Der Dieb in der Nacht. Edgar Wallace

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Dieb in der Nacht - Edgar Wallace страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Dieb in der Nacht - Edgar Wallace

Скачать книгу

einen Luxus nie leisten können.

      Fünfzig Schritte ging Danton weiter, dann blieb er stehen. Er befand sich jetzt im Schatten einer Hausecke. Jack machte sich bittere Vorwürfe, daß er ihr so nachspionierte, aber schließlich war er kein Heiliger, und er wollte jetzt unbedingt erfahren, wer der Mann war, dem Barbara zu dieser nächtlichen Stunde ihre Zeit widmete.

      Die Tür des Autos wurde jetzt geöffnet, und der Mann trat auf die Straße hinaus. Er war in mittleren Jahren und von untersetztem Wuchs. Nach den Worten, die Danton auffing, schienen keine besonders freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden zu bestehen.

      »Das wäre also alles, Miss May. Morgen mache ich Ihnen dann weitere Mitteilungen.«

      Gleich darauf fuhr der Wagen weiter. Der Fremde lüftete noch den Hut und blieb ein paar Sekunden stehen, dann drehte er sich um und überquerte die Straße. Nach einiger Zeit hatte er die Umfassungsmauer des Buckingham-Palastes erreicht und ging an ihr entlang.

      Jack folgte ihm, denn der Mann hatte sein Interesse erregt. Er trug Schuhe mit Gummisohlen, die kein Geräusch machten, aber trotzdem sah sich der Verfolgte einmal unruhig um, als ob er fühlte, daß jemand hinter ihm herkam. Er setzte jedoch seinen Weg in der eingeschlagenen Richtung fort.

      In der Nähe des Denkmals der Königin Viktoria zog er plötzlich die Hand aus der Tasche. Dabei fielen sein Taschentuch und ein anderer Gegenstand auf die Straße. Jack eilte hin und hob beides auf. Der Fremde hatte seinen Verlust aber auch bemerkt und fluchte leise, als er umkehrte und auf Jack zukam.

      Jack betrachtete das viereckige Lederetui, das er in der Hand hielt. Durch den Fall hatte sich der Verschluss geöffnet, so daß der Deckel aufklappte.

      Der Fremde stand jetzt dicht vor Jack.

      »Das Etui gehört mir«, sagte er unfreundlich und wollte ihm das Kästchen aus der Hand reißen.

      Aber Jack hatte inzwischen gesehen, daß eine herrliche Brillantnadel darin lag, deren Mittelstück von drei prachtvollen Smaragden umrahmt war. Dies mußte das Schmuckstück sein, das Mrs. Crewe-Sanders gestohlen worden war! Er wollte es nicht für möglich halten, aber sah es nicht so aus, als sei Barbara die Diebin und dieser Fremde der Hehler, dem sie die Nadel verkauft hatte?

      »Geben Sie mir jetzt endlich mein Etui zurück!« Der Mann versuchte aufs neue, Jack den Schmuck abzunehmen, aber dieser hatte blitzschnell das Kästchen in seine Tasche geschoben.

      »Sie müssen mir erklären, woher Sie diese Brillantnadel haben!«

      »Das fällt mir ja nicht im Traum ein! Wenn Sie mir den Schmuck nicht sofort zurückgeben, rufe ich die Polizei!«

      »Das ist nicht nötig – Sie können sich ruhig an mich wenden«, erwiderte Jack spöttisch.

      »Was soll denn das heißen?«

      Jack wies sich aus und fügte hinzu: »Sie werden wohl begreifen, daß Sie mir erst einmal erklären müssen, wie Sie in den Besitz dieses von der Polizei gesuchten Schmuckstückes gekommen sind. Also, begleiten Sie mich freiwillig, oder muß ich Sie festnehmen? Ich möchte Sie bitten, mit mir zur nächsten Polizeiwache zu kommen.«

      Der Mann zögerte eine Weile.

      »Nun gut«, sagte er schließlich. »In dem Fall will ich mitkommen.«

      Schweigend gingen die beiden Männer durch die nächtlichen Straßen. Jack fragte sich, ob der Fremde wohl ahnte, in welch schwierige Lage er ihn gebracht hatte. Sollte es nun zu einer Verhandlung kommen, so würde darin unweigerlich Barbaras Name fallen, und dann war er – Jack – es gewesen, der sie hineingezogen hatte. Erst jetzt fühlte er,« wie nahe sie ihm stand. Aber nun war kein Zurück mehr möglich. Er riß sich zusammen. Sie waren an der Polizeiwache Westminster angelangt.

      Als der Fremde nach seinem Namen gefragt wurde, nannte er sich John Smith. Er verweigerte jede Auskunft darüber, wie er zu dem Schmuckstück gekommen war, und schwieg, während Jack und der Sergeant vom Dienst das Schmuckstück betrachteten und sich darüber unterhielten.

      »Es besteht nicht der geringste Zweifel«, sagte der Sergeant, nahm eine Liste aus einem Schubfach und zeigte mit dem Finger auf einen dort aufgeführten Gegenstand. »Sehen Sie, hier ist die genaue Beschreibung. Es ist die Brillantnadel, die Mrs. Crewe-Sanders entwendet wurde. Wollen Sie ihn verhaften lassen?«

      »Selbstverständlich«, entgegnete Jack, aber es war ihm nicht wohl bei dem Gedanken. Er durfte im Augenblick diesen Mann nicht einmal ausfragen und feststellen, wie er in den Besitz der gestohlenen Brillantnadel gekommen war. Vor allem mußte er Zeit gewinnen, um seine Gedanken zu sammeln.

      »Ich gehe jetzt zum Chefinspektor. Er wird wohl noch in seinem Klub sein«, sagte er zu dem Sergeanten. »Behalten Sie den Mann hier, bis ich zurückkomme, und schließen Sie das Etui mit dem Schmuck ein.«

      Langsam wanderte er die Straße entlang, denn er hatte keine Eile, seinen Vorgesetzten zu erreichen. Er hoffte, daß ihm noch irgendein Ausweg einfallen würde, um Barbara nicht direkt durch diese Entdeckung zu belasten.

      Aber als er die Treppe zum ›Carlton-Club‹ hinaufstieg, war er noch auf keine Lösung gekommen.

      Zu seinem größten Erstaunen wartete der Chefinspektor bereits in der Eingangshalle auf ihn.

      »Kommen Sie mit mir in den Rauchsalon«, sagte er zu Jack.

      Danton folgte der Aufforderung und wunderte sich, woher der Chefinspektor etwas von seinem bevorstehenden Besuch wissen konnte.

      Aber die Frage klärte sich bald.

      »Ich bin von der Polizeiwache Westminster angerufen worden, und man hat mir die Festnahme dieses sonderbaren John Smith mitgeteilt. Nachdem Sie die Wache verlassen hatten, kam ein Freund dieses Mannes und klärte die Sache auf. Ich bin davon überzeugt, daß ihm das Schmuckstück, das man bei ihm fand, rechtmäßig gehört. Er ist ein Juwelier und war unterwegs, um die Brillantnadel einem Freund zu zeigen.«

      Diese dürftige Erklärung setzte Jack in größtes Erstaunen. Er atmete trotzdem erleichtert auf, denn dadurch war Barbara im Augenblick außer Gefahr.

      »Das Schmuckstück entsprach doch aber genau der Beschreibung«, widersprach er schwach.

      Sein Vorgesetzter jedoch wollte nicht noch länger bei diesem Gegenstand verweilen und unterbrach ihn. »Das weiß ich auch. Es ist völlig gleich – ein Duplikat der Brillantnadel, die Mrs. Crewe-Sanders bei dem Juwelier Streetley gekauft hat. Der Mann, den Sie mitbrachten, ist der Geschäftsführer dieser berühmten und Ihnen sicher bekannten Firma.«

      Darauf wußte Jack nichts zu sagen. Er war auch viel zu erleichtert, daß sich der Verdacht gegen Barbara als unbegründet herausstellte, um sich noch viele Gedanken wegen seines Irrtums zu machen.

      »Und noch eins, Danton«, fuhr der Chefinspektor fort, während er nachdenklich auf die Asche seiner Zigarre schaute, »ich habe heute im Scherz gesagt, Sie sollten die Augen offenhalten, ob Sie vielleicht den Juwelendieb im Hause von Lord Widdicombe fänden. – Keine Widerrede, mein Lieber – es war ein Scherz. Wenn Sie sich jetzt in die Ermittlungen einmischen würden, könnten Sie höchstens stören.«

      »Ich verstehe«, murmelte Jack, obwohl er nichts verstanden hatte.

      4

      In

Скачать книгу