Tod im Maisfeld. Herbert Weyand

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Tod im Maisfeld - Herbert Weyand KHK Claudia Plum

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Bundeswehr baute in den achtziger Jahren eine Straße ins nirgendwo. Sie endete mitten im Feld. Wahrscheinlich lag damals Geld in der Schublade, das verbraten werden musste.

      »Gut. Bis gleich.«

      Claudia rief Kurt an. »Ich treffe mich gleich mit der Stone.«

      »Wo?«

      »Waldstraße. Ich denke, wir sind dann zum Heideparkplatz.«

      »Wann soll ich dich anrufen?«

      »Lass‹ mir eine Stunde.« Während sie telefonierte, lief sie locker zum Treffpunkt, an dem ein dunkler unauffälliger Wagen wartete. Raissa stand neben dem Fahrzeug.

      »Hallo. Schön, dass sie dem Treffen zugestimmt haben.«

      »Ich hab‹ keine Lust«, bemerkte Claudia. »Aber was soll ich machen. Nehmen Sie mich mit und wir fahren zum Parkplatz?«

      »Gern.«

      Der Parkplatz war leer. Bis vor wenigen Tagen standen die Fahrzeuge bis in den späten Abend dort. Spaziergänger, Jogger und Liebespaare. Der Temperatursturz der letzten Tage hielt die Menschen zu Hause vor dem Kamin. Claudia musterte Raissa. Sie trug einen formlosen Jogginganzug, der so verknautscht und alt aussah, dass er wie ein Erbstück wirkte. Die Haare lagen fest am Kopf und sie zeigte sich ungeschminkt. Frisch gebadet oder geduscht. Nichts von alledem nahm ihr die Ausstrahlung und Faszination.

      »Und?«, fragte Raissa.

      »Was und?« Claudia beabsichtigte nicht, etwas preiszugeben.

      »Sind die Dinge, die ich ihnen vorausgesagt hatte, eingetreten?«

      »Das wissen Sie genauso gut wie ich.«

      »Sicherlich. Was haben Sie empfunden?«

      »Hören Sie Raissa. Ich bin nicht zu einer Psychoanalyse hier. Sie glauben nicht wirklich, dass ich Ihnen um den Hals falle, wenn Sie mein Leben von heute auf morgen verändern.«

      »Falls Sie von mir denken, ich halte Sie für blöd … nein. Ich habe größte Hochachtung vor Ihnen. Das ist mehr, als Sie von Ihren Vorgesetzten erwarten können.«

      »Also gut. Ich habe heute den Kontakt mit meinen Vorgesetzten gemieden, weil ich hoffte, über Sie Details zu bekommen. Welche Rolle spielen Sie tatsächlich?«

      Raissa ruckelte unruhig auf dem Fahrersitz und wandte den Kopf von Claudia ab, zur Windschutzscheibe. Dabei zog sie einen Kaugummi aus der Packung.

      »Was ich Ihrem Lebensgefährten über mich erzählte, ist richtig. Ich verbrachte fast mein ganzes Leben in Deutschland und arbeite bei der Army. Das verhinderte nicht, dass ich von einer unserer Agenturen rekrutiert wurde. Dazu bedurfte es keines besonderen Anlasses oder Ausbildung. Ich war jung und stolz darauf, zu den Auserwählten zu gehören. Im Verlaufe der Jahre führte ich drei Aufträge durch, die mir zeigten haben, dass ich nicht für eine solche Aufgabe geeignet bin. Meine Jugend war streng und ich stand unter dem Einfluss eines traumatischen Erlebnisses. Meine Hintermänner erwarteten, dass ich meinen Körper einsetzte. Das wurde mein Problem. In der Army entwickeln sie Abwehrmechanismen. Die Überzahl meiner Kollegen halten Frauen für Freiwild und tun sich keinen Zwang an. Sie werden innerlich hart und abweisend dem anderen Geschlecht gegenüber. Meine Sexualpartner suche ich mir selbst und weit weg, wo niemand weiß, was ich beruflich tue.« Sie wandte nachdenklich den Kopf zu Claudia. »Ich verliere mich. Meine Aufgaben für das ›Büro‹ erledigte ich. Eine eklige Angelegenheit, die mir zeigte, dass ich das nicht haben muss. Den jetzigen Auftrag übernahm ich, weil Kameradinnen und Kameraden an den Fronten dieser Welt betroffen sind.«

      »Ich möchte offen zu Ihnen sein«, begann Claudia vorsichtig, nachdem Raissa einige Zeit schwieg. »Mir fällt es schwer, Ihren Worten zu glauben. Unser Polizeiapparat und die Politik sind in Aufregung. In einer solchen Angelegenheit sind wir nicht prädestiniert, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Wir haben den BND, den Verfassungsschutz, das BKA und was sonst noch alles. Meine Kollegen und ich sind nicht vermessen zu glauben, dass wir dieser Sache gewachsen sind. Bevor Sie kamen, wussten wir nicht, welche Dimension der Fall unter Umständen bekommt. Natürlich haben wir nach unserer letzten Begegnung die Sensoren ausgefahren und festgestellt, dass etwas Wahres dran sein könnte … vorsichtig ausgedrückt. Außerdem wollen wir nicht glauben, dass unsere Vorgesetzten uns ins offene Messer laufen lassen.«

      »Ihnen bleibt keine andere Möglichkeit. Unsere Außenministerin macht der deutschen Politik mächtig Dampf. Es geht nicht nur um amerikanische Soldaten. Die NATO und damit auch deutsche Kameraden sind in Gefahr. Die Erwartung geht dahin, dass Sie und Ihre Kollegen den Fokus lediglich auf die Mordermittlungen richten, damit die Agenturen im Hintergrund unbehelligt arbeiten können.«

      »Wie mich das ankotzt. Ich strikt dagegen, dass deutsche Soldaten an den Kampfhandlungen in der Welt mitmischen, möchte sie jedoch nicht dem politischen Wahn opfern. Willi Brandt sagte einmal: ›Von deutschem Boden darf kein Krieg mehr ausgehen.‹ Die Wortklauberei zur Berechtigung der Einsätze deutscher Soldaten in Krisengebieten geht mir auf den Keks. Die Menschen lernen nie aus der Geschichte. Zurzeit haben wir die unsinnige Multikulti Diskussion. Genauso sinnlos. Den Menschen fehlt Aufklärung. Intelligente Menschen denken. Ich verliere mich. Na ja … ich muss meine Kollegen schützen. Was haben Sie vor?«

      »Abwarten. Anderes ist im Moment nicht möglich. Ich möchte Sie bitten, den Mordfall, entsprechend, ihrer üblichen Vorgehensweisen, weiter zu ermitteln. Wichtig ist, dass wir uns vertrauen. Ansonsten kommt niemand von uns unbeschadet aus der Angelegenheit heraus.«

      »Vertrauen ist der schwierigste Aspekt. Ich muss gestehen, dass es im Moment sehr schwer ist, einen entsprechenden Glauben zu entwickeln. Gerade Ihnen gegenüber. Ich bin nicht der Meinung, dass Sie mir etwas Gutes tun wollen.«

      »Ich verstehe Sie.« Raissa unterbrach und nahm ihr Smartphone, das, stumm geschaltet, vibrierte. Ohne etwas zu sagen, lauschte sie dem Gesprächspartner und lachte. Sie unterbrach die Verbindung: »Wir werden beobachtet. Dort vorn links steht Ihr Lebensgefährte, rechts Ihr Nachbar Paul und etwas hinter ihm Ihre Nachbarin Griet. Und dort vorn«, sie zeigte durch die Windschutzscheibe und trug ein breites Grinsen auf dem Gesicht, »meine Kollegin Sheila. Ist das nicht schön. So viele Personen sorgen sich.«

      »Davon wusste ich nichts«, stotterte Claudia.

      »Ist doch egal. Ich finde es nett. Also … seien Sie vorsichtig. Wollen Sie hier raus oder soll ich Sie bis zur Kreuzung mitnehmen?«

      »Ich steige hier aus.« Sie öffnete die Wagentür und stand einer kleinen dunkelhäutigen Frau gegenüber.

      »Hi«, sagte sie kurz und nahm den Platz ein, den Claudia innehatte. Einen Augenblick später fuhr der Wagen davon.

      »Ihr könnt euch zeigen«, rief Claudia.

      *

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