JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

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JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

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ein schallendes Gelächter aus. Blüsch schüttelte den Kopf und verließ kommentarlos den Raum.

      „Ich selber habe mich davon überzeugen können. Bereits nach wenigen Tagen wurden die sieben Komma sieben Millionen überwiesen,“ bestätigte Dr. Ebert mit schneidender, überheblicher Stimme. Keine weitere Diskussion.

      Somit war die Pressekonferenz beendet, weitere Fragen wurden nicht mehr zugelassen.

      Als Ebert in sein Büro ging, fand er auf seinem Schreibtisch einen Briefumschlag mit einem schwarzen Rand vor. Er öffnete ihn. Dann holte er 2 Trauerkarten heraus. Es waren Todesanzeigen. Er warf einen Blick darauf. Eine Frau namens Katarina Lohmann teilte mit, dass ihr kleiner Sohn Miguel und ihr Mann Baldur Lohmann am 1. Juni beerdigt werden. Er, Doktor Artur Ebert, wurde zur Trauerfeier eingeladen.

      Dann fand er einen Zeitungsausschnitt vom 23. April, in dem stand, dass ein Baldur Lohmann mit seinem Auto gegen einen Brückenpfeiler gerast sei und sofort tot war. Es ist zu vermuten, dass es Selbstmord gewesen ist, weil keine Bremsspuren vorhanden waren.

      Der Banker suchte mit seinem zweiten Blick den Papierkorb.

      *

      Als Alex die Nachrichten verfolgt hatte, lehnte er sich langsam in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Er arbeitete bei seinen Vorbereitungen zur Gründung seines eigenen Magazins, als er die Pressekonferenz mit den beiden Bankern sah. Und das Adrenalin schoss ihm ins Blut, als er Ebert erblickt hatte.

      Glanz hatte ihn vorgestern angerufen und über seine Mitteilung vorab informiert. Dann wies er ihn auf die Pressekonferenz hin, die im Fernsehen im Regionalsender übertragen wird. Alex hatte schon geahnt, dass sich kaum jemand für die Angelegenheit interessieren wird. Kein Stoff für Top-Meldungen, kein Stoff für Schlagzeilen, keine Rede wert.

      Insofern war er nicht einmal enttäuscht, was seinem Zorn jedoch mehr Power gab.

      Er steckte sich eine Zigarette an und erinnerte sich an seine Reportage über Äthiopien vor 3 Jahren. Er war damals schockiert über das Elend der Menschen, über die Armut, über den Hunger, den sie erlitten. Er sah immer wieder diese ungeheure Diskrepanz: Dort verhungern Menschen, hier verschwenden welche mit unglaublicher Dreistigkeit Wasser und Lebensmittel. Und er wollte in seiner infantilen Naivität nicht begreifen, dass und wie das möglich war und warum.

      Er verfiel damals in eine kurze und heftige Depression angesichts der Aussicht, nicht genügend helfen zu können. Hinzu kam die Tatsache, dass seinerzeit von den laufenden Spendengeldern nur ein Teil ankam, der Rest verschwand in diffuse Kanäle, die "Bearbeitungsgebühren", "Bankspesen", "Provisionen" genannt wurden.

      Später setzte er sich mit seinem Freund, dem Veranstalter Hubert Franklin zusammen und schlug ein Benefiz für die hungernden und kranken und hoffnungslosen Menschen in Äthiopien vor. Franklin war einverstanden; und nach entsprechender Organisation wurde sie am 2. April in der Frankfurter Commerzbank Arena veranstaltet.

      Im Geiste sah Alex Riemek wieder dunkelhäutige, bis auf das Skelett abgemagerte Menschen. Aus den in tiefen Höhlen liegenden Augen warfen sie Blicke von unendlicher Leere in die Kamera. Mütter sahen auf ihre Kleinkinder, die in ihren Armen lagen. Eine vor Hunger geschwächte Frau torkelte mit einem toten Baby im Arm durch das Dorf.

      Dann kam ein anderes Bild: Er sah ein Büfett voller Fleischberge, Hummer, Kaviar, Lachs, erlesenes Obst, Champagner, Weine, Kanapees. Um das Büfett standen Männer und Frauen, in den Händen hielten sie Teller mit den Köstlichkeiten und Champagner-Kelche. Es war die Fernsehberichterstattung über die 100-Jahrfeier der "Frankfurter Weltfinanzbank" am 30. April.

      Diese komprimierten gegensätzlichen Bilder lösten in ihm wieder eine unbeschreibliche Wut aus; und diese Wut wurde immer größer und wuchs zu einem Buschfeuer. Sie war ein Gefühl, das in seinen Eingeweiden brannte und nach einer Reaktion schrie.

      Er wusste, dass Glanz nie das Ergebnis seiner Recherche veröffentlichen würde, wenn irgendein Zweifel bestand. Glanz hatte überall seine Quellen, natürlich auch bei den Banken.

      Er hatte ihm gesagt, dass Ebert und Blüsch die Verwaltung der Spendengelder „höchstpersönlich“ in die Hand genommen haben. Heinrich Michels hatte ihm das mit der Bitte um absolutes Stillschweigen gesteckt.

      Am Abend würde Alex mit Saskia darüber sprechen. Zunächst aber fuhr er in die Stadt, um noch mal mit Glanz zu reden.

      Dann fuhr er nach Hause, stellte seinen BMW vor der Loftwohnung ab, schaute zum Fenster und sah, wie Saskia ihm zuwinkte.

      Dann aßen sie eine aufgewärmte Kleinigkeit.

      „Was gibt es Neues?“ fragte sie, als sie fertig waren und er das Geschirr in die Geschirrspülmaschine stellte. Sie blieben am Esstisch sitzen.

      „ Ich hab so einen Zorn auf das, was sich diese beiden Banker geleistet haben.“

      „Ja,….“ sagte sie. „Und du gehst wirklich davon aus, dass sie die Spendengelder tatsächlich noch nicht nach Äthiopien transferiert haben?“

      „Ja. Überleg doch. Am zweiten April war das Benefiz, an diesem Tag haben die Leute angerufen und ihre Kontendaten und Beträge durchgegeben. Ein paar Tage später sind die Beträge per Lastschrift eingegangen. Es sind fast acht Wochen vergangen, und die da unten haben noch keinen Cent.“

      Er steckte sich eine Zigarette an und stemmte die Ellenbogen auf den Tisch.

      Saskia schüttelte den Kopf. „ Es ist diese maßlose Gier nach Geld. Ich glaub, die können gar nicht anders, es sitzt ihnen im Blut. Wenn es zum Beispiel hunderte von Millionen wären, könnte man es noch nachvollziehen, das würde sich bei dieser Raffgier-Mentalität lohnen, aber das hier sind doch Peanuts für die. Geld, das für die Armen der Ärmsten bestimmt ist. Denen noch das bisschen wegzunehmen, ist unfassbar. Unsere Kultur geht langsam vor die Hunde.“

      Er schüttelte resigniert den Kopf.

      „ Langsam…?“ fragte er sie und sich selber.

      Alex besprach am nächsten Tag die Sache mit seinem alten Freund Oliver, einem eigensinnigen Zeitgenossen von einem Rechtsanwalt, der unter anderem die Opfer und Angehörigen von Gewaltverbrechen vor Gericht vertrat, manchmal auch kostenlos. Sie hatten sich vor zirka zehn Jahren kennen gelernt, als er einen Rechtsanwalt brauchte.

      Und er sprach mit Jana Johansson, der Schriftstellerin.

      Sie hatten sich dann in Olivers Wohnung im Frankfurter Stadtteil Sindlingen getroffen. Auch seine beiden Freunde waren erwartungsgemäß enttäuscht, als sie die Pressekonferenz mitverfolgten.

      „Ich glaub den beiden kein Wort,“ argwöhnte Oliver.

      „Und ich glaub dasselbe, was du glaubst,“ sagte Jana.

      „Und weshalb haben die anderen Journalisten nicht nachgehakt?“ fragte Oliver in Anspielung auf die sarkastische Bemerkung von Glanz.

      „Weil das keine Schlagzeilen ergibt,“ vermutete Jana.

      „Betrachten wir zunächst mal die Fakten,“ begann Alex und zündete sich eine Zigarette an, „…die Bank hat seit dem achten April oder ein paar Tage später sieben Komma sieben Millionen Euro auf dem Spendenkonto. Glanz hat herausgefunden, dass die "Deutsch-Äthiopische-Hilfsorganisation" am siebenundzwanzigsten Mai angefragt hat, wo das Geld bleibt. Mir kann

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