Kuss der Wölfin - Die Ankunft (Band 1). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Die Ankunft (Band 1) - Katja Piel

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und schwiegen.

      „Das darf nicht mehr passieren“, sagte Sam irgendwann. „Ich fühle mich schrecklich.“

      „Kann ich verstehen. Deine Freundin krank daheim, und du betrügst sie auf einer Uni-Party...“

      „Genau. Super. Vielen Dank.“

      Er kickte einen Stein weg, der klickernd in der Dunkelheit verschwand.

      „Tut mir leid“, flüsterte ich.

      „Mir nicht. Und das ist das Problem. Anna, ich habe das Gefühl, ich hätte mein Leben lang nur auf dich gewartet.“

      „Machst du Schluss?“

      Er seufzte und presste die Fäuste gegen die Stirn.

      „Ich weiß nicht. Ich muss nachdenken.“

      „Tu es nicht“, sagte ich. „Mach nicht Schluss. Du würdest es bereuen. Nicht wegen eines One-Night-Stand – der noch nicht mal eine ganze Nacht gedauert hat. Du weißt überhaupt nichts über mich... und ich kann im Augenblick keine feste Beziehung eingehen.“

      „Warum nicht?“

      Ich kramte mein Handy aus der Tasche, rief die SMS auf und gab es ihm.

       Ich weiß, wo du wohnst.

      „Scheiße“, sagte er. „Was soll das sein? Eine Drohung?“

      „Danach sieht's aus, oder?“

      „Aber warum? Und wer? Ein ehemaliger Lover?“

      „Nein. Jemand, mit dem ich Stress hatte... früher. Ich dachte, er hätte mich aus den Augen verloren, aber scheinbar doch nicht.“

      „Und was machst du? Gehst du zur Polizei?“

      „Nein. Simsen ist nicht strafbar. Aber es kann sein, dass ich aus Frankfurt weggehe. Ich will nicht, aber vielleicht ist es besser. Für alle.“

      „Das ist ein bisschen verfrüht, wegen einer SMS, findest du nicht?“

      Ich atmete tief die kühle Nachtluft.

      „Ich weiß es nicht. Wenn es der Typ ist, an den ich denke, kann ich nicht früh genug weit weggehen. Andererseits wird er mich überall finden.“

      „Und was will er von dir?“

      „Ich weiß es doch nicht, Sam. Vielleicht reicht es ihm, mir Angst einzujagen.“

      Sein Blick haftete auf mir.

      „Du erzählst mir nicht die Hälfte von dem, was du weißt, oder?“

      „Ja. Und das ist auch richtig so. Ich kann dich unmöglich da hinein ziehen.“

      „Aber...“

      „Nein!“

      Ich bellte ihn geradezu an, und er zuckte zurück.

      „Ist ja gut. Denk nur bitte daran – wenn du Hilfe brauchst, bin ich da.“

      „Ja. Danke.“

      Wir schwiegen und starrten in die Dunkelheit. Wir hatten beide keine Lust mehr auf die Party. Als uns kalt wurde, holten wir unsere Jacken, gingen zum Auto und fuhren heim.

      Die nächste SMS kam, als Sam gerade Alexas Tür leise hinter sich geschlossen hatte.

       Und? Hat er's dir ordentlich besorgt?

      8. Kapitel

      Bedburg, Spätsommer 1589

       «Wir werden sterben.»

      

      Der Frühling war vorbei, der Sommer auch schon, und Katharina war immer noch da. Hauptsächlich, weil sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte.

      Seit dem Winter war es etwas erträglicher geworden. Peter war oft tagelang unterwegs gewesen. Wenn er zuhause gewesen war, schlief er, und wenn die Lust ihn überkam, hatte er sich an Sibil vergangen. Katharina ließ er zumeist in Ruhe.

      Der Schlächter ging immer noch um. Tote Dörfler, Gerber, Köhler, totes Vieh. Man wusste nicht, wo er als nächstes zuschlagen würde. Ein Wahnsinn wäre es gewesen, hätten zwei alleinstehende Frauen versucht, sich durchzuschlagen.

      Doch vielleicht hatten sie zu lange gewartet.

      „Wir werden sterben“, flüsterte Sibil. „Wir werden sterben.“

      „Sei still, dummes Balg! So schnell stirbt es sich nicht.“ Katharinas Stimme klang heiser.

      Sie fühlte sich elend.

      Ihr Körper war völlig ausgetrocknet, und sie konnte an nichts denken als an Wasser.

      Am Anfang hatten sie noch versucht, zu entkommen, aber Peter hatte die Fenster von außen so gründlich vernagelt, dass die Frauen sich ohne Werkzeug nicht ins Freie arbeiten konnten. Außer einigen dünnen Sonnenstrahlen, die durch Spalten im Holz kamen, gab es kein Licht in dem Raum.

      Katharina überlegte, wie lange sie nun schon in der eigenen Hütte gefangen waren. Ein Tag? Zwei? Zwischendurch hatten sie geschlafen, aber Durst und Hunger hatten sie wieder geweckt. Sie hatten Stroh in einer Zimmerecke zusammengekratzt und zum Pinkeln verwendet. Und jetzt verlor Sibil die Nerven.

      Mühsam stand Katharina auf und hinkte im Raum hin und her. Sibil hatte nicht ganz unrecht. Bei der letzten Begegnung mit Peter war auch Katharina der Überzeugung gewesen, nun ihrem Schöpfer gegenübertreten zu müssen. Er hatte sie nicht nur vergewaltigt, zum ersten Mal seit Wochen, sondern auch geschlagen, bis sie das Bewusstsein verloren hatte. Seitdem war ihr Körper grün und blau, ihr Gesicht verschwollen, sie konnte ihre linke Hand nicht richtig gebrauchen und es quälten sie Schmerzen bei jedem Atemzug.

      Schmor in der Hölle, du Ausgeburt des Satans, dachte sie. Verrecke da draußen im Wald. Die Wölfe sollen dich zerreißen.

      Sie heulten wieder, draußen im Wald, und riefen sich zur Jagd. In letzter Zeit trauten sie sich immer näher an die Dörfer heran, und keiner wusste, warum.

      Seit die Wölfe so wild geworden waren, ließ Katharina die Ziege nicht mehr ins Freie.

      Sie lag nun auf dem warmen, staubigen Boden und schaute mit ihren feuchten, dummen Augen verständnislos in der Gegend herum.

      In der Dunkelheit hörte Katharina Sibil leise schluchzen. Das Balg hatte Mutter und Vater verloren – die eine bei der Totgeburt eines Geschwisterchens, den anderen an den Satan.

      Katharina war überzeugt davon, dass der Gehörnte seine Finger im Spiel hatte. Peter war auf seine einfältige Art ein guter Mann gewesen. So einer verwandelte sich nicht von heute auf morgen in ein Tier, wenn nicht ein böser Zauber auf ihm lag.

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