Der Dieb in der Nacht. Edgar Wallace

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Dieb in der Nacht - Edgar Wallace страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Dieb in der Nacht - Edgar Wallace

Скачать книгу

so schön war. Diana trug ein duftiges weißes Kleid, und auf ihren Knien lag ein offener Gedichtband.

      Sie schaute auf, als ihre Kusine ins Zimmer trat, und legte das Buch beiseite.

      Diana war schön, aber sie besaß die zerbrechliche Schönheit einer feinen Porzellanfigur, und in ihrem Lächeln lag eine leise Melancholie.

      Sie erhob sich und ging Lady Widdicombe entgegen. Fast schien es, als fürchte sie sich ein wenig vor ihrer Kusine, die so selbstbewußt und formvollendet auftrat.

      »Was hast du eigentlich an Barbara auszusetzen?« fragte Elsie Widdicombe unvermittelt.

      Diana lachte. In solchen Augenblicken sah sie bezaubernd aus.

      »Das ist aber eine sonderbare Frage, Elsie. Habe ich denn überhaupt etwas an Barbara auszusetzen? – Vielleicht ... Nein, ich kann nicht viel mit ihr anfangen – das ist alles. Ich gebe zu, daß sie ein entzückendes Mädchen ist, aber wir verstehen uns nun einmal nicht. Sie haßt Gedichte – und ich schwärme dafür; sie begeistert sich für Jagd und Golf – und ich fahre gern Auto und spiele Tennis. Ich bin meiner Veranlagung nach zurückhaltend und nicht sehr aktiv, während sie vor Energie nicht weiß, was sie alles unternehmen soll. – Aber warum fragst du eigentlich danach? Hat Willie Barbaras Vorzüge wieder einmal aufgezählt? Er kann sie ja recht gut leiden.«

      Lady Widdicombe setzte sich auf die große, breite Couch. »Ich dachte nur im Augenblick daran. Du hast heute morgen doch auch einen Brief von Mrs. Crewe-Sanders erhalten, wie ich gesehen habe. Sie hat mir ebenfalls geschrieben. Hat sie dir mitgeteilt ...«

      Diana nickte lächelnd und warf ihrer Kusine einen vielsagenden Blick zu. »Jetzt weiß ich auch, warum du Barbara erwähntest – sie war bei den Crewe-Sanders eingeladen.«

      Lady Widdicombe versuchte zu widersprechen, aber ihr Protest war nur schwach.

      »Barbara war dort zu Besuch«, fuhr Diana fort. »Sie war auch bei den Colebrooks eingeladen, als Mrs. Carter ihre Brillantnadel verlor. Ebenso war sie bei der Gesellschaft, die die Fairholms gaben. Die Dame des Hauses vermißt seitdem ihre Brillantbrosche.«

      »Aber Diana!«

      »Ach ja, ich weiß! Aber an den Tatsachen läßt sich doch nichts ändern.« Das Lächeln verschwand aus Miss Wolds Zügen, während sie langsam weitersprach und jedes Wort betonte. »Und sind nicht auch alle diese entsetzlichen anonymen Briefe des ›aufrichtigen Freundes‹ immer nur an Leute gerichtet, die Barbara May persönlich kennt?«

      Lady Widdicombe erhob sich und rief empört aus: »Diana, ich hätte niemals geglaubt, daß du so gehässig sein könntest! Ich fürchte, du weißt nicht, was du sagst. Eben hast du die Vermutung ausgesprochen, daß Barbara nicht nur eine Diebin ist, sondern auch ...«

      »Ich weiß wohl, daß es eine schwere Anschuldigung ist.« Diana nickte. »Aber wir müssen doch den Tatsachen ins Auge sehen.«

      Lady Elsie sah ihre Kusine vorwurfsvoll an.

      »Was redest du von Tatsachen! Das ist doch geradezu abscheulich! Wie kannst du Barbara so verdächtigen ... Sie ist doch noch fast ein Kind. Aber jetzt kann ich mir gut vorstellen, wie du sie haßt.«

      Diana schüttelte den blonden Kopf und sah Elsie belustigt an.

      »Das stimmt nicht. Aber ich kann doch mein logisches Denken nicht ausschalten. Ich bin eben zu diesem Ergebnis gekommen.«

      Doch dann warf sie den Kopf zurück, als ob sie die häßlichen Gedanken abschütteln wollte, legte den Arm um ihre Kusine und gab ihr einen Kuss.

      »Darling, nimm es nicht so tragisch! Es war wirklich nicht böse gemeint – was kann ich dafür, daß Barbara mir so schrecklich auf die Nerven fällt.«

      Lady Widdicombe ließ sich jedoch nicht so leicht beruhigen. Dianas Worte hatten sie tief getroffen – weil ihr schon derselbe Verdacht gekommen war.

      2

      Inspektor Jack Danton trat in das Büro des Chefinspektors. Er glaubte genau zu wissen, warum ihn sein Vorgesetzter so plötzlich aus Paris zurückgerufen hatte.

      Auf der Rückreise hatte er alle Zeitungsmeldungen über den neuesten Juwelendiebstahl gelesen. Die örtliche Polizei war offensichtlich diesem schlauen Kopf nicht gewachsen.

      Wenn er – Danton – den Auftrag erhalten würde, diese Verbrechen aufzuklären, so wäre das eine Aufgabe nach seinem Geschmack gewesen. Er hatte nach dem Krieg die Laufbahn eines Kriminalbeamten bei Scotland Yard eingeschlagen. Mit Energie hatte er sich durchgesetzt, aber obgleich er bereits eine große Anzahl von Warenhausdieben hinter Schloß und Riegel gebracht hatte, sehnte er sich jetzt doch nach einem großen Fall, bei dem er einmal zeigen konnte, was wirklich in ihm steckte.

      Den Zeitungsmeldungen nach war der letzte Juwelenraub ebenso ausgeführt worden wie alle früheren. Mrs. Crewe-Sanders hatte für mehrere Tage eine Anzahl von Gästen auf ihren Landsitz eingeladen, und in der letzten Nacht war die Brillantnadel gestohlen worden. Der Schmuck war sehr wertvoll, denn um das kostbare Mittelstück waren noch drei große dreieckig geschliffene Smaragde angeordnet.

      Danton war darauf gefaßt, daß sein Vorgesetzter über diese Sache mit ihm sprechen würde.

      »Nehmen Sie Platz«, sagte der Chefinspektor und nickte ihm freundlich zu. »Ich brauche Sie dringend.«

      Jack lächelte. »Ich glaube, ich weiß, warum Sie mich sprechen wollen. Der letzte Juwelendiebstahl war ja wieder eine raffinierte Sache.« Er sah, daß der Chefinspektor die Stirn runzelte, und wunderte sich.

      »Wovon sprechen Sie denn?«

      Jack Danton schaute ihn erstaunt an.

      »Ich meine den Juwelendiebstahl bei den Crewe-Sanders in Shropshire.«

      »Ach so!« Der Chefinspektor zuckte die Schultern. »Ich interessiere mich mehr für den sogenannten ›aufrichtigen Freund‹ als für den Juwelendieb. Außerdem hat die dortige Polizei noch nicht ausdrücklich um unsere Hilfe nachgesucht, wir brauchen uns also deshalb vorläufig keine grauen Haare wachsen zu lassen.«

      Jack lachte.

      »Ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen. Von welchem ›aufrichtigen Freund‹ sprechen Sie denn eigentlich?«

      Der Chefinspektor klopfte mit der Hand auf einige Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen.

      »Es handelt sich um einen anonymen Briefschreiber, der stets mit ›Ein aufrichtiger Freund‹ unterschreibt. Er schickt unverschämte Briefe an hochstehende Persönlichkeiten und hat schon viel Unheil damit angerichtet. Offenbar weiß er einiges über diverse Mitglieder der Gesellschaft, das auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen darf. Diese Leute sind natürlich überzeugt, daß niemand etwas von ihren Geheimnissen ahnt, und sind jetzt verständlicherweise entsetzt. Offen gestanden glaube ich, daß es sich um eine Frau handelt, denn die Handschrift hat typisch weiblichen Charakter. Natürlich ist sie verstellt, aber selbst unter diesen Umständen kann man erkennen, daß eine Frau die Schreiberin ist. Hier haben Sie einen der Briefe.«

      Er reichte Jack einen Bogen über den Tisch.

      Der Inspektor las die Zeilen und lachte spöttisch.

      »Das

Скачать книгу