ihn schier um seinen Verstand gebracht. Ich habe ihm gesagt, dass Georg mir die Schule nur geliehen hat, und wenn ich mich scheiden ließe, dann wäre ich sie los, und außerdem wollte Georg ohnehin das Testament zu Gunsten einer ‘sozialen Wohltat’ ändern. Das alles weiß er. Er wird das machen, was ich ihm sage, er frisst mir aus der Hand. Ach ja, und noch etwas, Darling. Der Notar wird auch anwesend sein, wenn ich dich rufe.“
„Der Anwalt, wieso, ich meine...“
„Liebling, ich möchte wirklich sicher gehen. Und dann ist der Weg frei für uns, endgültig!“
Es klingelte mehrfach. Die beiden schauten sich an.
„Das wird der Krankenwagen sein. Timo, Liebster, du weißt, was du zu tun hast?“
„Na klar, Liebste, ich bin die Vertretung von Dr. Steinbrück, der zu einem mehrtägigen Kongress gefahren ist. Keine Angst, nach acht Semestern Medizin...“
Es klingelt wieder, diesmal länger.
„Ich komm’ ja schon.“
Jasmin stand auf und ging zur Tür. Zwei Krankenwagenfahrer brachten ihren Mann - im Rollstuhl.
„Georg, Liebster, ich freue mich ja so, dass du wieder da bist. Glaub’ mir, es war so schrecklich...“
„Spar dir dein Gesülze. Ich glaube dir ohnehin kein Wort.“ Seine Augen funkelten böse. Er drehte sich zu den Krankenwagenfahrern um.
„Vielen Dank, meine Herren. Sie sind entlassen.“
Die Fahrer gingen grußlos. Offenbar waren sie froh, diesen Griesgram los zu sein.
„Ich werde fortan in der Bibliothek wohnen...und schlafen“, fügte er noch hinzu. Dabei würdigte er Jasmin keines Blickes. Er drehte an den beiden Rädern und fuhr auf die offen stehende Bibliothek zu. Dort erwartete den Heimkehrenden eine Überraschung.
„Was wollen Sie denn hier?“, fuhr er den am Schreibtisch sitzenden Timo von Reichenbach an.
„Ich bin von Reichenbach und vertrete meinen Kollegen, Dr. Steinbrück. Er...“
„Vertretung, das habe ich ja noch nie erlebt. Wo ist denn der Kerl?“, unterbrach Georg ihn ärgerlich.
„Ich wollte es gerade sagen. Er ist zu einen Ärztekongress, und er meinte...“
„Anstatt zu meinen,