Herausforderung des Schicksals. Anne Schröter

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Herausforderung des Schicksals - Anne Schröter

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sie beide stünden ganz alleine auf der Straße. Ihr schoss eine feine Röte ins Gesicht. Wie konnte sie diesen Mann immer noch lieben … und zugleich hassen? Nach so langer Zeit.

      Sie versuchte zu lächeln und stammelte: „Du bist es, Roberto.“ Mehr brachte sie nicht heraus.

      Da stand er nun vor ihr. Der Mann, den sie über alles geliebt hatte. Und er sah blendend aus … seine dunklen Haare, das braun gebrannte Gesicht … der Kragen von seinem legeren Hemd stand etwas offen, die saloppe Kleidung ließ ihn sportlich und jugendlich aussehen. Christina blickte in seine dunklen Augen. Plötzlich war alles wieder da: Die unvergessenen Nächte voller Zärtlichkeiten, erfüllt von einer Leidenschaft, die ihre Körper vor Begierde erschauern ließ. Christina spürte plötzlich ein leises Beben in sich aufsteigen. Verzweifelt kämpfte sie dagegen an, Roberto sollte auf keinen Fall bemerken, wie aufgeregt sie war. Er schmunzelte leicht, legte den Kopf etwas schräg und sah sie an.

      Seine Stimme brachte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „So ein Zufall. Was für eine Überraschung, nach all den Jahren“, sagte Roberto. „Lass dich umarmen.“

      Christina war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Geruch war ihr so vertraut; er roch noch genauso angenehm wie damals. Dann spürte sie seine zarten Lippen auf ihren Wangen und ein heißer Schauer durchströmte ihren ganzen Körper. Ihr wurde ganz schwindelig. Taumelnd löste sie sich rasch aus seiner Umarmung, dann hörte sie ihn sagen:

      „Wo kommst du her, was machst du hier?“

      Schnell sammelte sie sich wieder und antwortete betont gleichgültig: „Ich mache Urlaub. Schön, dich zu sehen, wie geht es dir?“

      „Christina, schau, das kleine Café auf der anderen Straßenseite, kennst du es noch? Da können wir uns besser unterhalten, komm', ich lade dich ein. Du musst mir alles erzählen, wie es dir ergangen ist und was du so machst.“

      Christina wurde förmlich überrumpelt. Sie kam gar nicht dazu, ‚Ja’ oder ‚Nein’ zu sagen.

      In dem kleinen Café ging Christina alles wieder durch den Kopf, weshalb ihre Beziehung damals zerbrochen war:

      Die Satoris besaßen zwei große Hotels in Cannobio, direkt an der Uferpromenade gelegen. Darüber hinaus gehörten ihnen einige Häuser und Grundstücke. Sie waren sehr wohlhabend. Es war einfach unvorstellbar für die Eltern, dass ihr einziger Sohn, Roberto, kein Mädchen aus ihren Kreisen heiraten würde. Und mit Maria Biantini war er so gut wie verlobt gewesen, das hatten die Eltern so ausgemacht, schließlich waren die Biantinis noch wohlhabender, als die Satoris. Roberto flehte seine Eltern an das Versprechen, das sie den Biantinis damals gegeben hatten, zurückzunehmen. Sie drohten ihm jedoch nur damit, ihn zu enterben. Roberto gab nicht auf, denn er hoffte, wenn sie Christina erst einmal kennenlernten, dann würden sie ihre Meinung schon ändern. Das Ganze endete jedoch in einer Katastrophe. Für seine Eltern gab es kein Zurück mehr, es hing zu viel davon ab. Sie regten sich fürchterlich auf. Ein gegebenes Versprechen nimmt man nicht zurück. Seine Mutter behauptete, sein Vater hätte sich so sehr aufgeregt, dass er einen Herzanfall bekommen habe — was natürlich übertrieben war. Signora Satori gab Christina die Schuld dafür. Obendrein behauptete sie, sie habe sich ihrem Sohn absichtlich an den Hals geworfen, um an sein Erbe zu kommen. Außerdem brächte Sie nur Unheil über die gesamte Familie, sie sei mit dem Teufel im Bunde und wolle die Familie nur ins Unglück stürzen. Eines Morgens tauchte auch noch der Vater von Maria Biantini in ihrem Hotel auf: Er besaß die Unverschämtheit, ihr eine beträchtliche Summe anzubieten, damit sie von der Bildfläche verschwände. Schließlich erwartet Maria ein Kind von Roberto. All das war für Christina zu viel gewesen. In Tränen aufgelöst hatte sie versucht Roberto telefonisch zu erreichen, doch vergebens. Seine Mutter war am Apparat und teilte ihr mit, dass er ausrichten ließe, er habe sich dazu entschlossen, diese aussichtslose Affäre zu beenden. Doch so einfach ließ Christina sich nicht abwimmeln, und schon kurze Zeit später stand sie zum ersten Mal persönlich seiner Mutter gegenüber. Sie war fest entschlossen, selber mit Roberto zu sprechen. Seine Mutter sah aus, als hätte sie einen Geist vor sich. Sie wirkte richtig erschrocken. Sie presste die Lippen zusammen und ihre Wangenknochen traten erkennbar hervor. Noch einmal erklärte sie ziemlich scharf, dass Roberto nicht zu Hause sei und er darauf verzichte, sie wiederzusehen. Zudem solle sie sich ihren Sohn gefälligst aus dem Kopf schlagen. Für ihn sei sie sowieso nur eine dumme Liebelei gewesen, sonst nichts. Er habe schließlich Verpflichtungen seiner Verlobten gegenüber.

      Wieder in ihrem Hotel angekommen, schrieb Christina völlig verzweifelt einen Abschiedsbrief an Roberto. Sie fühlte sich entsetzlich gedemütigt, deshalb beschloss sie, noch am selben Tage abzureisen. Christina war damals völlig enttäuscht und verzweifelt gewesen. Sie hatte lange gebraucht, diesen Kummer zu überwinden und wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Ihre damalige Freundin Helen hatte dafür überhaupt kein Verständnis, denn schließlich weine eine Frau keinem Mann hinterher. Ohne die Hilfe ihrer Schwester Lilian und ihres Schwagers Stefan, mit dem sie sich sehr gut verstand, hätte Christina diese schwere Zeit nicht überstanden. Lilian war die ältere der beiden Schwestern und sie wohnten alle gemeinsam in der Villa, die sie von ihren Eltern geerbt hatten.

      Während sie mit ihren Gedanken so weit weg war, bestellte Roberto wie selbstverständlich zwei Espresso und fragte: „Den trinkst du doch hoffentlich immer noch so gerne?“

      Sie antwortete verblüfft: „Das weißt du noch?“

      Roberto schaute ihr jetzt tief in die Augen: „Wie könnte ich das vergessen? Nichts habe ich vergessen, aber auch gar nichts, jede Stunde mit dir ist mir in Erinnerung geblieben. Nachdem ich damals deinen Brief erhielt, aus dem ich nicht schlau wurde, bin ich fast gestorben vor Angst und Sorge um dich. Ich wollte dich auf keinen Fall verlieren, deshalb habe ich mich sofort auf den Weg gemacht, um dich zu suchen … aber ohne Erfolg. Da ich keine Adresse von dir hatte, war es mir nicht möglich, dich in Deutschland ausfindig zu machen.“

      Christina stutzte. „Ja, hat dir denn deine Mutter nicht erzählt, dass ich bei ihr war, um dich zu sprechen?”

      „Das höre ich jetzt zum ersten Mal, nein, davon wusste ich nichts.”

      Christina musste sich beherrschen und versuchte, die Fassung nicht zu verlieren. Wut stieg in ihr hoch. Voller Zynismus fuhr sie fort: „Du hast dann doch sicherlich deine Maria geheiratet, da sie ja immerhin schwanger von dir war? Seid ihr wenigstens glücklich geworden?“

      Entsetzt schaute Roberto sie an. „Was soll der Unsinn? Maria war nicht schwanger. Wie kommst du denn darauf?“ Nun klang Bitterkeit in Robertos Stimme mit. Die hochsteigenden Tränen in seinen Augen konnte er nur mit Mühe zurückhalten. Er antwortete dann in einem sehr harten Ton auf ihre Frage: „Ja … ja, ich habe Maria dann geheiratet, meine Eltern drängten mich dazu, aber wir hatten keine Kinder.“

      „Warum sprichst du in der Vergangenheit?“

      „Maria konnte keine Kinder bekommen, unsere Ehe war kinderlos … sie ist vor drei Jahren an Leukämie gestorben.“

      „Das tut mir leid, bitte entschuldige, ich wollte dich nicht verletzen.“

      Christinas Gedanken überschlugen sich: Dann war ja alles nur von seinen und Marias Eltern erlogen worden, um mich loszuwerden. Aber warum …. warum? Langsam fing sie an, das Unfassbare zu begreifen. Nein … nein, dachte sie, ich muss hier raus, nur weg von hier. Christina war jetzt nicht mehr in der Lage, das Gespräch mit Roberto weiterzuführen. Also stand sie auf und schaute ihn an — erst jetzt sah er die Tränen in ihren wunderschönen blauen Augen.

      Ihre Lippen zuckten, als Christina mit tränenerstickter Stimme sagte: „Verzeih, ich muss gehen, es ist alles so unbegreiflich für mich, gib mir ein wenig Zeit. Sei

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