Der grüne Bogenschütze. Edgar Wallace

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Der grüne Bogenschütze - Edgar Wallace

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die Schultern.«

      »Ist das eine Ihrer Vermutungen?« fragte Spike erstaunt.

      »Nein, das ist eine Tatsache. Ich werde Ihnen noch eine andere Angabe machen. Der Mörder hat entweder einen sehr starken Spazierstock oder ein Bündel Golfstöcke getragen. Ich persönlich neige mehr zu der Ansicht, daß es Golfstöcke waren, weil keine Viertelmeile von dem Tatort entfernt ein freier Platz liegt. Ich gebe ja zu, daß ich noch nicht genau weiß, ob diese Mitteilungen für Sie von irgendwelchem Wert sind, aber vielleicht sparen Sie diese Hinweise für sich persönlich auf, bis der Mörder gefangen ist und Sie darüber berichten.«

      »Gibt es denn irgendwelche definitiven Anhaltspunkte, durch die das Verbrechen aufgeklärt werden könnte?«

      Jim Featherstone schüttelte den Kopf.

      »Keine – das heißt keine, die reif sind für die Veröffentlichung, weil sie nämlich wahr sind. Ich will nicht ironisch sein, Holland, aber Sie wissen vielleicht, daß wir nur dann Indizien öffentlich bekanntgeben, wenn wir einen Verbrecher erschüttern und ihn dazu bringen wollen, zu fliehen. Es ist das letzte Hilfsmittel, das die Polizei anwendet, um einen Übeltäter dahin zu bringen, sich selbst dadurch zu verraten, daß er seine gewöhnliche Umgebung verlaßt und sich versteckt. Es sind mehr Leute durch ihr verdächtiges Fernsein als durch hinterlassene Fingerabdrucke gefangen worden. Aber der Mann, hinter dem wir jetzt her sind, ist kein gewöhnlicher Verbrecher.«

      »Was hat das eigentlich mit der Narbe auf dem Rücken zu bedeuten?« fragte Spike neugierig. Er erwartete keine Antwort auf seine Frage, aber zu seinem größten Erstaunen gab ihm Featherstone eine Erklärung.

      »Ich weiß nicht, wie lange Sie schon in diesem Lande sind oder wieweit Ihre Kenntnisse der Gerichtsstrafen in England reichen. Für gewisse Verbrechen wird bei uns die Prügelstrafe angewandt. Manche Menschen denken, das sei brutal – und das mag ja vom rein menschlichen Standpunkt aus auch stimmen. So ist das Aufhängen sicherlich nicht sehr human. Wir haben aber erreicht, daß gewisse Arten von Verbrechen vollständig verschwunden sind. Wenn ein paar Straßendiebe einen Bürger auf der Straße überfallen und ihn berauben, kann sie der Richter zu je fünfunddreißig Schlägen verurteilen. Infolge dieser Maßnahme sind Raubüberfälle überhaupt nicht mehr vorgekommen. Oder wenn einem Menschen nachgewiesen wird, daß er gewohnheitsmäßig von der Erpressung von Straßendirnen lebt, dann wird er zur Prügelstrafe verurteilt, und dadurch ist das Zuhältertum sehr stark eingeschränkt worden. Die Prügelstrafe steht auch noch auf andere Vergehen, zum Beispiel auf tätlichen Angriff auf Gefangenenwärter. Wir nennen die Peitsche die ›neunschwänzige Katze‹. Creager brachte im Pentonville-Gefängnis sieben Jahre lang die Prügelstrafe zur Anwendung. Das ist ein sehr unangenehmes Amt, das außerordentlich starke Nerven und viel Geschicklichkeit erfordert, denn dem Gesetz nach darf die Peitsche nicht über oder unterhalb der Schultern den Körper treffen, weil die Schläge leicht den Tod zur Folge haben, wenn sie über den Hals gehen. Die meisten Verbrecher nehmen ihre Strafe hin und fühlen keine Rachegedanken gegen den Beamten, der diese Strafe vollzieht. Aber es gibt andere, die das niemals vergeben, und ich habe mir selbst die Theorie gebildet, daß der Mörder ein Mann war, den Creager einst geschlagen hat, und der nur eine Gelegenheit zur Rache abwartete.«

      »Und was wollten Sie mit dem dicken Spazierstock oder dem Bündel Golfstöcke sagen?« fragte Spike.

      »Creager wurde von einem Pfeil getötet, der von einem sehr starken Bogen abgeschossen wurde. Dieser Bogen war wahrscheinlich aus allerfeinstem Stahl hergestellt. Sie können aber nicht mit Bogen und Pfeil in der Hand durch London gehen, ohne nicht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Deshalb meine ich, daß die Waffe vielleicht in einem hohlen Spazierstock oder in einem Bündel Golfstöcke verborgen war.«

      Spike kehrte zu seinem Bureau zurück und hatte das Gefühl, daß seiner Geschichte die Pointe genommen war.

      »Wir müssen die Frau aus der Geschichte lassen, Mr. Syme,« sagte er. »Die Polizei hat alles über sie aufgeklärt, die ganze Sache hat nichts auf sich.«

      »Ich mißtraue immer solchen geheimnisvollen Frauen,« beklagte sich der phantasielose Redakteur. »Aber hier ist ein Telegramm für Sie angekommen.« Er wandte sich um, nahm ein versiegeltes Formular aus dem Regal und reichte es seinem Angestellten hinüber. Spike öffnete es und las.

      »Glauben Sie, daß Bellamy meinen Plan durch eine Schenkung unterstützen würde? Halten Sie ihn für einen Kinderfreund?«

      Spike ließ sich auf einen Stuhl fallen und lachte, bis ihm die Tränen in die Augen kamen.

      »Was hat denn nun schon wieder dieser hysterische Anfall zu bedeuten?« fragte Mr. Syme vorwurfsvoll.

      8

      Valerie Howett war vollständig verzweifelt.

      »Aber meine liebe Val,« sagte ihr Vater, nachdem er ihre Vorwürfe über sich hatte ergehen lassen, »ich mußte doch so handeln. Du bist mir mehr wert als sonst irgend etwas auf der Welt, und ich konnte nicht die Verantwortung auf mich nehmen, dich ohne Schutz zu lassen.«

      »Aber warum hast du mir denn nicht gesagt, daß er ein Detektiv ist?«

      Das düstere Gesicht Walter Howetts erheiterte sich zu einem Lächeln.

      »Er hat mich die ganze Zeit beobachtet und ist mir überallhin gefolgt, wenn ich dachte, ich sei allein. Ich glaubte sicher, es sei einer von diesen nutzlosen jungen Leuten, denen man überall begegnet.«

      »Er ist schon dreißig Jahre alt,« sagte Howett, »und er ist wirklich ein guter Mensch. Ich kannte seinen Vater, er war Attaché bei unserer Gesandtschaft in Washington. Du solltest dich nicht darüber kränken, Val, denn er hat seinen zweimonatigen Urlaub geopfert, um mir zu helfen. Ich dachte, du wärest nach dieser Zeit deiner Nachforschungen vielleicht müde und würdest froh sein, nach Hause zu kommen.«

      Sie erwiderte nichts, obwohl er auf eine Antwort wartete.

      »Wie hast du denn herausgebracht, daß er zur Polizeidirektion gehört?«

      »Er hat es mir selbst gesagt,« entgegnete sie kurz, und er fragte nicht weiter.

      »Hoffentlich bedeutet das nicht, daß er nicht mehr zu uns kommt. Ich bin beruhigter, wenn er in der Nähe ist.«

      »Er will morgen Abend zum Essen kommen,« sagte sie vorwurfsvoll. »Aber es ist ein unausstehliches Gefühl, wenn man weiß, daß man dauernd beobachtet wird.«

      Aber ihre Abneigung gegen jede Überwachung hielt sie doch nicht davon ab, daß sie Jim Featherstone bei seinem Versprechen hielt. An dem Tage, als ihr Vater nach Schottland fuhr, machte er ihr seinen Besuch und holte sie ab. Aber er begleitete sie nur fünf Minuten lang. Bei dem großen Marmorbogen im Hyde Park ließ sie den Wagen halten und öffnete die Tür in nicht mißzuverstehender Weise.

      »Hier soll ich also wohl aussteigen?« fragte er lächelnd.

      Sie fand, daß er außerordentlich vorteilhaft aussah und konnte kaum glauben, daß er bereits die Dreißig erreicht habe.

      »Ich will Sie auch gar nicht fragen, wohin Sie gehen oder welche wilden Abenteuer Sie vorhaben,« sagte er, als er neben ihrem Wagen stand. Seine Hand lag noch auf dem Türgriff.

      Valerie lächelte.

      »Ist es denn überhaupt notwendig zu fragen, wenn Sie aller Wahrscheinlichkeit nach zwei Polizeibeamte mit Motorrädern

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