JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch страница 20

Автор:
Серия:
Издательство:
JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

Скачать книгу

Was unternehmen Sie sonst noch?“

      „Wir werden die Kriminalpolizei und die anderen Medien informieren. Wir fordern die Bank auf, die sieben Komma sieben Millionen Euro sofort nach Äthiopien zu überweisen.“

      Er machte eine kurze Pause.

      „ Hab verstanden. Und wie lange wird Ihre Aktion dauern?“

      Oliver war sich sicher: in seinen Gedanken war der Redakteur bereits bei den Einschaltquoten.

      „Kommt darauf an, wann die Bank das Geld überweist und die beiden Banker Blüsch und Ebert einsehen, was sie verbrochen haben.“

      Oliver hörte Brinkmann schallend lachen. Und musste selber grinsen.

      „Aber wir bekommen die Videos, wenn Ihre Aktion beendet ist. Als einziger Sender?“

      „Wenn Sie unsere Bedingungen akzeptieren, ja. Das Spektakel garantiert Ihnen täglich hohe Einschaltquoten zur besten Sendezeit. Denn wir vermuten, dass sich diese Aktion eine Zeit lang hinziehen wird.“

      „Ich muss natürlich erst meinen Chef informieren. Sagen Sie mir, wie viel Sie verlangen.“

      „Wir verlangen kein Geld für uns. Wie ich schon betont habe, geht es um die gnadenlose Aufmerksamkeit, wie groß die Raffgier der Banker ist angesichts der Folgen für die in Afrika.“ Und nach einer kurzen Pause. „Und nicht nur dort.“

      Oliver hörte, wie er flüsterte.

      „ Ich werde meinen Chef sofort informieren… und rufe Sie zurück. Geben Sie mir Ihre Nummer?“

      „ Um sechs ruf ich Sie zurück.“

      Er hing den Hörer auf.

      Später informierte er Jana und Alex über das Gespräch.

      Am Abend meldete sich Oliver wieder über eine öffentliche Telefonzelle, weil noch nichts Konkretes vereinbart war.

      „Guten Abend, Herr Brinkmann. Was sagt Ihr Chef?“

      „Der ist einverstanden. Wir bekommen als einziger Sender die Aufzeichnungen.“

      „Wenn Sie die Vereinbarungen unterschreiben.“

      „Was sind das für Vereinbarungen?“

      „Erstens, Sie dürfen unsere Identität nicht preisgeben. Zweitens, Sie spenden einen hohen Betrag an die Deutsch-Äthiopische-Hilfsorganisation.“

      „Wie viel?“

      „Fünf Millionen Euro.“

      „Oh….“

      „Wenn nicht, jeder andere Sender würde zustimmen, wenn er an die Werbeeinnahmen denkt… und das Spektakel kann ein paar Wochen dauern. Das hatte ich Ihnen schon gesagt.“

      „Ist gut, natürlich…Aber, Sie wissen, dass wir in Teufels Küche kommen, wenn wir Leute decken, die eine…Straftat begehen. Freiheitsberaubung ist eine Straftat.“

      „ Eine uneigennützige Straftat. Ich weiß, nach Paragraph zweihundertneununddreißig Strafgesetzbuch bis fünf Jahre…Sie werden es überleben.“

      „Hm…“

      „Außerdem berufen Sie sich auf den Quellenschutz, der zu den Grundsätzen der Pressefreiheit gehört, weil diese Aktion wirklich ein öffentliches Interesse hat. Aber das muss ich Ihnen ja nicht erklären.“

      „Gut, wann können wir uns treffen, um alles perfekt zu machen?“

      „ Ich komme zu Ihnen in die Redaktion.“

      *

      So begannen sie mit ihrer spektakulären Aktion.

      Sie wollten demonstrieren, wie raffgierig, verantwortungslos, ja unmenschlich in diesem Fall die zwei Banker agierten. Sie wollen aufzeigen, dass sie bewusst indirekte direkte Schuld am Hungertod in Äthiopien auf sich nehmen.

      Die drei hatten sich von humanitären Organisationen Videos anlässlich früherer Aufzeichnungen besorgt, auf denen hungernde Kinder, Frauen, Männer zu sehen waren. Außerdem hatte Alex genügend Filmmaterial von seiner Reise nach Äthiopien aus dem Jahr 2003.

      Nachdem die zwei Banker die ersten Abendstunden unten damit verbracht hatten, sich Bilder und Filme über die Armut und die hungernden Menschen anzusehen, mussten sie in den ersten Stock. Auf dem schmalen Gang zu den Zimmern blieb Blüsch abrupt stehen und starrte im Halbdunkel auf den Boden. Dann schrie er auf und deutete auf den Käfig, in dem sich etwas bewegte. „Was ist das?“

      Oliver antwortete nicht, aber Alex machte eine kurze Bemerkung. „Das sind Ratten.“

      Ebert zuckte kurz zusammen. Blüsch wechselte die Gesichtsfarbe.

      Die beiden wurden jeder in ein kleines Zimmer im Obergeschoss eingesperrt. Die Räume waren spartanisch nur mit einem Bett, einem Schrank, einer Kommode, einem Stuhl, einem kleinen Tisch und einem Waschbecken ausgestattet. Es gab kein Fernsehen, keine Internetverbindung, kein Telefon und keinen Zimmerservice in dieser Edelherberge.

      Blüsch protestierte verzweifelt, lärmte herum und schrie Oliver und Alex an.

      Die Türen wurden hinter den beiden geschlossen und der Schlüssel von draußen herumgedreht, nachdem man ihnen gesagt hatte, dass sie nachts nur zu klopfen brauchten, wenn sie aufs Klo mussten.

      Blüsch trommelte mit den Fäusten gegen die Türe, und als keine Reaktion kam, setzte er sich auf das frisch bezogene Bett. Die Ratten gingen ihm nicht aus dem Kopf. So allmählich begriff er erst richtig, dass er gefangen war. Als er die neue Zahnbürste, das Wasserglas auf der Waschbeckenablage, die neue, noch verpackte Seife und die frisch gewaschenen Handtücher sah, ahnte er, dass er und Ebert so schnell nicht wieder herauskommen würden.

      Von nebenan hörte er Eberts Schritte. Und wunderte sich, dass dieser Mann in so einer Situation nach außen hin keine Gefühle zeigte.

      Draußen hörte er Alex und Oliver, als sie nach unten gingen.

      Er klopfte aus lauter Verzweiflung gegen die Türe und schrie, dass er krank sei und Medikamente brauche.

      Oliver kam zurück und öffnete die Türe. „Was ist los?“

      Blüsch stand vor ihm, sein Gesicht war puterrot. „Ich sage Ihnen, dass ich Diabetiker bin. Ich brauch mein Insulin.“

      Oliver nickte. Blüsch holte mit zitternder Hand ein Rezept aus seiner Jackentasche. „Ich wollte heute in die Apotheke gehen. Alles andere ist in meinem Aktenkoffer.“

      Er überreichte Oliver das Rezept, der es einsteckte, wieder nach draußen ging und abschloss.

      Blüchs und Eberts Aktenkoffer wurden nach der Entführung an ihre Privatadressen geschickt. Das war ein Fehler, wurde Alex jetzt klar.

      Sie waren offensichtlich noch keine Profis.

      Die Fensterläden waren oben von außen mit Querbalken verriegelt. Somit konnte man sie von innen nicht mehr öffnen.

Скачать книгу