"Und ich lebe noch!!°. Ines Vasku

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу "Und ich lebe noch!!° - Ines Vasku страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:

Скачать книгу

ist es komisch, ganze Jahre seines eigenen Lebens nicht aus der eigenen Erinnerung zu kennen, doch Mama, ich möchte nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Meine Geschwister brauchen dich genauso wie ich. Das war, ist und wird auch immer so bleiben. Selbst wenn du nur diese eine Minute nicht weggewesen wärst, hätte alles genauso passieren können. Bitte mach dir keine Vorwürfe Mama, du bist NICHT Schuld.

      Einschulung – Volkschule

      Eine besondere Erinnerung habe ich auch noch an meine Einschulung. Sie ist deswegen so besonders, weil Oma selbst bestickte Schultüten für uns gemacht hatte. Und die waren riesig! Einfach toll.

      Das ist wieder eine Art und Weise, wie meine Oma Zuneigung zeigen kann.

      Ach ja, da fällt mir wieder ein, was noch so besonders war. Gleichzeitig zur Einschulung konnte ich auch die ersten erfolgreichen Gehversuche verbuchen. Zwar konnte ich nicht so ins Klassenzimmer hüpfen wie andere Kinder, aber ich schaffte es zumindest hinein.

      Die Kinder waren in diesem Alter noch viel offener und ich fühlte mich nicht ausgegrenzt. Noch nicht. Sie stellten ganz einfach Fragen und es war für sie normal, dass ich ein bisschen anders war.

      Später ändert sich dieses „Normal“ in unseren Köpfen - tragisch, dass der Mensch sich so oft zurückentwickelt, es gibt nicht viele, die sich ihre Offenheit behalten. Je älter ich wurde, desto weniger fühlte ich mich zugehörig.

      So begann ich also in die Vorschule - nachdem es bereits eine lange Diskussion gab, ob ich die normale Schule oder die Sonderschule machen darf und kann.

      Meine Erinnerungen sind auch hier sehr schwach, aber ich weiß von einer Szene, die mir ganz stark im Gedächtnis geblieben ist. Ich hatte eine Kindergartenfreundin, die ebenfalls behindert war und gleichzeitig mit mir in die Schule kam. Ich sah sie im Klassenzimmer und hatte mich schon sehr darauf gefreut, mit ihr gemeinsam diesen großen, neuen Schritt zu tun. Leider stellte sich dann heraus, dass sie nur mit ihrem Bruder da war und selbst in die Sonderschule musste. Für mich war diese Entscheidung eine so herbe Enttäuschung und ein so einschneidendes Erlebnis, dass es mir bis heute in den Knochen sitzt.

      Die Volksschule war eine besondere Herausforderung, denn so sehr ich mich bemühte, waren meine Leistungen von Anfang an schwach. Die Lehrerinnen und Lehrer haben immer wieder gedrängt und verlangt, dass ich mehr lernen und üben muss, doch das war einfach nicht möglich. Einerseits, weil ich sehr oft krank war und andererseits, weil ich ja schon alles versuchte.

      Auch als meine Mutter den Lehrern schon sagte:

      "Wie soll sie denn noch mehr lernen, wenn der Tag nur 24 Stunden hat?", trat danach keine wirkliche Besserung ein.

      Der Druck war hier bereits besonders enorm für mich, denn zu den schulischen Problemen kamen, wie bereits erwähnt, ständig irgendwelche Krankheiten dazu.

      Ich musste immer wieder ins Krankenhaus und hatte speziell in dieser Zeit auch noch mit dem Kindheitsasthma zu kämpfen. Anfangs waren die Behandlungserfolge nicht sehr gut und der ständige Einsatz von Kortison verursachte ziemlich schnell eine Abhängigkeit. Ich brauchte das Medikament, sobald die Wirkung nachgelassen hatte.

      Meine Eltern entschieden sich damals dafür, die Kinesiologie auszuprobieren. Unser damaliger Hausarzt war jedoch dagegen, aber als er die sensationellen Erfolge sah, war er ebenfalls äußerst überrascht. Schließlich war er sogar verärgert darüber, dass diese Behandlungsform, trotz der Fortschritte die sie mit sich brachte, nicht von der Krankenkasse mitfinanziert, sondern lieber in Kortison-Behandlungen investiert wurde. Bereits damals haben mein Vater und meine Mutter ausnehmend viel Geld in Therapien gesteckt.

      All diese Umstände raubten mir viel Zeit für die Schule und ich bekam eine Stützlehrerin, die zusätzlich und sehr oft nur alleine mit mir gelernt hat, aber dadurch fühlte ich mich natürlich auch oft ausgegrenzt. So musste ich diverse Diktate separat mit der Direktorin machen und das ist keine einfache Situation für ein kleines Kind.

      Allgemein ist es mir oft so ergangen, dass ich mich unverstanden gefühlt habe, weil ich gewisse Dinge einfach nicht so gut oder gar nicht konnte. Manchmal ist es mir so vorgekommen, als würde man mehr von mir verlangen als überhaupt möglich war und gewesen wäre. Das war extrem entmutigend und hat mich nicht motiviert sondern unglaublich demotiviert.

      Ich will nicht sagen, dass sich meine Lehrerin nicht bemüht hätte, aber ich denke doch, dass sie auf diese Situation mit mir nicht vorbereitet war und schlicht zu wenig Erfahrung hatte.

      Es gab auch Momente, wo ich sie aus ganz anderer Sicht erleben durfte, so mussten wir eines Tages einen Feueralarm proben. Da ich auf keinen Fall so schnell laufen konnte, hat sie mich kurzerhand aus dem Schulgebäude getragen.

      Es gibt hier auch ein paar Erinnerungen, die so normal sind wie bei anderen, gesunden Kindern auch.

      Liebes Tagebuch,

      heute war es sehr aufregend in der Schule. Ich habe mit einer Klassenkameradin in den Sachen meiner Lehrerin herum geschnüffelt. Wir hatten ja einen Test. Und wir waren uns sicher, dass die Ergebnisse schon dabei sind. Leider haben wir die Sachen falsch zurückgelegt und sie hats bemerkt. Was für ein Schreck. Wir wurden stundenlang verhört, mindestens 2 Stunden. Es war furchtbar. Wir wollten ja wirklich standhaft bleiben, aber dann sind wir doch eingeknickt und haben alles zugegeben. Obwohl wir geständig waren, haben wir trotzdem eine gewaltige Schimpferei zu hören bekommen. Ich verspreche, ich mach das nieee wieder!

      Hallo Tagebuch,

      ich muss dir was erzählen. Ich hatte einen wirklich schönen Tag! Heute war Faschingsfest in der Schule. Ich liebe diese Feste. Da gibt es wirklich viele Süßigkeiten, die sind so lecker. Ich war selbst auch verkleidet - du errätst nie, wer ich war!!!

      Harry Potter, du weißt ja, dass ich ein Fan bin! Und es war so lustig heute!

      Diese Erinnerungen zeigen, dass auch ich ein normales kleines Mädchen war, nur eben mit einem kranken Körper. Ich wollte genauso meinen Spaß haben, wie alle anderen auch.

      Im Gegensatz zu mir waren meine Geschwister körperlich relativ fit, sie hatten keine weiteren Folgeschäden durch die Frühgeburt davongetragen.

      Wir besuchten auch gemeinsam die Volksschule und waren zu Beginn immer zu Dritt unterwegs. Nach und nach entwickelte sich aber jeder in seine eigene Richtung. Schulisch gesehen war mein Bruder Christopher auch nicht so herausragend, aber er konnte sich immer irgendwie durchschlagen. Meine Schwester Christina war zwar sehr intelligent, aber leider auch zu faul zum Lernen.

      Bereits damals in der Volksschule kam ich mit dem Thema Mobbing in Berührung. Mein Kumpel MOBBING wollte mich auch leider nicht mehr verlassen, genauer gesagt ist er sogar mit mir mit gewachsen.

      Dass man mir den Sessel unter meinem Hintern wegzog, war neben Anfeindungen, Beleidigungen und Beschimpfungen nur eines der Übel.

      Ich hatte damals nur eine wirklich gute Freundin gemeinsam mit meiner Schwester Christina. Theresa war immer mit uns unterwegs, sie war ständig bei uns, auch zuhause, sodass sie fast schon ein Familienmitglied war. Die Zeit war so schön und daran denke ich gerne zurück.

      Trauriger weise musste ich später feststellen, dass sich Menschen grundlegend ändern können.

      Rückblickend auf die Volksschulzeit muss ich trotz allem sagen, dass diese Zeit noch um ein Vielfaches unbeschwerter war als es die Hauptschulzeit je werden sollte.

Скачать книгу