"Und ich lebe noch!!°. Ines Vasku

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ewig nicht auf das normale Geburtsgewicht bringen konnte. Und vorher durfte ich nicht zu meinen Geschwistern heim.

      Meine steile Krankenhauskarriere habe ich also bereits mit wenigen Tagen begonnen und das sollte sich auch nicht ändern - ich bin halt ein treuer Stammgast, der immer wieder kehrt. (oder kehren muss)

      Obwohl ich schon zugeben muss, dass ich gerne mal verschiedene Lokalitäten besuchen - es muss(te) nicht immer dasselbe sein - man möchte ja auch etwas Abwechslung im Leben.

      Als ich dann endlich zu meinen Geschwistern nachhause durfte, war soweit alles gut. Jedoch stellte der Kinderarzt nach wenigen Monaten fest, dass ich in der Entwicklung immer mehr zurück blieb.

      Mit 6 Monaten wurde diagnostiziert, dass ich Spastiker bin - kurz gesagt, meine Bänder sind verkürzt und die Ärzte meinten, ich werde niemals gehen, geschweige denn frei sitzen können.

      Wie man sich vorstellen kann, war das für meine Eltern ein großer Schock, doch sie haben sofort mit den notwendigen Physiotherapien für mich begonnen.

      Allgemein muss man sagen, dass meine Eltern immer akzeptiert haben wie ich bin. Egal was war und was noch kommen wird, meine Eltern haben mich in allem unterstützt, sie haben mich nie aufgegeben und immer an mich geglaubt. Sie haben mir geholfen und dabei einen unglaublich Einsatz geleistet und tun das heute immer noch. Ich hoffe, dass sie wissen, wie sehr ich Ihnen dafür dankbar bin und dass ich das niemals genug zeigen oder sagen könnte.

      Es gibt einige Menschen in meiner Familie, die meine Behinderung nicht akzeptieren können und auch ganz schlecht damit umgehen. So zum Beispiel meine Oma, von der ich immer glaubte, dass sie ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hat. Oder als anderes Beispiel ist zu erwähnen, dass niemand mein Taufpate sein wollte, außer meine Tante Petra.

      Leider habe ich in meiner eigenen Verwandtschaft viel Ablehnung erlebt, das sollte sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

      Mein Vater hat mir immer versucht zu erklären, dass viele Menschen die perfekte Familie anstreben. Nun, in dieses Bild passe ich eventuell nicht - ich denke, dass sie mit der Situation überfordert waren und es heute noch sind.

      Ich möchte hier auch nur meine subjektiven Empfindungen teilen und ganz sicher niemanden verletzen oder beleidigen.

      Das beste Ergebnis wäre natürlich, den einen oder anderen zum Nachdenken anzuregen, denn was ist schon normal? Was passt in eine perfekte Familie und was nicht?

      Wer bestimmt, was normal ist oder perfekt?

      Und wer setzt eigentlich und leider so oft fest, dass man Menschen mit Behinderung nicht in perfekte oder normale Familien integrieren kann?

      Sogar im Kindergarten hatten wir es geschafft, dass ich das erste Integrationskind mit Behinderung war und ich konnte weder gehen noch stehen.

      Obwohl ich nur sehr wenige Erinnerungen an die Kindergartenzeit habe und meine Schwägerin in Spe, Anke, Lebensgefährtin meines Bruders Stefan, mir auf die Sprünge helfen muss, kann ich mich an eine besondere Situation erinnern und sehe diese noch immer vor mir.

      Wir sollten alle bei einer bestimmten Stelle rutschen und die Tante meinte, ich soll das auch versuchen. Da hat sich mein Bruder aufgeplustert, die kleinen Ärmchen in die Hüfte gestemmt und zur Tante gesagt: "Die Ines kann das aber einfach nicht!"

      Wie man sieht kann sich auch ein kleiner Mensch für andere einsetzen - schade, dass dieser Wesenszug vielen erwachsenen Menschen verloren geht.

      Unfall

      Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, oder war es zumindest mal. Viele meiner Fähigkeiten, die ich nie hätte erlernen sollen, habe ich auch meinen Geschwistern zu verdanken.

      Ich wollte immer genauso sein wie sie und habe mich sehr bemüht, ihnen hinterher zukommen. Gegen alle ärztliche Prognosen lernte ich bis zu meinem vierten Lebensjahr zu sitzen und nach einer orthopädischen Operation auch laufen.

      Zwar konnte ich nie so gehen wie gesunde Menschen, aber ich konnte mich alleine und ohne Hilfe fortbewegen. Das war für alle ein kleines Wunder, vor allem für die, die es mir nicht zugetraut haben.

      Doch all diese Fortschritte wurden von einem schlimmen Unfall überschattet, welcher noch immer Spätfolgen nach sich zieht und ich bis heute nicht verstehen kann, warum das so ist.

      Meine Mutter macht sich, wie ich vermute, heute noch Vorwürfe für diesen Vorfall, der wie folgt passiert sein kann und von dem es zwei Versionen gibt.

      Meine, und die meiner Eltern.

      Sie war nur eine Minute bei meinen Geschwistern im Wohnzimmer und da passierte das Unglück.

      Die Version meiner Eltern besagt, dass ich versucht hätte, mich in der Badewanne hinzustellen. Da ich noch nicht richtig stehen konnte, bin ich dann angeblich umgefallen. Dabei sei ich mit der Hand an den Drehknopf für das heiße Wasser gekommen, woraufhin sich dieses über mich ergoss.

      In meiner Erinnerung hingegen spielte ich mit einem Waschlappen. Um diesen mit Wasser zu füllen, drehte ich den Hahn auf, doch leider erwischte ich statt dem kaltem das heiße Wasser. Ich dürfte das nicht sofort bemerkt haben, da sich zuerst der Waschlappen füllte und erst dann auslief.

      Als ich dann realisierte, dass ich gerade mit heißem Wasser hantierte, war es auch schon zu spät: Der Waschlappen wurde mir zu schwer und sein Inhalt landete auf meinen Beinen. Durch den Schmerz erschreckt, riss ich sie hoch und ebnete dem heißen Wasser so den Weg auf Bauch, Beine und Po.

      Egal welche Version nun stimmen mag, nachdem mich meine Mutter aus meiner misslichen Lage in der Badewanne befreit hatte, fuhren wir sofort zu unserem damaligen Hausarzt, der 2-3 große Brandblasen und Rötungen feststellte. Er verordnete mir ein Schmerzmittel und sagte, dass ich viel trinken und mich meine Eltern am nächsten Tag ins Krankenhaus fahren sollten.

      Leider wusste er nicht, wie gravierend die Verletzung wirklich war, denn bei „nur“ 60°C Wassertemperatur wäre ich normalerweise noch mit leichten Verbrennungen davongekommen, doch dem war nicht so.

      Unglücklicherweise habe ich eine starke Bindegewebsschwäche, was aber damals noch nicht bekannt war. Durch diesen Umstand war meine Haut um ein Vielfaches verletzbarer und so kam es, dass ich auf 25 Prozent der Hautoberfläche Verbrennungen dritten Grades hatte, denn als ich am nächsten Morgen erwachte, hing mir die Haut in Fetzen an den Beinen hinunter. Dort wo am Abend zuvor noch Brandblasen gewesen waren, klafften offene Wunden. Es bestand akute Lebensgefahr.

      Ich weiß nur noch von Erzählungen, dass meine Eltern die Rettung riefen. Einen Monat musste ich im Krankenhaus verbringen, doch ich erinnere mich kaum daran. Ich weiß nur noch, dass sich sehr viele Gesichter über mir befanden und ein Arzt meine Mutter ankeifte, warum sie nicht früher mit mir gekommen war. Auch das Luftbett in welchem ich liegen musste, um Druckstellen zu vermeiden, ist mir in unliebsamer Erinnerung geblieben. Das Geräusch, das es machte, ließ mich fast verrückt werden.

      Alles was danach kam, bis hin zu meinem siebten Lebensjahr, ist sehr verschwommen, besser gesagt kann ich mich an fast nichts erinnern und muss mich an Erzählungen festhalten. Dass ich den unmittelbaren Unfall und die Zeit danach im Krankenhaus verdrängt habe mag ja noch logisch sein, aber warum wurde durch den Unfall eine Erinnerungslücke ausgelöst, die auch lange nach dem Unfall jegliches Erlebte für mich verschlossen hält? Es scheint so, als hätte mein Hirn angefangen verschiedene Zeiträume auszublenden und das tut es heute

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