Tod im Maisfeld. Herbert Weyand

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Tod im Maisfeld - Herbert Weyand KHK Claudia Plum

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Schwachsinn. Was ist wirklich los?« Claudia sah Dengler an, als habe sie einen Verrückten vor sich.

      »Ich verstehe Ihren Unmut Frau Plum. Mir geht es nicht anders. Meine Weisung kommt von der Bundesstaatsanwaltschaft. So viel zum Föderalismus, den Sie jetzt sicher anführen.«

      »Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund.« Claudia konnte ein Schmunzeln nicht verbergen.

      Maria und Heinz betrachteten mit großen Augen ihre Vorgesetzte. So hatten sie Claudia in der Zusammenarbeit noch nicht erlebt. Was ging hier vor? Sie spürten die unterschwellige Anspannung des nicht Gesagten, konnten jedoch keinen Finger darauf legen.

      »Das Bundesinnenministerium hat Sie also angewiesen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Hier sind Kräfte am Werk, die über eine sagenhafte Technik verfügen. Schon einmal etwas davon gehört, dass Häuser lautlos zusammenfallen? Warum übernehmen die nicht?«, fragte Claudia den Staatsanwalt. Ihre Gedanken rasten. Ein internationaler Konflikt? Da ließ sie besser die Finger davon. Nein. Gerade jetzt nicht. Die Genugtuung gönnte sie niemanden. Sie manipulierte sich selbst. Das wusste sie. Trotz der Warnung, die ihr die Amerikanerin hatte zukommen lassen.

      »Frau Plum. Sie haben eine Weisung und werden diese ausfüh …«, begann der Polizeipräsident aufgebracht. Dengler legte ihm bestimmt eine Hand auf den Unterarm und forderte ihn mit einem Blick zum Schweigen auf.

      »Das Ministerium wird Ihnen eine Hilfe an die Hand geben. Keine Aufregung bitte«, unterband er ein Aufbegehren Claudias. »Sie leiten diesen Fall und egal wen die abstellen, er wird Ihnen weisungsgebunden sein. Und … Hilfe werden Sie wohl nicht abschlagen.« Dengler sah sie beschwörend an. Claudia konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sehr viel Ungesagtes im Raum stand.

      »Wem erstatte ich Bericht?« Sie ließ es bei der kurzen Frage bewenden, in der Hoffnung, später dann mehr zu erfahren.

      »Zurzeit mir, im Beisein von Frau Stone. Wer vom Ministerium kommt, weiß ich nicht. Sie wissen, dass ich noch nicht lange im Amt bin. Eine solche Situation wie diese, in der wir uns jetzt befinden, hatte ich noch nicht. Sie können darauf vertrauen, dass ich alles dazu tue, Ihnen nicht zu schaden. Auch wenn Frau Stone jetzt anwesend ist, sage ich offen, dass mir manches spanisch vorkommt. Es ist nicht Art der Amerikaner andere nationale Behörden im Tötungsfall amerikanischer Bürger ermitteln zu lassen. Falls Ihnen etwas dubios oder gar gefährlich vorkommt, wenden Sie sich an mich. Sollten Ihnen die Ermittlungen über den Kopf wachsen, das ist nichts Ehrenrühriges, melden Sie sich. Oder besser, salopp ausgedrückt, schmeißen Sie die Pröllen hin. Gerade die Amerikaner sollen nicht denken, dass sie unser Rechtssystem manipulieren können, wie zurzeit das schwedische. Ich werde alles tun, Sie unbeschädigt aus dieser Angelegenheit herauszunehmen.« Dengler nickte ihr zu und sprach Raissa in englischer Sprache an. »Ich gehe kaputt an dem, was hier nicht gesagt wird und ersticke an dem, was ich nicht sagen darf. Seien Sie versichert, falls Sie ein falsches Spiel spielen, werden Sie keine Freude daran haben.« Unbeeindruckt von der Masse Weiblichkeit sah er sie kalt an.

      Raissa Stone nickte lediglich.

      »Jetzt überlassen wir Sie Ihrer Arbeit.« Dengler nickte dem Polizeipräsidenten und Raissa kurz zu. Als die beiden zur Tür gingen, folgte er ihnen.

      Claudia sank zurück. Tatsächlich trat das ein, was Stone prophezeite. Nie hätte sie es für möglich gehalten. Sie nahm Dengler ab, dass er nicht mehr wusste, wie sie. Sie bekam Hochachtung vor ihm, wie er völlig unvermutet, reagierte.

      Wer letztendlich an den Rädchen drehte, würde sie herausbekommen und wenn es das Letzte wäre, was sie tat.

      »Hallo. Erde an Raumschiff«, Heinz fuhr mit einer Hand vor ihren Augen auf und ab. »Drehen wir einen Tatort oder was war das?«, fragte er, als sie ihm Aufmerksamkeit schenkte.

      »Darüber sprechen wir später und nicht hier«, antwortete sie müde. Jegliche Kraft und Anspannung verließ sie.

      »Tu‹ uns das nicht an. Wir platzen vor Neugierde. Dengler und unser Präsident stritten vorhin heftig. Das war nicht von schlechten Eltern. Bis dann diese Amerikanerin kam. Sie nahmen keine Rücksicht auf mich. Dengler erhielt wohl einen Anruf aus Berlin, der ihm nicht gefiel. Er deutete es vorhin an. Unser Staatsanwalt wehrte sich dagegen, dass wir die Ermittlungen weiterführen, und machte es auch deutlich. Zu undurchsichtig, zu gefährlich und eine Falle. Alles habe ich nicht mitbekommen oder zumindest nicht verstanden.« Heinz sah sie besorgt an, wobei er nervös die Jeans hochzog.

      »Hier stimmt jede Menge nicht«, meinte Maria. »Ich sprach gestern mit Armin. Er sorgte sich, weil im LKA die Drähte zu unserem Fall heiß liefen. Die Toten haben eine groß angelegte Ermittlung der amerikanischen Bundesbehörden in Gang gesetzt.«

      »Wie gesagt. Wir sprechen später darüber und nicht hier.« Claudia schloss das Thema und verließ den Raum.

      »Was ist denn mit der los?«, fragte Heinz.

      »Da braut sich was zusammen. Irgendein heißes Ding. So habe ich Claudia noch nie erlebt.«

      »Was hat denn dein Heini vom LKA genau gesagt?«

      »Der Heini heißt Armin«, Maria zog die stark betonten Augenbrauen hoch, »und deutete die Schwierigkeiten lediglich an. Dabei schien er in großer Sorge. Irgendwer muss in Düsseldorf mächtig herumwirbeln. Wie immer ... unter großer Geheimhaltung. Das kennen wir … es dringt meist etwas nach draußen.«

      »Und das auf meine alten Tage. Ich brauch das nicht mehr.« Heinz schob fahrig die Akten über den Tisch. »Ob ich mal Fabian anrufe?«

      »Untersteh‹ dich. Claudia verpasst dir einen Einlauf, dass du nie mehr von der Toilette kommst.«

      *

      Claudia drehte vor dem Polizeipräsidium auf dem Parkplatz ihre Runden, die Schultern eingezogen und den Kopf gesenkt. Der Wind wehte kühl und sie trug keine Jacke. Ein Königreich für eine Zigarette. Sie war nie abhängig von den Glimmstängeln, doch ab und zu … Wütend auf die Welt, brabbelte sie sinnlose Worte. Abrupt blieb sie stehen und guckte zum Eingang. Stone kam heraus. Sie schüttelte leicht den Kopf.

      Claudia riss sich zusammen und nahm den Lauf wieder auf. Kaum setzte Raissa den Fuß auf die erste Stufe, um hinabzugehen, rauschte eine schwere dunkle Limousine heran und sie stieg ein. Verspiegelte Scheiben. Claudia erkannte nicht, ob außer dem Fahrer jemand im Innenraum saß. Ein BD-Kennzeichen mit einer Neun beginnend. Bundesinnenministerium, wenn ihre Erinnerung nicht trog.

      Was wurde hier gespielt? Eine Bundesbehörde? Konnte sie der Amerikanerin trauen, die gestern am frühen Abend so sympathisch rüber kam? Alles trat so ein, wie sie es voraussagte. Wo geriet sie hinein? Claudia nahm das Smartphone und drückte Marias Kurzwahltaste. Sie ging kein Risiko ein. Das Team wurde in der Vergangenheit schon einmal abgehört. Litt sie unter Verfolgungswahn? Nein, sicher nicht.

      »Ich bin’s«, sagte sie kurz. »Bitte keine Namen. Wir treffen uns um vierzehn Uhr bei mir.« Sie unterstellte Kurt, dass er die Gelegenheit, zum Ausritt mit Raissa, nutzte, und sei es, um sie zu provozieren. Sie nutzten in der jüngeren Vergangenheit die Wohnung ihres Lebensgefährten, häufiger zu konspirativen Sitzungen. Im Präsidium herrschte in den letzten Wochen ein derartiges Durcheinander, dass die kurzzeitige Verlegung der Tätigkeit an einen anderen Ort, nicht auffiel. Die Führungsriege durchlief vor einigen Wochen eine Erneuerung. Die Beteiligten warteten auf ihren Prozess in einem Korruptionsskandal. Langsam schlenderte sie ins Büro zurück.

      *

      neun

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