Der Dieb in der Nacht. Edgar Wallace

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Der Dieb in der Nacht - Edgar Wallace

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Lord Widdicombe. Wie Sie sehen, handelt es sich um eine Verleumdung seiner Frau, die ihm untreu geworden sein soll. Glücklicherweise ist der Lord ein intelligenter, vernünftiger Mann, der zu seiner Frau das größte Vertrauen hat. Er zeigte ihr den Brief und hat ihn dann uns zur Verfügung gestellt. – Ich möchte Sie nun bitten, nach Shropshire zu fahren. Sie haben ja viele Bekannte in diesen Kreisen, und ich brauche Ihnen wahrscheinlich nicht erst lange Empfehlungsschreiben mitzugeben. Sind Sie schon einmal in der Gegend gewesen?«

      »Ja, gewiß«, erwiderte Jack und lächelte. »Ich bin schon sehr lange mit den Widdicombes befreundet, und zufälligerweise habe ich gerade eine Einladung von ihnen erhalten, sie auf ihrem Landsitz zu besuchen.«

      Zuerst war Jack sehr enttäuscht, daß ihm nicht die Aufklärung der Juwelendiebstähle übertragen wurde, aber schließlich fesselte ihn jede neue Aufgabe, und er war gespannt, was er in Shropshire erleben würde.

      Er nahm die Akten, aus denen alle weiteren Einzelheiten hervorgingen, in sein Büro mit und brachte den Vormittag damit zu, die einzelnen Briefe und Handschriften miteinander zu vergleichen. Nach einer Weile lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und dachte angestrengt nach.

      »Ausgerechnet Shropshire!« murmelte er vor sich hin und mußte unwillkürlich lächeln. »Barbara May ist doch gerade von Shropshire nach London gekommen.«

      Bei dem Gedanken warf er einen Blick auf seine Uhr und erhob sich eilig.

      Es war möglich, daß sie heute morgen einen Spazierritt im Hyde Park machte. Schon manchmal war er um diese Zeit dorthin gegangen, um die Reiter zu beobachten, und war enttäuscht gewesen, wenn er sie nicht getroffen hatte.

      Gleich darauf fuhr er in einem Taxi bis zur Hyde Park Corner. Langsam ging er dann die belebten Parkwege entlang und musterte die vorbeikommenden Reiter.

      Plötzlich schlug sein Herz schneller, denn er sah Barbara. Sie hielt unter einem Baum und sprach mit einem Herrn, in dem Danton ein Parlamentsmitglied erkannte. In vorzüglicher Haltung saß sie auf einem großen Rappen. Wieder einmal kam Jack, als er sie so vor sich sah, Barbaras Schönheit zum Bewusstsein. Er winkte ihr zu.

      »Hallo, Mr. Danton!« rief sie, beugte sich nieder und gab ihm die Hand. »Ich dachte, Sie wären in Paris?«

      »Gestern morgen hatte ich noch keine Ahnung, daß ich so bald wieder in London sein würde«, antwortete er, »aber man hat mir ein Telegramm geschickt, daß ich zurückkommen soll.«

      Schon oft hatte er sich mit Barbara May unterhalten, nachdem er sie im Londoner Haus von Lady Widdicombe kennengelernt hatte. Aber bisher hatte er ihr noch nicht erzählt, weichen Beruf er ausübte; eigentlich war es ihm recht, daß sie noch nie neugierig danach gefragt hatte.

      Er wußte, daß sie die Tochter eines Beamten im Außenministerium war und daß sie selbst während des Krieges dort gearbeitet hatte. Sie besaß kein Vermögen, und es hieß, daß Lady Widdicombe versuchte, einen geeigneten Mann für sie zu finden. Das war eigentlich alles, was Danton über Barbara May wußte, aber wenn er sie getroffen hatte, wartete er jedesmal mit Ungeduld auf die nächste Gelegenheit, sie wiederzusehen.

      »Sie hatten mir doch fest versprochen, daß Sie mit mir ausreiten würden!« sagte sie vorwurfsvoll. »Jetzt wird wohl nichts mehr daraus werden, denn morgen verlasse ich London.«

      Als sie die Enttäuschung in seinem Gesicht bemerkte, lachte sie.

      »Ich fahre nach Shropshire«, fuhr sie fort. »Bei den Widdicombes findet wieder die Kricketwoche statt. Kommen Sie auch?«

      Er atmete erleichtert auf, denn nun war der Besuch bei seinen Bekannten nicht nur Pflicht, sondern auch eine große Freude.

      »Ja, zufällig fahre ich morgen Abend auch dorthin. Dann werden wir also doch noch zusammen ausreiten?«

      Sie nickte.

      »Waren Sie die ganze Zeit in London?« fragte er, um die Unterhaltung nicht abreißen zu lassen.

      Einen Augenblick zögerte sie.

      »Nein, ich war auf Schloß Morply bei Mrs. Crewe-Sanders.«

      Er starrte sie erstaunt an.

      »Ach, das ist die Dame, die ihre Brillantnadel verloren hat?«

      Es schien ihm, als ob sie rot würde.

      »Ja«, erwiderte sie kurz und ritt mit einem kühlen Nicken davon.

      Bestürzt schaute er ihr nach. Hatte er etwas gesagt, worüber sie sich geärgert haben könnte? Das war das letzte, was er beabsichtigte. Früher war sie doch nicht so empfindlich gewesen! Sie hatte sich also auf Schloß Morply aufgehalten, als dort die Brillantnadel gestohlen wurde. Wieder tat es ihm leid, daß man ihm nicht den Auftrag gegeben hatte, diese Verbrechen aufzuklären. Es wäre doch interessant gewesen, wenn Barbara May ihm die Geschichte erzählt hätte. Dann hätte er von ihr alle Einzelheiten erfahren können.

      Er kehrte in sein Büro zurück und wußte nicht, warum er sich plötzlich so unbehaglich fühlte. Gewöhnlich weiß man ja den Grund für so etwas, aber Jack war nicht imstande, sich darüber klarzuwerden.

      Am Nachmittag vertiefte er sich in seine Arbeit und war damit beschäftigt, bis er gestört wurde.

      Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, und als er den Hörer abhob, hörte er die Stimme des Chefinspektors.

      »Wenn Sie bei den Widdicombes zu Besuch sind, halten Sie die Augen offen – vielleicht können Sie etwas über diesen geheimnisvollen Juwelendieb erfahren. Ich habe so eine Ahnung, daß er der dortigen Gegend auch einen Besuch abstattet.«

      Er dachte, und Jack fragte sich verwundert, als er den Hörer wieder auflegte, was er wohl damit gemeint hatte.

      3

      Abends ging Jack in seine Wohnung und traf alle Vorbereitungen für die Fahrt nach Shropshire; danach aß er allein in einem Restaurant. Auf dem Heimweg ließ er sich Zeit, denn er wollte noch etwas frische Luft haben, um gut schlafen zu können.

      So kam er auch über den Piccadilly Circus. Seine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit Barbara May, die solch eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübte. Teils ärgerte er sich darüber, teils aber machte es ihm doch Freude, sich mit dem Gedanken an sie zu beschäftigen. Er war nicht gerade leicht zu beeindrucken, das wußte er, und deshalb fragte er sich, welche von Barbaras Eigenschaften ihn so stark fesselte, daß dieses Mädchen sein ganzes Denken beherrschte.

      Eine große Limousine fuhr an ihm vorüber und hielt in einiger Entfernung vor ihm am Bordstein. Als der Wagen dann mit ihm auf gleicher Höhe war, warf Danton einen raschen Blick hinein. Einen Augenblick drohte sein Herzschlag auszusetzen, denn er hatte im Licht der Straßenlaterne eine der beiden Personen erkennen können, die im Wagen saßen. Er hatte sich nicht getäuscht: Es war Barbara May. Er würde sie überall wiedererkennen.

      Sie sprach eifrig mit jemandem, Jack hätte aber nicht sehen können, wer es war.

      Er setzte seinen Weg fort. Allem Anschein nach hatte sie ihn nicht erkannt. Eine seltsame Unruhe überkam ihn bei dem Gedanken, daß dort ein anderer Mann neben ihr im Auto saß, und er empfand brennende Eifersucht.

      Welche

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